Menorrhagie (lange und starke Regelblutung)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine lange und starke Regelblutung bezeichnet man in der Gynäkologie als Menorrhagie. Es baut sich während des monatlichen Zyklus viel Schleimhaut auf und während der Regelblutung kommt es zu einer langen und starken Blutung. Das Gegenteil zur Menorrhagie ist die Oligomenorrhoe (kurze und schwache Regelblutung).

Inhaltsverzeichnis

Was ist Menorrhagie?

Eine Menorrhagie zeichnet sich durch lange und starke Regelblutungen aus, wobei es zu einem Blutverlust von über 80 Milliliter kommt.
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Der monatliche Zyklus der Frau im gebärfähigen Alter beträgt normalerweise achtundzwanzig Tage. Vier bis sieben Tage davon hat die Frau davon ihre monatliche Regelblutung, bei der das über den Monat für eine Schwangerschaft aufgebaute Gewebe abgestoßen wird.

Bleibt diese Schwangerschaft aus, wird unter komplizierten hormonellen Vorgängen dieses nun überflüssige Gewebe wieder entfernt. Dieser Vorgang wiederholt sich von der ersten Regelblutung in der frühen Pubertät bis zur letzten vor der Menopause, den so genannten Wechseljahren. Die meisten Frauen haben wenig Beschwerden mit der monatlichen Blutung, aber bei einigen kommt es zu starken, schmerzhaften Blutungen.

Dies kann verschiedene Gründe wie gutartige und bösartige Veränderungen in der Gebärmutter oder Endometriose haben. Aber auch durch hormonelle Störungen und einen veränderten Zustand der Gebärmutter nach mehrfachen Geburten oder Abtreibungen tritt Menorrhagie auf.

Ursachen

Wenn sich an und in der Gebärmutter Zysten, Abszesse oder Tumoren gebildet haben, kann es zu einer verstärkten Regelblutung kommen. Aber auch schon Vorstufen einer Krebserkrankung können diese Symptomatik hervorrufen. Die Krankheit Endometriose bildet einen Sonderfall bei den Störungen der Menstruation.

Dabei wird wegen hormoneller Störungen im ganzen Körper der Frau Gebärmuttergewebe aufgebaut. Diese schwere und chronische Erkrankung muss von einem Gynäkologen überwacht und behandelt werden. Hormonelle Störungen können zu verstärkten Regelblutungen führen, wobei ein Ungleichgewicht zwischen Progesteron und Östrogen entsteht. Frauen, die bereits mehrere Kinder geboren haben, neigen zu verstärkter und verlängerter Menstruation.

Die Gebärmutter ist meist vergrößert und baut während des Zyklus zu viel Gewebe auf. Die gleiche Symptomatik tritt auch des öfteren bei Frauen auf, die einen oder mehrere Aborte erlitten haben. Daneben können auch Infektionen mit Viren, Pilzen, Bakterien und Einzellern zu Regelstörungen führen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Menorrhagie zeichnet sich durch lange und starke Regelblutungen aus, wobei es zu einem Blutverlust von über 80 Milliliter kommt. Normalerweise beträgt dieser im Mittel 60 Milliliter. Der höhere Verlust an Blut bei Menorrhagie wird durch eine längere Ausdehnung der Blutungsphase, die zwischen 7 und 14 Tagen liegt, hervorgerufen. Oft ist die Blutung gleichzeitig auch stärker.

Bei einer Kombination aus langer Blutungsdauer und starker Blutung kann die Frau während dieser Phase bis zu 150 Milliliter Blut verlieren. Es handelt sich zwar nicht um einen lebensgefährlichen Zustand, aber der ständige Blutverlust kann die Lebensqualität stark einschränken. Als Symptome werden meist chronische Müdigkeit, Erschöpfung und Abgeschlagenheit beobachtet.

Auch zu Kreislaufproblemen kann es kommen, wobei der Blutdruck oft zu niedrig ist. Der Blutverlust führt auch zu Blutarmut, weil körpereigenes Blut nicht so schnell nachgebildet werden kann. Da Eisen ein immanenter Bestandteil des Hämoglobins ist, bewirkt der Blutverlust auch gleichzeitig einen Eisenverlust. Auch das hemmt die weitere Blutbildung.

Als Folge der Anämie kommt es auch zum Anstieg der Infektanfälligkeit. In manchen Fällen mit starkem Blutverlust wird auch der Abgang von dicken Blutklumpen beobachtet. Neben der Müdigkeit und der Antriebslosigkeit wird für viele Frauen die Menorrhagie häufig zu einer Belastung im Alltag, Beruf und vor allem im Sexualleben. In der Folge kann es auch zu Depressionen und psychischen Problemen kommen.

Diagnose

Wie bei allen Krankheitsdiagnose steht auch bei einer Menorrhagie das Arzt-Patienten-Gespräche, also die Anamnse, an erster Stelle. Im weiteren Verlauf kann der Arzt dann, je nach Verdacht und Hinweisen, folgende Untersuchungsmethoden anwenden:

  • Tastuntersuchung
  • Ultraschall
  • Schwangerschaftstest
  • Untersuchung des Muttermundes und der Scheide
  • Krebsuntersuchung mittel Abstrich und Kolposkopie
  • Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT)
  • Blutuntersuchung
  • Untersuchung des Hormonhaushaltes

Komplikationen

Komplikationen der Menorrhagie können sich aus dem starken Blutverlust ergeben. Bei einer sowohl sehr starken als auch sehr langen Monatsblutung können Frauen soviel Blut verlieren, dass zum einen Kreislaufbeschwerden die Folge sein können. Da diesen kein grundsätzlicher Krankheitswert zugrunde liegt, bedürfen leichte Kreislaufprobleme keiner gesonderten ärztlichen Behandlung.

Schwerwiegender kann der Eisenmangel sein. Starker Blutverlust lässt die Eisenwerte rasch absinken. Als Grenze gilt hier etwa ein Eisenwert von 12. Fällt dieser darunter, können Symptome wie Blässe, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und allgemeine Schwäche auftreten. Ein Eisenmangel begünstigt auch das Auftreten von Infekten, da das Immunsystem in seiner Leistungsfähigkeit bei dauerhaftem Eisenmangel eingeschränkt wird.

Eisen hat wichtige Funktionen im Bereich der Blutbildung und sollte deswegen entsprechend substituiert werden. Da eine Überversorgung des Körpers mit Eisen aber ebenso kritisch wie Mangel sein kann, sollte ein Eisenmangel vor Einnahme von entsprechenden Präparaten auch diagnostiziert sein. Im Rahmen einer Menorrhagie sollte die gynäkologische Vorsorge in Anspruch genommen werden. In seltenen Fällen ist die Menorrhagie Folge eines Tumors im Gewebe der Gebärmutter, der dann mit Komplikationen wie Unfruchtbarkeit oder Ausbreitung auf andere Organe einhergeht.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Menorrhagie ist nicht nur unangenehm, sondern auch Anlass für einen Arztbesuch. Selbst, wenn sie zum ersten Mal auftritt, sollte ärztlich abgeklärt werden, weshalb die Monatsblutung so lange gedauert hat. Die Ursachen sind oft behandelbar, doch wenn sie ignoriert werden, dann tritt die Menorrhagie immer wieder auf und belastet langfristig die Gesundheit der Patientin erheblich. Der Arzt wird zunächst erfragen, wie oft es bereits zu einer Menorrhagie gekommen ist, ob weitere Symptome und Beschwerden in der Zwischenzeit aufgetreten sind und ob sich am Ausfluss selbst etwas verändert hat.

Je nach Verdacht werden dann Blut- oder Gewebeproben genommen, um herauszufinden, ob es sich um eine Gewebeveränderung oder eine hormonelle Störung handelt. Im Zusammenhang mit einem neu aufgenommenen hormonellen Verhütungsmittel kann es bereits helfen, dieses in Rücksprache mit dem Gynäkologen abzusetzen und stattdessen eine Alternative auszuprobieren. Es spricht auch nichts dagegen, bei Auftreten einer Menorrhagie noch dann den Arzt aufzusuchen, wenn die Blutung noch in vollem Gange ist. Für eine Untersuchung ist das kein Problem und in der Arztpraxis gibt es für die Patientinnen genug Möglichkeiten, sich nach der Untersuchung wieder sauber zu machen.

Behandlung & Therapie

Die verschiedenen Ursachen der Menorrhagie erfordern eine unterschiedliche Behandlung. Zunächst wird der Arzt versuchen, die zu starke Blutung durch den Einsatz von Medikamenten zum Versiegen zu bringen. Beim Verdacht auf Zysten oder eine Krebserkrankung werden danach oder eventuell auch noch während der Blutung Gewebeproben entnommen und in einem Labor untersucht.

Je nach Resultat werden Zysten entfernt oder eine Operation zur Entfernung von Krebsgeschwüren muss erfolgen. Diese kann auch eine Chemotherapie oder eine Bestrahlung nach sich ziehen. Beim geringsten Verdacht auf eine Krebserkrankung wird der Gynäkologe sehr schnell handeln, da sich durch versprengtes Gewebe Metastasen bilden können.

Ist die Menorrhagie durch hormonelle Störungen entstanden, wird der Arzt versuchen, diese mit Hormonpräparaten oder homöopathischen Medikamenten zu behandeln. Außerdem kommt hier die Einnahme der so genannten Antibabypille in Frage, die Monatsblutungen auf ein Mindestmaß reduziert.

Bei Frauen, die mehrfach geboren haben oder die Aborte erlitten haben, muss über eine Ausschabung der Gebärmutter nachgedacht werden. Dabei wird überschüssiges Gewebe entfernt, um der Schleimhaut einen totalen Neuaufbau zu ermöglichen. Allerdings wird diese Methode nur noch in seltenen Fällen angewandt, da sich Narben in der Gebärmutter bilden, welche die Menorrhagie zusätzlich verstärken können.

Bei infektiösen Erkrankungen der Geschlechtsorgane wird der Gynäkologe entsprechend des Grundleidens mit oralen und lokalen Medikamenten behandeln, wobei der Sexualpartner meist mitbehandelt werden muss.


Aussicht & Prognose

Die weitere gesundheitliche Entwicklung ist bei einer Menorrhagie maßgeblich an die Ursache der langen und starken Regelblutung gebunden. Es kann zu einer guten wie auch zu einer sehr ungünstigen Prognose kommen. Bei einem günstigen Krankheitsverlauf ist die Ursache im Bereich der emotionalen Beschwerden zu finden. Bei einer hohen Sensibilität und dem Vorliegen von verschiedenen Stressoren tritt häufig bereits eine Linderung der Beschwerden ein, wenn eine Verbesserung der Lebensführung stattfindet, ein Umdenken erfolgt und eine psychotherapeutische Hilfe genutzt wird.

Von einer Spontanheilung ist bei dieser Störung nicht unbedingt auszugehen. Sie kann eintreten, wenn die Blutungen gekoppelt sind an das Erleben einer vorübergehenden Ausnahmesituation. Bei einem ungünstigen Krankheitsverlauf kann es jedoch auch zu einem vorzeitigen Ableben kommen. Die Störung der Menstruationsblutung kann auf eine vorliegende Krebserkrankung hindeuten. Wird keine medizinische Versorgung eingeleitet oder kommt es erst in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium zu einer Krebsbehandlung, droht den Patienten eine Verkürzung der durchschnittlichen Lebenszeit.

Bei anderen Gewebeveränderungen wie Zysten oder Abszesse wird meist eine Beschwerdefreiheit erreicht, wenn diese in einem chirurgischen Eingriff vollständig entfernt werden. Im Verlauf des Lebens kann es bis zum Eintritt der Wechseljahre erneut zu Unregelmäßigkeiten der Monatsblutung kommen. Die Prognose bleibt bei einer Wiederkehr der Beschwerden unverändert.

Vorbeugung

Es gibt vorbeugende Maßnahmen zur Prävention mancher Formen der Menorrhagie. Ein verantwortungsvoller Umgang mit der Verhütung von Schwangerschaften kann Frauen einen Abort ersparen. Das Stillen des Säuglings nach der Geburt hat direkten Einfluss auf die Rückbildung der Gebärmutter auf eine normale Größe. Infektionen des Urogenitaltraktes entstehen sehr oft durch wechselnde Sexualpartner und mangelnde Hygiene. Eine Ansteckung mit dem HP Virus kann durch Impfung oder Kondome verhindert werden. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen der Scheide, der Gebärmutter und der Eierstöcke bewahren viele Frauen vor einer Krebserkrankung oder diese wird frühzeitig erkannt und rechtzeitig behandelt.

Nachsorge

Lange und starke Regelblutungen können einhergehen mit einem überdurchschnittlichen Blutverlust. Die akuten Folgen können teils starke Kreislaufprobleme sein. Betroffene klagen dann über Übelkeit, Schwindel, Herzrasen und starker Benommenheit. Dies kann zu Komplikationen bei alltäglichen Situationen wie Autofahren führen oder eine konzentrierte Ausübung der Berufstätigkeit erschweren. Wer oft und lange Blut verliert, kann unter Umständen zudem einen Eisenmangel entwickeln.

Daher konzentriert sich die Nachfolge darauf, den Blutverlust auszugleichen. Dazu sollten betroffene Frauen regelmäßig die entsprechenden Blutwerte beim Frauenarzt abklären lassen. Spezielle Präparate können einen Eisenmangel ausgleichen und so Langzeitfolgen verhindern. Mennorhagie kann auch zu Komplikationen im seelischen Erleben führen.

Lange und starke Blutungen schränken den Alltag von Betroffenen teils empfindlich ein und lassen soziale Situationen nicht uneingeschränkt zu. Sozialer Rückzug bis hin zu Depressionen können sich als Komplikationen im psychischen Bereich ergeben. Dazu kann es sinnvoll sein, sich ausgiebig mit dem behandelnden Arzt beziehungsweise der behandelnden Ärztin abzusprechen. Auch unter diesen Gesichtspunkten ist es wichtig, eine Mennorhagie ärztlich abklären und gezielt behandeln zu lassen.

Das können Sie selbst tun

Neben körperlichen Ursachen können auch psychische Belastungen eine Menorrhagie auslösen. Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und regelmäßiger Bewegung an der frischen Luft, das Erlernen von Entspannungstechniken zum Stressabbau und ausreichend Schlaf beeinflussen den Menstruationszyklus positiv und verbessern das seelische und körperliche Wohlbefinden.

Die Pflanzenheilkunde kennt zahlreiche Heilkräuter, die meist als Teezubereitung gegen starke und lange Regelblutungen angewandt werden: Dazu zählen unter anderem Frauenmantel, Hirtentäschel, Mönchspfeffer und Himbeerblätter. Zimt, Cayennepfeffer und Koriandersamen können als Gewürz oder Aufguss gegen starke Blutungen helfen. Bei Menorrhagie sollte auf die ausreichende Aufnahme von Magnesium, Eisen und der Vitamine B, C und E geachtet werden, da diese Mikronährstoffe auf die Produktion und Funktion von Hormonen und Blutzellen Einfluss nehmen. Reichlich enthalten sind Vitamine und Mineralstoffe in frischem Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und Nüssen – Nahrungsergänzungsmittel sollten nur in Ausnahmefällen zum Einsatz kommen.

Unterstützend reduzieren kalte Kompressen Blutfluss und Schmerzen: Sie können bis zu viermal am Tag für etwa 15 Minuten auf den Unterbauch aufgelegt werden. Wenn die Kälteanwendung auf dem Bauch als unangenehm empfunden wird, sind Fußbäder mit kaltem Wasser oder kühlende Wadenwickel eine Alternative. Entzündungshemmende Schmerzmittel aus der Apotheke können ebenfalls den Blutfluss verringern. Zeigt die Selbstbehandlung keine Wirkung, sollte ein Frauenarzt aufgesucht werden.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
  • Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013

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