Baldrian
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Baldrian ist eine seit vielen Jahrhunderten bekannte und eher unscheinbare Pflanze, die auf Grund ihrer bedeutenden medizinischen Wirksamkeit schon im Altertum als Heilpflanze bekannt war.
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Vorkommen & Anbau von Baldrian
Der Baldrian ist eine Pflanze, die über mehrere Jahre Bestand hat und sowohl als Kraut oder innerhalb der zahlreichen verschiedenen Arten auch als Strauchgewächs vorkommt.
Der in den mitteleuropäischen Breiten wachsende Baldrian ist vorwiegend als anspruchslose Pflanze an Wegen und den Rändern von Wiesen und Wäldern zu finden.
Die Baldrianpflanze gehört zu den typischen Gewächsen, die in europäischen Zonen, in den gemäßigten Breiten Afrikas, Asiens und Amerikas gedeiht.
Baldrian in der Natur finden
Baldrian (Valeriana officinalis) ist eine mehrjährige Pflanze, die in Europa und Teilen Asiens beheimatet ist und für ihre beruhigenden Eigenschaften bekannt ist. In der Natur findet man Baldrian oft an feuchten Standorten, wie Flussufern, in Feuchtwiesen und in lichten Wäldern. Die Pflanze bevorzugt nährstoffreiche, leicht feuchte Böden und kann in Höhenlagen bis zu 1500 Metern vorkommen.
Beim Suchen nach Baldrian ist es hilfreich, einige charakteristische Merkmale zu kennen, um ihn sicher identifizieren zu können:
- Blätter: Baldrian hat gefiederte, gegenständige Blätter, die hellgrün sind und eine leicht zarte Textur haben.
- Blüten: Von Juni bis August trägt die Pflanze kleine, zart duftende rosa oder weiße Blüten, die in doldenartigen Blütenständen zusammengefasst sind. Diese Blüten ziehen oft Insekten, besonders Schmetterlinge, an.
- Höhe: Die Pflanze kann eine Höhe von bis zu 1,5 Metern erreichen.
- Geruch: Ein deutliches Merkmal von Baldrian ist der starke, spezifische Geruch seiner Wurzeln. Obwohl die oberirdischen Teile der Pflanze nur leicht duften, sind die Wurzeln stark und etwas unangenehm riechend.
Bei der Suche nach Baldrian ist es wichtig, nicht mit giftigen Pflanzen, die ähnlich aussehen könnten, zu verwechseln. Eine genaue Betrachtung der Blütenstruktur, Blattform und insbesondere der Geruch der Wurzel kann helfen, Baldrian sicher zu identifizieren. Es wird empfohlen, ein gutes Bestimmungsbuch oder eine App zur Pflanzenidentifikation zu verwenden, um Fehler bei der Identifikation zu vermeiden.
Wirkung & Anwendung
Auf Grund der besonderen Inhaltsstoffe, die sich Baldrian befinden, gelten die Extrakte der Pflanze als beruhigend und schlaffördernd. Deshalb enthalten spezielle Beruhigungs- und Schlafmittel auf pflanzlicher Basis diese Inhaltsstoffe.
Die beruhigenden und schlaffördernden Effekte des Baldrians sind hauptsächlich den enthaltenen Alkaloiden und den ätherischen Ölen zuzuschreiben. Die ätherischen Öle werden in diesem Zusammenhang vorwiegend durch die sogenannten Monoterpene und Sesquiterpene dargestellt. Die Intensität dieser Substanzen zeigt sich darin, dass getrockneter Baldrian einen typischen Geruch aufweist.
Die Sesquiterpene sind die Wirkstoffe, welche als Schlafmittel gelten. Sie beeinflussen die Übertragung von Reizen und die auf dem Nervensystem basierenden Erregungen sowie die Tätigkeiten der sogenannten GABA Rezeptoren. Diese Reizaufnehmer befinden sich in den Nervenzellen und können durch das ätherische Öl beeinflusst und beruhigt werden, sodass Menschen besser einschlafen können und leichter zur Ruhe finden. Darüber hinaus ist die Baldriantinktur ebenfalls in der Pharmazie bekannt.
Welche Inhaltsstoffe kommen im Baldrian vor?
Baldrian ist eine Pflanze, die seit Jahrhunderten für ihre beruhigenden und schlaffördernden Eigenschaften geschätzt wird. Die Wirkung des Baldrians wird auf eine Kombination verschiedener Inhaltsstoffe zurückgeführt, die zusammenwirken, um seine therapeutischen Effekte zu entfalten. Zu den wichtigsten bioaktiven Verbindungen im Baldrian gehören:
- Valerensäuren: Diese Gruppe von Terpenen gilt als einer der Hauptwirkstoffe im Baldrian. Valerensäuren tragen zur Beruhigung des Nervensystems bei und fördern die Entspannung. Sie beeinflussen die Freisetzung von GABA (Gamma-Aminobuttersäure) im Gehirn, einem Neurotransmitter, der an der Regulierung von Angst und Schlaf beteiligt ist.
- Isovaleriansäure: Diese Verbindung trägt zum charakteristischen Geruch von Baldrianwurzeln bei und besitzt ebenfalls entspannende Eigenschaften.
- Flavonoide: Diese antioxidativen Verbindungen spielen eine Rolle bei der Verbesserung der Schlafqualität und haben allgemein gesundheitsfördernde Effekte.
- Alkaloide: Obwohl in geringeren Mengen vorhanden, tragen bestimmte Alkaloide im Baldrian ebenfalls zur beruhigenden Wirkung bei.
- GABA: Baldrian enthält auch geringe Mengen des Neurotransmitters GABA, der eine wichtige Rolle bei der Vermittlung der beruhigenden und angstlösenden Wirkung spielt.
Die Kombination dieser und weiterer Inhaltsstoffe macht Baldrian zu einem wirksamen natürlichen Heilmittel zur Förderung von Entspannung und Schlaf. Die genauen Mechanismen, wie Baldrian auf den Körper wirkt, sind noch Gegenstand wissenschaftlicher Forschung, aber seine Beliebtheit als Schlafmittel und zur Stressreduktion bleibt ungebrochen.
Bedeutung für die Gesundheit
Da Baldrian eine Beruhigung mit sich bringt und vorteilhaft für das Ein- und Durchschlafen ist, können Menschen auf suchterzeugende und auf chemischen Wege hergestellte Schlafmittel verzichten und sich auf pflanzlicher Basis Linderung und seelische Beruhigung verschaffen. Darüber hinaus ist Baldrian in der Gruppe der Psychopharmaka dahingehend bekannt, dass es bei konkreten psychischen Erkrankungen eine wesentliche Besserung erbringt.
Baldrian ist Balsam für die Seele und wird sowohl als alleiniges Medikament, welches frei von Nebenwirkungen is oder in Kombination mit anderen Präparaten häufig als Ersatzmittel für synthetische Psychopharmaka verwendet. Dies kommt auch daher, weil Baldrian entspannend und angstlösend wirken kann.
Verschiedene Baldrianarten, die beispielweise in Asien oder Afrika vorkommen zeigen durchaus eine große Wirkung im Rahmen der Homöopathie und gelten als sinnvoll bei der Therapie von Nervosität, Konzentrationsschwäche und auf Grund ihres krampflösenden Effekts gleichsam bei Schmerzen verschiedener Art.
Viele Mediziner setzen baldrianhaltige Medikamente ein, um schmerzhafte Beschwerden im Magen-Darmtrakt zu behandeln und bei einer Entzündung im Dickdarm, die auch als Kolitis bekannt ist, eine hilfreiche Therapie durchzuführen.
Im Volksmund war der Baldrian auch dafür bekannt, dass die Wurzel des Gewächses gleichsam gegen die Pest hilft. Baldrian ist sinnvoll für die Stärkung des Herz-Kreislaufsystem. In Bezug auf die Pesterkrankungen zeigte sich möglicherweise die leicht keimabtötende Wirkung der Baldriantinktur als hilfreich.
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen
Baldrian gilt allgemein als sicher für die meisten Menschen, wenn er in empfohlenen Dosierungen eingenommen wird. Dennoch kann es in einigen Fällen zu Nebenwirkungen kommen, und es bestehen potenzielle Wechselwirkungen mit anderen Substanzen oder Medikamenten.
Nebenwirkungen:
Die häufigsten Nebenwirkungen von Baldrian sind in der Regel mild und können Kopfschmerzen, Schwindel, Magenbeschwerden und eine gewisse Schläfrigkeit am Tag nach der Einnahme umfassen. Obwohl Baldrian oft zur Schlafverbesserung verwendet wird, erleben einige Menschen paradoxerweise Unruhe oder Schlaflosigkeit.
Wechselwirkungen:
- Medikamente: Baldrian kann die Wirkung sedierender Medikamente verstärken, einschließlich Benzodiazepinen, Barbituraten, und einigen Antidepressiva und [[Antipsychotika[[. Die gleichzeitige Einnahme kann zu verstärkter Schläfrigkeit und verminderten kognitiven Funktionen führen.
- Alkohol: Die Kombination von Baldrian mit Alkohol kann die sedierenden Effekte beider Substanzen verstärken, was potenziell gefährlich sein kann.
- Andere Beruhigungsmittel: Die Verwendung von Baldrian zusammen mit anderen natürlichen Beruhigungsmitteln wie Hopfen, Melisse oder Johanniskraut kann die beruhigenden Effekte verstärken, was bei bestimmten Tätigkeiten wie Autofahren oder Bedienen von Maschinen zu Problemen führen kann.
Schwangere und stillende Frauen sollten auf die Einnahme von Baldrian verzichten, da unzureichende Daten über die Sicherheit in diesen Gruppen vorliegen. Generell ist es ratsam, vor der Verwendung von Baldrian als Teil einer Behandlung oder zur Ergänzung bestehender Therapien mit einem Arzt oder Apotheker Rücksprache zu halten, insbesondere wenn bereits Medikamente eingenommen werden.
Quellen
- "Heilpflanzenpraxis Heute: Porträts - Rezepturen - Anwendung" von Siegfried Bäumler
- "Phytotherapy: A Quick Reference to Herbal Medicine" von Francesco Capasso, Timothy S. Gaginella
- "Medicinal Plants of the World: Chemical Constituents, Traditional and Modern Medicinal Uses" von Ivan A. Ross