Fluconazol

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer. nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2025
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Fluconazol wird aufgrund seiner fungistatischen Wirkung als Antimykotikum bei der Therapie von Pilzinfektionen angewendet. Der Wirkstoff kommt insbesondere dann zum Einsatz, wenn eine lokale bzw. topische (äußerliche) Therapie von Pilzinfektionen unwirksam bleibt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Fluconazol?

Pilzinfektionen der Haut und Nägel sowie Schleimhäute (u.a. Vaginalpilz, Mundsoor) können wirksam mit dem Arzneimittel therapiert werden. Hierzu kann Fluconazol z.B. in Kapseln oder als Injektionspräparat appliziert werden.

Fluconazol ist ein Azol-Antimykotikum, das als Triazolderivat der Gruppe der Imidazole und Triazole angehört. Der Wirkstoff kommt im Rahmen der Therapie von Infektionen mit humanpathogen wirkenden Pilzen zur Anwendung.

Fluconazol selbst ist ein weißliches, kristallines Pulver, das sich nur schwer in Wasser auflösen lässt. Das Triazolderivat hemmt durch seine zytostatische bzw. fungistatische Wirkung das Wachstum und die Vermehrung der Erreger, insbesondere von Hefepilzen der Gattung Candida.

Pilzinfektionen der Haut und Nägel sowie Schleimhäute (u.a. Vaginalpilz, Mundsoor) können wirksam mit dem Arzneimittel therapiert werden. Hierzu kann Fluconazol in Kapseln, als Injektionspräparat oder Suspension appliziert werden.

Pharmakologische Wirkung

Fluconazol wirkt wie sämtliche Vertreter der Imidazole und Triazole fungistatisch, indem es den Aufbau der Zellwände der Hefepilze und somit deren Wachstum bzw. Vermehrung inhibiert (hemmt).

In Abhängigkeit von der Dosierung kann der Wirkstoff auch fungizid (pilzabtötend) wirken. Nach der Applikation gelangt der Wirkstoff entweder über den gastrointestinalen Trakt (u.a. orale Einnahme von Hartkapseln) oder direkt (intravenös appliziertes Injektionspräparat) in den Blutkreislauf und verteilt sich im gesamten Organismus. Im Gegensatz zur menschlichen Zellmembran, die unter anderem aus Cholesterin besteht, stellt Ergosterol den wichtigsten Baustein der Zellmembran von Hefepilzen dar.

Fluconazol hemmt im Cytochrom P450-System ein für die Synthese des Ergosterols wichtiges Enzym, die sogenannte 14-alpha-Demethylase, wodurch der Umbau von Lanosterol zu Ergosterol blockiert wird. Die durch die Blockade modifizierten Baustoffe führen zu Defekten in der Zellmembran der Hefepilze und beeinträchtigen bestimmte Stoffwechselprozesse, die die Teilung der Pilzzellen steuern.

Die Erreger können sich nicht mehr vermehren (fungistatische Wirkung). Auf die Demethylase des menschlichen Organismus besitzt Fluconazol allerdings eine bedeutend schwächere Hemmwirkung.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Fluconazol kommt insbesondere im Rahmen der systemischen (innerlichen) Therapie von Infektionen mit Hefepilzen der Gattung Candida (sogenannte Cadidosen) zum Einsatz, unter welchen Candida albicans den bedeutendsten Vertreter darstellt.

In aller Regel sind lediglich die Haut und/oder Nägel (Nagel- und Fußpilzinfektionen) bzw. die Schleimhäute (Mundsoor, Vaginalpilz) von einer Candidose betroffen. Bei immungeschwächten Menschen kann sich eine Pilzinfektion in seltenen Fällen auch auf die inneren Organe auswirken. Entsprechend kann Fluconazol zudem bei Menschen, die infolge chemo- und/oder strahlentherapeutischer Maßnahmen ein geschwächtes Immunsystem aufweisen, prophylaktisch zur Vorbeugung einer Pilzinfektion zur Anwendung kommen.

Darüber hinaus hat sich die Wirkung von Fluconazol bei der Behandlung von Meningitiden (Entzündungen der Hirnhaut), die durch Infektionen mit dem Hefepilz Cryptococcus neoformans bedingt werden, erwiesen. Bei HIV-Betroffenen, die eine erhöhte Prävalenz für diese spezifische Pilzinfektion aufweisen (opportunistische Infektion), kann Fluconazol ebenfalls prophylaktisch eingesetzt werden. Zeigt eine lokale bzw. topische Applikation anderer Antimykotika bei einer Vaginalcandidose keinen Erfolg, kann Fluconazol alternativ im Rahmen einer systemischen Behandlung zum Einsatz kommen.

In einigen Fällen (etwa 10 Prozent) entwickeln die Erreger eine Resistenz gegen Fluconazol, so dass der Wirkstoff durch andere fungizid wirkende Medikamente wie Flucytosin oder Amphotericin B substituiert werden muss.


Verabreichung & Dosierung

Fluconazol ist ein Antimykotikum aus der Gruppe der Triazole und wird zur Behandlung und Prophylaxe von Pilzinfektionen eingesetzt. Bei der Verabreichung ist zu beachten, dass es sowohl oral als auch intravenös verabreicht werden kann. Die Bioverfügbarkeit ist hoch, sodass die orale Gabe einer intravenösen gleichwertig ist. Fluconazol kann unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden.

Die Dosierung richtet sich nach der Art und Schwere der Infektion. Bei Candidosen beträgt die übliche Dosis für Erwachsene 50–400 mg täglich, während bei Kryptokokken-Meningitis höhere Dosen von bis zu 800 mg am ersten Tag erforderlich sein können. Zur Prophylaxe bei immunsupprimierten Patienten werden meist 100–400 mg täglich verabreicht. Bei Kindern wird die Dosis meist gewichtsabhängig berechnet (3–12 mg/kg Körpergewicht).

Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist eine Dosisanpassung erforderlich, da Fluconazol überwiegend renal eliminiert wird. Eine Reduktion der Erhaltungsdosis wird empfohlen, wenn die Kreatinin-Clearance unter 50 ml/min liegt. Zudem können Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten, insbesondere mit Substanzen, die über CYP3A4, CYP2C9 oder CYP2C19 metabolisiert werden. Eine Überwachung von Leber- und Nierenwerten kann bei längerer Anwendung notwendig sein.

Risiken & Nebenwirkungen

Fluconazol zeichnet sich als vergleichsweise neuerer Vertreter der Triazole durch bedeutend weniger Neben- und Wechselwirkungen gegenüber älteren Wirkstoffen dieser Gruppe aus. Dennoch ist eine Therapie mit Fluconazol nicht vollkommen risikofrei und kann mit verschiedenen Nebenwirkungen korrelieren.

So geht eine Therapie mit Fluconazol häufig mit Übelkeit, Erbrechen und gastrointestinalen Beschwerden wie Bauchschmerzen und Durchfall einher. Erhöhte Enzymwerte für Alkalische Phosphatase und Aminotransferasen sind ebenfalls häufig zu beobachten. In einigen Fällen können zudem Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen wie Obstipation (Verstopfung) oder Blähungen, Schwindel, Kopfschmerzen, Krämpfe, erhöhte Schweißproduktion, Sensibilitätsstörungen wie Kribbeln, Leberbeeinträchtigungen, Gelbsucht, Anämie sowie Schwäche und Fieber festgestellt werden.

Sehr selten können unter anderem Angioödeme, Leberzirrhose, Gewebenekrosen sowie ein Stevens-Johnson-Syndrom mit einer Fluconazol-Therapie assoziiert werden. Bei Vorliegen einer Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff bzw. anderen Antimykotika, bei ausgeprägten Leberfunktions- und Herzrhythmusstörungen sowie Beeinträchtigungen der Herzfunktion ist Fluconazol kontraindiziert.

Zudem darf das Arzneimittel bei einer Schwangerschaft nicht appliziert werden, da in Tierversuchen eine Assoziation mit fetalen Missbildungen nachgewiesen werden konnte. Eine parallele Therapie von Fluconazol mit Terfenadin (Antihistaminikum) oder Cisaprid (Prokinetikum) sollte ebenfalls ausgeschlossen werden.

Kontraindikationen

Fluconazol ist in bestimmten Situationen kontraindiziert, da es zu schwerwiegenden Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen führen kann. Eine absolute Kontraindikation besteht bei Patienten mit einer bekannten Überempfindlichkeit gegen Fluconazol oder andere Azol-Antimykotika, da allergische Reaktionen bis hin zu Anaphylaxie auftreten können. Auch bei gleichzeitiger Einnahme bestimmter Medikamente ist Vorsicht geboten. Dazu gehören beispielsweise Terfenadin, Cisaprid, Pimozid und Chinidin, da Fluconazol den Metabolismus dieser Substanzen hemmt und somit das Risiko für potenziell lebensbedrohliche Arrhythmien (QT-Verlängerung, Torsades de Pointes) erhöht.

Bei schweren Lebererkrankungen oder bereits bestehenden Leberfunktionsstörungen sollte Fluconazol nur mit besonderer Vorsicht eingesetzt werden, da es hepatotoxische Effekte haben kann. Ebenso erfordert eine eingeschränkte Nierenfunktion eine sorgfältige Dosierungsanpassung, da das Medikament überwiegend renal eliminiert wird.

Während der Schwangerschaft ist Fluconazol, insbesondere in hohen Dosen über einen längeren Zeitraum, kontraindiziert, da es mit einem erhöhten Risiko für fetale Missbildungen in Verbindung gebracht wird. In der Stillzeit geht der Wirkstoff in die Muttermilch über, weshalb eine Nutzen-Risiko-Abwägung erforderlich ist. Zudem sollte Fluconazol bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen, insbesondere mit QT-Verlängerung oder Elektrolytstörungen, mit Vorsicht angewendet werden.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Fluconazol hemmt die Cytochrom-P450-Isoenzyme, insbesondere CYP2C9, CYP2C19 und CYP3A4, was zu erheblichen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen kann. Dies führt oft zu einer erhöhten Plasmakonzentration und verlängerten Wirkungsdauer der betroffenen Arzneimittel.

Besonders problematisch sind Interaktionen mit Medikamenten, die das QT-Intervall verlängern, wie Cisaprid, Pimozid, Chinidin und Terfenadin. Die gleichzeitige Anwendung kann zu potenziell tödlichen Herzrhythmusstörungen (Torsades de Pointes) führen. Auch mit oralen Antikoagulanzien wie Warfarin kann es zu einer verstärkten Blutungsneigung kommen, da Fluconazol den Abbau von Warfarin hemmt.

Bei gleichzeitigem Einsatz von Hypoglykämika wie Sulfonylharnstoffen (z. B. Glibenclamid) besteht ein erhöhtes Risiko für Hypoglykämien, da deren Abbau verlangsamt wird. Fluconazol verstärkt zudem die Wirkung von Benzodiazepinen wie Midazolam und Triazolam, was zu einer verlängerten Sedierung führen kann.

Immunsuppressiva wie Ciclosporin, Tacrolimus und Sirolimus zeigen unter Fluconazol erhöhte Blutspiegel, wodurch das Risiko für Nephrotoxizität steigt. Auch die Plasmaspiegel von Statinen (z. B. Atorvastatin, Simvastatin) können erhöht sein, was das Risiko für Myopathien und Rhabdomyolyse erhöht. Bei gleichzeitiger Anwendung mit Phenytoin oder Rifampicin kann hingegen die Wirksamkeit von Fluconazol herabgesetzt werden, da diese Medikamente dessen Metabolisierung beschleunigen.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Fluconazol nicht vertragen wird oder kontraindiziert ist, stehen verschiedene alternative Antimykotika und Behandlungsmethoden zur Verfügung. Eine gängige Alternative aus der Azol-Gruppe ist Itraconazol, das insbesondere bei systemischen Mykosen und resistenten Candida-Infektionen eingesetzt wird. Voriconazol ist eine weitere Option, insbesondere bei invasiven Aspergillosen oder schweren Candida-Infektionen.

Sollte eine Unverträglichkeit gegenüber Azol-Antimykotika bestehen, können Echinocandine wie Caspofungin, Micafungin oder Anidulafungin als intravenöse Alternativen genutzt werden. Diese wirken über die Hemmung der β-1,3-D-Glukan-Synthese und sind besonders bei invasiven Candida-Infektionen wirksam.

Ein weiterer Wirkstoff ist Amphotericin B, das in liposomaler Form eine breitere Wirksamkeit gegen verschiedene Pilzinfektionen bietet, jedoch mit einer höheren Rate an Nebenwirkungen, insbesondere Nephrotoxizität, verbunden ist.

Für oberflächliche Pilzinfektionen können topische Antimykotika wie Clotrimazol, Miconazol oder Nystatin angewendet werden. Diese sind gut verträglich und werden bevorzugt bei Haut- und Schleimhautmykosen eingesetzt.

Zusätzlich können nicht-medikamentöse Maßnahmen wie eine Optimierung der Immunabwehr, eine Zuckerreduktion in der Ernährung bei wiederkehrenden Candidosen und eine gute Haut- und Schleimhauthygiene unterstützend wirken, um Pilzinfektionen zu vermeiden oder deren Rückfallrate zu senken.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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