Yersiniose
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Yersiniose ist eine Infektionskrankheit mit starkem Durchfall, Schmerzen und Krämpfen im Bauchbereich sowie Fieberschüben. Ausgelöst wird sie durch Bakterien namens Yersinia. Als ansteckende Krankheit ist die Yersiniose meldepflichtig.
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Was ist eine Yersiniose?
Die Yersiniose tritt auf der ganzen Welt in Erscheinung, in Deutschland laut Statistik am häufigsten in den neuen Bundesländern Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen.
Die Gründe dafür sind bislang unbekannt. Betroffen können sowohl Tiere als auch Menschen sein. Die auslösenden Bakterien namens Yersinia wurden erstmalig von dem Schweizer Bakteriologen Jean Yersin in Honkong enteckt. In der ärztlichen Praxis wird eine Yersiniose nicht selten mit einer Blinddarmentzündung oder einer harmlosen Erkrankung im Magen-Darm-Trakt verwechselt, was zu einer falschen Behandlung und weiteren Ansteckungen führen kann.
Wegen der hohen Ansteckungsgefahr ist die Krankheit meldepflichtig und wurde in der Schweiz in die Liste der Tierseuchen aufgenommen.
Ursachen
Mangelnde Hygiene beim Umgang mit rohen Lebensmitteln tierischen Ursprungs ist der häufigste Auslöser für die Krankheit. Die Bakterien können durch rohe nicht pasteurisierte Milch direkt aus dem Kuheuter ebenso übertragen werden wie durch mit Hühnerkot verunreinigte Eier oder mit Bakterien verseuchtes rohes Fleisch, etwa Tartar.
Sehr häufig entsteht die Krankheit durch mangelnde Hygiene bei der Zubereitung von Speisen. So kann das Schneiden von rohem Fleisch auf einem Holzbrett, auf dem anschließend Salat zubereitet und roh verzehrt wird, zur Infektion führen.
Symptome,Beschwerden & Anzeichen
Etwa sieben bis zehn Tage nach der Infektion treten erste Symptome der Erkrankung auf. Die Art und Intensität der Beschwerden einer Yersiniose hängt stark vom Alter und allgemeinen Gesundheitszustand der Erkrankten ab. In den meisten Fällen haben die Betroffenen wässrigen oder breiigen Durchfall. Dazu kommen starke krampfartige Bauchschmerzen, die bei Jugendlichen und Erwachsenen den Symptomen einer akuten Blinddarmentzündung ähneln können.
Bei jungen Kindern sind die Bauchschmerzen zunächst unspezifisch. Häufig treten Erbrechen und Übelkeit auf. In der Regel haben die Betroffenen auch Fieber. Manchmal kommt es zu Schüttelfrost und Kreislaufbeschwerden. Bei Kindern und Jugendlichen zeigt sich in vielen Fällen eine Schwellung der Lymphknoten.
Selten kommt es zur Darmträgheit und einer harten Bauchdecke. Bei einer schwerwiegenden Yersiniose können weitere Organe wie etwa die Leber von Abszessen besiedelt werden. Betroffene mit einem schwachen Immunsystem droht eine Sepsis sowie eine Reihe verschiedener Folgeerkrankungen.
Obwohl die Symptome typischerweise nach etwa zwei Wochen verschwinden, bleibt der Erreger noch nachweisbar. Einige Wochen nach der Infektion kommt es in wenigen Fällen aus diesem Grund noch zu schweren Hautausschlägen und Gelenkentzündungen. Selten kann eine Yersiniose ohne Symptome gänzlich unbemerkt verlaufen.
Diagnose & Verlauf
Die Diagnose lässt sich eindeutig erst nach der Untersuchung von Blut und Stuhl im Labor treffen. Nach der Ansteckung vergehen mehrere Tage, bis es zu ersten Symptomen der Krankheit kommt.
Die eine Yersiniose auslösenden Bakterien setzen sich im Darm fest und lösen eine Entzündung aus. Diese äußert sich durch schwere Durchfälle, krampfartige Leibschmerzen und starke Übelkeit. Die Krankheit kann von mehreren Tagen bis zu zwei Monaten dauern. In der Regel klingt sie von selber wieder ab.
In einigen Fällen kann die Yersiniose zu chronischen Entzündungen im Dünndarm, zu schmerzhaft entzündlicher Knötchenbildung unter der Haut und zu entzündlich geschwollenen Gelenken führen. Diese Spätfolgen treten meist einige Tage bis Wochen nach Abklingen der eigentlichen Erkrankung auf.
Komplikationen
Im schlimmsten Fall kann die Yersiniose zum Tod des Betroffenen führen. Sie muss aus diesem Grund immer medizinisch behandelt werden. In der Regel leiden die Betroffenen bei dieser Erkrankung an einem sehr starken Durchfall und an Übelkeit. Aufgrunddessen verliert der Patient viel Flüssigkeit und wichtige Nährstoffe und Vitamine, sodass es zu einer Dehydration und zu Mangelerscheinungen kommen kann.
Auch starke Krämpfe im Bereich des Magens und Bauchschmerzen treten bei der Yersiniose auf und wirken sich sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen aus. Es kommt weiterhin zu Fieber und zu einer Müdigkeit und Abgeschlagenheit beim Patienten. Ebenso kann die Erkrankung zu einer Entzündung am Darm führen, eine Selbstheilung tritt bei der Erkrankung nicht auf. Die Behandlung der Yersiniose erfolgt ohne Komplikationen mit Hilfe von Medikamenten.
Eine weitere Behandlung ist in der Regel nicht notwendig. In einigen Fällen sind die Betroffenen auf Ergänzungsmittel angewiesen, um den Nährstoffverlust auszugleichen. Es kommt dabei stets zu einem positiven Krankheitsverlauf. Auch die Lebenserwartung des Betroffenen wird davon nicht negativ beeinflusst.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Anhaltender oder zunehmend starker Durchfall sollte schnellstmöglich von einem Arzt untersucht werden. Kommt es zu Krämpfen im Unterleib oder Schmerzen benötigt der Betroffene medizinische Versorgung. Übelkeit, Erbrechen, Fieber sowie ein allgemeines Unwohlsein deuten auf eine vorliegende Erkrankung hin. Zur Linderung der Beschwerden wird eine Diagnosestellung sowie eine anschließende Behandlung benötigt. Eine Schwellung der Lymphe, Veränderungen des Hautbildes und Bauchschmerzen sollten einem Arzt vorgestellt werden.
Es handelt sich hierbei um Warnsignale des Organismus, die aufgrund einer Krankheit entstehen. Zur Klärung der Ursache werden weitere medizinische Tests benötigt. Bei Beeinträchtigungen der Mobilität, einem Krankheitsgefühl sowie einer Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit ist ein Arztbesuch notwendig. Schüttelfrost, Abgeschlagenheit oder Mattigkeit sind ebenfalls Hinweise, denen nachgegangen werden sollte.
Ein Verlust des Körpergewichts, Appetitlosigkeit sowie eine innere Trockenheit sind von einem Arzt näher untersuchen zu lassen. Da es unbehandelt zu zahlreichen Komplikationen oder Folgeschäden im Organismus kommen kann, sollte ein Arzt aufgesucht werden, wenn die Unregelmäßigkeiten über mehrere Tage anhalten. Darüber hinaus ist bei einer Zunahme der Beschwerden unverzüglich ein Arzt zu konsultieren. Menschen, die ein schwaches Immunsystem haben, sind gut beraten, wenn sie bereits bei den ersten gesundheitlichen Beeinträchtigungen einen Arzt konsultieren und sich untersuchen lassen.
Behandlung & Therapie
Bei einer ansonsten guten körperlichen Verfassung empfehlen Mediziner, auf eine Behandlung mit Medikamenten zu verzichten und die Yersiniose durch Selbstheilung des Körpers von selber abklingen zu lassen.
Sie gehen davon aus, dass der Organismus von gesunden Patienten mit einem nicht vorgeschädigten Immunsystem von sich aus mit den Bakterien fertig wird und sie abtötet. Stärker gefährdet sind wegen des schwächeren Immunsystems Kleinkinder, Senioren und durch Vorerkrankungen immungeschwächte Betroffene.
Sie sollten unbedingt unter ärztlicher Aufsicht eventuell mit Krankenhausaufenthalt stehen. Wegen der starken Durchfälle und der damit verbundenen drohenden Austrocknung ist reichlich Flüssigkeitszufuhr in Form von Wasser oder ungesüßtem Kräutertee zu empfehlen. Um die Ausschwemmung von lebenswichtigen Mineralsalzen wie Kalium und Natrium auszugleichen, kann eine Elektrolylösung mit diesen Salzen aus der Apotheke gereicht werden.
Keinesfalls sollte der Durchfall mit Medikamenten gestoppt werden, denn er treibt die Giftstoffe aus dem Körper. Nur wenn der Durchfall stärker wird und in einen wässrigen Zustand übergeht, ist mit Medikamenten einzugreifen. Beim Abklingen der Symptome kann eine Schonkost wie Gemüsesuppe, gekochte Karotten mit geriebenem Apfel oder zerdrückte Bananen gereicht werden. In äußerst hartnäckigen Fällen verschreiben Ärzte Antibiotika um die Yersiniose in den Griff zu bekommen.
Vorbeugung
Peinliche Sauberkeit und Hygiene beim Umgang mit rohen tierischen Lebensmitteln hilft am zuverlässigsten als Vorbeugung gegen die Infektionskrankheit Yersiniose. Wer auf Nummer sicher gehen will, meidet vor allem rohes Fleisch wie Tartar oder Hackepeter und verzehrt keine rohen Eiern oder nicht pasteurisierte Milch. Regelmäßiges Händewaschen und Verzicht auf zu engen Körperkontakt mit Haustieren hilft ebenfalls vorbeugend.
Nachsorge
Betroffene sollten bei Erkrankung an der Yersiniose auf keinen Fall rohes Fleisch zu sich nehmen. Auf die Herkunft der Lebensmittel sollte vor dem Verzehr besonders geachtet werden. Die Inhaltsstoffe von den in Mahlzeiten enthaltenen Lebensmitteln sollte genau überprüft werden. Sogar kleine Mengen von rohen tierischen Lebensmitteln können zu einer starken Verschlimmerung der Beschwerden führen.
Deswegen sind die Vorsichtsmaßnahmen besonders zu beachten. Bei Kontakt mit Tieren muss ebenfalls besondere Vorsicht herrschen. Über jeglichen Kontakt mit beispielsweise Kot oder Eiern von einem Tier können Bakterien von dem Tier auf den Menschen übertragen werden. Auch der Kontakt zu freilaufenden Tieren sollte möglichst gemieden werden.
Diese können ebenfalls Bakterien auf den Betroffenen übertragen. Sollte jedoch eine Berührung stattgefunden haben, ist eine sofortige Desinfektion der Hände zwingend notwendig. Die Hygiene von Betroffenen muss extrem verstärkt und auf jeden Hautkontakt besonders geachtet werden, da sonst Krankheitserreger übertragen werden könnten.
Es ist hilfreich, wenn sich im Haushalt desinfizierende Seifen und Sprays zur Verwendung befinden. So kann nach jedem Kontakt mit Bakterien sofort gehandelt werden. So können Keime schwerer auf die Betroffenen übertragen werden. Frisches Obst und Gemüse muss vor dem Verzehren gründlich gereinigt werden.
Das können Sie selbst tun
Die Nahrungsmittelzufuhr sowie der Umgang mit Tieren sind im Alltag zu überprüfen. Rohes Fleisch sollte bei einer vorliegenden Erkrankung unter keinen Umständen aufgenommen werden. Grundsätzlich empfiehlt es sich, die Herkunft der Lebensmittel vor einem Verzehr zu hinterfragen. Die Mahlzeiten sollten auf ihre Inhaltsstoffe überprüft werden. Selbst kleinste Mengen von rohen tierischen Lebensmitteln können zu Problemen und einer Zunahme der gesundheitlichen Beschwerden führen.
Im Umgang mit Tieren muss zudem eine größere Sorgfalt herrschen. Über den Hautkontakt, Kot oder verunreinigte Eier können Bakterien vom Haustier auf den Menschen übertragen werden. Auch der direkte Hautkontakt zu Tieren, die sich in der freien Natur bewegen oder als Nutztiere gehalten werden, sollte vermieden werden. Sobald Berührungen stattgefunden haben, ist im Anschluss eine Desinfektion der Hände notwendig. Insgesamt sollten die bisher durchgeführten Hygienemaßnahmen überprüft und auf die Übertragbarkeit von Krankheitserregern kontrolliert werden.
Im Alltag ist es hilfreich, an verschiedenen Stellen im Haushalt desinfizierende Seifen oder Sprays aufzubewahren. So kann unmittelbar nach dem Kontakt mit einer tierischen Substanz jederzeit eine ausreichende Reinigung vorgenommen werden. Dies führt insgesamt zu einer verringerten Übertragbarkeit von Keimen. Frisches Obst oder Gemüse sollte grundsätzlich vor dem Verzehr gereinigt werden. Vor der Verarbeitung der Produkte ist ebenfalls eine gründliche Säuberung notwendig.
Quellen
- Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
- Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
- Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004