Wadenkrämpfe

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Jeder kennt sicherlich Wadenkrämpfe, denn fast alle Menschen leiden hin und wieder darunter. Besonders nachts wirken die Wadenkrämpfe besonders schmerzhaft, da der Betroffene seine ganze Aufmerksamkeit, auf den in der Ruhe auftretenden, starken und stechenden Schmerz gerichtet hat.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Wadenkrämpfe?

Ein Krampf in den Waden wird im Normalfall von starken Schmerzen begleitet, die unmittelbar beim Eintreten des Krampfes entstehen.
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Der Wadenkrampf beschreibt eine schmerzhafte Verkrampfung des Wadenmuskels im Bein des Menschen. Der Krampf tritt in der Regel spontan und einmalig auf, einige Menschen kennen allerdings auch regelmäßige Wadenkrämpfe.

Aber auch beim Sport kommt es häufig zu Wadenkrämpfen. Zumeist liegt nur eine Mangelerscheinung durch Mineralien, wie Magnesium, zugrunde und kann durch Nahrungsergänzungsmittel oder Lebensmittel die reich an Magnesium sind, schnell ausgeglichen werden.

Grundsätzlich ist ein Wadenkrampf harmlos und kann leicht sofort behandelt werden, sodass er nach einigen Sekunden bereits wieder überstanden ist. In selteneren Fällen jedoch kann der Wadenkrampf auf eine ernsthaftere Erkrankung hindeuten, die erkannt und behandelt werden muss - Indiz dafür sind häufiger vorkommende Krämpfe.

Ursachen

Der Muskelkrampf und damit auch der Wadenkrampf sind vorübergehende Fehlfunktionen der Nerven, die allerdings nicht als krankhaft gelten. Die Ursache solcher Fehlfunktionen liegt in einem Ungleichgewicht der Elektrolyte bis hin zum Mangel. Besonders häufig sind Wadenkrämpfe in einem Magnesiummangel begründet, es kann aber auch ein Ungleichgewicht des Kochsalzverhältnisses im Körper vorliegen. Dies sind Mangelerscheinungen, die behandelt werden müssen.

Harmloser sind hingegen Wadenkrämpfe, die in der Nacht auftreten - sie liegen in kurzfristigeren Mangelerscheinungen begründet, die bereits am nächsten Tag wieder ausgeglichen werden können, ohne besondere Schritte und Behandlungen zu unternehmen. Solche Wadenkrämpfe sind zwar sehr schmerzhaft, haben allerdings keine krankhaften Ursachen und müssen deswegen nicht weiter behandelt werden.

Treten die Wadenkrämpfe allerdings ständig auf, wenn bereits mit Elektrolyten behandelt wird, liegt eine andere Ursache nah - meist handelt es sich um eine Hyponatriämie, bei der der Natriumgehalt des Körpers stark reduziert ist. Diese kann sich aus einer Nierenstörung oder einem hormonellen Ungleichgewicht heraus ergeben, kann aber auch das Resultat der Einnahme von Diuretika sein.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Krampf in den Waden wird im Normalfall von starken Schmerzen begleitet, die unmittelbar beim Eintreten des Krampfes entstehen. Allerdings verschwindet dieser Schmerz in den meisten Fällen auch sofort wieder. Während eines solchen Krampfes kommt es häufig zu einem starken Zittern einzelner Muskelgruppen. Des Weiteren kann es zu Schweißausbrüchen und einer erhöhten Temperatur kommen, wobei diese beiden Symptome häufig im Nachhinein auftreten.

In vielen Fällen verhärten sich die betroffenen Muskelgruppen, sodass ein reibungsloser Bewegungsablauf im Nachhinein nicht möglich ist. In den meisten Fällen verschwinden die Symptome eines solchen Krampfes in den Waden völlig von alleine. Treten Krämpfe in den Waden jedoch häufiger auf, so sollte dringend die Ursache dafür ermittelt werden.

Häufig ist der menschliche Körper mit einem bestimmten Nährstoff unterversorgt, sodass es wiederholt zu Krämpfen in den Waden kommen kann. Bleibt dieses Erscheinungsbild ohne jegliche Behandlung durch einen Arzt, dann ist mit einer erheblichen Verschlimmerung der auftretenden Symptome zu rechnen. Wer sich jedoch für eine ärztliche und medikamentöse Behandlung entscheidet, dann werden die bestehenden Symptome innerhalb kürzester Zeit abklingen und verschwinden. Eine vollständige und zeitnahe Genesung ohne Komplikationen ist sehr wahrscheinlich.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wadenkrämpfe haben meist harmlose Ursachen. Sie weisen auf Störungen im Mineralstoffhaushalt oder Verspannungen hin und klingen in der Regel von selbst wieder ab. Sollten wiederholt Wadenkrämpfe auftreten, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Womöglich liegt eine ernste Erkrankung wie Morbus Addison oder eine Schilddrüsenunterfunktion zugrunde. Die Ursache muss der Arzt abklären. Bei wiederholt auftretenden Wadenkrämpfen sollte ein Arzt aufgesucht werden, wenn Selbsthilfe-Maßnahmen keine Wirkung zeigen. Je nach Ursache werden Wadenkrämpfe vom Hausarzt, einem Internisten oder dem Orthopäden behandelt.

Bei schweren Krämpfen muss die Ursache in einem Spezialzentrum ermittelt werden. Sollten die Muskelkrämpfe nach einem Sturz auftreten, sollte man einen Sportmediziner konsultieren. Bei hormonellen Ursachen wird der Frauenarzt oder ein Endokrinologe hinzugezogen. Weitere Ansprechpartner sind der Neurologe und der Orthopäde. Bei einigen Muskelerkrankungen wie der amyotrophen Lateralsklerose ist lediglich eine symptomatische Behandlung möglich. Die Patienten müssen regelmäßig den Arzt konsultieren und langfristig Medikamente einnehmen, um die Beschwerden zu lindern und den Krankheitsverlauf hinauszuzögern.

Behandlung & Therapie

Wenn Wadenkrämpfe auftreten, muss der Patient zunächst alleine Abhilfe schaffen. Der Muskel muss wieder entspannt werden, indem die Fußzehen in Richtung Scheinbein gestreckt und gedehnt werden. Dies kann noch liegend geschehen, wenn der Krampf in der Nacht aufgetreten ist. Man kann sich dazu aber auch aufsetzen und die Zehen von Hand unterstützen. Nach wenigen Sekunden sollte der Wadenkrampf wieder vorüber sein.

Wenn Wadenkrämpfe nachts häufiger auftreten, sollte Abends eine Magnesiumtablette oder Magnesiumbrausetablette eingenommen und über den Tag verteilt darauf geachtet werden, ausreichend elektrolythaltige Getränke zu sich zu nehmen. Wer lieber natürliche Mittel bevorzugt sollte Lebensmittel mit viel Magnesium in seine tägliche Ernährung aufnehmen. Dazu gehören vor allem: Vollkorn und Vollkornprodukte, Haferflocken, Hafermehl, Vollkornmehl, Erbsen, Naturreis, grünes Gemüser jeder Art, Nüsse, Bohnen und Sonnenblumkerne (auch Sesam).

Erst, wenn diese Selbstbehandlungsmaßnahmen nicht helfen, sollte der Arzt aufgesucht werden, da der Wadenkrampf womöglich eine andere Ursache hat, die man selbst noch nicht in Betracht gezogen hat.

Vorbeugung

Die beste Vorbeugung gegen Wadenkrämpfe besteht darin, dem zugrundeliegenden Mangel vorzubeugen, bevor er wieder zum Wadenkrampf führen kann. Häufig liegt der Krampf an einer Mangelerscheinung und nicht etwa an einer schlimmeren Krankheit. Neben der abendlichen Magnesiumtablette sollte man über den Tag verteilt ausreichend trinken - geeignet wäre Mineralwasser, zuckerhaltige Getränke sind grundsätzlich schlechter geeignet. Ebenso empfehlen sich, die bereits erwähnten, magnesiumhaltigen Lebensmittell.

Bei nächtlich auftretenden Wadenkrämpfen kann man zum Arzt gehen und ihn um eine Empfehlung für gute Magnesiumtabletten bitten, die man allerdings auch frei erhältlich in der Apotheke oder aus der Drogerie bekommt (siehe unsere empfholene Apotheke).

Diese einfachen Maßnahmen sollten bereits helfen, den Wadenkrampf künftig zu verhindern. Wenn sie allerdings keine Erfolge bringen, sollte man sich nicht selbst weiter behandeln, da die vorausgegangenen Krämpfe eine andere Ursache haben können und nicht durch eine Mangelerscheinung bedingt sind. In diesem Fall kennt der Arzt die besten Methoden zur Vorbeugung.

Nachsorge

Der vom Wadenkrampf betroffene Muskel wird gegen die Krampfrichtung gedehnt. In sitzender Haltung auf dem Boden werden die Zehen ergriffen und in Richtung des Schienbeins gezogen. Die Einnahme von Magnesiumpräparaten und elektrolythaltiger Getränke hat eine entspannende Wirkung auf den Wadenkrampf. Magnesiummangel begünstigt das Auftreten von Wadenkrämpfen.

Eine Massage des verkrampften Muskels fördert die Entspannung. Warme Duschbäder sind wohltuend und begünstigen die Entkrampfung. Die Behandlung mit einer schmerzstillenden Salbe wirkt heilungsfördernd. Feste Fußtritte auf den Boden lösen die Muskelverkrampfung. Mehrmalige Fußtritte mit der Fußsohle gegen die Wand lindern die Muskelverspannung.

Dem Auftreten von nächtlichen Wadenkrämpfen kann durch Einnahme einer günstigen Schlafposition vorgebeugt werden. Nächtliche Wadenkrämpfe werden bei Rückenschläfern durch eine Nackenrolle unter den Knien schneller zum Abklingen gebracht. Bei Seitenschläfern hilft ein zwischen die Knie geklemmtes Kissen. Bauchschläfer bewirken eine leichte Dehnung der Wade durch ein Überhängen der Fußzehen über die Bettkante.

Massagen mit Rosmarin- oder Johanniskrautöl lockern die verspannten Wadenmuskeln. Das Öl hat neben der entspannenden Wirkung einen positiven Einfluss auf die Durchblutung. Reichliche Bewegung mindert das Auftreten von Wadenkrämpfen. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung hat eine vorbeugende Wirkung gegen Wadenkrämpfe.


Hausmittel & Kräuter gegen Wadenkrämpfe

  • Die Wirkstoffe des Baldrian beruhigen und wirken krampflösend. Ein Baldrianbad hilft bei Schlafstörungen, Nervosität oder Stress. Auf ein Vollbad gibt man drei Esslöffel Baldriantinktur oder man lässt 8 bis 12 Esslöffel Baldrianwurzeln in 3 Liter kochendem Wasser ziehen und gibt dieses dann in das Badewasser. Seine nervenberuhigende Wirkung macht dieses Bad auch zu einer Hilfe bei nervöser Haut.

Das können Sie selbst tun

Oft – aber nicht immer – verkrampfen sich die Muskeln aufgrund eines Magnesiummangels. Aber nicht alle im Handel erhältlichen Magnesiumpräparate können diesen Mangel ausgleichen. Gerade die preiswerten Produkte enthalten Magnesiumoxid, das vom Körper sehr schlecht aufgenommen wird. Besser sind Magnesiumcarbonat und Magnesiumcitrat, doch auch sie können bei einer täglichen Einnahme von 400 Milligramm zu Nebenwirkungen wie beispielsweise Durchfall führen.

Der effizienteste Weg, Magnesium aufzunehmen, ist über die Haut, beispielsweise über ein Magnesium-Spray (Apotheke). Empfehlenswert sind auch zwei bis drei Vollbäder die Woche mit Magnesiumchlorid oder Epsom Salz (Magnesiumsulfat). Dazu werden 300 Gramm Magnesiumchlorid oder Epsom Salz in warmem Badewasser bis 39°C aufgelöst. Die Betroffenen sollten nun so lange wie möglich darin baden, damit das Magnesium dabei transdermal aufgenommen werden kann. Weitere Badezusätze sollten bei einem Epsom-Bad nicht verwendet werden.

Oft steckt hinter Wadenkrämpfen auch ein übersäuertes Muskelgewebe. Die elektrische Muskelstimulation (EMS) kann hier helfen, weil sie durch sanfte Stromimpulse dafür sorgt, dass das Gewebe besser durchblutet wird. Mit dem Blut wird das Gewebe lockerer und basische Nährstoffe können vermehrt eingeschleust werden. EMS-Behandlungen bieten verschiedene Ärzte oder Therapeuten an. Es gibt aber auch EMS-Geräte für den Hausgebrauch, die leicht zu bedienen sind. Haben diese Maßnahmen nicht gegriffen und kommt es weiter zu nächtlichen Wadenkrämpfen, sollte der Arzt aufgesucht werden.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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