Nacken

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Nacken verursacht immer wieder Schmerzen bei Drehung des Kopfes und schränkt die Beweglichkeit ein. In der Regel scheint uns dann tatsächlich etwas in Form von Stress „im Nacken“ zu sitzen – Verspannungen, Verhärtungen, Kopfschmerzen & Co. inklusive. Die gute Nachricht: Derartige Beschwerden sind meist ungefährlich.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Nacken?

Der Chiropraktiker renkt einen steifen Hals wieder ein. Auch eingeklemmte Nerven der Wirbelsäule können so behandelt werden.

Als Nacken gilt die Rückseite des Halses. Im obliegt die Beweglichkeit von Kopf und Oberkörper. Halswirbelsäule und Nackenmuskulatur zählen zu seinen bedeutendsten Strukturen.

Ein „steifer Nacken“, „sich verhoben“, „eine falsche Bewegung gemacht“ oder „zu viel Zug bekommen“ - an diese Auslöser denken viele Menschen zuerst, wenn sie eine Verspannung im Nacken verspüren. Orthopädische Beschwerdebilder wie Halswirbelsäulensyndrom sowie Spannungskopfschmerz stehen ganz oben auf der Liste in Sachen Nackenleiden. Nackenverspannungen lassen sich beheben - zum Beispiel durch Sportübungen, die den Nacken und auch Rücken stärken.

Bei immer wieder auftretenden oder lange anhaltenden Nackenschmerzen empfiehlt sich eine weitergehende Ursachenforschung. Nicht selten sind Beschwerden im Nackenbereich Folge schlechter Alltagsgewohnheiten. Hierzu gehören schlechte Haltung genauso wie seelische Ursachen, schlechte Sitzposition am Arbeitsplatz genauso wie zu wenig Schlaf. Ein gesünderes Leben im Alltag kann der Schlüssel im Kampf gegen Schmerzen im Bereich des Nackens sein. Dazu zählt vor allem die Reduzierung von Stress – privat genauso wie beruflich.

Anatomie & Aufbau

Anatomisch umfasst der Nacken - neben der Halswirbelsäule und dem Genick – verschiedene Muskeln und Rezeptoren. Bei den Muskeln im Nackenbereich erfolgt eine Differenzierung in zwei Gruppen – in die vordere sowie die hintere Gruppe.

Der Nacken erhält seine knöcherne Stabilität durch sieben Halswirbelkörper. Im Prinzip befindet sich zwischen allen benachbarten Halswirbelkörpern je eine Bandscheibe. Einzige Ausnahme: Zwischen erstem und zweiten Halswirbelkörper fehlt die Bandscheibe. Der zweite Halswirbelkörper weist eine Besonderheit auf – er besitzt einen Dorn (Dens axis). Letzterer gleicht zusammen mit dem ersten Halswirbelkörper einem Scharnier und ermöglicht so eine gelenkige Verbindung.

Die Halswirbelsäule im Nacken besitzt – im Gegensatz zu Brust- und Lendenwirbelsäule – zusätzliche Gelenke (Uncovertebralgelenke). Diese dienen der Verstärkung der Halswirbelsäule an besonders belasteten Stellen. Die Muskulatur des Nackens zeichnet sich durch ihren komplexen Aufbau aus.

Letzterer – verbunden mit räumlicher Enge – ist auch als maßgebliche Ursache für Störungen mit verschiedensten Symptomen zu betrachten. Kopfschmerz, Ohrengeräusche, Schwindel, Nackenschmerzen sowie Schmerzen in Schultern und Armen können ihre Ursache durchaus im Nacken sowie der Halswirbelsäule haben.

Funktion & Aufgaben

Die Funktionen der Nackenmuskeln, die sich sowohl rechts als auch links der Wirbelkörper befinden, sind sehr komplex. Das Halten der Wirbelkörper sowie das Ermöglichen von Bewegungen des Kopfes und des Halses gehören zu den grundlegenden Funktionen der Muskeln im Bereich des Nackens.

Egal ob kippende Bewegungen in Vorderrichtung, seitliche Bewegungen oder ein Zurücklehnen des Kopfes in Richtung Nacken - die primäre Funktion der Nackenmuskeln besteht jedoch im Anheben des Kopfes. Die Bewegungen des Kopfes resultieren aus einem Zusammenspiel der verschiedenen Muskeln.

Aus gesundheitlicher Sicht – auch für gezieltes Nackentraining - ist vor allem der Bereich des Trapeziusmuskels von großer Bedeutung. Dieser ist sowohl für das Anheben der Schultern als auch für deren Absinken bei stärkerer Belastung zuständig. Der Trapeziusmuskel, auch Kappen- oder Kapuzenmuskel genannt, ist im Nacken- und oberen Rückenbereich lokalisiert.

Der obere Bereich dieses Muskels ist – zusammen mit weiteren Muskeln – für das Anheben der Schultern zuständig, während der mittlere Bereich das Zusammenführen der Schulterblätter in Richtung Wirbelsäule ermöglicht. Und der untere Teil sorgt im Wesentlichen dafür, dass der Schultergürtel nach unten gezogen wird.


Krankheiten & Beschwerden

Wenn der Nacken Beschwerden verursacht, dann steht nicht selten die Diagnose „Steifer Nacken“ im Fokus. Es handelt sich dabei um muskuläre Verspannungen. Der komplette Nacken- und Schulterbereich fühlt sich nicht nur hart, sondern auch druckschmerzhaft an.

Als typisch gelten zum Beispiel Probleme beim Einparken: Das Umdrehen beim Einparken fällt schwer, ist kaum noch möglich. Die Schmerzen können sich über Nacht einstellen oder aber sich über einen längeren Zeitraum schleichend steigern.

Wie auch immer – die Beschwerden sind in der Regel unangenehm, weil sie vielfach mit einer großen Einschränkung der Beweglichkeit einhergehen. Wer diese Schmerzen zu ignorieren versucht oder sich bereits daran gewöhnt hat, der muss damit rechnen, dass die muskuläre Verspannung zu einer Fehlhaltung und Fehlbelastung des Nackens führt. Eine Fehlstellung im Nacken, die nicht korrigiert wird, kann zu kyphotischen Fehlhaltungen führen und am Ende Bandscheibenvorfälle auslösen. Bandscheibenvorfälle im Bereich des Nackens zählen zu den zweithäufigsten des Wirbelsäulenkomplexes.

Auch Osteoporose gilt als Auslöser für Nackenschmerzen: In diesem Fall sind die Wirbelkörper der Halswirbelsäule bezüglich ihrer Dichte reduziert. Schmerzen verursacht zudem das sogenannte Schleudertrauma der Halswirbelsäule. Bei dem insbesondere durch einen Auffahrunfall ausgelösten Leiden steht - neben einer Überdehnung der Halsmuskulatur im vorderen Bereich – die starke Überdehnung der Nackenmuskulatur im Zentrum.

Knöcherne Verletzungen im Nacken sind zwar vergleichsweise selten - deren Folgen aber umso schwerwiegender: Das Rückenmark und die zarten Knochenstrukturen der Halswirbelsäule bilden eine Einheit. Rückenmarksverletzungen durch Knochensplitter können zu einer Querschnittslähmung führen.

Doch letztlich führt bereits unsere heutige Berufswelt mit ihren Bildschirmarbeitsplätzen und entsprechend kontinuierlichen und strapaziösen Bewegungsabläufen zu Ermüdungsverletzungen im Bereich des Nackens (Repetitive Strain Injurys, auch Sekretärinnenkrankheit genannt). Einmal mehr scheint uns dann der Chef „im Nacken“ gesessen zu haben.

Quellen

  • Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Klinke, R., Silbernagl, S.: Lehrbuch der Physiologie. Thieme, Stuttgart 2005

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