Syndrom der blinden Schlinge
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Syndrom der blinden Schlinge tritt vorwiegend nach operativen Eingriffen in bestimmten Abschnitten des Darmes auf. Es bezeichnet die gestörte Aufnahme von Nährstoffen. Selbige wird durch eine Stauung von Nährstoffresten und Bakterien in Ausstülpungen ausgelöst.
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Was ist das Syndrom der blinden Schlinge?
Die Erkrankung ist unter verschiedenen Bezeichnungen bekannt. Neben Syndrom der blinden Schlinge wird das Krankheitsbild auch Blindsack-Syndrom oder Blind-loop-Syndrom genannt. Die Bezeichnung ergibt sich aus dem Ort, an dem die Probleme auftreten.
In der Regel ist das Syndrom der blinden Schlinge eine Folge von einer Stauung des Nahrungsbreis in einem blinden Abschnitt einer Darmschlinge, die beispielsweise für eine Seit-zu-Seit-Darmanastomose herangezogen wurde. Die aus der Stauung resultierende Keimbesiedlung stört die Darmflora und führt zu einer Reihe an Beschwerden.
Aus diesem Grund verbraucht der Körper eine größere Menge an Vitamin B12. Betroffene leiden demnach häufig an einem Vitamin-B12-Mangel, dessen Ursachen schnellstmöglich abgeklärt werden sollten, um weiterführende Komplikationen zu verhindern.
Ursachen
In einer sogenannten blinden Schlinge sammeln sich aufgrund des gestauten Darminhaltes Bakterien an. Selbige sind für Reizungen der Schleimhaut und andere Verdauungsstörungen verantwortlich. Oft werden die Symptome psychischem Stress oder einem Reizdarmsyndrom zugeordnet. Daher sollten Beschwerden gerade nach Operationen im Bereich des Dünndarms genauer untersucht werden.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Symptome des Syndroms sind sehr unspezifisch und könnten auch auf verschiedene andere Erkrankungen des Darmtraktes hindeuten. Aus diesem Grund ist eine genaue Abklärung durch einen Arzt wichtig. Ein Symptom ist beispielsweise Durchfall.
Dieser tritt durch das bakterielle Ungleichgewicht und Dekonjugation von Gallensäure auf. Typisch sind außerdem Schmerzen, die einige Zeit nach dem Essen auftreten. Es kann zu Völlegefühl, Blähungen und Übelkeit kommen. Je nach Fall tritt allgemeines Unwohlsein und Erbrechen auf.
Durch die Malabsorption von Fetten ist außerdem oftmals Fettstuhl die Folge. Dieser äußert sich durch schaumigen und klebrigen Stuhlgang. In aller Regel wird er von einem unangenehmen, säuerlichen Geruch begleitet. Beim Fettstuhl wird am Tag bis zu zehn Gramm Fett ausgeschieden.
Allerdings tritt Fettstuhl nicht nur beim Syndrom der blinden Schlinge auf, sondern kann auch eine Folge von Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse sein. Tritt infolge des Syndroms der blinden Schlinge ein Nährstoffmangel auf, spricht der Mediziner von Malassimilationssyndrom.
Auftretender Vitamin-B12-Mangel äußert sich unter anderem in Erschöpfungszuständen, Nervenschädigungen, Blutarmut und psychischen Störungen. Häufig wird ein solcher Mangel erst spät erkannt. Daher sollte bei Verdacht auf das Syndrom der blinden Schlinge unbedingt der Nährstoffhaushalt des Körpers überprüft werden.
Vitamin B12 kann der Körper nicht selbst bilden. Daher ist er zwingend auf die Aufnahme desselben aus der Nahrung angewiesen. Kann es aufgrund einer Erkrankung nicht aufgenommen werden oder wird in großen Mengen verbraucht, kommt es zu Mangelerscheinungen.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Die Diagnose kann der Patient selbstverständlich nicht selbst stellen. Allerdings ist es wichtig, dass er dem behandelnden Arzt alle Informationen zukommen lässt, die mit den Beschwerden zusammenhängen könnten. Über die Anamnese erfährt der Experte so beispielsweise von vorangegangenen Operationen.
Diese Information wird ihn auf das Syndrom der blinden Schlinge stoßen. Aus diesem Grund ist die Krankengeschichte des Patienten sehr wichtig für eine richtige Diagnosestellung. Bei einem Verdacht bringt unter anderem eine Blutuntersuchung Gewissheit. Hier wird der Mediziner Nährstoffmängel feststellen und bildgebende Verfahren anordnen.
Diese sind dazu gedacht, den Verdacht zu festigen. Wird das Syndrom der blinden Schlinge nicht erkannt und verläuft chronisch, kann sich ein Gewichtsverlust einstellen. Zudem führt der Vitamin-Mangel auf Dauer zu einer Blutarmut. Daneben kann eine funikuläre Myelose entstehen. Hierbei handelt es sich um eine neurologische Erkrankungen, die vor allem die Beine betreffen. Sie geht mit Schmerzen und Empfindungsstörungen einher.
Komplikationen
Aufgrund des Syndroms der blinden Schlinge leiden die Betroffenen in erster Linie an einer gestörten Aufnahme der Nährstoffe durch den Darm. Dabei kommt es vor allem nach Operationen zu sehr starken Durchfällen. Die Betroffenen können dabei auch an Schmerzen im Bereich des Unterbauches leiden und ein Völlegefühl oder Blähungen aufweisen. Weiterhin treten auch eine Übelkeit und ein allgemeines Unwohlsein auf, die sich sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen auswirken.
In schwerwiegenden Fällen kommt es dabei auch zu einem Erbrechen. Falls Fette nicht absorbiert werden, leiden die Betroffenen ebenso an einem Fettstuhl und damit möglicherweise an einem Untergewicht. Auch eine Blutarmut oder eine allgemeine Müdigkeit können durch das Syndrom der blinden Schlinge auftreten und den Alltag des Betroffenen erschweren.
Da bestimmte Spurenelemente durch den Darm nicht mehr richtig aufgenommen werden, kann es zu Mangelerscheinungen kommen. In der Regel kann das Syndrom der blinden Schlinge mit der Einnahme von Medikamenten relativ gut behandelt werden. Dabei kommt es nicht zu Komplikationen. Einige Spurenelemente müssen dabei durch Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden, um deren Verlust zu kompensieren.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Beim Syndrom der blinden Schlinge ist der Betroffene auf jeden Fall auf einen Besuch bei einem Arzt angewiesen. In den meisten Fällen tritt diese Beschwerde nach dem Eingriff am Darm auf, sodass sich der Betroffene in der Regel noch in einem Krankenhaus befindet, sodass auch eine sofortige Diagnose und Behandlung durchgeführt werden kann. Jedoch muss der Patient den Arzt auf das Syndrom der blinden Schlinge aufmerksam machen und auf jeden Fall über die Symptome und Beschwerden berichten.
Der Arzt ist dann zu kontaktieren, wenn der Patient an starkem Durchfall leidet. Es kommt dabei auch zu sehr starken Schmerzen im Bereich des Magens und des Darms, wobei die meisten Betroffenen auch an Blähungen und an einem starken Völlegefühl leiden. Die meisten Betroffenen wirken durch das Syndrom der blinden Schlinge müde und erschöpft und können nicht mehr aktiv am Alltag teilnehmen.
Beim Syndrom der blinden Schlinge kann der behandelnde Arzt oder ein Allgemeinarzt angesprochen werden. Die weitere Behandlung richtet sich dann nach der genauen Ursache des Syndroms. Ob es zu einer vollständigen Heilung kommt, kann nicht universell vorhergesagt werden.
Behandlung & Therapie
Therapiert wird das Syndrom der blinden Schlinge einerseits medikamentös und andererseits operativ. In der Regel kommt der Patient um eine weitere Operation nicht herum. Der Blindsack wird bei dem Eingriff zumeist abgetragen. Zur Bekämpfung der Symptome und der Keime werden Medikamente verabreicht.
Diese konservative Therapie wird normalerweise mit Antibiotika und gallensäurebindenden Medikamenten durchgeführt. Zum Einsatz kommen hier oftmals Tetrazykline und Colestyramin. Zusätzlich raten Ärzte in der Regel zu Nahrungsergänzungsmitteln, um Komplikationen zu verhindern.
Dazu gehört vor allem, dass der Patient Vitamin B12 bewusst und in größeren Mengen als bislang zu sich nimmt. Andernfalls können Spätfolgen aufgrund der Mangelerscheinungen auftreten.
Vorbeugung
Um dem Syndrom der blinden Schlinge vorzubeugen, sollte vor einer Operation genau abgewogen werden, wie sinnvoll der Eingriff ist. In der Regel wird bei gutartigen Erkrankungen auf Ausschaltungsoperationen verzichtet. Zusätzlich sollten Betroffene sich bei Bedenken vor allem an erfahrene Ärzte wenden und mögliche Komplikationen detailliert mit ihnen absprechen.
Hat der Patient Angst vor möglichen Folgen, sollte er dies dem Chirurg mitteilen. Zudem sollte nach dem operativen Eingriff eine sorgfältige Nachuntersuchung erfolgen. Ansonsten sollten Betroffene bei anhaltenden Beschwerden – besonders nach Operationen – schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen. Nur, wenn die Probleme schnellstmöglich abgeklärt werden, können spätere Probleme vermieden werden.
Nachsorge
Das Syndrom der blinden Schlinge kann operativ oder medikamentös behandelt werden. Nach einem operativen Eingriff, bei dem zumeist der Blindsack abgetragen wird, muss der Patient sich zunächst schonen. Die Nachsorge umfasst ein Gespräch mit dem Patienten, bei dem etwaige Beschwerden abgeklärt werden, zudem erfolgt eine Untersuchung der Operationswunde.
Der Eingriff verläuft zumeist problemlos und der Patient bedarf keiner weiteren körperlichen Nachsorge. Erfolgt eine medikamentöse Therapie mittels Colestyramin oder Vitamin-B12-Präparaten, muss der Arzt regelmäßig die Einnahme und Wirksamkeit der Präparate prüfen. Etwaige Neben- und Wechselwirkungen der oft chronischen Beschwerden müssen ärztlich abgeklärt werden. Da das Syndrom der blinden Schlinge bei vielen Patienten wiederholt auftritt, steht die ursächliche Behandlung auch im Fokus der Nachsorge.
Der Arzt gibt wertvolle Tipps, mit denen sich Ernährung und Lebensstil im Allgemeinen verbessern lassen, wodurch ein erneutes Auftreten des Syndroms vermieden werden kann. Die Nachsorge beim Syndrom der blinden Schlinge übernimmt der Facharzt. Gegebenenfalls kann der Arzt den Patienten an einen weiteren Facharzt vermitteln, der die Begleiterscheinungen des Blindschlingensyndroms abklärt. Zudem muss die Ursache des Syndroms zweifelsfrei festgestellt werden. Bei Patienten mit Übergewicht ist eine weitere Beratung eines Ernährungsmediziners sinnvoll.
Das können Sie selbst tun
Das Syndrom der blinden Schlinge wird meist operativ oder medikamentös behandelt. Begleitend dazu ist eine Vitamin-B12-Supplementierung ratsam, um Folgebeschwerden wie Anämie und Nährstoffmangel zu vermeiden. Nach einer Darmoperation gelten besondere Vorsichtsmaßnahmen. Der Patient muss sich schonen und die diätetischen Vorgaben des Arztes einhalten.
Sollten Symptome wie Schwindel, Unwohlsein und Konzentrationsstörungen auftreten, deutet dies darauf hin, dass das Syndrom der blinden Schlinge nicht vollständig auskuriert wurde. Dann müssen weitere Maßnahmen ergriffen werden, zumeist medikamentös oder postoperativ, um die Beschwerden zu lindern. Patienten, bei denen das Blindschlingensyndrom diagnostiziert wurde, müssen über die Ernährung auch Fette, Kohlenhydrate und Mineralstoffe ausgleichen, die der Darm nicht in ausreichender Menge absorbieren kann. Um eine Gewichtszunahme und andere Beschwerden zu vermeiden, sollte die Umstellung der Ernährung in Rücksprache mit einem Facharzt erfolgen. Im besten Fall wird ein Ernährungsmediziner hinzugezogen, der begleitend den Verlauf der Erkrankung überwachen kann.
Sollten die Beschwerden des Blindschlingensyndroms nicht von selbst abklingen, empfiehlt sich ein erneuter Arztbesuch. Manchmal führt die Stauung des Darminhaltes zu bakteriellen Erkrankungen und Verdauungsstörungen, die ebenfalls behandelt werden müssen. Selbstmaßnahmen dienen als Ergänzung zur konservativen Therapie.
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
- Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012