Bakterielle Vaginose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als bakterielle Vaginose wird die am meisten verbreitete mikrobiell verursachte Vaginalinfektion fortpflanzungsfähiger Frauen bezeichnet, die ursächlich auf eine atypische Besiedlung des weiblichen Genitalbereichs durch anaerobe Bakterien, überwiegend durch Gardnerella vaginalis, zurückgeführt wird und medikamentös gut therapierbar ist.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine bakterielle Vaginose?

Bei vielen Frauen bleibt eine bakterielle Vaginose symptomlos. Zu den möglichen Beschwerden gehören Rötungen im Intimbereich sowie ein erhöhter vaginaler Ausfluss.
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Bei einer bakteriellen Vaginose liegt durch eine bakteriell bedingte Infektion eine Störung des physiologischen Gleichgewichts des Vaginalmilieus vor.

Die gesunde Vaginalflora, die überwiegend die Milchsäure produzierenden Laktobazillen aufweist, befindet sich mit einem pH-Wert von 3,8 bis 4,5 im leicht sauren Bereich. Bei einer bakteriellen Vaginose verschiebt sich das bakterielle Gleichgewicht durch einen Rückgang der Laktobazillen, so dass sich der pH-Wert im weniger saurem Bereich befindet und die Vaginalflora durch andere Bakterien besiedelt werden kann.

Zu diesen gehört die Bakterienart Gardnerella vaginalis, die oftmals gleichzeitig mit weiteren anaeroben Bakterien in die Vagina eindringt, sich vermehrt und zu einer Mischinfektion führt. Diese verursacht den für die bakterielle Vaginose charakteristischen fischig riechenden Vaginalausfluss, der zur Kernsymptomatik der bakteriellen Vaginose gehört und durch gebildete Amine (Amingeruch) hervorgerufen wird.

Ursachen

Die für die bakterielle Vaginose kennzeichnende Gleichgewichtsstörung des Vaginalmilieus kann durch mehrere Faktoren bedingt werden. Während Geschlechtsverkehr das Risiko einer Infektion steigert und als Hauptursache für bakterielle Vaginose vermutet wird, können psychosozialer Stress oder eine übersteigerte Vaginalhygiene den pH-Wert der Vaginalflora stören und dadurch eine Ansiedlung pathogener Keime begünstigen.

Daneben stellt eine länger andauernde Menstruation einen Risikofaktor dar, da die Zahl der östrogenabhängigen Laktobazillen aufgrund des geringeren Östrogenspiegels während der Menstruation abnimmt, wodurch der pH-Wert weniger sauer wird. Ein weniger saurer pH-Wert der Vaginalflora kann eine Besiedlung und Vermehrung anderer Bakterien nach sich ziehen und somit eine bakterielle Vaginose auslösen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bei vielen Frauen bleibt eine bakterielle Vaginose symptomlos. Zu den möglichen Beschwerden gehören Rötungen im Intimbereich sowie ein erhöhter vaginaler Ausfluss. Der Ausfluss ist meist grau-weiß und dünn oder klebrig, kann aber auch blutig oder schleimig sein.

In Einzelfällen kommt es zu kleinen Bläschen im Ausfluss. Der Geruch des Ausflusses ist meist leicht säuerlich beziehungsweise riecht der Ausfluss nach Fisch. Beim Kontakt mit Sperma nimmt der Geruch an Intensität zu. Weiterhin kann eine bakterielle Vaginose ein Jucken im Bereich der Vagina und Schamlippen hervorrufen. Auch Empfindungsstörungen und Missempfindungen am äußeren Genital können auftreten.

Betroffene Frauen empfinden die Vagina trotz des Ausflusses als trocken oder verspüren ein undefinierbares Druckgefühl an den unteren Schamlippen. Begleitend dazu kommt es oft zu Schmerzen beim Wasserlassen und beim Geschlechtsverkehr. Es können auch Luftstöße aus der Vagina auftreten, die von den Betroffenen meist als sehr unangenehm empfunden werden.

Weitere Symptome können auftreten, wenn die bakterielle Vaginose weiter fortschreitet und andere Erkrankungen hervorruft. Dann kann es zu starken Schmerzen kommen, die bis in den Unterleib ausstrahlen können. Auch kann es zu Harnverhalt und starken Blutungen kommen, die meist auch außerhalb der Periode auftreten.

Diagnose & Verlauf

Für die Diagnose einer bakteriellen Vaginose müssen mindestens drei von vier Tests am vorgenommenen Vaginalabstrich positiv sein. So muss ein grau-weißer Ausfluss feststellbar sein, dessen fischartiger Geruch durch den sogenannten Amintest (Zugabe von 10-prozentiger Kalilauge) verstärkt wird.

Zusätzlich muss ein pH-Wert von über 4,5 und/oder eine mindestens 20-prozentige bakterielle Besiedlung der Vaginalzellen mikroskopisch festgestellt werden. Für eine gesicherte Diagnose einer bakteriellen Vaginose sollten eventuelle andere Infektionen (Trichomonas vaginalis, Mykoplasmen) sowie Vaginitis und Zervizitis ausgeschlossen werden.

Bei einer bakteriellen Vaginose können in seltenen Fällen neben dem grau-weißen Ausfluss auch Juckreiz und Hautrötungen im Genitalbereich beobachtet werden. Ferner kann bakterielle Vaginose Schmerzen beim Wasserlassen und Geschlechtsverkehr hervorrufen. Ohne medikamentöse Therapie existiert bei vaginaler Vaginose das minimale Risiko einer bakteriellen Ausbreitung in die oberen Genitalbereiche, wodurch weitere Komplikationen verursacht werden können.

Komplikationen

Bei nichtschwangeren Frauen erhöht eine bakterielle Vaginose das Risiko einer gynäkologischen Entzündung. Die Schleimhaut des Gebärmutterhalses kann sich entzünden (Zervizitis). Zudem kann es zu einer Entzündung der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis) und zu einer Eileiterentzündung (Salpingitis) kommen. Zudem können sich der äußere weibliche Genitalbereich und der Scheideneingang (Vulvitis) entzünden. Auch eine Entzündung der Bartholin-Drüsen (Bartholinitis) ist nicht ausgeschlossen.

Auch bei schwangeren Frauen können einige Komplikationen im Zusammenhang mit einer bakteriellen Vaginose auftreten. Bei Schwangeren, die von einer bakteriellen Vaginose betroffen sind, besteht ein erhöhtes Risiko, vorzeitige Wehen zu bekommen. Zudem können sie eine Frühgeburt oder einen vorzeitigen Fruchtblasensprung erleiden.

Während der Schwangerschaft kann es zu einer Infektion der Embryonalhülle, einer sogenannten Amnionitis, kommen. Auch nach der Entbindung kann es zu verschiedenen Komplikationen in Verbindung mit einer bakteriellen Vaginose kommen. Es können Entzündungen auftreten und der Heilungsprozess des Dammschnitts kann sich verzögern. Nach einem Kaiserschnitt kann es zu einem Bauchdeckenabszess kommen. Auch eine Entzündung der Gebärmutterschleimhaut ist möglich.

Eine bakterielle Vaginose kann beim Geschlechtsverkehr auch auf Männer übertragen werden. In diesem Zusammenhang kann es zu einer meistens milden und kurz anhaltenden Eichelentzündung (Balanoposthitis) kommen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

In den meisten Fällen kann der Körper ein Ungleichgewicht des Scheidenmilieus selbstständig regulieren. Eine gesunde Lebensweise und ein gestärktes Immunsystem vorausgesetzt, ist ein Arztbesuch nicht unbedingt nötig. Frauen, die gesundheitlich angeschlagen sind, sollten die Symptome der bakteriellen Vaginose (z.B. Juckreiz, Rötungen und Schmerzen beim Urinieren) zeitnah mit dem Frauenarzt besprechen. Bei einem schweren Verlauf, bei dem die Symptome rasch zunehmen und sich das körperliche und seelische Wohlbefinden verschlechtert, muss umgehend ein Arzt konsultiert werden.

Mit starken Beschwerden wie Ausschlägen und stechenden Schmerzen beim Wasserlassen sollte ins Krankenhaus gegangen werden. Dies gilt vor allem dann, wenn die Infektion in der Schwangerschaft auftritt. Eine unsachgemäße oder zu späte Behandlung kann dann im schwersten Fall zum Blasensprung führen und eine Frühgeburt auslösen. Ansonsten sollten eine bakterielle Vaginose medizinisch abgeklärt werden, wenn der Verdacht auf Folgeentzündungen von Eileiter, Gebärmutterhals und Gebärmutterschleimhaut besteht. Der Frauenarzt kann die Erkrankung im Normalfall zügig behandeln und Tipps zur Vermeidung einer erneuten Infektion geben.

Behandlung & Therapie

Bei 10 bis 20 Prozent der von einer bakteriellen Vaginose Betroffenen kann eine spontane Genesung beobachtet werden. Ansonsten wird eine bakterielle Vaginose medikamentös mit Antibiotika (Metronidazol, Clindamycin oder Nifuratel) behandelt, die oral oder vaginal verabreicht werden können und bei über 90 Prozent der Betroffenen innerhalb weniger Tage zu positiven Ergebnissen führen.

Jedoch kommt es in vielen Fällen zum erneuten Auftreten von bakterieller Vaginose. Vor allem schwangeren Frauen wird eine medikamentöse Therapie empfohlen, da unbehandelte bakterielle Vaginose das Risiko vorzeitiger Wehen, Frühgeburten sowie die Wahrscheinlichkeit einer Neugeborenensepsis erhöht.

Milchsäurehaltige Präparate (Vaginalzäpfchen mit Laktobazillen), auf Laktobazillen wachstumsfördernd wirkendes Glykogen sowie ascorbinsäurehaltige Zäpfchen können zur Stabilisierung der Vaginalflora beitragen. Zur Vermeidung eines „Ping-Pong-Effekts“ kann es sinnvoll sein, den Partner mit zu therapieren.

Der männliche Genitalbereich kann ebenfalls bakterielle Vaginose auslösende Bakterien aufweisen, die bei betroffenen Männern jedoch oftmals weder Beschwerden noch einen veränderten Hautzustand nach sich ziehen, so dass sie unwissentlich eine bakterielle Vaginose bei Frauen verursachen können.

Aussicht & Prognose

Die Prognose für eine bakterielle Vaginose hängt stark von der richtigen Behandlung ab. Frauen, die bei sich Symptome einer bakteriellen Vaginose feststellen, sollten daher unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Die Therapie erfolgt durch die Gabe von Antibiotika. Standardmäßig wird das Antibiotikum Metronidazol verschrieben, das meist oral eingenommen werden soll. Nach etwa einer Woche ist damit die normale Scheidenflora bei vier von fünf Patientinnen wieder aufgebaut. Die Rückfallquote ist bei der bakteriellen Vaginose jedoch hoch und liegt bei etwa 60 bis 70 Prozent. Alternative Behandlungen wie die lokale Gabe von Milchsäurebakterien sind weniger erfolgversprechend.

Sie können jedoch im Anschluss an eine Antibiotika-Therapie dabei helfen, eine gesunde Scheidenflora aufrechtzuerhalten. Dadurch kann die Wahrscheinlichkeit einer erneuten bakteriellen Vaginose verringert werden. Eine weitere sinnvolle Maßnahme ist das Verwenden von Kondomen beim Geschlechtsverkehr, um eine Wiederansteckung durch den Partner zu vermeiden.

Unbehandelt kann eine bakterielle Vaginose zu verschiedenen Komplikationen führen. Hierzu gehören Entzündungen der Eileiter, der Eierstöcke, der Gebärmutter oder des Gebärmutterhalses. Zudem kann das bakterielle Ungleichgewicht Ursache für weitere Infektionen sein. Eine bakterielle Vaginose kann somit das Risiko einer Ansteckung an Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien oder sogar HIV erhöhen.


Vorbeugung

Einer bakteriellen Vaginose kann nicht direkt vorgebeugt werden. Allerdings kann das Risiko einer bakteriellen Vaginose durch die Verwendung eines Kondoms während des Geschlechtsverkehrs minimiert werden. Ferner sollte eine übermäßige Vaginalhygiene, die das Gleichgewicht der Vaginalflora destabilisieren kann, vermieden werden. Auch die Anwendung von probiotischen Tampons während der Menstruation sowie von Entspannungstechniken zur Minimierung von psychosozialem Stress können das Risiko einer Erkrankung an bakterieller Vaginose verringern.

Nachsorge

Nach einer planmäßig durchgeführten Antibiose und erreichter Symptomfreiheit gilt die bakterielle Vaginose als ausgeheilt. Zum Aufbau der angegriffenen Scheidenflora nach der Antibiotikagabe werden probiotische Pharmazeutika mit Laktobazillen, Milchsäure oder Präparate mit Ascorbinsäure empfohlen. Diese werden intravaginal verabreicht und fördern den Wiederaufbau der Vaginalschleimhaut.

Um ein erneutes Auftreten der bakteriellen Vaginose zu verhindern, sollte eine übertriebene Intimhygiene unterlassen werden. Ausreichend ist eine Reinigung des Intimbereichs mit klarem Wasser, dabei können auch in der Drogerie erhältliche Einmalwaschlappen verwendet werden. Wichtig ist es, den Scheidenbereich anschließend sorgfältig abzutrocknen.

Frauen sollten zudem auf synthetische Unterwäsche oder Slipeinlagen mit Plastikschutz verzichten, da dadurch ein Wärmestau und übermäßige Feuchtigkeit im Intimbereich entstehen kann. Auch von Intimsprays, Seifen und Feuchttüchern ist für den vaginalen Gebrauch abzuraten, da diese den pH-Wert des Scheidenmilieus verändern und dadurch die Scheidenflora anfälliger für Infektionen machen können.

Darüber hinaus sollte darauf geachtet werden nach dem Toilettengang den After mit Toilettenpapier „von vorne nach hinten“ zu reinigen. Dadurch wird verhindert, dass schädliche Darmbakterien in die Scheidenflora oder in die Harnröhre gelangen und dort wieder Infektionen auslösen. Frauen, die eine bakterielle Vaginose während ihrer Schwangerschaft entwickelten, sollten auch nach erfolgreicher Behandlung auf etwaige Alarmsignale achten. Treten frühzeitige Wehen, ein Blasensprung oder Blutungen auf, so sollte unverzüglich ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Das können Sie selbst tun

Gute Erfolge werden mit Laktobazilluskulturen erzielt, weil diese das Gleichgewicht der Bakterien wieder herstellen. Laktobazillen können für einen schnellen Effekt auch direkt in den Muskel gespritzt werden. Der Vorteil: Es wird kein Wasserstoffperoxid gebildet, wodurch eine direkte Wirkung in Form von Antikörpern gegen die schädlichen Bakterien erfolgt.

Auch eine Milchsäurekur mit einem Milchsäuregel über einen Zeitraum von sieben bis zehn Tagen ist in den meisten Fällen vielversprechend. Das Gel wird mit Einmalapplikatoren vorsichtig in die Scheide eingeführt. Der ideale saure ph-Wert kann auf diese Weise schnell wieder hergestellt werden.

Auch mit hoch dosiertem Vitamin C, zum Beispiel als Konzentrat in Pulverform mit einer hohen Bioverfügbarkeit, kann die Scheidenflora wieder hergestellt werden. Es wird einfach in Wasser aufgelöst und kann über den Tag verteilt getrunken werden.

Ein Sitzbad mit Essig kann die schlechten Bakterien abtöten, sodass der Weg frei wird für die Ansiedlung von gesunden Bakterien. Ebenfalls ist einmal täglich ein Sitzbad mit einem Esslöffel Teebaumöl anzuwenden, dies gilt als heilendes Hausmittel auch bei einer bakteriellen Vaginose.

Die erwähnten Selbsthilfemaßnahmen sind kein Ersatz für die Behandlung durch einen Hausarzt oder Gynäkologen. Den Arzt bei einer bakteriellen Vaginose zu kontaktieren wird dringend empfohlen.

Quellen

  • Haag, P., Harnhart, N., Müller, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Urologie. Für Studium und Praxis 2014/15. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2014
  • Stauber, M., Weyerstrahl, T.: Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013
  • Uhl, B.: Gynäkologie und Geburtshilfe compact. Thieme, Stuttgart 2013

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