Zahnungsbeschwerden
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Ab einem Alter von sechs bis neun Monaten beginnt ein Baby zu zahnen, wenn die ersten Milchzähne durch das Zahnfleisch stoßen. Alle Beschwerden, die in Zusammenhang mit dieser Entwicklung auftreten, bezeichnet man unabhängig von ihrem Schweregrad als Zahnungsprobleme bzw. Zahnungsbeschwerden.
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Was sind Zahnungsbeschwerden bei Babys und Kleinkindern?
Alle Beschwerden im Zusammenhang mit dem Durchbrechen der Zähne werden unter dem Begriff Zahnungsbeschwerden zusammengefasst und können als normal gewertet werden.
Erfolgt das Zahnen nicht im normalen Zeitrahmen mit Beginn im sechsten bis neunten Lebensmonat, weicht das Durchbrechen der Zähne vom üblichen Schema ab. Nachdem zuerst die Schneidezähne, dann die Backenzähne und später die Eckzähne durchbrechen, oder ist das Milchgebiss im Alter von drei Lebensjahren noch nicht vollständig ausgebildet, so liegt ein nicht seltenes und zunächst wenig besorgniserregendes Zahnungsproblem vor. Man spricht von verspätetem oder verfrühtem Zahnen.
Komplizierter und schmerzhafter sind Durchbruchszysten über den kommenden Zähnen, Zahnungsgeschwüre und die sogenannte Dentitio difficilis, bei der das Zahnfleisch um die Spitze des durchbrechenden Zahnes entzündet ist und eitern kann.
Ursachen
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Ursache von Zahnungsbeschwerden im Mundraum zu finden ist: Zähne treten aus dem Kiefer und durchbrechen die Mundschleimhaut, was zu Schmerzen und zahnungstypischen, zumeist unkomplizierten, Symptomen führen kann.
Verfrühtes oder verspätetes Zahnen können auf erbliche Ursachen oder die Schwangerschaftsdauer zurückgeführt werden. Da sich die Zahnhartsubstanz noch im Mutterleib bildet und ihre Entwicklung einen bestimmten Zeitraum benötigt, führen Frühgeburten häufig zu spätem Zahnen. Durchbruchszysten sind Flüssigkeitsansammlungen am, jeden Milchzahn umgebenden, Zahnsäckchen, deren Ursache unbekannt ist.
Eine allergische Ursache vermuten Zahnärzte als Auslöser der Zahndurchbruchsgeschwüre. Diese treten nach dem Durchbrechen der mittleren Unterkiefer-Schneidezähne an Zungenbändchen und Mundboden der Mundschleimhaut auf.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Zahnungsbeschwerden können sich sowohl durch ein verändertes Verhalten der betroffenen Kinder als auch durch körperliche Anzeichen zeigen. Viele Kinder, deren Zähne einschießen, sind sehr weinerlich. Auch, wenn sie dies noch nicht klar verbal äußern können, scheinen sie diffuse Schmerzen zu haben.
Es ist dabei auch nicht ungewöhnlich, wenn Kinder, nach dem Ort der Schmerzen befragt, auf den Bauch zeigen. Oftmals sind die Kinder in dieser Zeit sehr anhänglich und vor allem nachts sehr unruhig, wollen getragen und gewiegt werden. Die Schmerzen, die das Durchbrechen der Zähne im Kiefer verursacht, scheinen sich bei vielen im Liegen zu verschlimmern.
Bei einigen ist der Appetit verringert und weiche Kost wird intuitiv bevorzugt. Auffallend ist, dass Zahnungsbeschwerden oftmals mit roten, heißen Wangen einhergehen. Manche Kinder entwickeln während des Zahnens auch Fieber. Es gibt jedoch keinen medizinisch plausiblen Grund für Fieber im Zusammenhang mit dem Einschießen der Zähne.
Sollte Fieber länger andauern, sehr hoch sein und ohne erkennbaren anderen Infekt auftreten, ist immer der Kinderarzt zu Rate zu ziehen. Anzeichen in der Mundhöhle selbst sind oft gerötetes, weiches Zahnfleisch an den betroffenen Stellen. Auch der Speichelfluss kann während des Zahnens erhöht sein, was wiederum die Haut angreift.
Diagnose & Verlauf
Da Zahnungsbeschwerden bei Kindern im Alter von sechs bis neun Monaten auftreten, die ihre Beschwerden nur durch Schreien und Weinen zeigen können, fällt den Eltern das Erkennen behandlungsbedürftiger Zahnungsbeschwerden schwer.
Schreit ein Kind im Zahnungsalter ungewöhnlich viel, so sollten die Eltern ihren Kinderarzt oder einen Zahnmediziner ansprechen. Dieser wird Mund und Kiefer untersuchen und gegebenenfalls eine Röntgenaufnahme anfertigen, um die Ursache der Zahnungsprobleme herauszufinden.
Zum Verlauf von Zahnungsproblemen lässt sich leider wenig sagen, da diese individuell verschieden auftreten. Manche Kinder haben nur geringe Zahnungsprobleme, andere leiden unter starken Beschwerden. In jedem Fall sollten die Zahnungsprobleme im Alter von drei Jahren ausgestanden sein. Jetzt wird auch ein erster Zahnarztbesuch nötig, um die Gesundheit des Gebisses sicherzustellen.
Komplikationen
Zahnungsbeschwerden können in unterschiedlichen Schweregraden auftreten, sodass die dazugehörigen Komplikationen ebenfalls sehr vielseitig sind. Die häufigsten Zahnungsbeschwerden werden auch von Karies ausgelöst. Karies wird durch Bakterien und einer nicht ausreichenden Mundhygiene verursacht. In diesem Zusammenhang sind starke Kopfschmerzen möglich, sowie starke Entzündungen und Eiterbildung.
Wer an dieser Stelle auf eine Behandlung verzichtet, muss mit einer erheblichen Verschlechterung des allgemeinen Zustands rechnen. Liegt eine offene Wunde im Mundraum vor, kann dies ebenfalls zu erheblichen Zahnbeschwerden kommen. Da Zahnschmerzen in der Regel durch eine unzureichende Mundhygiene ausgelöst werden, kann es auch zu Komplikationen im Zusammenhang mit einer offenen Wunde kommen.
Die bestehende Wunde kann sich entzünden und es entsteht eine Schwellung. Auch Zahnfleischblutungen können eine Komplikation sein, die entstehen kann. Wird an dieser Stelle gänzlich auf eine ärztliche und medikamentöse Behandlung verzichtet, ist nicht mit einer zeitnahen Besserung zu rechnen. Die einzelnen Symptome werden sich sogar verschlimmern, sodass ein Besuch beim Arzt unerlässlich wird.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Zahnungsbeschwerden sind in ihrer Mehrheit kein Grund, einen Arzt aufzusuchen. Wenngleich die verschiedenen Beschwerden dem Kind Unannehmlichkeiten bereiten, sind sie eher als Prozess der kindlichen Entwicklung zu sehen. Weint das Kind gelegentlich oder versucht, den Schmerzen und dem Juckreiz mit dem Beißen auf harte Objekte beizukommen, besteht keine Veranlassung, einen Arzt aufsuchen. Gleiches gilt für den erhöhten Speichelfluss oder die erhöhte Reizbarkeit zu dieser Zeit.
Nur dann, wenn die Beschwerden lang anhaltend sind und es etwa zu schweren Ausschlägen, langer Appetitlosigkeit oder dauerhaften Schmerzen kommt, sollte ein Arzt konsultiert werden. Es liegt dann der Verdacht nahe, dass die Zahnungsbeschwerden nicht der Grund sind, sondern etwa eine Infektionskrankheit vorliegt. Dies ist im Zweifel ärztlich abzuklären, da die Symptome bei Zahnungsbeschwerden denen diverser Krankheiten ähneln.
Treten zudem Beschwerden wie Fieber oder Durchfall auf, sind diese in der Regel nicht mehr durch die Zahnung zu erklären. Auch hier hilft nur eine ärztliche Begutachtung, wobei der Kinderarzt des Kindes konsultiert werden sollte.
Fallen die Schmerzen beispielsweise aufgrund von Zahnfleischinfektionen und anderweitigen Irritationen im Mundraum heftig aus, kann ebenfalls ein Arzt aufgesucht werden. So können etwa schmerzlindernde Maßnahmen in Erfahrung gebracht werden.
Behandlung & Therapie
Eltern können ihrem Kind die auftretenden Schmerzen nicht nehmen, sie können aber die Symptome lindern. Pflanzliche Tinkturen, vor Allem aus Kamille, lindern die Schmerzen und gekühlte Beißringe schwächen den sich aufbauenden Kaudruck ab und mildern durch die Kühlung einen Teil der Schmerzen.
Durchbruchszysten bedürfen in der Regel keiner Behandlung, da sie sich meist spontan von selbst entleeren und schnell abheilen. Bei anhaltenden Zahnungsbeschwerden und vermuteten starken Schmerzen sollte medizinischer Rat eingeholt werden, um dem Kind eine adäquate Therapie zu ermöglichen.
Auf verspätetes oder verfrühtes Zahnen kann der Arzt wenig Einfluss nehmen. Besteht bei einem Zahndurchbruch kurz nach der Geburt Gefahr für Kind oder Mutter, so muss die Entfernung des Zahnes überlegt werden und verläuft meist komplikationlos. Sollten im Kindergartenalter noch nicht alle Milchzähne durchgebrochen sein, so muss der Zahnarzt mittels einer Röntgenaufnahme untersuchen, ob die bleibenden Zähne angelegt sind und entscheiden, wie dieses Problem gegebenenfalls zu behandeln ist.
Zahnfleischentzündungen oder Geschwüre werden vom Zahnarzt in ihrem Schweregrad beurteilt und entsprechend behandelt. Die operative Öffnung des Geschwürs kann sinnvoll sein, um den Abfluss des Eiters zu ermöglichen, zumeist wird diese Therapie mit einer Antibiotika-Gabe unterstützt.
Vorbeugung
Zahnungsbeschwerden können leider nicht verhindert werden, denn es gibt zur Zeit keine präventiven Maßnahmen. Eltern können lediglich versuchen, bei starken Beschwerden mit lindernden Maßnahmen einzugreifen. Empfehlenswert ist es, ab einem entsprechenden Kindesalter Beißringe und Kamille-Tinkturen bereit zu halten, um nicht von scheinbar plötzlichen Beschwerden hilflos überrascht zu werden.
Nachsorge
Betroffenen stehen bei Zahnungsbeschwerden in der Regel nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten einer direkten Nachsorge zur Verfügung. Daher sollte bei dieser Krankheit schon möglichst frühzeitig ein Arzt konsultiert werden, damit es im weiteren Verlauf nicht zu anderen Komplikationen oder Beschwerden kommt.
Die Beschwerden selbst können in vielen Fällen mit Hilfe von Arzneimitteln und auch homöopathischen Mitteln relativ gut wieder gelindert werden. Dabei ist allerdings immer auf eine regelmäßige Einnahme und auch auf die richtige Dosierung zu achten. Bei Nebenwirkungen oder bei Fragen ist dabei immer zuerst ein Arzt zu konsultieren. Ebenso sollten die Zähne des Kindes regelmäßig kontrolliert und untersucht werden, damit es im weiteren Verlauf nicht zu Beschwerden kommt.
Bei der Einnahme von Antibiotika ist beachten, dass diese nicht zusammen mit Alkohol eingenommen werden dürfen. Weitere Maßnahmen einer Nachsorge sind in der Regel nicht mehr notwendig. Die Lebenserwartung der Betroffenen wird durch die Zahnungsbeschwerden nicht verringert oder anderweitig eingeschränkt. Weitere Komplikationen treten ebenso nicht ein.
Das können Sie selbst tun
Zahnungsbeschwerden lassen sich durch einige Selbsthilfe-Maßnahmen und wirksame Hausmittel lindern.
Beim Zahnen helfen schmerzstillende Gels oder Salben aus der Apotheke. In Rücksprache mit dem Kinderarzt können Mittel aus der Naturheilkunde probiert werden. Bewährt haben sich unter anderem Veilchenwurzeln sowie Kamillen- und Salbeitees. Gegebenenfalls helfen auch Globuli wie Calcium carbonicum oder Chamomilla. Die Kühlung von Kiefer und Gaumen gelingt mit einem kalten Löffel oder einem Beißring, der zuvor einige Minuten in den Kühlschrank gelegt wurde. Zur Linderung der Schmerzen bietet sich außerdem ein kühler Waschlappen oder kühles Obst an. Außerdem können die Kuppen der Zehen des Babys massiert werden, denn dort befinden sich Nerven, die direkt mit den Zähnen verbunden sind.
Der Nachwuchs sollte sorgfältig beobachtet werden, damit er sich an den Beißspielzeugen nicht verschluckt. Manche Babys leiden während des Zahnens an Bauchschmerzen oder Durchfall. Gelindert werden können diese Beschwerden durch bekannte Hausmittel wie Zwieback oder durch beruhigende Tees. Eine sanfte Bauchmassage lindert Magenschmerzen und verbessert das Wohlbefinden. Wunde Punkte rund um den Mund werden mit einer schmerzlindernden Creme behandelt.
Bei anhaltenden Beschwerden empfiehlt sich ein Gespräch mit dem Kinderarzt. Die Eltern sollten sich ausreichend Ruhephasen genehmigen, da die Zahnungsbeschwerden des Kindes mit viel Stress verbunden sein können.
Quellen
- Gortner, L., Meyer, S., Sitzmann, F.C.: Duale Reihe Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2012
- Ott, R., Vollmer, H.P., Krug, W.: Klinik- und Praxisführer Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2003
- Stiefel, A., Geist, C., Harder, U.: Hebammenkunde: Lehrbuch für Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Beruf. Hippokrates, Stuttgart 2012