Vaskuläre Demenz

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 6. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Demenz ist ein Nachlassen von Gedächtnis und Orientierung. Durch den Anstieg der Lebenserwartung steigt auch das Risiko, an Demenz zu erkranken. Es gibt verschiedene Formen der Demenz, die häufigste Form ist die Alzheimer Demenz. Etwa 20 Prozent aller Demenzkranken leiden an einer vaskulären Demenz. Vaskulär bedeutet, dass die Ursache dieser Demenz eine Durchblutungsstörung des Gehirnes ist.

Inhaltsverzeichnis

Was ist vaskuläre Demenz?

Gedächtnistraining wird meist in den Anfangsstadien von Demenz und Orientierungsstörung angepasst an die jeweilige Krankheitslage angewandt.

Demenz ist die Bezeichnung für eine Abnahme des Geistes. Vaskulär ist eine medizinische Bezeichnung für alle Erkrankungen, die die Blutgefäße betreffen.

Vaskuläre Demenz ist gekennzeichnet durch eine stetige Verminderung der geistigen, im späteren Verlauf auch der motorischen Fähigkeiten eines Menschen.

Dadurch sind Merkfähigkeit, sowie die Verarbeitung von aufgenommenen Reizen, wie das Betrachten und Auswerten eines Bildes, eingeschränkt oder aufgehoben.

Ursachen

Die Ursache für die vaskuläre Demenz ist eine Verminderung der Gehirndurchblutung. Der größte Risikofaktor für das Entstehen einer vaskulären Demenz ist das Alter. Je älter die Betroffenen werden, umso höher ist das Risiko an einer vaskulären Demenz zu erkranken.

Eine weiterer Faktor, der das Entstehen begünstigt ist Arteriosklerose (Verkalkung und Verhärtung der Blutgefäße) im Gehirn. Die Hauptursachen für die Arteriosklerose sind eine schlecht eingestellte Zuckerkrankheit, Störungen im Fettstoffwechsel und Nikotin.

Auch Übergewicht stellt einen Risikofaktor für das Entstehen der Arteriosklerose dar. Durch kleine oder größere Hirninfarkte stirbt Hirngewebe ab, und die Funktion ist eingeschränkt oder aufgehoben. Der Schweregrad der Störung ist abhängig von der Lokalisation des Schadens, der durch den Hirninfarkt aufgetreten ist.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die vaskuläre Demenz tritt nicht abrupt auf. Insgesamt steigern sich die Symptome stufenweise. Es kommt vor, dass ein Patient über Monate und Jahre in einem Zustand verharrt und sich anschließend scheinbar eine Besserung einstellt. Auf dieses kurze Auf folgt dann aber wieder ein abruptes Ab. Anzeichen einer vaskulären Demenz kommen in einer Kombination vor.

Patienten wirken auf Ausstehende verwirrt. Sie können sich nur undeutlich artikulieren und suchen nach Begriffen, mit denen sie einfache Sachverhalte ausdrücken können. Auch kommen sie im Alltag zunehmend schlechter zurecht. So können sie keine technischen Geräte wie einen Fernseher mehr bedienen. Sie sind unfähig, sich für oder gegen etwas zu entscheiden.

Eine Auswahl an Mittagessen kann sie beispielsweise überfordern. Auch der Orientierungssinn ist gestört. Betroffene mit vaskulärer Demenz wissen zeitweise nicht mehr, wo sie sich befinden. Die beschriebenen Beschwerden haben unmittelbaren Einfluss auf die Persönlichkeit. Wut und Aggressivität stellen sich in der Konsequenz bei den Betroffenen ein.

Eine plötzliche innere Unruhe und ständige Stimmungsschwankungen gehören zum Alltag. Sie verstehen ihre Umwelt nicht mehr. Die Schädigung in Hirnbereich sorgt manchmal auch dafür, dass sich Bewegungsstörungen einstellen. Betroffene gehen unsicher und stürzen leicht. Inkontinenz kommt auf. Neurologische Ausfälle wie Probleme beim Sehen stellen sich ein.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose für eine vaskuläre Demenz kann nur von einem Arzt gestellt werden. Hierzu ist eine ausführliche Anamnese (Patientenbefragung) erforderlich. Wichtig ist für die Diagnosestellung auch die Befragung der Angehörigen. Zu den Hauptkriterien zählt eine Störung des Gedächtnisses, eine Durchblutungsstörung und Bluthochdruck.

Eine gesicherte Diagnose ist durch die Magnetresonanzcomputertomographie (MRT) möglich, da sich hier die geschädigten Gehirnstrukturen gut darstellen lassen. Wichtig ist es, bevor die Diagnose vaskuläre Demenz gestellt wird, andere ähnlich verlaufende Krankheiten (Alzheimer Demenz oder Morbus Parkinson)auszuschließen.

Der Verlauf der vaskulären Demenz ist gekennzeichnet durch ein Nachlassen des Kurzzeitgedächtnisses. Im weiteren Verlauf lässt auch die Merkfähigkeit deutlich nach. Später sind Erinnerungen aus dem Langzeitgedächtnis, sowie motorische, sprachliche und soziale Fertigkeiten nicht mehr möglich. Typisch für eine vaskuläre Demenz ist das frühzeitige Auftreten von Gangstörungen und Koordinationsstörungen. Der Charakter des Patienten verändert sich erst im späteren Verlauf der Erkrankung.

Zu diesem Zeitpunkt kommt es auch zu Wahrnehmungsstörungen und zu Orientierungsstörungen. Teilweise treten bei den Erkrankten epileptische Anfälle auf. Das Verhalten verändert sich. Die Patienten werden apathisch, leiden unter Essstörungen, Schlafstörungen und Angstzuständen. Häufig sind ebenfalls Halluzinationen und Depressionen vorhanden.

Komplikationen

Wird eine vaskuläre Demenz nicht gleich erkannt, verschlechtert sich der Zustand der dementen Person zusehends: Eine Selbstvernachlässigung tritt ein, die sich auf den Haushalt, die Körperhygiene und die Ernährung auswirkt. Auch die Orientierung zu Zeit und Ort schwindet zunehmend, was zu ernsten Unfällen führen kann, wenn sich der Betroffene ohne Begleitung frei bewegt.

Der Tages-und-Nacht-Rhythmus gerät aus dem Gleichgewicht und es kommt zu erheblichem Schlafmangel. Generell sind die Phasen, in denen der Demente schläft oder wach ist, nicht mehr an die Tageszeit gebunden. Eine Verschlechterung der Gedächtnisleistung tritt ein und die Gedächtnisinhalte werden durch wahnhafte Erlebnisberichte ersetzt, die auf das Umfeld unpassend wirken.

Schwindelerscheinungen nehmen bei einer ausbleibenden Behandlung ebenfalls zu und das Suizidrisiko der Betroffenen steigt an. Im Spätstadium erinnern sich Demente nicht einmal länger an vertraute Personen und es kommt zu neurologischen Ausfallerscheinungen. Die Nahrungsaufnahme und die Ausscheidung sind nachhaltig gestört, was sich ernsthaft auf den körperlichen Gesundheitszustand auswirkt.

Harnwegserkrankungen, Schluckstörungen und Bettlägerigkeit kommen hinzu. Wird der Betroffene behandelt, treten oftmals Aspirationen beim Füttern auf. Hierbei gelangen kleinste Nahrungsteile bis in die Lunge und schädigen diese. Das Gewebe wird geschädigt und selbst eine Lungenentzündung ist keine Seltenheit. Wird Erbrochenes aspiriert, wird vor allem die Bronchialschleimhaut stark angegriffen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Werden von dem Betroffenen oder nahen Angehörigen einen längeren Zeitraum Einbußen und Unregelmäßigkeiten der Gedächtnistätigkeit festgestellt, sollte eine Abklärung der Beschwerden stattfinden. Schlafstörungen, Angstzustände und Veränderungen der Persönlichkeit werden im medizinischen Bereich als Warnsignale verstanden. Zur Abklärung der Ursache ist ein Arztbesuch notwendig, damit verschiedene Tests durchgeführt werden können. Störungen der Orientierung, ein Verlust über Faktenwissen des persönlichen Bereiches sowie Veränderungen der Aufmerksamkeit sollten mit einem Arzt besprochen werden. Auffälligkeiten des Essverhaltens, Halluzinationen oder Besonderheiten des Verhaltens sind ebenfalls abklären zu lassen.

Ein epileptisches Anfallsleiden ist grundsätzlich nach jedem erlittenen Anfall von einem Arzt näher untersuchen zu lassen. Bluthochdruck, der Verlust der Lebensfreude und ein Rückzug aus dem sozialen Leben gelten als besorgniserregend. Steigt die Konfliktbereitschaft, werden Termine vergessen oder reproduziert der Betroffene objektiv falsche Erinnerungen, muss ein Arzt aufgesucht werden. Gangunsicherheiten, Schwindel, Störungen der Koordination sowie Auffälligkeiten der Sprachgebung sind weitere Beschwerden, bei denen es einer Ursachenforschung bedarf.

Depressive oder aggressive Zustände, Teilnahmslosigkeit und Apathie müssen ebenfalls näher untersucht werden. Ein Arztbesuch ist notwendig bei allgemeinen Funktionsstörungen, Problemen des Schluckaktes und Veränderungen der Atemtätigkeit. Steigt die allgemeine Unfallgefahr und schwindet die gewöhnliche Körperhygiene des Betroffenen, sollten Angehörige des sozialen Umfeldes auf die Notwendigkeit eines Arztbesuches hinweisen.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung der vaskulären Demenz sollte frühzeitig einsetzen. Hier bieten sich die medikamentöse, physiotherapeutische und die psychologische Behandlung an. Um weiteren Schäden an den Blutgefäßen im Gehirn vorzubeugen, wird der Arzt Mittel verordnen, um das Blut zu verdünnen und damit die Fließeigenschaften zu verbessern.

Weiterhin sollten behutsam blutdrucksenkende Mittel verordnet werden, um die Blutgefäße im Gehirn zu schonen. Hierbei ist eine langsame Dosierungsanpassung erforderlich, da sonst der Blutdruck zu schnell abgesenkt werden würde, und eine Minderdurchblutung des Gehirns die Folge wäre. Der Blutzucker muss optimal eingestellt sein. Im späteren Stadium sind je nach Befund und Zustand des Patienten Psychopharmaka, wie Antidepressiva und [[Neuroleptika6] erforderlich.

Um die Mobilität des Patienten lange zu erhalten, und die Koordination zu verbessern ist eine krankengymnastische Therapie wichtig. Hier ist es möglich, durch bestimmte Techniken eine Kompensation der Störungen, die durch die vaskuläre Demenz entstanden sind, zu erarbeiten. Weiterhin ist eine psychotherapeutische Behandlung des Betroffenen zu empfehlen, um die Selbständigkeit, Orientierung und Eigenverantwortung zu fördern.


Vorbeugung

Die Prophylaxe der vaskulären Demenz besteht in einer gesunden Lebensweise, deren Hauptziel es ist, gefäßschädigende Einflüsse zu vermeiden. Dazu gehört eine optimal Einstellung des Blutzuckers, eine ausgewogene fettarme Ernährung, ausreichend Bewegung und der Verzicht auf Nikotin. Regelmäßige Kontrollen der Blutwerte geben dem Arzt die Möglichkeit, Risikofaktoren für die vaskuläre Demenz frühzeitig zu erkennen, und mit diätischen oder medikamentösen Maßnahmen zu bekämpfen. Weiterhin sollte ein Normalgewicht angestrebt werden. Verschiedene Studien haben die gefäßschützende Wirkung von Rotwein in geringen Mengen bewiesen.

Nachsorge

Bei der Nachsorge der vaskulären Demenz muss die Grunderkrankung des Patienten beachtet werden. Diese werden in regelmäßigen Abständen untersucht. Wenn also Blutdruck, Diabetes mellitus, Herzrhythmusstörungen oder zu hohe Blutfettwerte festgestellt wurden, werden diese im Rahmen der Therapie behandelt. Bei der Nachsorge wird der Verlauf der behandelten Grunderkrankung des Patienten mit vaskulärer Demenz regelmäßig untersucht.

Zusätzlich wird der Arzt daraufhin wirken, dass der Patient gesund lebt und ungesunde Verhaltensweisen ändert: Übergewicht abbauen, sich mehr bewegen, mit dem Rauchen aufhören. Werden diese Risikofaktoren während der Nachsorge rechtzeitig erkannt und behoben, kann der Verlauf der vaskulären Demenz verlangsamt werden. Die Hirnleistungsstörungen schreiten dann nicht mehr rasant voran.

Bei einer reinen vaskulären Demenz sind Gehirnzellen tatsächlich abgestorben. Hier können auch rehabilitative Nachsorgemaßnahmen hilfreich sein. So wird es möglich, dass gesunde Nervenzellen die Aufgaben der abgestorbenen Nervenzellen einmal übernehmen. Dazu dient die Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie im Rahmen der Nachsorge.

Abschließend wird durch Nachsorgeuntersuchungen die angesetzte dauerhafte Medikamentengabe überwacht, die Wirksamkeit diagnostiziert und die Nebenwirkungen abgeschätzt. So ist beispielsweise die Anwendung von blutverdünnenden Medikamenten in der Nachsorge zu begleiten.

Das können Sie selbst tun

Personen, die an der vaskulären Demenz leiden, benötigen Unterstützung im Alltag. Es ist die Aufgabe der Angehörigen, die erkrankte Person zu versorgen und ihr Zuwendung und Pflege zu geben.

Zunächst gilt es, die wichtigsten Informationen über die Erkrankung einzuholen. Literatur zum Thema und der Austausch mit anderen Betroffenen sind essenziell, um das Leiden zu verstehen. Menschen, die an Demenz leiden, benötigen Beständigkeit und Gewohnheit. Der Tagesablauf muss klar geregelt sein und größere Abweichungen sollten unbedingt vermieden werden. Gleichzeitig muss die Eigenständigkeit des Erkrankten gefördert werden. Viele Patienten sind zum Beispiel noch in der Lage, selbst zu kochen oder sich zu pflegen. Angehörige sollten auch für sich selbst ausreichend Ruhephasen einplanen. Der ambulante Pflegedienst nimmt wichtige Aufgaben ab und stellt die medizinische Versorgung des Patienten sicher.

Der Patient selbst kann zu einem harmonischen Miteinander beitragen, indem er sich ebenfalls über die Erkrankung informiert und die Behandlung durch Sport, eine gesunde Ernährung und kognitives Training unterstützt. Bewährt haben sich zum Beispiel Gehirnjogging oder einfache Brettspiele, welche die Hirnaktivität fördern und dem Fortschreiten der vaskulären Demenz entgegenwirken.

Quellen

  • Beyreuther, K., Einhäupl, K.M., Förstl, H. und Kurz, A.: Demenzen. Grundlagen und Klinik. Thieme, Stuttgart 2002
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Wallesch, C.W., Förstl, H.: Demenzen. Thieme, Stuttgart 2012

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