Therapeutische Hyperthermie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die therapeutische Hyperthermie ist ein Verfahren zur Tumorbekämpfung im Körper durch Überwärmung der betreffenden Körperstelle. Das Verfahren erzielt gute Ergebnisse, ist aber noch nicht vollkommen ausgereift. Nebenwirkungen der Behandlungen sind selten, wenn keine anderen körperlichen Beeinträchtigungen vorliegen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Therapeutische Hyperthermie?

Die therapeutische Hyperthermie ist ein Verfahren zur Tumorbekämpfung im Körper durch Überwärmung der betreffenden Körperstelle.

Therapeutische Hyperthermie kennzeichnet die Überwärmung bestimmter Körperteile zur Behandlung von Krebs. Dabei basiert die Hauptwirkung auf einer indirekten Beeinflussung des Gewebes. Durch die lokale Aufwärmung wird die Durchblutung des betreffenden Gewebes erhöht, sodass die Chemotherapie effektiver wirken kann. Eine direkte Einwirkung besteht in der Hinsicht, dass bei längerer Wärmeeinwirkung das behandelte Gewebe abstirbt.

Allerdings sind diese Effekte bei der therapeutischen Hyperthermie gering, denn dazu müsste eine höhere Temperatur angewendet werden, die auch das Nachbargewebe schädigen würde. Es gibt drei Anwendungsformen der künstlichen Hyperthermie. Das sind die lokale Hyperthermie, die regionale Hyperthermie und die Ganzkörperthermie. Früher wurde noch die sogenannte Fiebertherapie durchgeführt, bei welcher Wärme erzeugende Wirkstoffe zur Anregung des Stoffwechsels eingesetzt wurden. Aufgrund der schlechten Steuerung und den erheblichen Nebenwirkungen wird diese Methode heute nicht mehr eingesetzt. Heute beruht die therapeutische Hyperthermie auf der Zuführung äußerlicher Wärme, wobei die zu behandelnden Körperregionen auf eine Temperatur von 40 bis 45 Grad aufgewärmt werden.

Funktion, Wirkung & Ziele

Die therapeutische Hyperthermie wird zur Behandlung bei malignen Tumoren angewendet. Bewährt hat sich ihr Einsatz bei Brustkrebs, Mastdarmkrebs, Kopf-Hals-Tumor, Weichteiltumor, Speiseröhrenkrebs, Hautkrebs, Hirntumor oder Gebärmutterhalskrebs. Welches Verfahren eingesetzt wird, hängt von der Lage des Tumors ab.

Oberflächliche Tumoren wie Brustkrebs oder Hautkrebs können mit der lokalen Hyperthermie behandelt werden. Dazu wird die betroffene Stelle mit nadelförmigen Sonden durch elektromagnetische Abstrahlung erwärmt. Die regionale Hyperthermie funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie die lokale Anwendung. Allerdings werden hier größere Körperareale behandelt. Auf diese Weise kann beispielsweise ein Mastdarmkrebs behandelt werden. Mit speziellen Sonden kann auch eine Ganzkörperthermie durchgeführt werden. Diese wird notwendig, wenn tiefer liegende Tumoren behandelt werden sollen. Dazu wird der gesamte Körper für 60 Minuten auf 42 Grad von außen aufgewärmt. Zusätzlich erfolgt noch eine innere Aufwärmung mit speziellen Sonden.

Grundsätzlich kann eine Hyperthermie invasiv oder nichtinvasiv durchgeführt werden. Bei der invasiven Durchführung werden Sonden durch Körperöffnungen in den Körper eingeführt, die den erkrankten Gewebebereich von innen bestrahlen. Bei der nichtinvasiven Form der Behandlung erfolgt die Wärmezufuhr von außen. Oberflächliche Tumoren lassen sich so also nichtinvasiv behandeln, während bei tiefer liegenden Krebsarten die invasive Methode Anwendung findet. Die Wirkung der Hyperthermie funktioniert hauptsächlich indirekt. Der erwärmte Gewebeabschnitt wird durch die Aufwärmung besser durchblutet. Dadurch können die bei der Chemotherapie eingesetzten Wirkstoffe effektiver wirken und die Abtötung der Krebszellen beschleunigen.

Des Weiteren funktionieren bei der Aufwärmung die zelleigenen Reparaturmechanismen für die DNA-Reparatur nicht mehr. Das macht diese Tumorzellen noch anfälliger gegen die Strahlungstherapie. Die Anhäufung von schwerwiegenden Mutationen in den erkrankten Zellen lassen diese schneller absterben. Insgesamt kann eine therapeutische Hyperthermie also die Chemo- und Strahlentherapie bei der Krebsbehandlung unterstützen. Selbstverständlich findet auch eine direkte Wärmewirkung auf die Zellen statt. Zu stark erwärmte Zellen werden langfristig geschädigt und sterben bereits aus diesem Grunde ab.

Allerdings ist die direkte Wärmewirkung zu schwach, um den Tumor zu bekämpfen. Dazu müssten längerfristig höhere Temperaturen angewendet werden, welche das Nachbargewebe beeinträchtigen würden. Vor einer therapeutischen Hyperthermie muss selbstverständlich in einem Gespräch die allgemeine körperliche Situation des Patienten abgeklärt werden. Während der Behandlung wird durch mithilfe bildgebender Verfahren das betroffene Areal beobachtet, die Temperaturverteilung berechnet und selbstverständlich mittels Sonden die Temperatur gemessen. Die Wärme wird meist durch Abstrahlung elektromagnetischer Energie erzeugt.

Die gesamte Behandlung dauert ca. 60 bis 90 Minuten. Sie kann bis zu zwölf Wochen durchgeführt werden, wobei wöchentlich ein bis zwei Behandlungen durchgeführt werden. Das Verfahren zeigt gute Wirkungen. Allerdings ist die genaue Wirkungsweise noch nicht bekannt. Gegenwärtige wissenschaftliche Untersuchungen klären noch die Möglichkeiten einer noch effektiveren Nutzung.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Die therapeutische Hyperthermie erweist sich als ein sehr schonendes Verfahren in der Krebstherapie. So treten schwerwiegende Nebenwirkungen sehr selten auf. Diese beziehen sich jedoch meist auf Rötungen und Schwellungen des behandelten Gewebes.

Auch Verbrennungen kommen selten vor. Die hauptsächlichen Nebenwirkungen werden durch die Chemo- und Strahlentherapie hervorgerufen. Da die Ganzkörperthermie zuweilen auch unter Narkose durchgeführt wird, sind eventuelle Auswirkungen der Narkose zu beachten. Schwere Verbrennungen können Schmerzen auslösen. Diese Anzeichen sollten beachtet werden, um ihre Folgen zu mindern. Die schonende Anwendung ist jedoch nur bei Personen gewährleistet, welche ansonsten keine weiteren Erkrankungen aufweisen. Das gilt besonders bei der Anwendung der Ganzkörperthermie. So sind Schwangere, Patienten mit metallischen Gelenkprothesen, bei Patienten mit Herzschrittmachern oder mit Defibrillatoren von der Behandlung auszuschließen.

Implantiertes Material kann sich sehr stark aufheizen und somit geschädigt werden. Bei Schwangeren ist die Auswirkung der Wärmebehandlung auf den wachsenden Embryo nicht abzusehen. Grundsätzlich darf die therapeutische Hyperthermie auch nicht bei Patienten mit bestimmten körperlichen Vorbelastungen angewendet werden. Dazu zählen solche Erkrankungen wie Herzschwäche, Lungenerkrankungen, Knochenmarksschädigungen, Immunschwäche, schwere Infektionen, Thrombosen, Epilepsie, Lymphödeme, Niereninsuffizienz oder Schilddrüsenüberfunktion. Die Belastungen durch eine Hyperthermie sind allerdings geringer als beim Einsatz von Chemo- und Strahlentherapie. Da diese Therapien jedoch durch dessen Einsatz effektiver werden, sinkt in der Regel die allgemeine Belastung für den Patienten.

Quellen

  • Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014
  • Seeber, S.: Therapiekonzepte Onkologie. Springer, Berlin 2007

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