Schulterarthrose (Omarthrose)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Schulterarthrose kommt seltener vor als etwa eine Arthrose des Knies, doch ist sie ebenso schmerzhaft, und der Leidensdruck der Betroffenen ist groß. Die Erkrankung ist nicht heilbar. Aber zahlreiche Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern, können den Patienten helfen. Letztes Mittel bei fortschreitender Erkrankung kann eine Operation sein.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Schulterarthrose?

Bei einer Arthrose der Schulter reiben Oberarm und Schulterpfanne gegeneinander, ohne dass sie von dem im Gelenk liegenden Knorpel ausreichend geschützt werden.
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Die Arthrose der Schulter bezeichnet eine Veränderung des Schultergelenks, die durch Abnutzung entsteht. Zwischen dem Oberarm und der Schulterpfanne, die zusammen das Schultergelenk bilden, befindet sich ein Spalt, der mit Knorpelmasse gefüllt ist.

Dieser Knorpel hat die Aufgabe, den Druck abzufedern, der entsteht, wenn zwei Knochen an einem Gelenk aufeinandertreffen, und die Belastung gleichmäßig zu verteilen. Wird die Knorpelmasse durch Abnutzung weniger, reiben beide Gelenkteile zunehmend enger aufeinander. Diese Reibung verursacht weitere Abnutzung, Entzündungen und Schmerzen.

Ursachen

Da das Schultergelenk im Normalfall weniger belastet ist als beispielsweise das Hüft- oder Kniegelenk, die ständig das Gewicht des gesamten Körpers tragen und bewegen müssen, ist es seltener von Arthrose befallen als andere Gelenke.

Wenn die Erkrankung dennoch auftritt, kann das verschiedene Ursachen haben. Sehr oft ist Arthrose eine Erscheinung des fortschreitenden Alters und der damit verbundenen Abnutzung der Gelenke. Sie kann aber auch die Folge eines Unfalls sein, nach einem schlecht verheilten Bruch am Oberarm etwa, oder einer Erkrankung wie Rheuma, einer Durchblutungsstörung oder einer bakteriellen Entzündung.

Auch die familiäre Veranlagung kann eine Rolle spielen. Regelmäßige, einseitige Belastungen wie etwa beim Sport oder im Beruf können nach längerer Zeit ebenfalls zu einer Schulterarthrose führen. Davon können Handwerker ebenso betroffen sein wie Musiker oder Profisportler.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Arthrose der Schulter beginnt schleichend und verursacht zunächst nur wenig Beschwerden. Der Patient verspürt zwar hin und wieder Schmerzen, sieht sich aber in seinen Handlungen und Bewegungen kaum eingeschränkt. Unbehandelt verschlimmern sich die Schmerzen und führen zu Bewegungseinschränkungen.

Besonders das Arbeiten über Kopf scheint dann oftmals unmöglich. Die Einschränkungen der Bewegung stellen sich in alle Richtungen ein. Der Arm kann nicht mehr abgespreizt werden und das nach oben Greifen wird nur noch unter Schmerzen möglich sein.

Besonders, wer sportlich aktiv ist und die Schulter häufig belastet, wird die Schmerzen spüren und die Schulter nicht mehr wie gewohnt belasten können. Besonders Sportarten, wo die Schulter im Fokus steht, werden dann nur noch unter Schmerzen möglich sein. Dazu zählen Handball, Tennis, Kugelstoßen oder Volleyball.

Am schlimmsten sind die Schmerzen, wenn die Schulter belastet wird und wenn der Betroffene auf der Schulter liegt. Bei einer fortgeschrittenen Schulterarthrose schmerzt das Gelenk auch im Ruhezustand. Schränkt der Patient seine Bewegungen mehr und mehr ein, kommt es zur Schultersteife. Damit die Beschwerden nicht weiter zunehmen und chronisch werden, ist eine rechzeitige Behandlung der Schulterarthrose anzuraten.

Diagnose & Verlauf

Schematische Darstellung der gesunden Schulter under der Schulterarthrose im Vergleich. Klicken, um zu vergrößern.

Bei einer Arthrose der Schulter reiben Oberarm und Schulterpfanne gegeneinander, ohne dass sie von dem im Gelenk liegenden Knorpel ausreichend geschützt werden. Die Folge davon sind Schmerzen durch die mechanische Reibung, später können durch den fehlenden Druckausgleich auch Entzündungen entstehen.

Zunächst empfindet der Patient die Bewegung von Arm, Schulter oder auch Kopf als schmerzhaft. Oftmals wird dann eine Schonhaltung eingenommen, die zu einer Fehlhaltung und falschen Belastung anderer Muskeln und Gelenke führt und weitere Schmerzen zur Folge hat. Die Beweglichkeit des Schultergelenks wird im fortschreitenden Verlauf der Krankheit stark eingeschränkt, schließlich empfindet der Betroffene auch in Ruhehaltung oder im Schlaf Schmerzen.

Das Gelenk kann seine Beweglichkeit völlig verlieren und versteifen. Tägliche Verrichtungen wie das Anziehen können so enorm erschwert werden. Für die Diagnose ist in einem ersten Gespräch eine genaue Darstellung der Symptome und Beschwerden sinnvoll. Bei einer körperlichen Untersuchung kann die Beweglichkeit des Gelenks überprüft werden.

Endgültig bestätigen eine Ultraschalluntersuchung, eine Röntgenaufnahme und eine Magnetresonanztomographie (MRT), ob tatsächlich eine Schulterarthrose vorliegt und in welchem Maß der Verschleiß an Knochen und Knorpel bereits vorangeschritten ist. Besteht der Verdacht, dass eine bakterielle oder rheumatische Erkrankung die Ursache sind, ist eine Punktion des Gelenks angebracht.

Bei einer Schulterarthrose muss der Betroffene mit Komplikationen rechnen. Dazu zählen in erster Linie Gelenkentzündungen. Bei Medizinern ist dann von einer aktivierten Arthrose die Rede. Sie tritt durch verstärkte Schmerzen und das Anschwellen des Schultergelenks in Erscheinung.

Komplikationen

Komplikationen, die sich aufgrund einer Omarthrose ergeben, wirken sich oftmals auf das alltägliche Leben der Patienten aus. So leiden sie häufig unter Einschränkungen ihrer Bewegungsfreiheit sowie stechenden Schmerzen. Infolgedessen kann die betroffene Person ganz normale Dinge des Alltags nicht mehr ungehindert durchführen. Finden zudem zusätzliche Belastungen des Schultergelenks statt, drohen im weiteren Verlauf Knochenschädigungen. So besteht das Risiko, dass der Knochen aufgrund der intensiven Reibung absplittert und es zu seiner dauerhaften Beeinträchtigung kommt.

Wie oft sich Komplikationen bei einer Schulterarthrose zeigen und in welchem Ausmaß sie auftreten, fällt von Mensch zu Mensch unterschiedlich aus. So sind schmerzfreie Zeiträume von einigen Monaten ebenso möglich wie ein schnell voranschreitender Ablauf der Erkrankung. Um gravierende Folgeerscheinungen zu vermeiden, ist es sinnvoll, einen Arzt aufzusuchen, um eine frühzeitige Behandlung zu beginnen. Mitunter kann auch ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein.

Eine seltene Folgeerscheinung der Operation stellt die Bildung einer Entzündung dar, die wiederum einen Abszess hervorruft. Dabei sammelt sich in einem kleinen Hohlraum Eiter an. Durch diesen Hohlraum entsteht wiederum Druck auf das benachbarte Gewebe. In einigen Fällen dringt der Eiter bis in die Blutbahn vor, sodass das Risiko einer Blutvergiftung (Sepsis) besteht.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Im Falle einer Schulterarthrose ist der Betroffene immer auf einen Besuch bei einem Arzt angewiesen, um weitere Komplikationen und Beschwerden zu vermeiden. Nur durch eine frühzeitige Diagnose und Behandlung dieser Krankheit können weitere Beschwerden verhindert werden. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Patient an sehr starken Einschränkungen in der Bewegung an den Schultern leidet. Dabei kommt es schon bei leichten und einfachen Bewegungen der Schultern zu starken Schmerzen, welche sich negativ auf den Alltag und auch auf die Lebensqualität des Betroffenen auswirken können.

Nicht selten breiten sich die Schmerzen auch in die benachbarten Regionen des Körpers aus. Sollten die Schmerzen durch die Schulterarthrose dauerhaft auftraten und nicht wieder von alleine verschwinden, so muss auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. Vor allem nach einem Unfall oder nach einer starken Verletzung ist ein Arzt zu konsultieren.

Bei der Schulterarthrose kann ein Allgemeinarzt oder ein Orthopäde konsultiert werden. In den meisten Fällen kommt es dabei zu einem positiven Krankheitsverlauf.

Behandlung & Therapie

Eine Schulterarthrose ist nicht heilbar. Akute Beschwerden können durch die Injektion von Schmerzmitteln und Kortison verringert werden, auch Kältebehandlungen werden als lindernd empfunden.

Wenn Entzündungen in den beanspruchten Gelenkpartien durch Medikamente abgeheilt sind und eine weitgehende Schmerzfreiheit des Patienten hergestellt wurde, ist eine Physiotherapie möglich. Durch gezielte Übungen können Fehlhaltungen korrigiert sowie Muskeln und Sehnen gestärkt werden, um das Skelett bestmöglich zu entlasten. Röntgenreizbestrahlung, Mikrowellenbestrahlung und Ultraschall können das Fortschreiten der Arthrose verlangsamen.

Im späteren Stadium kann durch eine Arthroskopie das Schultergelenk gereinigt und im Zuge dieses Eingriffs unter Umständen der Schulterdachschleimbeutel entfernt werden. Ist das Gelenk in keinem erhaltenswerten Zustand mehr, ist möglicherweise das Einsetzen einer Prothese ratsam. Der Arzt entscheidet zusammen mit dem Patienten in jedem Einzelfall, welche Art des künstlichen Gelenks am sinnvollsten ist. Das hängt im Wesentlichen vom Grad der Schädigung des Schultergelenks ab.

Der Eingriff erfolgt in der Regel unter Vollnarkose und erfordert eine mehrwöchige Rehabilitationsphase. Nach etwa drei Monaten ist eine erste alltägliche Belastung der Schulter wieder möglich. Eine solche Prothese hält durchschnittlich etwa zehn Jahre.

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Vorbeugung

Einer Schulterarthrose lässt sich wie jeder anderen Arthrose gut durch Sport vorbeugen. Dabei sind vor allem Dehnungs- und Aufwärmübungen wichtig. Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren, die gleichmäßige Abläufe erfordern und verschiedene Bereiche der Muskulatur miteinbeziehen, sind sehr gut geeignet.

Einseitige Belastungen sollten vermieden werden. Bewegung fördert generell die Durchblutung des Knorpels und damit dessen Lebensdauer. Eine kräftige Muskulatur stützt außerdem das Skelett und trägt dazu bei, die Knochen zu entlasten. Eine gesunde Ernährung und ein normales Gewicht sind ebenfalls wichtig, um die Gelenke gesund zu halten.

Nachsorge

Da eine Schulterarthrose nicht heilbar ist, wird der Patient ein Leben lang auf seine erkrankte Schulter achten müssen. Selbst nach einer Operation, die in der Regel die Beschwerden lindern kann, gibt es keine Garantie dafür, dass nicht wieder eine Arthrose im Schulterbereich auftritt.

Daher bleibt es in der Nachsorge bei den Empfehlungen, wie sie auch für die Selbsthilfe und zur Vorbeugung gegeben werden. Muskelpartien im Bereich der Schulter sollten beispielsweise nicht einseitig anspannt werden. Dazu kann man beispielsweise den Arbeitsplatz ergonomisch anlegen und ansonsten auf ausreichende Pausen mit entsprechender Entspannung achten.

Altersgemäßer Sport ist für die Patienten einer Schulterarthrose unverzichtbar. Die bereits durch die physiotherapeutischen Behandlungen erlernten Dehnübungen sollten weiter praktiziert werden. Zusätzlich empfehlen sich Stretching-Kurse, Yoga oder Pilates. Gut ist auch alles, was die Muskulatur im Schulter-, Nacken-, Rücken- und Arm-Bereich kräftigt. Physiotherapie oder auch Massagen sind anzuraten.

Auch eine gesunde Ernährung ist nicht unwichtig. Schließlich muss das körpereigene Immunsystem in der Lage sein, Entzündungen abzuwehren und den Verschleiß zu kompensieren. Das kann es nur, wenn es entsprechend gestärkt wird. Eine abwechslungs- und vitaminreiche Nahrung sorgt für starke Abwehrkräfte. Um diesen Effekt nicht zu zerstören, sollten die Patienten auf Genussgifte wie Alkohol und Nikotin verzichten.

Das können Sie selbst tun

Die Schulterarthrose (Omarthrose) ist eine Erkrankung, die mit Selbsthilfe zwar etwa positiv beeinflusst wird, aber ebenso wenig heilbar ist wie durch die klassische schulmedizinische Behandlung. Grund hierfür sind die Gelenkflächen, deren Zerstörung nicht wieder rückgängig gemacht werden kann. Dennoch kann versucht werden, Synovia (Gelenkschmiere) durch gezielte Bewegung in ihrer Bildung anzuregen, sodass durch deren Gleitfähigkeit erreicht werden, dass die Gelenkflächen nicht allzu hart aufeinanderreiben. Bewegung regt die Synovia im Gelenkspalt an. Dies kann etwas Linderung bringen.

Bewegung ist jedoch noch aus einem anderen Grund von zentraler Bedeutung im Rahmen der Selbsthilfe bei der Schulterarthrose: Wenn Schmerzen nämlich den Patienten zu Schonung des Gelenks veranlassen, droht dessen Versteifung und die Schmerzen werden (inklusive der Unbeweglichkeit) mehr. Dieser Teufelkreislauf ist unbedingt zu vermeiden und die Mitarbeit des Patienten ist in diesem Zusammenhang unverzichtbar. Wichtig sind vor allem Übungen, die die Rotatorenmanschette trainieren. Diese und andere können vom Krankengymnasten erlernt und zu Hause in Eigenregie regelmäßig durchgeführt werden.

Zwei weitere Dinge sind es, die bei Schulterarthrose von den Patienten beachtet werden sollten. Einseitige Haltungen und Bewegugen sind zu vermeiden. Auch ein Blick auf die Ergonomie am Arbeitsplatz ist wichtig. Lockerung in den Arbeitspausen ist hier zudem ein wichtiger Faktor. Weiterhin sollte nachts auf eine bequeme Lage im Bett mit einer schultergerechten Matratze geachtet werden.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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