Wirbelbruch

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einem Wirbelbruch wird die Fraktur eines Wirbels verstanden. Davon betroffen sind der Wirbelkörper, der Wirbelbogen oder der Dornfortsatz.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Wirbelbruch?

Als typisches Symptom eines Wirbelbruchs gelten Rückenschmerzen, die abrupt einsetzen. Selbst im Ruhezustand treten die Schmerzen mehr oder weniger stark ausgeprägt auf.
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Bei einer Wirbelfraktur kommt es zum Bruch eines Wirbelteils. Dazu zählen der Wirbelbogen, der Wirbelkörper oder der Dornfortsatz. Meist sind Wirbelbrüche die Folge eines Bagatellunfalls. Sie können aber auch spontan infolge einer Erkrankung auftreten. Dazu gehören in erster Linie ausgeprägter Knochenschwund (Osteoporose) oder Tumormetastasen im Wirbelsäulenbereich.

Am häufigsten zeigen sich Wirbelbrüche an der Lendenwirbelsäule (LWS) und der Brustwirbelsäule (BWS). Allein in Deutschland kommt es jedes Jahr zu circa 6000 Wirbelbrüchen. Im Falle von schweren Wirbelsäulenverletzungen drohen schlimmstenfalls sogar dauerhafte Lähmungen.

Ursachen

Die Ursachen für Wirbelbrüche sind unterschiedlich. Bei jungen Menschen treten sie häufig infolge von Verkehrsunfällen, Arbeitsunfällen, Unfällen im Haushalt, Stürzen, Sportverletzungen wie beim Skifahren beziehungsweise Reiten oder nach körperlicher Gewalteinwirkung auf. Bei Senioren sind aber auch Wirbelfrakturen ohne eine konkrete äußerliche Einwirkung möglich, weil ihre Knochenstruktur bereits unter Vorschädigungen leidet.

Als häufigster Grund für einen krankheitsbedingten Wirbelbruch gilt die Osteoporose. Aber auch andere pathologische Ursachen wie eine Osteitis (Knochenentzündung), eine Knochenerweichung (Osteomalazie), Rheuma, Knochenkrebs oder Metastasen am Skelett kommen als Auslöser infrage. Die Wirbelfraktur setzt dabei ohne eine erkennbare Ursache wie einen Unfall ein. So führen bereits alltägliche Belastungen zu einem Bruch des Wirbels, denn der Knochen lässt sich aufgrund der Krankheit deutlich weniger belasten.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Als typisches Symptom eines Wirbelbruchs gelten Rückenschmerzen, die abrupt einsetzen. Selbst im Ruhezustand treten die Schmerzen mehr oder weniger stark ausgeprägt auf. Bei Bewegungen verstärken sich die Beschwerden in der Regel noch. Kommt es zu einer Fraktur im Halswirbelbereich, ist der Patient nicht mehr imstande, seinen Kopf richtig zu bewegen. Aus diesem Grund hält er ihn in einer Zwangshaltung.

Weitere mögliche Hinweise auf eine Wirbelfraktur sind Abschürfungen, ein Hämatom (Bluterguss) sowie Fehlstellungen. Mitunter stehen die Dornfortsätze an der Bruchstelle in einem größeren Abstand zueinander als sonst üblich. Werden auch die Nerven oder das Rückenmark durch den Wirbelbruch in Mitleidenschaft gezogen, treten weitere Symptome auf. Dabei kann es sich um Muskelschwäche, Muskellähmungen, Taubheitsgefühle oder Inkontinenz handeln. Auch eine Querschnittslähmung ist denkbar.

Als Hinweis auf einen Wirbelbruch, der durch Osteoporose verursacht wurde, gilt ein schnell einsetzender Verlust der Körpergröße des Betroffenen. So büßt der Patient mehrere Zentimeter an Größe ein.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Besteht Verdacht auf eine Wirbelfraktur, befasst sich der Arzt zunächst mit der Krankengeschichte des Patienten und lässt sich den auslösenden Unfall genau schildern. Auch die Symptome und die Art der Verletzungen können wichtige Aufschlüsse über den Zustand des Betroffenen liefern. Ein mögliches Indiz für einen Wirbelbruch sind Druck- oder Klopfschmerzen an einem bestimmten Wirbelsäulenabschnitt.

Nach einer körperlichen Untersuchung werden die Nervenfunktionen begutachtet. Außerdem erfolgt eine Röntgenuntersuchung zur Absicherung der Diagnose. Um einen Wirbelbruch festzustellen, können Röntgenaufnahmen von mehreren Wirbelsäulenstellen gemacht werden. Mit diesem Verfahren lassen sich Instabilitäten erkennen. Leidet der Patient unter Bewusstlosigkeit, muss die gesamte Wirbelsäule einer Röntgenaufnahme unterzogen werden.

Ergibt die Röntgenuntersuchung tatsächlich einen Wirbelbruch, findet danach eine Computertomographie (CT) statt, um die Schädigung von weiteren Körperstrukturen wie dem Rückenmarkskanal zu ermitteln. Der Verlauf eines Wirbelbruchs hängt von dessen Ausmaß ab. So lassen sich bestimmte Fehlstellungen nicht immer unterbinden. Ebenso sind Überlastungserscheinungen möglich, die jedoch nicht in jedem Fall Schmerzen zur Folge haben. Liegt eine Osteoporose vor, besteht das Risiko von weiteren Wirbelfrakturen.

Komplikationen

In der Regel bestehen bei einem Wirbelbruch gute Heilungschancen. Allerdings kann es in einigen Fällen auch zu Komplikationen kommen, die zuweilen ernsthafte Konsequenzen haben können. Das ist besonders dann der Fall, wenn Nervengewebe verletzt wird. Manchmal kommt es auch zur Einengung des Wirbelsäulenkanals.

Auch Nachbarsegmente können degeneriert sein. Ob es zu Komplikationen kommt, ist auch von der Art des Wirbelbruchs abhängig. So gibt es stabile und instabile Wirbelbrüche. Ein stabiler Wirbelbruch ist durch unbeschädigte Weichteile und Bänder in der Umgebung der Fraktur gekennzeichnet. Hier treten keine neurologischen Störungen auf. Bei instabilen Wirbelbrüchen sind ganze Wirbelabschnitte deformiert.

Hier besteht das große Risiko, dass verschobene Knochenbruchstücke das Rückenmark verletzen. Im Extremfall kann der instabile Wirbelbruch deshalb sogar eine Querschnittslähmung hervorrufen. Neben der Rückenmarksverletzung können als Spätfolgen eines Wirbelbruchs auch Gleichgewichtsstörungen sowie posttraumatische Kyphosen oder posttraumatische Skoliosen auftreten.

Wenn die Wirbel nach vorn einbrechen, kommt es unter anderem zu einem sogenannten Witwenbuckel, der auch als Kyphose bezeichnet wird. Eine Skoliose (seitliche Verbiegung der Wirbelsäule) entsteht durch Erniedrigung der Seitenkanten. Das führt zu einer Mehrbelastung der in diesem Bereich vorhandenen Bandscheiben. Die Wirbelsäulenverformungen können auch mit Bewegungseinschränkungen und Schmerzen verbunden sein.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Notwendigkeit eines Arztbesuches ist gegeben, sobald nach einem Unfall, einem Sturz oder einer Gewalteinwirkung Schmerzen im Bereich des Rückens auftreten oder sich Mobilitätseinschränkungen zeigen. Kann der Rücken nicht mehr wie gewohnt bewegt werden, besteht Handlungsbedarf. Taubheitsgefühle, Störungen der Sensibilität und ein plötzlicher Verlust der körperlichen Leistungsfähigkeit deuten auf eine gesundheitliche Störung hin. Da es in schweren Fällen zu lebenslangen Beeinträchtigungen kommen kann, sollte schnellstmöglich ein Arzt konsultiert werden. Tritt eine Inkontinenz auf, ist dies als Warnsignal des Organismus zu deuten.

Kann der Betroffene sich nicht mehr ohne Hilfe fortbewegen und nimmt er eine Zwangshaltung des Körpers ein, wird ein Arzt benötigt. In besonders akuten Fällen ist ein Rettungsdienst zu alarmieren. Bis zu dessen Eintreffen müssen Maßnahmen der Erste Hilfe ergriffen und die Anweisungen des Notarztteams befolgt werden. Zur Vermeidung von Komplikationen ist es wichtig, dass keine ruckartigen Bewegungen ausgeführt werden. Charakteristisch für einen Wirbelbruch sind Schmerzen und Beschwerden, die auch im Ruhezustand auftreten. Selbst kleinere Bewegungen können zu intensiven Schmerzattacken führen. Können der Kopf oder die Gliedmaßen gar nicht oder nur eingeschränkt bewegt werden, ist dies ebenfalls besorgniserregend und sollte zu einem Arztbesuch führen.

Behandlung & Therapie

Ein Wirbelkörperbruch lässt sich sowohl auf konservative als auch auf operative Weise behandeln. Wurde der Bruch durch einen Unfall hervorgerufen, erfolgt zunächst die Stabilisierung der Fraktur, um weiteren Schäden am Wirbel oder am Rückenmark entgegenzuwirken.

Besteht nicht die Gefahr einer Instabilität, findet eine konservative Therapie statt. Dabei muss der Patient einige Tage lang Bettruhe einhalten. Die Behandlung der Schmerzen erfolgt mit Analgetika wie nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) oder Kalzitonin. Unterstützt durch die Anlage eines Brustkorsetts und mithilfe eines Krankengymnasten kann der Patient in der Regel schon nach kurzer Zeit wieder aufstehen. Dabei werden auch spezielle Übungen durchgeführt, um die Rückenmuskeln zu trainieren.

Außerdem erlernen die Patienten Verhaltensweisen, die sich positiv auf den Rücken auswirken und Ähnlichkeit mit einer Rückenschule haben. Während der erste Abschnitt der Behandlung im Krankenhaus stattfindet, erfolgt der restliche Teil nach zwei bis vier Wochen auf ambulante Weise. Bei einem Halswirbelbruch muss der Patient ungefähr 6 bis 12 Wochen eine sogenannte Halskrause (Zervikalstütze) tragen. Ist eine Grunderkrankung wie Osteoporose für die Wirbelfraktur verantwortlich, erfolgt auch deren Behandlung.

Handelt es sich um einen stabilen Bruch, wird eine Operation nur im Falle von starken Schmerzen durchgeführt. Anders sieht es aus, wenn ein instabiler Bruch vorliegt. In solchen Fällen ist ein sofortiger operativer Eingriff notwendig. Dabei werden die instabilen Knochensegmente vom Arzt mit Metallschrauben oder Stangen überbrückt. Außerdem erfolgt eine Korrektur von Einengungen des Wirbelkanals. Eine zusätzliche Korsetttherapie ist zumeist nicht erforderlich. Nach etwa 6 bis 9 Monaten sind die versteiften Segmente verheilt.


Vorbeugung

Einem Wirbelbruch lässt sich in vielen Fällen vorbeugen. Wichtig ist dabei das Vermeiden von Unfällen. Zu diesem Zweck können verkehrstechnische Sicherheitsmaßnahmen wie Rückenprotektoren oder Anschnallgurte zur Anwendung kommen. Im Falle einer Osteoporose wird eine frühzeitige Therapie empfohlen.

Nachsorge

Eine wichtige Rolle nach der eigentlichen Behandlung eines Wirbelbruchs spielt die Nachsorge. Sie hilft dabei, Schmerzfreiheit sowie eine optimale Beweglichkeit der betroffenen Wirbel zu erreichen. Wurde der Wirbelbruch chirurgisch behandelt, zählt zu den wichtigsten Nachsorgemaßnahmen die Wiederherstellung der Stabilität der Wirbelsäule. Die Nachbehandlung findet so schnell wie möglich statt und beinhaltet eine Physiotherapie sowie eine Ergotherapie.

Nicht selten wird bereits am ersten Tag nach dem operativen Eingriff mit der Nachsorge begonnen. Weil in der Regel an der Wirbelsäule nur kleine Hautschnitte erfolgen, bedarf es keiner speziellen Versorgung der Wunde. Im Rahmen der Physiotherapie übt der Patient gezielte und langsame Bewegungen aus. Dabei ist jedoch darauf zu achten, ob die Wirbelfraktur neurologische Ausfälle zur Folge hatte.

Ließ sich durch die Operation die Stabilität der Wirbelsäule wiederherstellen, unterzieht sich der Patient einer Rehabilitation. Sie dient dazu, den Wiedereinstieg in das Berufsleben zu ermöglichen. Dabei wird festgestellt, ob das Ausüben der bisherigen Arbeitstätigkeit überhaupt noch möglich ist. So gelten Berufe, die mit schwerer körperlicher Belastung verbunden sind, oft als Hindernis. In den meisten Fällen können die Betroffenen ihrer gewohnten Tätigkeit nach acht bis zwölf Wochen wieder nachgehen.

In manchen Fällen besteht durch den Wirbelbruch eine Lähmung. Die Nachbehandlung soll dann für das Wiederherstellen der Eigenständigkeit des Patienten sorgen. Ist ein Rollstuhl notwendig, erfordert dies zumeist eine lebenslange Nachsorge.

Das können Sie selbst tun

Bei einem Wirbelbruch muss der Organismus in einem ausreichenden Maß geschont werden. Körperliche Belastungen und jedwede Überanstrengung ist grundsätzlich zu vermeiden. Sportliche Aktivitäten sind in den meisten Fällen während des Genesungsprozesses zu unterlassen oder nur in einer verminderten Form durchzuführen.

Um keine Risiken einzugehen oder Folgeerkrankungen auszulösen, sollte in Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden, welche Sportarten ausgeführt werden dürfen. Gleichzeitig ist zu überprüfen, in welchem Umfang berufliche Tätigkeiten während des Heilungsprozesses stattfinden können oder ob eine Krankschreibung notwendig ist. Die Bewegungsabläufe sollten im Alltag keinesfalls ruckartig erfolgen. Das Heben und Tragen schwerer Gegenstände ist zu vermeiden. Die Erfüllung täglicher Aufgaben sind umzustrukturieren und sollten von Menschen aus dem sozialen Umfeld erfüllt werden. Bei ersten körperlichen Unregelmäßigkeiten oder Auffälligkeiten sind die Bewegungen zu verlangsamen und zu optimieren. Insbesondere die Einnahme von einseitigen Körperhaltungen sollte auf ein Mindestmaß reduziert werden.

Die Muskulatur ist vor Verhärtungen zu schützen. Vorsichtige leichte Massagen oder langsame ausgleichende Bewegungen helfen bei der Linderung der Beschwerden oder der Vorbeugung von Schmerzen. Physiotherapeutische Maßnahmen unterstützen den Heilungsprozess zusätzlich und können bei einer Vorbeugung weiterer Störungen hilfreich sein. Zudem sind die Schlafgewohnheiten zu optimieren und den aktuellen körperlichen Möglichkeiten anzupassen.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Grifka, J., Krämer, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer, Heidelberg 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014

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