Sekundärer Hyperaldosteronismus
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Sekundärer Hyperaldosteronismus liegt bei hohem Aldosteronspiegel vor. Die Erscheinung begleitet Organerkrankungen wie Leberzirrhose, Herzinsuffizienz oder chronische Nierenerkrankungen. Die Behandlung hängt im Einzelfall von der primären Ursache ab.
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Was ist Sekundärer Hyperaldosteronismus?
Aldosteron ist ein Steroidhormon der Nebennierenrinde. Das Hormon erhöht neben dem Blutdruck die Rückresorptionsrate für Natrium und Wasser innerhalb des distalen Nierentubulus. Als Hyperaldosteronismus werden Krankheitszustände mit erhöhter Aldosteronsekretion bezeichnet.
Der erhöhte Spiegel des Hormons manifestiert sich in Symptomen wie Hypertonie, Hypokaliämie und metabolische Alkalose. Die Patienten leiden demzufolge an einer Blutdruckerhöhung sowie Kaliummangel und einer pH-Wert-Erhöhung im Blut. Viele Formen des Hyperaldoteronismus werden durch Störungen der Nebennierenrinde verursacht.
Der sekundäre Hyperaldosteronismus ist von Nebennierenstörungen unabhängig. Stattdessen beruht diese Variante auf pathologisch erhöhter Stimulation des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems. Bei diesem System handelt es sich um einen regulativen Kreislauf, der den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt im menschlichen Körper steuert und damit entscheidende Auswirkungen auf den Blutdruck zeigt.
Ursachen
Durch eine Verminderung der Nierendurchblutung bildet sich reaktiv wesentlich mehr Angiotensin II. Außerdem kann sekundärer Hyperaldosteronismus bei allen anderen Erkrankungen auftreten, die mit einer Verminderung des aktuell zirkulierenden Blutvolumens einhergehen. Über die Hypovolämie wird in diesem Fall das Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems aktiviert.
Diese Prozesse sind für Erkrankungen wie Herzinsuffizienz und Leberzirrhose charakteristisch. Außerdem können Durchfallerkrankungen, Zustände mit Erbrechen und die Gabe von Laxantien eine Elektrolytverschiebung hervorrufen und damit eine Aktivitätserhöhung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems anregen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Klassischerweise ist sekundärer Hyperaldosteronismus durch einen symptomatischen Trias aus Bluthochdruck, Kaliummangel und metabolischer Alkalose gekennzeichnet. Alle zusätzlichen Symptome geben im Einzelfall wichtige Hinweise auf die primäre Ursache. Zum Beispiel tritt nicht bei allen Formen des sekundären Hyperaldosteronismus eine symptomatische Erhöhung des Blutdrucks auf.
Falls eine Blutdruckerhöhung vorliegt, sind chronische Nierenerkrankungen wie renale Hypertonien und Renin-produzierende Tumore mögliche Auslöser. Außerdem kann Medikamentmissbrauch vorliegen, so zum Beispiel Lakanzienabusus. Falls Ödeme die Symptomatik begleiten, spricht das eher für ursächliche Herzinsuffizienz, eine Leberzirrhose oder seltener ein nephrotisches Syndrom.
Sämtliche Formen des sekundären Hyperaldosteronismus, die ohne Hypertonie oder Ödeme auftreten, sind fast in allen Fällen auf Laxanzienmissbrauch oder länger anhaltende Durchfall- und Brechsymptomatik zurückzuführen. Gerade bei Durchfall oder Erbrechen treten weitere Symptome wie Gewichtsverlust oder Mangelernährungserscheinungen hinzu. Für Mangelerscheinungen können Symptome der Haut, der Haare und der Nägel sprechen.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Sekundärer Hyperaldosteronismus muss im Rahmen der Diagnostik immer von der primären Form des Hyperaldosteronismus abgegrenzt werden. Diese Abgrenzung beinhaltet vor allem den Ausschluss von Störungen der Nebennierenrinde. Bildgebungen können in diesem Zusammenhang zum Beispiel Tumore der Nebennierenrinde ausschließen.
Prinzipiell wird der Nachweis über Hyperaldosteronismus über diagnostische Parameter wie erhöhte Aldosteron- und Reninkonzentration im Serum erbracht. Die anschließende Feindiagnostik besteht in systematischer Ursachenforschung. Neben Anamnese und Krankheitsgeschichte des Patienten können Bildgebungen der Organe ein wichtiger Schritt sein, so vor allem Bildgebungen der Nieren, der Leber und des Herzens.
Auch weitere Labordiagnostik kann im Einzelfall erforderlich sein. Bei Medikamentenmissbrauch ist zum Beispiel der Nachweis über den missbrauchten Wirkstoff zu erbringen. In den meisten Abusus-Fällen sind die Patienten selbst nicht zum Geständnis zu bewegen. Familie und Freunde sind häufig Mitwisser, schämen sich aber oft, nicht eingegriffen zu haben.
Komplikationen
Wie beim primären Hyperaldosteronismus ergeben sich auch beim sekundären Hyperaldosteronismus Komplikationen aus der klassischen Trias von metabolischer Alkalose, Hypertonie und Hypokaliämie. Allerdings können beim sekundären Hyperaldosteronismus zusätzliche Komplikationen hinzukommen, die von den zugrunde liegenden Erkrankungen verursacht werden. Hier stellt der Hyperaldosteronismus nur ein Symptom der jeweiligen Erkrankung dar.
Die aus dem Hyperaldosteronismus resultierende metabolische Alkalose führt zur Minderung der Lungenbelüftung. Gleichzeitig kommt es durch den Austausch von intrazellulären Wasserstoffionen gegen extrazelluläre Kaliumionen zu einer Hypokaliämie. Die Hypokaliämie kann je nach Ausprägung zu Muskelschwäche, Lähmungen der glatten Muskulatur, Herzrhythmusstörungen bis zum Kammerflimmern, Muskelfaserzerfall oder Nierenversagen führen.
Gleichzeitig verursacht der ständig hohe Blutdruck chronische Herzkreislaufprobleme, die einen Herzinfarkt oder Schlaganfall begünstigen können. Besonders, wenn der sekundäre Hyperaldosteronismus durch Nierenerkrankungen hervorgerufen wird, kann es im Rahmen eines sich selbst verstärkenden Prozesses zu einer ständigen Erhöhung des Blutdrucks kommen. Der hohe Blutdruck beeinträchtigt die Nierenfunktion, die wiederum den sekundären Hyperaldosteronismus verstärkt.
Wenn im Rahmen des sekundären Hyperaldosteronismus Ödeme auftreten, liegt als zugrunde liegende Erkrankung oft Leberzirrhose, Herzinsuffizienz oder das nephrotische Syndrom vor. Die Herzinsuffizienz kann je nach Schweregrad zu schweren Atemwegsproblemen und Bewusstseinsstörungen über Verwirrtheitszustände bis zum Koma führen. Eine Leberzirrhose ist nur mit Hilfe einer Lebertransplantation vollständig heilbar. Unbehandelt führt sie langfristig zum Tod. Im Rahmen des nephrotischen Syndroms ist ein vollständiges Nierenversagen möglich.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei dieser Krankheit sollte immer eine Behandlung durch einen Arzt stattfinden. Nur durch eine richtige medizinische Behandlung können weitere Komplikationen verhindert werden. Im schlimmsten Fall verstirbt der Betroffene unbehandelt an den Beschwerden dieser Erkrankung. Aus diesem Grund ist beim Hyperaldosteronismus vor allem eine frühzeitige Diagnose mit einer frühzeitigen Behandlung sehr wichtig.
Ein Arzt ist beim Hyperaldosteronismus dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an einem stark erhöhten Blutdruck leidet. Diese Beschwerde tritt ohne einen besonderen Grund auf und verschwindet auch nicht wieder von alleine. Ebenfalls kann ein dauerhafter Mangel an Kalium auf die Krankheit hindeuten und sollte auch durch einen Arzt untersucht werden. Die meisten Betroffenen weisen beim Hyperaldosteronismus auch einen Verlust an Gewicht und verschiedene andere Mangelerscheinungen auf. Auch die Nägel, die Haut oder die Haare können durch diese Krankheit negativ beeinträchtigt werden.
Die Erkrankung kann durch einen Allgemeinarzt diagnostiziert werden. Allerdings hängen der weitere Verlauf und die weitere Behandlung stark von der genauen Ursache der Erkrankung ab, sodass hierbei keine allgemeine Prognose gegeben werden kann.
Behandlung & Therapie
Für Patienten mit sekundärem Hyperaldosteronismus hängt die Therapie von der primären Ursache ab. Soweit wie möglich strebt das Ärzteteam eine kausale Behandlung der Primärerkrankung an. Dabei handelt es sich um einen Behandlungsansatz, der die eigentliche Ursache zu beheben versucht.
Bei Herzinsuffizienz reichen die Behandlungsmöglichkeiten zum Beispiel von konservativ medikamentösen Ansätzen über eine Änderungen des Lebensstils bis hin zu invasiven Verfahren. Als invasive Ansätze kommen neben implantierbaren Geräten unter anderem Transplantate in Frage. Bei Niereninsuffizienz durch chronische Nierenerkrankungen finden als supportive Behandlungsschritte Ernährungsumstellungen statt.
Eine Eiweiß- und Salzarme Diät hemmt eventuelle Flüssigkeitsansammlungen im Nierenbereich. Medikamentöse Maßnahmen konzentrieren sich auf die Gabe von entwässernden Diuretika, um die Flüssigkeitsausscheidung zu steigern. Über die Flüssigkeitszufuhr muss der Patient eine Art Tagebuch führen. Weit fortgeschrittene Schädigungen der Niere erfordern zusätzliche Entgiftungsmaßnahmen.
In der Regel findet im späteren Verlauf einer Niereninsuffizienz eine dauerhafte Dialysebehandlung Anwendung. Die vollständige Heilung von chronischen Nierenerkrankungen ist nur durch die Transplantation eines Spenderorgans möglich. Ähnliches gilt für Patienten mit ursächlichen Leberzirrhosen.
Die Abstinenz von lebertoxischen Stoffen wie Alkohol ist im Rahmen der Leberzirrhose ebenso wichtig wie ausgewogene Ernährung und der Ausgleich von Mangelzuständen, so zum Beispiel Folsäuremangel oder Vitaminmangel. Die Proteinzufuhr wird gegebenenfalls reduziert. Letztlich können die supportiven Behandlungsmaßnahmen eine bereits begonnene Leberzirrhose allerdings höchstens verzögern.
Daher liegt auch bei dieser Erkrankung die einzige Heilungsaussicht in einer Lebertransplantation. Fall Medikamentenmissbrauch für den sekundären Hyperaldosteronismus verantwortlich ist, gestaltet sich die Behandlung in der Regel leichter. Zukünftig gilt die Abstinenz von den jeweiligen Medikamenten, gegebenenfalls in überwachtem Entzug. Um die ursächlichen Stoffe auszuschwemmen, können Diuretika verabreicht werden.
Vorbeugung
Dem sekundären Hyperaldosteronismus lässt sich nur insoweit vorbeugen, wie sich seinen Ursachen vorbeugen lässt. Im weitesten Sinne können ausgewogene Ernährung, Sport und die Abstinenz von Giften zu den präventiven Maßnahmen gezählt werden.
Nachsorge
Zur Nachsorge eines sekundären Hyperaldosteronismus müssen die Ursachen für die Erkrankung dauerhaft bekämpft werden. Wenn eine Leberzirrhose ursächlich für die Entstehung des sekundären Hyperaldosteronismus war, sollte diese nachhaltig therapiert werden. Die Therapie besteht dabei aus dem Verzicht der Zufuhr von Giftstoffen, die die Leber schädigen (Alkohol, Medikamente), sowie dem Ausgleich bestehender Vitaminmangelerkrankungen.
Ist eine Nierenerkrankung ursächlich für die Entstehung des sekundären Hyperaldosteronismus gewesen, muss diese lebenslänglich behandelt werden. Dies kann operativ oder medikamentös erfolgen. Falls ein Tumor den sekundären Hyperaldosteronismus verursacht hat, sollten regelmäßige Untersuchungen der Tumormarker im Blut sowie bildgebende Verfahren (MRT, CT, Ultraschall) eingesetzt werden, um einen erneut entstandenen Tumor schnellstmöglich erkennen und behandeln zu können.
Ist eine Herzinsuffizienz die Ursache für den sekundären Hyperaldosteronismus gewesen, muss diese dauerhaft kardiologisch behandelt werden. Lag die Ursache in einer Schwangerschaft, müssen nur bei erneuten Schwangerschaften regelmäßige Untersuchungen der Aldosteronwerte im Blut erfolgen. In allen anderen Fällen sollten grundsätzlich regelmäßige Kontrollen der Kalium- und Aldosteronwerte im Blut erfolgen, um die erneute Entstehung eines Hyperaldosteronismus frühzeitig zu erkennen.
Im Falle eines zu niedrigen Kaliumspiegels im Blut, sollte außerdem künstlich Kalium als Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden. Daneben kann eine dauerhafte natriumarme Diät den Heilungsprozess unterstützen und der erneuten Entstehung eines Hyperaldossteronismus vorzubeugen.
Das können Sie selbst tun
Der sekundäre Hyperaldosteronismus lässt sich abhängig vom Auslöser der Erkrankung oft durch eine Umstellung der Lebensgewohnheiten bekämpfen. Durch Veränderungen im alltäglichen Ernährungsplan senkt sich beispielsweise der Blutdruck, wodurch die Heilungschancen steigen. Zudem sollten sich die Patienten an den ärztlichen Ratschlägen orientieren und die Medikamente wie vorgeschrieben einnehmen.
Die Selbsthilfe bezieht sich vor allem auf die gesunde Ernährung. Durch eine salzarme Diät mit wenig Eiweiß lassen sich Nierenbeschwerden vermeiden, zudem erhöht sich die Flüssigkeitsausscheidung. Gegebenenfalls nehmen die Betroffenen gleichzeitig entwässernde Diuretika ein. In vielen Fällen führen die Patienten genau Buch darüber, wie viel Flüssigkeit sie einnehmen. Das hilft ihnen dabei, den Überblick zu behalten, wenn eine Niereninsuffizienz vorliegt. Die Aufzeichnungen dienen als Selbstüberwachung und sind auch für den Arzt nützlich. Schädigende Stoffe wie Alkohol sollten für die Betroffenen tabu sein. Zudem gleichen folsäure- und vitaminhaltige Lebensmittel einen eventuell vorhandenen Mangelzustand aus.
Wenn die Erkrankung von einem Medikamentenmissbrauch ausgelöst wurde, sind die Heilungsgrundsätze relativ simpel. Die Patienten sollten auf die Medikamente verzichten und stattdessen auf eine nährstoffreiche Ernährung setzen. Hierfür benötigen die Betroffenen eine gewisse Disziplin.
Quellen
- Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Steffen, H.-M. et al.: Internistische Differenzialdiagnostik. Schattauer, Stuttgart 2008