Zytomegalie (Einschlusskörperchenkrankheit)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Zytomegalie, auch Einschlusskörperchenkrankheit genannt, wird durch das Humane-Zytomegalie-Virus, auch HZMV genannt, übertragen. Dieser Virus, zugehörig zur Familie der Herpesviren, verbleibt im Anschluss an eine Infektion lebenslang im menschlichen Körper.
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Was ist eine Zytomegalie?
Eine Infektion mit Zytomegalie verläuft normalerweise vom Betroffenen unbemerkt, da die Krankheitssymptome vielfältiger Natur sind und auch durch die verschiedensten anderen Erkrankungen ausgelöst werden können.
Es wird sogar davon ausgegangen, dass 50 bis 60 Prozent der gesunden Europäer Träger dieser Krankheit sind. In Entwicklungsländern ist diese Zahl sogar noch deutlich höher.
Eine Infektion mit Zytomegalie ist lediglich bei Personen mit einem geschwächten Immunsystem oder Neugeborenen problematisch. Dabei kann der Virus bereits im Mutterleib von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Die Mehrzahl der infizierten Neugeborenen kommen zwar gesund auf die Welt, es kann jedoch auch zu schwerwiegenden Erkrankungen kommen.
Aufgrund der hohen Dunkelziffer der Erkrankungen an Zytomegalie ist die genaue Inkubationszeit nicht bekannt. Es wird geschätzt, dass sie zwischen einem bis zu drei Monaten dauert.
Ursachen
Aber auch über Bluttransfusionen und Organtransplantationen kann eine Zytomegalie übertragen werden. Da Patienten, die eine Transfusion oder Transplantation benötigen, meist schwer erkrankt sind, kann eine Infektion mit Zytomegalie für sie schwerwiegende Folgen haben.
Auch ist es möglich, dass eine bestehende Infektion mit Zytomegalie erst durch eine Organtransplantation zu wahrnehmbareren Beschwerden führt. In solchen Fällen kommt es häufig zur Abstoßung des transplantierten Organs.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
In der Regel verläuft die Zytomegalie ohne Symptome. Ungefähr zehn Prozent aller Betroffenen leiden jedoch an leicht angeschwollenen Lymphknoten und wochenlanger Müdigkeit. Eine Infektion während der Schwangerschaft kann aber schwerwiegende Auswirkungen auf den Fötus haben. So kommt es in einigen Fällen zu Missbildungen beim Neugeborenen.
Trotzdem werden die meisten infizierten Babys gesund geboren. Bei Personen mit stark geschwächtem Immunsystem (AIDS, Krebs, Organtransplantation) werden häufig schwere Krankheitsverläufe beobachtet, die zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen können. Diese Menschen leiden oft unter einer schweren Lungenentzündung, Hepatitis oder Netzhautentzündung der Augen (Retinitis). Es kommt außerdem zu Fieber, Muskelschmerzen und Blutgerinnungsstörungen.
Zusätzlich ist die Anzahl der weißen Blutkörperchen im Blut verringert. In manchen Fällen entwickelt sich auch eine lebensbedrohliche Gehirnentzündung (Enzephalitis). Die Netzhautentzündung (Retinitis) breitet sich ohne Behandlung auf beide Augen aus. Es kommt zu Sehstörungen, die sich durch verschwommenes Sehen und herabgesetzte Sehschärfe äußern. Dabei treten zwar keine Augenschmerzen auf.
Aber wenn die Retinitis nicht behandelt wird, droht völlige Erblindung. Bei Untersuchungen werden häufig Blutungen am Augenhintergrund entdeckt. Auch im Magen-Darm-Trakt können Symptome auftreten. Neben Bauchschmerzen und Durchfällen kommt es dabei auch zu Sodbrennen, Schluckbeschwerden und Appetitlosigkeit. Eine durch Zytomegalieviren ausgelöste Lungenentzündung äußert sich durch trockenen Husten. Gleichzeitig sammelt sich Flüssigkeit im Lungengewebe an. Die Lungenentzündung endet oft tödlich.
Diagnose & Verlauf
Der Verlauf einer Zytomegalie-Infektion kann sehr unterschiedlich sein. Gesunde Erwachsene haben zumeist keinerlei Symptome. Wenige bekommen geschwollene Lymphknoten wenn sie an Zytomegalie erkrankt sind. Auch ist es möglich, dass sich der Betroffene wochenlang erschöpft und müde fühlt.
Bei immungeschwächten Personen, beispielsweise durch eine Organtransplantation oder AIDS, kann Zytomegalie jedoch zu schweren Symptomen und Beschwerden führen. Dies können Hepatitis, Fieber, Blutgerinnungsstörungen, Lungenentzündungen oder einige Arten von Augenentzündungen sein.
Des Weiteren verfügt der Betroffene über deutlich weniger Leukozyten (weiße Blutkörperchen) im Blut. In besonders schlimmen Fällen kann Zytomegalie bei solchen Personen auch auf das Gehirn übergehen und dort eine Gehirnentzündung, auch Enzephalitis genannt, verursachen.
Die durch Zytomegalie verursachten Augenentzündungen führen oft zu einer verminderten Sehschärfe und verschwommenen Sehen, verursacht durch eine Entzündung der Netzhaut.
Weiterhin ist es möglich, dass Zytomegalie eine Entzündung der Magenschleimhaut oder der Speiseröhre verursacht. In einem solchen Fall äußert sich die Zytomegalie-Infektion durch Bauchschmerzen, Schluckbeschwerden oder einem brennenden Gefühl hinter dem Brustbein.
Bei Neugeborenen kann Zytomegalie zu Fehlbildungen, Blutarmut, Sehstörungen, Behinderungen, Taubheit[ oder Lungenentzündungen führen. Ebenso kann Zytomegalie eine Frühgeburt auslösen.
Die Diagnose von Zytomegalie ist aufgrund der vielfältigen Symptome nicht ganz einfach, denn auch viele andere Virus- oder Bakterienerkrankungen können ähnliche Beschwerden hervorrufen.
Eine mögliche Art der Diagnostik für eine Zytomegalie-Infektion ist die Ausschlussdiagnostik, die alle anderen Krankheiten ausschließt. Blut- oder Gewebeuntersuchungen können jedoch helfen, den Verdacht einer Zytomegalie-Infektion zu erhärten. Dabei ist es sogar zum Teil möglich, die Zytomegalie-Viren im Urin, Gewebe oder Blut nachzuweisen.
Komplikationen
Die Einschlusskörperchenkrankheit kann zu einer Reihe verschiedener Beschwerden und Komplikationen führen. Die Betroffenen selbst fühlen sich bei dieser Erkrankung sehr müde und abgeschlagen und nehmen daher nicht mehr aktiv am Alltag teil. Auch die Lymphknoten sind dabei in der Regel angeschwollen und die Betroffenen leiden an Fieber oder an verschiedenen Entzündungen.
Dabei kann es auch zu einer Entzündung in der Lunge oder im Auge kommen. Auch eine verringerte Sehschärfe kann durch die Einschlusskörperchenkrankheit auftreten und sich sehr negativ auf den Alltag und die Lebensqualität des Betroffenen auswirken. Die meisten Patienten leiden dabei ohne Behandlung auch an einer Entzündung der Magenschleimhaut und damit auch an starken Bauchschmerzen.
Weiterhin kann die Erkrankung auch zu Schluckbeschwerden und damit zu Schwierigkeiten bei der Einnahme von Nahrung und Flüssigkeiten führen. Im schlimmsten Falle kommt es durch die Krankheit zu schweren Behinderungen oder zu einer Taubheit. Durch die Frühgeburt kann das Kind auch versterben.
Die Behandlung der Einschlusskörperchenkrankheit erfolgt in der Regel ohne Komplikationen mit Hilfe von Medikamenten. Die meisten Beschwerden werden dadurch eingeschränkt. Falls die Erkrankung frühzeitig erkannt wird, kommt es in den meisten Fällen zu einem positiven Krankheitsverlauf.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Ein diffuses Krankheitsgefühl oder eine Beeinträchtigung des allgemeinen Wohlbefindens sollten grundsätzlich von einem Arzt kontrolliert werden, wenn die Beschwerden über eine längere Zeit anhalten zunehmen. Zur Risikogruppe gehören insbesondere Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, mit Vorerkrankungen oder schwangere Frauen. Daher sollten insbesondere diese Personen die Zusammenarbeit mit einem Arzt suchen, wenn sich ein allgemeines Krankheitsgefühl oder eine innere Schwäche zeigen. Bei Müdigkeit, angeschwollenen Lymphknoten sowie Veränderungen des Hautbildes besteht Handlungsbedarf. Treten Schluckbeschwerden, Appetitlosigkeit, Durchfall oder Bauchschmerzen auf, sollten medizinische Untersuchungen eingeleitet werden. Nur so kann eine Klärung der Ursache stattfinden und eine Diagnose erstellt werden.
Bei Fieber, Unregelmäßigkeiten des Herzrhythmus, Schmerzen der Muskulatur oder grippeähnlichen Symptomen ist die Zusammenarbeit mit einem Arzt anzuraten. Kommt es bei einer vorliegenden Erkrankung zu einer plötzlichen Verschlechterung der Gesundheit, sind die Veränderungen schnellstmöglich mit dem behandelnden Arzt zu besprechen. Entzündungen oder Einschränkungen der allgemeinen Funktionstätigkeit sind ebenfalls unverzüglich von einem Arzt näher untersuchen und behandeln zu lassen. Ohne eine medizinische Versorgung kann es zu irreversiblen Schäden kommen. Zur Vorbeugung von Komplikationen ist daher anzuraten, die Unterstützung eines Arztes in Anspruch zu nehmen, sobald sich erste gesundheitliche Beeinträchtigungen zeigen. Zudem sollten schwangere Frauen grundsätzlich an allen angebotenen Kontrolluntersuchungen teilnehmen.
Behandlung & Therapie
Bei Personen mit einem intakten Immunsystem, die an Zytomegalie erkranken, ist normalerweise keine besondere Therapie möglich. Die Erkrankung heilt selbstständig aus, der Virus verbleibt jedoch im Körper. Die Zytomegalie-Infektion kann daher jederzeit wieder ausbrechen, sobald das erneut Immunsystem geschwächt ist.
Bei Patienten, die über eine Immunschwäche verfügen, muss jedoch eine spezielle Therapie erfolgen. Für diese Therapie werden Virostatika wie Foscarnet, Valganciclovir oder Ganciclovir eingesetzt.
Wird Zytomegalie bei schwangeren Frauen diagnostiziert, werden ihnen Antikörper gegen den Zytomegalie-Virus verabreicht.
Bei leichteren Verläufen kann bei einer Erkrankung an Zytomegalie eine Behandlung der auftretenden Symptome ausreichend sein. Eine hinzukommende bakterielle Infektion sollte jedoch umgehend mit Antibiotika behandelt werden, damit sich die Zytomegalie-Erkrankung nicht verschlimmert.
Vorbeugung
Eine vorbeugende Impfung gegen Zytomegalie gibt es noch nicht, wird jedoch derzeit entwickelt. Bei Organtransplantationen kann durch die Gabe von bestimmter Virostatika einer Infektion mit Zytomegalie vorgebeugt werden.
Schwangere Frauen können versuchen, durch besondere Vorsichtmaßnahmen einer Zytomegalie-Infektion vorzubeugen. Hierzu können Hygienemaßnahmen wie häufiges Händewaschen ebenso gehören wie das Vermeiden von ansteckenden Situationen oder Personengruppen. Schwangere Erzieherinnen sollten während der Schwangerschaft auf das Wickeln von andere Kindern verzichten.
Das können Sie selbst tun
Um sich im Alltag vor einer Infektion mit dem Cytomegalievirus zu schützen, ist es sinnvoll die normalen Hygienerichtlinien einzuhalten. Sorgfältiges Händewaschen mit Seife und warmen Wasser ist wichtig und wirkungsvoll, da das Cytomegalievirus durch Detergentien und Seife inaktiviert werden kann.
Wenn das Immunsystem geschwächt ist, liegt ein erhöhtes CMV-Risiko vor. Es ist empfehlenswert durch einen gesunden Lebensstil sein Immunsystem zu stärken, indem auf eine gesunde Ernährung, eine ausreichende Vitaminzufuhr und genügend Bewegung im Alltag geachtet wird. Einen Impfstoff gegen das Virus gibt es derzeit noch nicht, daher ist eine Impfprophylaxe nicht möglich.
Wenn eine Cytomegalie-Erkrankung vorliegt, lässt sich diese in manchen Fällen mit Virostatika behandeln. Durch diese Medikamente wird eine Vermehrung der Viren verhindert. Meistens ist die Behandlung bei gesunden Menschen nicht erforderlich und eine Behandlung der Symptome reicht aus. Virostatika und andere spezielle Medikamente werden insbesondere bei immungeschwächten Menschen oder auch während einer Schwangerschaft verwendet.
Viel wichtiger ist jedoch die Prävention dieser Risikogruppen und die Prophylaxe bei Frauen mit Kinderwunsch, die noch keinen Kontakt mit dem Cytomegalievirus hatten. Wenn es möglich ist, soll im Alltag der enge Kontakt mit Kleinkindern vermieden werden, sowie die gemeinsame Nutzung von Gegenständen wie Geschirr, Besteck, Handtüchern oder Bettwäsche. Auch hier ist besonders auf die sorgfältig durchgeführte Händehygiene und Hygiene im Allgemeinen zu achten.
Quellen
- Darai, G., Handermann, M., Sonntag, H.-G., Zöller, L. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2012
- Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
- Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004