Thrombozytopathie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Thrombozyten - auch Blutplättchen genannt- übernehmen im menschlichen Körper eine wichtige Aufgabe. Sie regeln die Blutgerinnung und sorgen dafür, dass Wunden nicht fortwährend bluten und somit kein Blutverlust entsteht. Es gibt unterschiedliche Krankheiten, die Einfluss auf die Eigenschaften oder die Anzahl der Thrombozyten haben. Diese werden unter dem Begriff Thrombozytopathie zusammengefasst.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Thrombozytopathie?

Bei Frauen macht sich eine Thrombozytopathie durch eine ungewöhnlich lang andauernde Regelblutung bemerkbar.
© L.Darin – stock.adobe.com

Unter Thrombozytopathie verstehen Wissenschaftler alle Krankheitsbilder, die eine Funktionsstörung der Blutplättchen hervorrufen. Das bedeutet, die Thrombozyten können ihre normale Funktion - die Hilfe bei der Gerinnung von Blut - nicht wie gewohnt ausüben. Die führt dazu, dass Blutungen nicht mehr so schnell gestoppt werden, sondern länger andauern. Zudem treten gehäuft Blutungen auf.

Die Anzahl der Thrombozyten bleibt dabei unverändert. Es gibt zwei Formen der Thrombozytopathie: die vererbte und die erworbene Form. Bei den meisten diagnostizierten Thrombozytopathien handelt es sich um die erworbene Form.

Erblich bedingte Thrombozytopathien sind auf verschiedene Syndrome zurückzuführen. Bekannt sind unter anderem das Bernard-Soulier-Syndrom oder Willebrand-Jürgens-Syndrom. Eine weitere seltene Erkrankung ist die Glanzmann Thrombastenie. Allen Krankheitsbildern ist gemein, dass sie einen Gendefekt zur Folge haben, der die Thrombozyten daran hindert, ihrer natürlichen Funktion nachzugehen.

Ursachen

Die Ursachen für eine erworbene Thrombozytopathie sind vielseitig. Sie treten beispielsweise auf, wenn das Immunsystem durch einen Infekt geschwächt ist. Bei Beeinträchtigung der Nieren, zum Beispiel bei einer Niereninsuffizienz, kann die Funktionsstörung der Blutplättchen eine Begleiterkrankung sein. Auch Lebererkrankungen können zu einem derartigen Krankheitsbild führen. Zudem sind Patienten, die an Leukämie leiden, manchmal von einer Thrombozytopathie betroffen.

Sehr häufig tritt die Funktionsstörung in Zusammenhang mit der Einnahme von Medikamenten auf. Vor allem Schmerzmittel (zum Beispiel Aspirin) und entzündungshemmende Arzneimittel wie Diclofenac sind hier zu nennen. Bestimmte Antibiotika, wie Penicillin, sind ebenfalls als Ursache identifiziert worden. Der Einfluss durch Medikamente ist erheblich. Dies müssen Ärzte bei anstehenden Operationen berücksichtigen.

Denn hier kann eine schlecht funktionierende Blutgerinnung fatale Folgen haben. Daher sind derartige Substanzen vor dem geplanten Eingriff in einem ausreichenden Zeitraum vorher abzusetzen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das Krankheitsbild der Thrombozytopathie weist verschiedene Symptome auf. Sehr häufig leiden Patienten unter vermehrtem Nasenbluten. Auch Zahnfleischbluten ist ein typisches Merkmal. Innere Blutungen, zum Beispiel des Magen-Darm-Trakts, die sich als Blut im Stuhl zeigen, können ebenfalls ein Indiz sein. Personen, die an Ihrem Körper überdurchschnittlich viele Hämatom (blaue Flecken) entdecken, sollten ebenso einen Arzt aufsuchen.

Bei Frauen macht sich eine Thrombozytopathie durch eine ungewöhnlich lang andauernde Regelblutung bemerkbar. Nach kleineren operativen Eingriffen oder dem Ziehen eines Zahns, kann ein längeres Nachbluten ein Anzeichen für die Gerinnungsstörung sein.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Treten eine oder mehrere der zuvor beschriebenen Symptome auf, ist ein Arzt zu konsultieren. Bei der Diagnosestellung sind verschiedene Aspekte zu berücksichtigen. Zunächst findet eine allgemeine Befragung des Patienten statt. Hier interessieren den Arzt aufgetretene Blutungsereignisse sowie entsprechende Vorkommnisse bei Verwandten. Nach dieser Anamnese stellt der Arzt Fragen zu einem möglichen Medikamentenkonsum, da dies, wie bereits beschrieben, die Hauptursache für eine Thrombozytopathie darstellt.

Wir der Verdacht einer Erkrankung bestärkt, ermittelt der Arzt die Gerinnungszeit durch einen sogenannten Suchtest. Hier bestimmt er nach einem leichten Schnitt die Zeitspanne bis zur Gerinnung. Eine abschließende Laboruntersuchung liefert die letzte Bestätigung für eine gesicherte Diagnose.

Komplikationen

Bei der Thrombozytopathie leiden die Betroffenen an einer Reihe verschiedener Beschwerden. In erster Linie kommt es bei dieser Erkrankung sehr häufig zu einem Nasenbluten. Diese Beschwerde kann sich dabei sehr negativ auf den Alltag und auf die Lebensqualität des Betroffenen auswirken und diese deutlich einschränken. Auch Blutungen am Zahnfleisch treten dabei häufig auf und können zu Infekten am Zahnfleisch führen.

Die Patienten leiden auch an Magen- oder Darmbeschwerden, sodass es auch zu einem blutigen Stuhlgang kommen kann. Auf der Haut kommt es aufgrund der Thrombozytopathie zu einer hohen Anzahl an blauen Flecken oder Einblutungen. Bei Frauen kann es durch die Erkrankung auch zu einer langanhaltenden Regelblutung kommen. Auch leichte Wunden oder Schnitte bluten länger und die Wundheilung des Patienten ist deutlich verzögert.

Die Thrombozytopathie kann in der Regel mit Hilfe von Medikamenten relativ einfach bekämpft werden. Besondere Komplikationen treten dabei nicht auf. Diese Behandlung muss allerdings das gesamte Leben lang erfolgen. Auch bei operativen Eingriffen müssen die Risiken der Blutung besser abgeschätzt werden. In der Regel kommt es bei dieser Erkrankung nicht zu einer Verringerung der Lebenserwartung des Patienten.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Können menschliche Blutungen nicht oder nur sehr schwer gestoppt werden, sollte unverzüglich ein Arzt konsultiert werden. Werden bereits bei kleinen Wunden große Mengen Blut verloren, gilt dies als ungewöhnlich und als Anzeichen einer gesundheitlichen Störung. Ein Arzt wird benötigt, da ein lebensbedrohlicher Zustand bei einem ungünstigen Krankheitsverlauf droht. Können Blutungen nicht gestillt werden, besteht das Risiko, bereits bei Schnittwunden zu verbluten.

Häufiges Nasenbluten oder Zahnfleischbluten sind Hinweise für eine Erkrankung. Bilden sich bereits bei einer leichten Druckausübung auf die Haut Blutergüsse oder Hämatome, ist ein Arzt zu konsultieren. Verfärbungen der Haut, eine ungewöhnliche Blässe sowie eine geringe Belastbarkeit sollten einem Arzt vorgestellt werden. Haben geschlechtsreife Mädchen oder Frauen eine sehr starke Regelblutung mit enormem Blutverlust, muss ein Arzt aufgesucht werden. Kommt es durch Blutungen zu Schwindel, Unwohlsein, einer inneren Schwäche oder einem Verlust der körperlichen Kräfte, ist die Abklärung der Ursache zu empfehlen.

Allgemeine Funktionsstörungen, ein Blutverlust beim Toilettengang sowie Mattigkeit und Abgeschlagenheit sind weitere Beschwerden, die untersucht werden müssen. Bei Kopfschmerzen, Unregelmäßigkeiten der Gedächtnistätigkeit, Schlafstörungen und Herzrasen ist die Abklärung der Ursache anzuraten. Es werden medizinische Untersuchungen benötigt, damit eine Diagnosestellung ermöglicht wird und ein Behandlungsplan erstellt werden kann.

Behandlung & Therapie

Um eine Thrombozytopathie behandeln zu können, ist in erster Linie die Ursache zu identifizieren. Ist die Krankheit durch die Einnahme von Medikamenten bedingt, erfolgt - wenn möglich - ein Absetzen derer. Um die ursächliche Erkrankung weiter zu therapieren, wird der Arzt ein alternatives Arzneimittel verschreiben. Soll aktiv gegen die Gerinnungsstörung vorgegangen werden, bietet sich die Verabreichung von sogenannten DDAVP(1-Desamino-8-D-Arginin-Vasopressin)-Substanzen an.

Diese helfen, die natürliche Funktion der Blutplättchen wiederherzustellen. Als Darreichungsform sind ein Nasenspray oder eine Infusion üblich. Ob die Behandlung mit der Substanz erfolgreich war, stellt der Arzt durch Testanwendungen fest. Im Notfall erhalten betroffene Patienten eine Transfusion. Dies kann im Rahmen einer Operation notwendig sein, wenn eine bestehende Thrombozytopathie vorher nicht diagnostiziert wurde.

Dabei werden von einem gesunden Spender Thrombozyten in den Blutkreislauf der kranken Person gebracht. Ein Risiko ist hierbei, dass der Empfänger die Transfusion nicht verträgt und es zur Abstoßung der verabreichten Blutplättchen kommt.

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Vorbeugung

Ist eine Blutgerinnungsstörung vor einem anstehenden Eingriff hinreichend bekannt, sind vorbeugende Maßnahmen zu treffen. Neben dem beschriebenen Absetzen der verursachenden Präparate kann der behandelnde Arzt das Hormon Desmopressin verabreichen. Dies bewirkt, dass sich die Thrombozyten besser an der verletzten Stelle anheften und somit die den Gerinnungsprozess wieder beschleunigen. Je nachdem, um welche Art von Eingriff es sich handelt, hat der Arzt die Wahl zwischen der Verabreichung als Nasenspray (zum Beispiel im Falle einer Zahnentfernung) oder über die Vene (bei Operationen).

Kinder und Jugendliche, die an der angeborenen Variante der Thrombozytopathie erkrankt sind, erhalten ebenfalls zahlreiche vorbeugende Maßnahmen, um eine Verschlechterung des Zustands zu vermeiden. Hierzu zählen die regelmäßige Gabe von Thrombozyt-Konzentraten, die die Funktion der beeinträchtigen Blutplättchen übernehmen. Zudem bekommen betroffene Kinder spezielle Medikamente, die zu einer vermehrten Bildung von Gerinnungsfaktoren führen.

Mädchen, die unter der Krankheit leiden, nehmen während der Regelblutung unterstützende Hormone. Da Lebererkrankungen eine Ursache für die Gerinnungsstörung sind, ist eine Impfung gegen Hepatitis A und Hepatitis B ratsam.

Nachsorge

In den meisten Fällen sind die Möglichkeiten einer direkten Nachsorge bei der Thrombozytopathie deutlich eingeschränkt oder stehen dem Betroffenen in einigen Fällen gar nicht erst zur Verfügung. Daher sollten diese schon bei den ersten Anzeichen und Symptomen dieser Krankheit einen Arzt aufsuchen und dabei auch eine Behandlung einleiten, damit es im weiteren Verlauf nicht zu Komplikationen oder zu anderen Beschwerden kommt.

Je früher die Thrombozytopathie von einem Arzt erkannt und behandelt wird, desto besser ist in der Regel auch der weitere Verlauf dieser Erkrankung. Die meisten Betroffenen sind dabei auf die Einnahme von verschiedenen Medikamenten angewiesen. Dadurch werden die Beschwerden eingeschränkt und auch deutlich gelindert.

Dabei ist auf eine richtige Dosierung und eine regelmäßige Einnahme zu achten. Bei Fragen oder bei Nebenwirkungen sollte dabei immer zuerst ein Arzt konsultiert werden. Weiterhin sollten auch regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen durch einen Arzt durchgeführt werden. Häufig sind die Betroffenen bei der Thrombozytopathie auf eine lebenslange Therapie angewiesen, um den Beschwerden entgegenzuwirken. Dabei ist jedoch die Lebenserwartung des Betroffenen durch die Krankheit nicht eingeschränkt. In einigen Fällen ist auch der Kontakt zu anderen Betroffenen der Krankheit sinnvoll, da es dabei zu einem Austausch an Informationen kommen kann.

Das können Sie selbst tun

Eine Thrombozytopathie wird nur bei körperlichen Beschwerden behandelt. Die Funktionsstörung der Thrombozyten hat normalerweise keine gesundheitlichen Probleme zur Folge. Die Selbsthilfe-Maßnahmen beschränken sich darauf, nach der Diagnose auf ungewöhnliche Symptome zu achten, die womöglich auf Erkrankungen hindeuten.

Der Arzt muss über diese Symptome informiert werden. Wenn keine gesundheitlichen Probleme auftreten, sollte regelmäßig ein Allgemeinarzt oder ein Internist konsultiert werden. Eine regelmäßige Messung der Blutwerte ist angezeigt, um die Funktionsstörung der Thrombozyten zu überprüfen und gleichzeitig etwaige körperliche Folgesymptome festzustellen. Sollten gesundheitliche Probleme festgestellt werden, erfolgt normalerweise eine medikamentöse Behandlung, etwa mit Desmopressin. Der Patient kann die Behandlung unterstützen, indem er sich schont und einen gesunden Lebensstil pflegt. Zudem gilt es, auf etwaige Neben- und Wechselwirkungen der medikamentösen Behandlung zu achten. Der Arzt muss über Begleiterscheinungen informiert werden, damit die notwendigen Maßnahmen, meist die Umstellung der Medikamentengabe, zügig einleiten zu können.

Weitere Selbsthilfe-Maßnahmen sind bei einer Thrombozytopathie in der Regel nicht notwendig. Die Funktionsstörung der Thrombozyten ist deshalb hauptsächlich vorbeugend zu behandeln, indem auslösende Medikamente wie etwa Diclofenac oder Penicillin abgesetzt werden.

Quellen

  • Burkhardt, D.: Gesund leben. Laborwerte deuten. Müller Verlag, Köln 2005
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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