Tauchmedizin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Tauchmedizin wird ein Teilbereich von Arbeits- und Sportmedizin bezeichnet. Sie beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Wasser auf den menschlichen Organismus bei Tauchgängen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Tauchmedizin?

Die Tauchmedizin stellt ein Teilressort von Arbeitsmedizin und Sportmedizin dar. Darüber hinaus ist sie ein wichtiger Bestandteil der Tauchausbildung. Zu ihren Aufgabengebieten zählen sämtliche medizinischen Aspekte des Tauchens.

Dazu gehören neben der Tauchtauglichkeit auch die Therapie und Prävention von Tauchunfällen. Weitere bedeutende Kriterien sind das Diagnostizieren und Behandeln von Vergiftungen und Verletzungen im Wasser. Ebenfalls eine Rolle spielen die psychologischen Effekte des Tauchens. So besteht die Möglichkeit, dass sich im Rahmen von Tauchunfällen verschiedene Traumata zeigen, die sich gegenseitig aufeinander auswirken.

Behandlungen & Therapien

Der menschliche Körper unterliegt beim Tauchen unter Wasser anderen Belastungen als auf der Erdoberfläche. So kommt es bei ansteigender Tiefe zu einer Zunahme des Drucks, was wiederum eine spezielle Beatmung mithilfe von entsprechenden Geräten erforderlich macht. Dabei befasst sich die Tauchmedizin mit damit verbundenen Problemen sowie mit Erkrankungen, die nach einem Tauchvorgang einsetzen.

Den wichtigsten Bereich der Tauchmedizin stellt die Überdruckmedizin dar, die auch als Hyperbarmedizin bekannt ist. Dabei beschäftigt sie sich mit den Auswirkungen von physikalischen Gegebenheiten, die unter Wasser auftreten. Als häufigste Anwendungsgebiete der Tauchermedizin gelten die Dekompressionskrankheit sowie das Barotrauma.

Die Dekompressionskrankheit wird auch Taucherkrankheit genannt. Sie zeigt sich, wenn das Auftauchen des Tauchers an die Wasseroberfläche zu rasant erfolgt. So hat dies das Entstehen von Stickstoffblasen im Gewebe zur Folge, was wiederum die Gefahr von ernsthaften Beeinträchtigungen der Lunge oder anderen Organen haben kann. Zu den charakteristischen Beschwerden der Taucherkrankheit gehören Schwindel und Übelkeit. Nicht selten treten die Symptome erst mehrere Tage später auf. Sie können harmlos sein und sich auf Juckreiz beschränken, aber auch Bewusstseinsstörungen oder Lähmungen nach sich ziehen. Im schlimmsten Fall droht sogar der Tod des Tauchers. Ebenso sind bei Berufstauchern chronische Schäden im Bereich des Möglichen.

Zur Behandlung der Dekompressionskrankheit erhält der Patient rasch reinen Sauerstoff. In manchen Fällen kann auch der Aufenthalt in einer Dekompressionskammer notwendig sein. Dort setzen ihn die Ärzte höherem Druck aus, der anschließend allmählich gesenkt wird. Auf diese Weise lassen sich die in Lösung übergegangenen Gase abatmen.

Ein Barotrauma entsteht durch Veränderungen bei den Druckverhältnissen im angrenzenden Umgebungsbereich. Dadurch können bestimmte Körperregionen wie das Innenohr oder die Lunge verletzt werden, weil sich der Druck nicht rasch genug ausgleichen lässt.

Ebenfalls zu den Anwendungsgebieten der Tauchmedizin zählen der Wärmehaushalt der Taucher, die psychischen Auswirkungen des Tauchens sowie Vergiftungen durch Giftfische, Seeigel, Seesterne, Nesseltiere, Amphibien und Kraken. Dabei werden Nervengifte abgesondert, die sogar eine tödliche Wirkung erreichen können. Der Tauchmedizin stehen jedoch für einige Arten Gegengifte zur Verfügung. Gesundheitsschädliche Auswirkungen sind außerdem durch Atemgase denkbar. Bei erhöhten Druckverhältnissen entsteht eine narkotische Wirkung durch Stickstoff, was wiederum den sogenannten Tiefenrausch hervorruft.

In höheren Konzentrationen sowie bei hohem Druck entfaltet der Stickstoff einen giftigen Effekt, was sich beim Tauchen u. a. durch Tinnitus, Schwindelgefühle, Übelkeit, Erbrechen, Angstzustände, Krämpfe und Verwirrtheit bemerkbar macht. Tauchmediziner sprechen dann von einer Sauerstoffvergiftung. Aus diesem Grund beschäftigt sich die Tauchmedizin auch mit den Auswirkungen von Gasgemischen sowie der Dauer der Tauchgänge.

Einen anderen wichtigen Aufgabenbereich der Tauchmedizin bildet die Tauchtauglichkeitsprüfung. Sie dient dazu, Tauchunfällen entgegenzuwirken. Die Untersuchung stellt daher fest, ob sich das Tauchen problemlos durchführen lässt oder bestimmte Risiken vorliegen. Zu diesem Zweck untersuchen Tauchmediziner den allgemeinen Gesundheitszustand des Tauchers sowie dessen Lungenfunktionen, Herz-Kreislauf-System und Brustkorb.

Damit das Tauchen auch in Zukunft keine Beschwerden bereitet, wird empfohlen, die Tauchtauglichkeitsuntersuchung regelmäßig vornehmen zu lassen. Berufstaucher sind sogar zu dieser Untersuchung einmal im Jahr verpflichtet. Stellt der Tauchmediziner gesundheitliche Risiken wie zum Beispiel eine Funktionsstörung des Innenohrs oder eine Herz-Kreislauf-Erkrankung fest, muss auf das Tauchen verzichtet werden.


Diagnose & Untersuchungsmethoden

Bei ihren verschiedenen Aufgabengebieten setzt die Tauchmedizin auf unterschiedliche Untersuchungs- und Diagnoseverfahren. Diese gelangen auch in anderen medizinischen Ressorts zur Anwendung. Von besonderer Wichtigkeit ist der Lungenfunktionstest.

Bei diesem Vorgang wird mit einer Spirometrie das Lungenvolumen aufgezeichnet. Ebenso findet eine Messung des Atemvolumens statt, wodurch der Arzt Hinweise auf mögliche Lungenkrankheiten erhält.

Zu den bedeutendsten Verfahren der Tauchmedizin zählt außerdem die Tonschwellenaudiometrie. Sie dient zur Untersuchung der Hörkraft und wird mit einer speziellen Hörschwellenkurve dargestellt. Als ebenso wichtig gilt eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung) von Herz und Organen. Sie hilft dabei, mögliche Funktionsstörungen zu ermitteln, die eine Gefahr für das Tauchen bedeuten. Durch eine Röntgenuntersuchung sind wiederum Lungenkrankheiten feststellbar, die beim Tauchgang lebensgefährliche Folgen haben können. Um das Herz-Kreislauf-System zu kontrollieren, wird oftmals ein Belastungs-EKG durchgeführt.

Es lässt sich auch außerhalb der Tauchtauglichkeitsuntersuchung vornehmen. Das EKG ist deshalb so wichtig, weil Herz und Kreislauf des Tauchers unter Wasser unter starken Belastungen leiden. Eine bedeutende Rolle spielt zudem der Wärmehaushalt des Körpers, da die Temperatur des Organismus immer weiter absinkt, je tiefer getaucht wird.

Die Übernahme der Kosten für die Untersuchungen der Tauchmedizin hängt davon ab, welches Verfahren durchgeführt wird. So muss der Taucher eine Tauchtauglichkeitsuntersuchung normalerweise selbst bezahlen. Ist die Behandlung jedoch von medizinischer Notwendigkeit, tragen die Krankenkassen die Kosten. Dazu gehören beispielsweise Untersuchung und Therapie der Taucherkrankheit oder von anderen Erkrankungen, die infolge des Tauchens entstehen.

Quellen

  • Classen, M., Diehl, V., Kochsiek, K. (Hrsg.): Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
  • Reuter, P.: Springer Lexikon Medizin. Springer, Berlin 2004
  • Spring, H. et al.: Theorie und Praxis der Trainingstherapie. Thieme, Stuttgart 2008

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