Smith-Fraktur
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei einer Smith-Fraktur handelt es sich um eine Form der distalen Radius Fraktur. Als distale Radius Fraktur wird ein Knochenbruch der Speiche oberhalb des Handgelenks bezeichnet. Die Speiche kann durch starke Krafteinwirkung fakturieren.
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Was ist eine Smith-Fraktur?
Die Smith Fraktur ist eine Form der distalen Radiusfraktur. Es handelt sich dabei um eine seltene Form der Fraktur, die durch einen Sturz auf die gebeugte Hand entsteht. Die Smith Fraktur wird daher auch als Flexionsfraktur bezeichnet. Die Form der distalen Radius Fraktur kann mit einem oder mehreren Fragmenten oberhalb des Handgelenks einhergehen.
Dabei verläuft die Bruchlinie etwa drei Zentimeter oberhalb der Handgelenkswurzel. Die Fraktur kommt vermehrt bei Kindern vor, aber auch Erwachsene und ältere Menschen können davon betroffen sein. Etwa 25 Prozent der distalen Radiusfrakturen kommt es zu einer speziellen Form der Fraktur wie beispielsweise die Smith Fraktur.
Bei einem Sturz auf den Handrücken wird die Fraktur als eine sogenannte 'Smith-Fraktur' oder auch Flexionsfraktur bezeichnet. Häufig geht eine distale Radiusfraktur mit weiteren Verletzungen einher. Typisch dafür sind Verletzungen des Bandapparates, Frakturen und Luxationen der Handwurzelknochen und Nervenläsionen. Zudem wird zwischen einer offenen und geschlossenen distalen Radiusfraktur unterschieden.
Von einer offenen Fraktur wird gesprochen, wenn die Frakturfragmente die Weichteile verletzen und eine offene Wunde verursachen. Eine offene Fraktur birgt ein deutlich höheres Risiko für Infektionen und andere Komplikationen während des Heilungsverlaufs.
Ursachen
Des Weiteren besteht ein erhöhtes Risiko bei älteren Menschen, da diese häufiger Gangunsicherheiten, Gleichgewichtsstörungen, Schwindelanfälle oder Herzrhythmusstörungen aufweisen und einen Sturz begünstigen. Im mittleren Alter sind meistens allgemeine Unfälle oder Sportunfälle mit massiven Krafteinwirkungen ursächlich für eine distale Radiusfraktur.
Je nach Unfallhergang werden zwei Formen der distalen Radiusfraktur unterschieden. Bei bis zu 90 Prozent der Frakturen kommt es zu einer sogenannten Colles-Fraktur. Diese entsteht durch einen Sturz auf die Handinnenfläche, es kommt zu einer Extensionsfraktur. In seltenen Fällen kann es auch zu einem Sturz auf den Handrücken kommen. Dabei verschiebt sich das Bruchfragment in Richtung Handrücken, dann wird von einer Flexionsfraktur oder Smith-Fraktur gesprochen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Zu den typischen Symptomen einer distalen Smith-Fraktur zählt eine schmerzhafte Schwellungen im Frakturbereich, eine Fehlstellung und abnormale Bewegungsabfolgen des Handgelenks, Kraftverlust und Einblutungen ins Gewebe. Bei einer Colles-Fraktur ist zudem das Handgelenk deutlich nach unten verschoben.
Grundsätzlich haben Patienten mit einer distalen Radiusfraktur starke Schmerzen mit einer eingeschränkten oder komplett aufgehobenen Bewegungsfähigkeit. Eingeschränkt sind häufig die Bewegungsabfolgen der Pronation und Supination (Drehbewegung) des Unterarms. Dazu können neurologische Ausfälle und Sensibilitätsstörungen auftreten. Bei massiven Krafteinwirkungen kann es zu einem offenen Bruch mit nach außen stehenden Frakturfragmenten kommen.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Eine Smith-Fraktur wird von einem chirurgischen oder orthopädischen Facharzt gesichert diagnostiziert. Die fachärztliche Beurteilung setzt sich aus der Patientenanamnese, einer körperlichen Untersuchung und durch ein bildgebendes Diagnostikverfahren zusammen.
Die Patientenanamnese beinhaltet den Unfallhergang, eventuelle Vorerkrankungen wie Osteoporose oder Vorverletzungen wie beispielsweise vorangegangene Frakturen in dem betroffenen Bereich. Bei der körperlichen Untersuchung achtet der Facharzt auf mögliche unphysiologische Fehlstellungen der Speiche und Druckschmerzempfindlichkeit. Des Weiteren wird die Hand neurologisch auf Sensibilitäts- und Durchblutungsstörungen untersucht.
Auch die Bewegungsfunktion des proximalen und distalen Radioulnargelenks, sowie des Handgelenks und der Fingergelenke ist Teil der körperlichen Untersuchung. Durch Röntgen oder einer Magnetresonanztomographie (MRT) kann der betroffene Bereich bildlich dargestellt und eine mögliche Fraktur gesichert diagnostiziert werden.
Komplikationen
Auch Einschränkungen im Alltag und in der Bewegung des Handgelenkes treten dabei auf und verringern die Lebensqualität des Betroffenen deutlich. Auch die Drehbewegung des Armes ist durch die Smith-Fraktur erheblich eingeschränkt. Sollte es nicht zu einer Behandlung kommen, so können auch die Nerven geschädigt werden. Dabei leiden die Patienten an Lähmungen oder an einer eingeschränkten Sensibilität. Falls die Region nicht ruhiggestellt wird, kann es zu einem fehlerhaften Zusammenwachsen kommen.
In der Regel kann die Smith-Fraktur mit einem Gipsverbandes relativ gut behandelt werden. Sollte der Betroffene auch nach dem Abheilen der Knochen an Einschränkungen in der Bewegung leiden, so sind eventuell Therapien notwendig. In den meisten Fällen kann dabei die Bewegung des Armes wiederhergestellt werden. Besondere Komplikationen treten dabei nicht ein und auch die Lebenserwartung des Betroffenen wird von der Smith-Fraktur nicht verringert.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Eine Smith-Fraktur sollte umgehend ärztlich behandelt werden. Nach einem Unfall mit einem Knochenbruch gilt es, den Notarzt zu alarmieren und den Verletzten ruhig zu stellen. Je nach Schwere der Verletzung müssen vor Ort Erste-Hilfe-Maßnahmen geleistet werden. Die Smith-Fraktur wird zunächst von einem Notarzt versorgt. Der Betroffene muss anschließend in einem Krankenhaus behandelt werden. Bei schweren Verletzungen ist in jedem Fall eine intensivmedizinische Betreuung des Patienten vonnöten.
Gegebenenfalls muss, je nach Schwere der Verletzung, außerdem eine Notoperation durchgeführt werden. Nach der initialen Behandlung muss der Patient die regelmäßigen Verlaufskontrollen durch den Hausarzt oder Orthopäden in Anspruch nehmen. Etwaige Funktionseinschränkungen müssen durch eine physiotherapeutische Behandlung kompensiert werden. Der Arzt sollte auch über etwaige Nebenwirkungen informiert werden. Bei anhaltenden Schmerzen oder anderweitigen Beschwerden wird am besten der Hausarzt konsultiert. Der Mediziner kann ernste Komplikationen ausschließen und geeignete Medikamente verordnen. Größere Komplikationen beim Zusammenwachsen der Knochen müssen von einem Spezialisten untersucht und behandelt werden.
Behandlung & Therapie
Wurde eine Smith Fraktur, also eine distale Radiusfraktur diagnostiziert, entscheidet der Facharzt anhand des Befundes ob eine konservative oder eine operative Behandlung durchgeführt werden muss. Eine konservative Therapie ist indiziert, wenn es sich um eine einfache und unkomplizierte Fraktur handelt. Von einer unkomplizierten Fraktur wird gesprochen, wenn das Handgelenk nicht betroffen und die Frakturfragmente nicht verschoben sind.
Auch wenn die Frakturfragmente manuell repositioniert werden können, wird von einer einfachen Fraktur gesprochen. Anschließend wird der Unterarm in einem Gipsverband oder in einem Softcast für vier bis sechsWochen ruhiggestellt. Während der Ruhigstellung sollte eine regelmäßige Röntgenkontrolle erfolgen.
Eine operative Versorgung der Smith- Fraktur ist nötig, wenn es sich um einen komplizierten Bruch handelt. Von einem komplizierten Bruch wird gesprochen, wenn das Handgelenk mitbeteiligt ist, sich die Frakturfragmente verschoben oder voneinander entfernt haben und wenn es sich um eine Fraktur mit mehreren Frakturfragmente handelt. Bei dem operativen Eingriff werden die Frakturfragmente wieder anatomisch ausgerichtet und anschließend durch eine Schrauben- oder Plattenosteosynthese fixiert.
Postoperativ wird der Unterarm ruhig gestellt und der Heilungsverlauf durch regelmäßige Röntgenaufnahmen kontrolliert. Ziel einer konservativen und operativen Therapie ist immer die Schmerzfreiheit und schnellstmögliche Wiederherstellung der anatomischen Funktion im Handgelenk und im distalen Radioulnargelenk.
Die Ruhigstellung sollte möglichst kurz gehalten werden und die Mobilisation frühzeitig begonnen werden, um Muskelatrophien und irreversiblen Bewegungseinschränkungen vorzubeugen. Nach etwa einem Jahr postoperativ können die Implantate durch einen minimalinvasiven Eingriff wieder entfernt werden.
Vorbeugung
Grundsätzlich kann einem Sturz nicht vorgebeugt werden. Sind jedoch Gangunsicherheit oder Schwindelanfälle bekannt, sollten dieses ärztlich abgeklärt und gegebenenfalls therapiert werden.
Nachsorge
Eine Nachbehandlung der Smith-Fraktur muss sowohl nach einer konservativen Therapie als auch einem operativen Eingriff erfolgen. Dabei wird der Bruch des Handgelenks in der Regel für vier bis sechs Wochen mit einem Gips ruhiggestellt. Im Rahmen der konservativen Nachsorge wird der Unterarmgips nach etwa sechs Wochen wieder entfernt.
Im Anschluss daran finden intensive physio- und ergotherapeutische Übungen statt, die für den weiteren Heilungsverlauf sehr wichtig sind. So lässt sich nach der lang andauernden Ruhigstellung des Handgelenks dessen Kraft und Beweglichkeit nur durch diese Maßnahmen wieder vollständig herstellen.
Wurde die Smith-Fraktur im Rahmen der Operation mit einer Titanplatte versorgt, sind schon einen Tag nach dem chirurgischen Eingriff krankengymnastische Übungen möglich. Mithilfe der frühfunktionellen Übungen kann einer länger andauernden Ruhigstellung des Unterarms entgegengewirkt werden. Gleichzeitig lässt sich der Abbau von Muskelmasse vermeiden, sodass der frühere Umfang an Bewegung eher erreicht werden kann.
Erfolgt die Entlassung des Patienten aus dem Krankenhaus, ist es wichtig, dass er die physiotherapeutischen Übungen zuhause selbstständig und regelmäßig fortsetzt. Die Übungen gelten als wichtigste Nachsorgemaßnahme zum Erzielen eines raschen Heilungsfortschrittes. Ebenfalls wichtig für die Nachbehandlung der Smith-Fraktur sind das regelmäßige Wechseln des Gipses sowie das Anfertigen von Röntgenaufnahmen, um den Verlauf des Heilungsprozesses zu kontrollieren. Auch Schulter- und Ellenbogengelenk gilt es während der langen Ruhigstellung aktiv zu mobilisieren.
Das können Sie selbst tun
Zur Verbesserung des Heilungsweges und einer Optimierung der Genesung sollte der Betroffene seine verletzte Hand keinesfalls mit Gewicht belasten. Bewegungen sind ebenfalls auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Im Alltag sind daher die Erfüllungen der verschiedenen Pflichten umzustrukturieren. Die Hilfe von anderen Personen aus dem sozialen Umfeld sollte in Anspruch genommen werden, damit in der Zeit der Heilung keine Komplikationen oder Störungen auftreten.
Sportliche Aktivitäten sind auf ein Mindestmaß zu reduzieren und sollten die Bewegung der Hand ausschließen. Die Greiffunktion der Finger sollte während des Heilungsprozesses möglichst ungenutzt bleiben. Wenn eine zu frühe Belastung der Hand stattfindet, kann es zu einer Verschlechterung der Situation kommen.
Hilfreich ist in einem fortgeschrittenen Stadium der Genesung die Anwendung von physiotherapeutische Übungen zum Wiederaufbau des Muskelapparates. Eine zu frühe Belastung der verletzten Hand kann zu einem Rückfall führen. Bei Störungen der Durchblutung helfen ausgleichende Bewegungen. Darüber hinaus ist die Einnahme einer starren Körperhaltung zu vermeiden. Sobald sich Taubheitsgefühle in der Hand oder Sensibilitätsstörungen auf der Haut zeigen, sind ausgleichende Bewegungen langsam durchzuführen. Die Durchblutung ist anzuregen, damit eine Linderung der Beschwerden erreicht wird. Insbesondere in der Nacht ist darauf zu achten, dass die betroffene Hand nach Möglichkeit ruhiggestellt wird.
Quellen
- Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
- Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
- Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015