Metabolische Alkalose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine metabolische Alkalose ist eine Verschiebung des pH-Wertes im Blut und extrazellulären Gewebe auf Werte über 7,45. Der Grund für diese Verschiebung ist primär ein Anstieg der Bikarbonatkonzentration, entweder durch Anreicherung von Bikarbonat über die Niere oder durch den Verlust säurehaltigen Magensaftes bei schwerem oder chronischem Erbrechen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine metabolische Alkalose?

Bei der ärztlichen Untersuchung kann ein Kaliummangel festgestellt werden. Dieser muss rasch behandelt werden.
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Bei der metabolischen Alkalose gerät der pH-Wert des Körpers reichlich durcheinander, was für die Funktion des Stoffwechsels verheerende Auswirkungen haben kann. Das Wort "metabolisch" zeigt dabei an, dass auch die Ursache dieser pH-Verschiebung im Metabolismus, also im Stoffwechsel zu finden ist. Das Gegenstück dazu wäre die respiratorische Alkalose, die ihre Ursache an der Atmung hat.

Ursachen

Die Rolle der Niere ist dabei ein entscheidender Faktor für die Entstehung der metabolischen Alkalose: Bikarbonat ist ein wichtiges Puffersystem im Blut, welches die einzige Aufgabe hat, den pH-Wert zu regulieren. Um dies zu erreichen, kann ein Bikarbonat-Ion sich mit einem Proton ("Säure") verbinden und dieses aus dem Verkehr ziehen. Anschließend wandelt es sich in Kohlendioxid und Wasser um, das Kohlendioxid-Molekül kann über die Lunge abgeatmet werden und wird so endgültig ausgeschieden. Mithilfe von Bikarbonat kann also Säure aus dem Verkehr gezogen werden, welche in unserem Körper ständig entsteht, beispielsweise bei der Muskelarbeit.

Um Bikarbonat seinereits aus dem Verkehr zu ziehen, bedarf es der Niere. Diese filtriert Bikarbonat in rauen Mengen aus dem Blut ab und holt sich anschließend in ihrem weit verzweigten Sammelrohrsystem nur soviel Bikarbonat zurück ins Blut, wie gerade zur Pufferung benötigt wird. Bringt man dieses komplex regulierte System durcheinander, zum Beispiel durch die Einnahme von Diuretika, also harntreibenden Mitteln, so kann es leicht passieren, dass zu wenig Bikarbonat ausgeschieden wird und folgerichtig den pH-Wert des Blutes durch Säurebindung ins Alkalische verändert - eine metabolische Alkalose ist entstanden.

Neben der Nebenwirkung der Diuretikatherapie als eine der Hauptursachen metabolischer Alkalose kommen auch Verschiebungen des Kalium- und Chloridspiegels in Frage, die ebenfalls über die Niere mit dem Säure-Base-Haushalt des Körpers in Verbindung stehen.

Da Chlorid und Bikarbonat beides negativ geladene Ionen sind, können sie gut über die Zellwand untereinander ausgetauscht werden - fehlt dem Körper Chlorid, so kann er dies kurzfristig durch Bikarbonatmoleküle ersetzen, was dann zwar die elektrische Gleichheit gewährleistet, aber eben auch zur Alkalose führt. Chronisches Erbrechen ist eine mögliche Ursache dieses Problems: Magensaft besteht aus Salzsäure, also Protonen und Chlorid; somit geht dem Körper direkt Säure verloren und indirekt wird dank des Chloridmangels auch noch Bikarbonat an der Niere eingespart und überschwemmt den Stoffwechsel.

Kalium wiederum wird gegen Protonen ausgetauscht, bei Erkrankungen mit Kaliummangel kann es daher auch zur metabolischen Alkalose kommen. Hormonelle Störungen (Mineralokortikoidexzess) können hier ursächlich sein. Andersherum führt eine metabolische Alkalose auch zu einer vermehrten Verschiebung von Kalium in die Zellen im Austausch gegen saure Protonen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das Krankheitsbild der metabolischen Alkalose ist durch einen Blutdruckabfall geprägt, der sich unter anderem durch Schwäche, Verwirrtheit und Missempfindungen der Haut kennzeichnet. Die Betroffenen verspüren ein starkes Unwohlsein, welches plötzlich auftritt und im Verlauf stärker wird. Als Folge des Ungleichgewichts des pH-Werts treten Krämpfe und Atembeschwerden auf.

In schweren Fällen kommt es zu einer lebensbedrohlichen Atemdepression. Eine metabolische Alkalose kann sich außerdem durch Apathie, Sehstörungen, Ohrensausen, Hitzegefühl und Herzrhythmusstörungen äußern. Das deutlichste Anzeichen ist die charakteristische Stellung der Hände, welche verkrampft und leicht nach vorne gebeugt sind.

Bei der ärztlichen Untersuchung kann ein Kaliummangel festgestellt werden. Wenn dieser nicht umgehend behandelt wird, können weitere gesundheitliche Probleme auftreten. So besteht das Risiko, dass sich Mangelerscheinungen (zum Beispiel Mattigkeit und Schwindel) einstellen. Außerdem nehmen die Krämpfe an Intensität zu und rufen bei dem Betroffenen mitunter starke Schmerzen hervor.

Bleibt die metabolische Alkalose unbehandelt, kann es zu einem Herzversagen kommen. Auch bleibende Schäden an den inneren Organen und den Gefäßen sind nicht auszuschließen. Bei einer frühzeitigen Behandlung können schwerwiegende Komplikationen wie diese jedoch zuverlässig vermieden werden. Die Krämpfe klingen meist innerhalb einiger Tage bis Wochen ab.

Diagnose & Verlauf

Die Symptomatik der metabolischen Alkalose wird meistens durch den niedrigen Kaliumspiegel bestimmt: Missempfindungen auf der Haut, Muskelschwäche und gefährliche Herzrhythmusstörungen können auftreten. Wie bei der respiratorischen Alkalose kann es aber auch zu Krämpfen und der typischen "Pfötchenstellung" der Hände kommen. Insgesamt sind schwere metabolische Alkalosen recht selten und werden daher auch häufig übersehen.

Eine einfache Entnahme von Kapillatblut zur Durchführung einer Blutgasanalyse (BGA) kann das Problem aufdecken: Messung von pH-Wert und Bikarbonatkonzentration zeigen untrüglich eine metabolische Alkalose an, Kalium- und Chloridwert können über die Ursache Aufschluss geben.

Komplikationen

Im schlimmsten Fall kann diese Beschwerde den Tod des Patenten herbeiführen. Dies tritt allerdings sehr selten auf und kann mit einer schnellen und frühzeitigen Behandlung vermieden werden. Die Betroffenen selbst leiden dabei an starken Atembeschwerden und an einem Kaliummangel. Der Mangel an Kalium wirkt sich negativ auf die Gesundheit des Patienten aus.

Es kommt dabei zu einer allgemeinen Schwäche, der Patient fühlt eine merkliche Abgeschlagenheit. Ebenso sinkt die Belastbarkeit deutlich ab und es treten Krämpfe in den Muskeln ein. Diese Krämpfe können zu starken Schmerzen und zu unangenehmen Gefühlen führen und verringern damit erheblich die Lebensqualität des Patienten. Weiterhin tritt auch eine Verwirrtheit ein, sodass ein gewöhnliches Denken und Handeln für den Betroffenen in der Regel nicht mehr möglich ist.

Ohne Behandlung kann es auch zu Beschwerden am Herzen kommen, sodass es zu einem Herztod kommen kann. Die Behandlung dieser Krankheit kann durch Infusionen und anderen Medikamente oder Ergänzungsmittel erfolgen. Komplikationen treten dabei nicht auf und die Beschwerden können relativ gut eingeschränkt werden. Bei einer erfolgreichen Behandlung wird auch die Lebenserwartung des Betroffenen nicht verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Verwirrtheit, eine allgemeine Schwäche und eine Abnahme der gewohnten Belastbarkeit sind Anzeichen einer bestehenden Unregelmäßigkeit. Halten die Beschwerden an oder nehmen sie an Intensität zu, wird ein Arzt benötigt. Treten Missempfindungen oder Wahrnehmungsstörungen der Haut auf, gilt dies als Hinweis für eine vorliegende Störung. Kommt es zu einem Kribbeln auf der Haut, einem unangenehmen Gefühl bei Berührung oder einer Überempfindlichkeit, ist ein Arztbesuch anzuraten. Bei Störungen des Herzrhythmus, einem Gefühl starker Hitzeentwicklung im Körper sowie Schweißausbrüchen, sollte ein Arzt konsultiert werden.

Da die metabolische Alkalose unbehandelt in schweren Fällen zu einem frühzeitigen Ableben führen kann, sollte bereits bei den ersten Anzeichen und Beschwerden ein Kontrollbesuch bei einem Arzt stattfinden. Verhärtungen der Muskeln, eine Verminderung der Muskelkraft oder ein allgemeines Schmerzempfinden im Organismus sind untersuchen und behandeln zu lassen. Apathie, Abgeschlagenheit, Funktionsstörungen sowie Probleme des Sehens oder Hörens sind ebenfalls von einem Arzt abklären zu lassen.

Ohrgeräusche, Atem- und Herzgeräusche sind besorgniserregend und sollten unverzüglich ärztlich versorgt werden. Einem möglichen Herzversagen muss schnellstmöglich vorgebeugt werden. Krämpfe in den Händen oder eine Auffälligkeit der natürlichen Handhaltung sind Anzeichen einer Erkrankung. Werden die Hände im Alltag wiederholt leicht nach vorn gebeugt, ist dies ein Hinweis auf eine metabolische Alkalose.

Behandlung & Therapie

Für die Therapie der metabolischen Alkalose ist die Unterscheidung zwischen den verschiedenen Formen entscheidend:

Bei Chlorid- und Blutvolumenmangel (z.B. nach Erbrechen) ist die Gabe von Natrium- oder Kaliumchlorid als Infusion durch einen Arzt ausreichend, um den Säure-Basen-Haushalt wieder zu stabilisieren.

Liegt eine Diuretikatherapie zugrunde, so sollte das betreffende Medikament abgesetzt werden beziehungsweise ein sogenanntes kaliumsparendes Diuretikum dazu gegeben werden. Liegen Störungen des Hormonstoffwechsels zugrunde, ist weitergehende medikamentöse Therapie und manchmal ein chirurgischer Eingriff nötig.


Aussicht & Prognose

Bei einer raschen und guten medizinischen Versorgung ist die Prognose der metabolischen Alkalose günstig. Durch die Gabe von Medikamenten wird eine Linderung der vorhandenen Beschwerden erreicht. Der pH-Wert wird reguliert und eine Verbesserung der allgemeinen Gesundheit tritt ein. Sobald es zu Nebenwirkungen der verschriebenen Präparate kommt, werden diese durch alternative Produkte ausgetauscht. Dennoch kann sich auch ein chronischer oder ungünstiger Krankheitsverlauf entwickeln.

Unbehandelt kann die metabolische Alkalose zum vorzeitigen Ableben des Betroffenen führen. Gesundheitliche Unregelmäßigkeiten nehmen zu und gleichzeitig kommt es zu einer verminderten Lebensqualität. Zu erwarten sind starke Schmerzen, eine innere Schwäche, kognitive Veränderungen und Krämpfe. Verweigert der Patient die Zusammenarbeit mit einem Arzt, ist seine Lebenserwartung deutlich herabgesetzt. In einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium kann es ebenfalls zu verschiedenen Komplikationen kommen. Dennoch ist das Überleben des Betroffenen in diesen Fällen gesichert.

Greift die medikamentöse Therapie nicht wie gewünscht, wird ein chirurgischer Eingriff vorgenommen. Dieser ist mit Risiken verbunden, dennoch stellt er die einzige Möglichkeit dar, um bei einer fortgeschrittenen Erkrankung oder einer Chronifizierung der Beschwerden zu einer Verbesserung der Gesundheit beizutragen. In den meisten Fällen ist eine Langzeittherapie nötig, um eine dauerhafte Linderung der Beschwerden zu erreichen. Der pH-Wert muss in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden und bei Bedarf sind Korrekturmaßnahmen notwendig.

Vorbeugung

Prophylaktisch kann man zur Vermeidung der teils schweren Folgen einer metabolischen Alkalose nur die regelmäßige Überwachung einer Diuretikatherapie empfehlen. Bei schwerem oder dauerhaftem Erbrechen sollte ebenfalls eine BGA durchgeführt werden, um Störungen des Säure-Basen-Haushaltes rechtzeitig zu erkennen und gegensteuern zu können.

Nachsorge

In den meisten Fällen ist bei der Metabolischen Alkalose keine direkte Nachsorge möglich oder notwendig. Betroffene sind bei dieser Erkrankung auf eine Behandlung angewiesen, um weitere Beschwerden und Komplikationen zu vermeiden. Sollte die Alkalose nicht behandelt werden, kommt es in den meisten Fällen zum Tod des Patienten.

Aus diesem Grund wirken sich eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der Metabolischen Alkalose sehr positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung aus. Sollte die Erkrankungen durch einen operativen Eingriff behandelt werden, muss sich der Patient nach einem solchen Eingriff ausruhen und seinen Körper schonen. Von anstrengenden Tätigkeiten oder von sportlichen Betätigungen ist daher abzusehen.

Weiterhin kann auch Kalium eingenommen werden, um die Beschwerden der Alkalose zu lindern. Patienten sollten auf eine regelmäßige Einnahme achten. Im Falle dessen, dass die Alkalose durch ein Medikament ausgelöst wurde, empfiehlt es sich dieses Medikament abzusetzen. Nur dadurch kann die Erkrankung vollständig behandelt werden.

Allerdings sollte das Absetzen von Medikamenten nur nach Rücksprache mit einem Arzt erfolgen. In einigen Fällen kommt es durch die Erkankung auch zu einer verringerten Lebenserwartung des Patienten. Allerdings hängt diese stark von der Grunderkrankung ab.

Das können Sie selbst tun

Liegt eine metabolische Alkalose vor, genügt es im Normalfall, das verantwortliche Medikament abzusetzen. Weitere Selbsthilfe-Maßnahmen konzentrieren sich darauf, die einzelnen Symptome zu lindern.

So kann einer allgemeinen Schwäche durch Bewegung an der frischen Luft entgegengewirkt werden. Vor allem in den ersten Tagen nach der Behandlung muss das Immunsystem erst wieder in Schwung kommen, weshalb sich hier vor allem sportliche Betätigung empfiehlt. Bei Krämpfen und Verwirrtheit ist nicht unbedingt eine Behandlung erforderlich. Meist verschwinden die Beschwerden von selbst wieder, sobald die Alkalose überwunden ist. Beschleunigt werden kann dieser Prozess durch Schonung und Bettruhe. Die Betroffenen sollten in der akuten Phase viel schlafen und sich am besten für zwei bis drei Tage krankschreiben lassen.

Begleitend dazu kann zu einigen Mitteln aus dem Haushalt und der Natur gegriffen werden. Bei Krämpfen helfen Präparate mit Magnesium sowie beruhigende Tees (z.B. Kamille oder Melisse). Die Homöopathie empfiehlt unter anderem die Mittel Cuprum metallicum, Magnesium phosphoricum und Cina. Bei Verwirrtheit oder Konzentrationsschwierigkeiten helfen warme Aufgüsse oder Waldmeister-Tee. Belladonna, Glonoinum und Rhus Toxicodendron sind wirksame homöopathische Alternativen.

Quellen

  • Burkhardt, D.: Gesund leben. Laborwerte deuten. Müller Verlag, Köln 2005
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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