Vaginalcreme
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. August 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Vaginalcremes werden bei Frauen im Initmbereich angewendet. Es gibt unterschiedliche Bereiche in denen sie Verwendung finden: vaginale Enztündung (bakterielle Vaginose), Pilzinfektion (Mykose) der weiblichen Geschlechtsorgane, Scheidentrockenheit oder zur Vorbeugung entzündlicher Erkrankungen oder Infektionen im Intimbereich.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist Vaginalcreme?
Die Vaginalcreme kann zur Bekämpfung unterschiedlicher Beschwerden im weiblichen Intimbereich eingesetzt werden. Je nach ihrem Wirkungsbereich tötet sie ungewünschte Pilze und /oder Bakterien ab und/oder unterstützt das natürliche Scheidenmilieu.
Sie kann sowohl vaginal angewendet, als auch auf die äußeren Geschlechtsorgane aufgetragen werden. Vaginalcremes eignen sich besonders für Patientinnen mit Scheidentrockenheit, da diese besser von den Schleimhäuten aufgenommen werden und für diese ebenfalls fördernd wirken können.
Geschichte & Entwicklung
Die Entdeckung und Entwicklung von Vaginalcremes ist eng mit den Fortschritten in der Gynäkologie und der Frauenheilkunde im 20. Jahrhundert verbunden. Die Idee, topische Behandlungen für vaginale Beschwerden zu verwenden, geht auf die Erkenntnis zurück, dass lokale Applikationen oft effektiver und weniger belastend für den Körper sein können als systemische Therapien.
In den frühen 1900er Jahren begann man, erste Vaginalpräparate zu entwickeln, die hauptsächlich zur Behandlung von Infektionen und zur Linderung von Beschwerden durch Pilzinfektionen, wie Candida, eingesetzt wurden. Diese frühen Präparate waren oft rudimentär und hatten eine begrenzte Wirksamkeit.
Mit den Fortschritten in der Pharmakologie und der Chemie in den 1940er und 1950er Jahren wurden Vaginalcremes verfeinert und spezifische Wirkstoffe entwickelt, um gezielte Beschwerden zu behandeln. Die Einführung von Antimykotika, wie Clotrimazol in den 1960er Jahren, markierte einen wichtigen Meilenstein, da es erstmals möglich war, Vaginalinfektionen effektiv zu behandeln.
In den 1970er und 1980er Jahren wurden hormonelle Vaginalcremes, wie Östrogencremes, entwickelt, um Symptome der vaginalen Atrophie bei postmenopausalen Frauen zu lindern. Diese Cremes boten eine lokale Alternative zu systemischen Hormonersatztherapien.
Die Entwicklung von Vaginalcremes setzte sich bis in die Gegenwart fort, wobei immer spezifischere und besser verträgliche Formulierungen entstanden sind, die auf eine breite Palette von gynäkologischen Beschwerden abzielen.
Medizinische Anwendung, Wirkung & Gebrauch
Meist wird die Creme mittels eines Applikators tief in die Scheide eingeführt und dort entleert. Sollten die äußeren Geschlechtsorgane, wie beispielsweise Vulva und Schamlippen, ebenfalls betroffen sein, wird die Vaginalcreme mit dem Finger auf die äußeren Bereiche aufgetragen.
Dies ist oftmals bei Pilzinfektionen der Fall. Die betroffene Patientin bemerkt die Infektion durch starkes Jucken und/oder Brennen. Diese Pilzinfektionen sind heute meist schnell und problemlos mit den so genannten Antimykotika zu behandeln, da sie Wachstum und Vermehrung der Pilze (meist Hefepilze) verhindern. In der Regel wird die Creme an ca. 3 aufeinander folgenden Tagen abends, vor dem Schlafengehen, mit einem Applikator tief in die Scheide eingeführt und bei Bedarf auf die äußeren Geschlechtsorgane aufgetragen.
Die bakterielle Vaginose wird von Bakterien ausgelöst, welche oft von Natur aus in der Scheide angesiedelt sind. Durch ein Ungleichgewicht kann es zu einer zu starken Vermehrung kommen. Die Symptome äußern sich hier vor allem darin, dass Frauen über Jucken, Brennen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und übel riechenden, fischigen Ausfluss berichten (dieser ist meist nach dem Geschlechtsverkehr besonders stark ausgeprägt).
Mit einer antibiotischen Vaginalcreme (oft auch in Kombination mit oralen Präparaten), welche in der Regel zwischen 5-10 aufeinander folgenden Tagen mit einem Applikator in die Scheide eingeführt wird, ist die bakterielle Vaginose meist problemlos in den Griff zu bekommen. Der Wirkstoff des Antibiotikums tötet die Bakterien, welche für die Entzündung verantwortlich sind.
Desweiteren gibt es auch Vaginalcremes, welche Scheidentrockenheit entgegenwirken oder vorbeugend gegen entzündliche Erkrankungen oder Infektionen wirken. Diese unterscheiden sich in ihrer Anwendung stark. Auf der einen Seite gibt es Vaginalcremes, die man täglich einführt, auf der anderen Seite gibt es Arten, welche man nur alle paar Tage oder bei Bedarf (z.B. vor dem Geschlechtsverkehr) einführt.
Diese Vaginalcremes unterstützen die Schleimhäute des Intimbereichs mit Feuchtigkeit und Fetten, wodurch diese wieder geschmeidiger werden und/oder den natürlichen ph-Wert der Scheide unterstützen und für eine positive Vermehrung der gutartigen Milchsäurebakterien sorgen.
Pflanzliche, natürliche & pharmazeutische Vaginalcreme
Vaginalcremes gegen Pilzinfektionen beinhalten meist Stoffe wie Clotrimazol, Econazol, Nystatin oder Fenticonazol, so genannte Antimykotika.
Diese chemischen Stoffe verhindern die Vermehrung und Ausbreitung der Pilzzellen, bis diese schließlich absterben. Bei einer bakteriellen Vaginose ist die Gabe von Antibiotika meist nicht zu verhindern. Hier gibt es unterschiedlich starke Arten, welche je nach Bakterium und Grad der Entzündung vom behandelnden Arzt ausgewählt werden. Scheidentrockenheit kann mit hormonhaltigen (Östrogen) Cremes behandelt werden, da diese oftmals in den Wechseljahren auftritt, aufgrund der Veränderung des Hormonhausaltes.
Es gibt allerdings auch Cremes, welche keine Hormone enthalten, sondern rein durch Fette und Feuchtigkeit ihre Wirkung erzielen. Vor allem zur Vorbeugung von Entzündungen und Infektionen gibt es Vaginalcremes, welche auf rein pflanzlicher Basis beruhen und somit schonend zur empfindlichen Schleimhaut des Intimbereichs sind. Es gibt darüber hinaus auch rein pflanzliche Cremes (z.B. aus Kräutern des Himalaya), welche eine entzündungshemmende, antibakterielle und antimykotische Wirkung in einem versprechen.
Risiken & Nebenwirkungen
Die Risiken und Nebenwirkungen von Vaginalcremes sind recht unterschiedlich, je nach Art der Creme. Vaginalcremes gegen Pilzinfektionen bergen vordergründig das Risiko lokaler Hautreizungen, wohingegen Cremes die Antibiotika enthalten auch Auswirkungen auf den Magen-Darmtrakt oder andere Bereiche haben können.
Besonders häufig entsteht nach der lokalen Antibiotikatherapie eine Pilzinfektion, welche dann anschließend sofort behandelt wird und unproblematisch verläuft.
Im Allgemeinen sind allergische Reaktionen bei Überempfindlichkeit gegenüber den Wirkstoffen denkbar. In der Schwangerschaft sollte jede Behandlung im Intimbereich mit dem behandelnden Arzt abgeklärt werden, da sonst Gefahren für das Baby entstehen können.
Anwendung & Sicherheit
Die Anwendung von Vaginalcreme erfolgt in der Regel direkt in die Vagina mittels eines Applikators, der meist zusammen mit der Creme bereitgestellt wird. Der Applikator wird mit der empfohlenen Menge der Creme befüllt und vorsichtig in die Vagina eingeführt, idealerweise im Liegen, um das Einführen zu erleichtern. Die Creme sollte dann gleichmäßig verteilt werden, indem der Applikator vollständig entleert wird. Es wird oft empfohlen, die Anwendung vor dem Schlafengehen durchzuführen, damit die Creme über Nacht einwirken kann und so eine optimale Wirkung erzielt wird.
Die Sicherheit von Vaginalcremes hängt stark von der richtigen Anwendung und der Verträglichkeit der Inhaltsstoffe ab. Die meisten Vaginalcremes sind für die lokale Anwendung formuliert und haben daher ein geringes Risiko für systemische Nebenwirkungen. Dennoch können einige Frauen auf bestimmte Inhaltsstoffe allergisch reagieren, was zu Reizungen, Juckreiz oder Brennen führen kann. Es ist wichtig, bei der ersten Anwendung auf solche Reaktionen zu achten und bei starken oder anhaltenden Beschwerden einen Arzt zu konsultieren.
Die Qualitätskontrolle bei der Herstellung von Vaginalcremes unterliegt strengen regulatorischen Anforderungen, um sicherzustellen, dass die Produkte sicher und wirksam sind. Dies umfasst die Überprüfung der Reinheit der Inhaltsstoffe, die Konsistenz der Wirkstoffkonzentration und die Sterilität des Endprodukts. Hersteller müssen zudem Stabilitätsstudien durchführen, um die Haltbarkeit und Wirksamkeit der Creme über ihre gesamte Lagerzeit zu gewährleisten. Solche Maßnahmen gewährleisten, dass Vaginalcremes sicher für den Gebrauch und wirksam bei der Behandlung der vorgesehenen Beschwerden sind.
Alternativen
Es gibt mehrere alternative Medikamente und Therapieformen zu Vaginalcremes, die je nach Art der Beschwerden in Frage kommen. Ein gängiger Ersatz sind Vaginalzäpfchen (Ovula), die ähnlich wie Cremes lokal in der Vagina angewendet werden. Sie sind besonders bei der Behandlung von Pilzinfektionen oder bakteriellen Vaginosen wirksam. Zäpfchen schmelzen bei Körpertemperatur und setzen dabei den Wirkstoff frei, wodurch eine gleichmäßige Verteilung in der Vagina erreicht wird.
Orale Medikamente stellen eine weitere Alternative dar. Bei Pilzinfektionen beispielsweise können Antimykotika wie Fluconazol oral eingenommen werden. Diese systemische Behandlung kann vorteilhaft sein, wenn eine lokale Anwendung nicht möglich oder nicht ausreichend ist. Allerdings besteht ein höheres Risiko für systemische Nebenwirkungen, wie Magen-Darm-Beschwerden oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.
Ein anderer Ansatz ist die Verwendung von Vaginalringen, die Hormone, wie Östrogen, freisetzen. Diese Methode wird oft zur Behandlung von vaginaler Atrophie oder Trockenheit bei postmenopausalen Frauen eingesetzt. Der Vorteil von Vaginalringen ist die kontinuierliche Freisetzung von Hormonen über einen längeren Zeitraum, was eine stabile Wirkung ermöglicht. Allerdings ist die Anwendung weniger flexibel als bei Cremes oder Zäpfchen.
Vaginalgele bieten ebenfalls eine Alternative, insbesondere für Frauen, die unter vaginaler Trockenheit leiden. Diese Gele befeuchten die Vaginalschleimhaut, ohne hormonelle Wirkstoffe zu enthalten, und sind daher eine gute Option für Frauen, die hormonelle Therapien vermeiden möchten.
Jede dieser Therapieformen hat ihre spezifischen Vor- und Nachteile, abhängig von der Art der Behandlung, den individuellen Vorlieben und den medizinischen Bedürfnissen der Patientin.
Forschung & Zukunft
Aktuelle Trends in der Forschung zu Vaginalcremes konzentrieren sich auf die Entwicklung von Formulierungen, die sowohl effektiver als auch sicherer sind, mit einem besonderen Fokus auf die Mikrobiom-freundliche Formulierung und die zielgerichtete Abgabe von Wirkstoffen. Ein wesentlicher Trend ist die Erforschung von Probiotika in Vaginalcremes, die darauf abzielen, das Gleichgewicht des vaginalen Mikrobioms zu unterstützen und das Wiederauftreten von Infektionen wie bakterieller Vaginose zu verhindern. Diese Cremes kombinieren traditionelle Wirkstoffe mit lebenden Bakterienkulturen, um die natürliche Flora der Vagina zu stärken.
Ein weiterer innovativer Ansatz ist die Entwicklung von nanotechnologisch basierten Vaginalcremes. Diese Formulierungen nutzen Nanopartikel, um Wirkstoffe präziser und effizienter an den Zielort zu bringen. Diese Technologie könnte die Wirksamkeit von Medikamenten erhöhen und gleichzeitig die erforderliche Dosis reduzieren, was das Risiko von Nebenwirkungen verringert.
Forschungen befassen sich auch mit hormonfreien Alternativen zur Behandlung von vaginaler Atrophie, insbesondere bei postmenopausalen Frauen. Neue Ansätze untersuchen die Verwendung von pflanzlichen Extrakten und bioaktiven Molekülen, die ohne hormonelle Wirkstoffe auskommen, aber dennoch die Feuchtigkeit und Elastizität der Vaginalschleimhaut verbessern.
Ein weiteres Feld ist die Erforschung von personalisierten Vaginalcremes, die auf die individuellen Bedürfnisse und das spezifische Mikrobiom der Patientin abgestimmt sind. Diese maßgeschneiderten Therapien könnten zukünftig eine präzisere und effektivere Behandlung ermöglichen. Insgesamt zielen diese Trends darauf ab, die Wirksamkeit, Sicherheit und Personalisierung von Vaginalcremes zu verbessern, um eine bessere Lebensqualität für die Anwenderinnen zu erreichen.
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Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor