Adoleszenz

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Adoleszenz ist der Lebensabschnitt von der späten Kindheit bis hin zum Erwachsenenalter. Sie beginnt etwa mit dem Einsetzen der Pubertät und endet, wenn der Mensch körperlich, psychisch und sozial ausgereift ist.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Adoleszenz?

Die Adoleszenz ist der Lebensabschnitt von der späten Kindheit bis hin zum Erwachsenenalter.

Die Adoleszenz wird gern als Synonym für die Zeit der Pubertät verstanden, umfasst tatsächlich aber auch Teile davor und danach. Die Kindheit und die Juvenilphase münden unmittelbar in die Adoleszenz und endet im jungen Erwachsenenstadium. Die WHO bezeichnet die Adoleszenz als Lebensphase zwischen dem 10. und 20. Lebensjahr, in den USA umfasst sie das 13. bis 19. Lebensjahr im Sinne der Pubertät und im deutschen Jugendstrafrecht das 13. bis zum 21. Lebensjahr.

Alle diese Zeiträume können stimmig sein, letztlich hängt die Adoleszenz auch von der individuellen Entwicklung des Mädchens oder des Jungen zu Frau oder Mann ab. Sie besitzt medizinische, biologische, psychologische und gesellschaftliche Relevanz.

Junge Menschen in der Adoleszenz entwickeln sich körperlich zur Geschlechtsreife und reifen dann zum erwachsenen Menschen mit allen körperlichen Merkmalen ihres Geschlechts heran. Der Psychologe beobachtet in der Adoleszenz erste Erfahrungen mit Eigenständigkeit, Verantwortung, Liebe und der Ablösung von den Eltern. Freundschaften und der eigene Platz in der Gesellschaft spielen eine zunehmende Rolle.

Die Adoleszenz in der heutigen Zeit endet, wenn der junge Erwachsene Verantwortung für sein eigenes Leben übernimmt und körperlich dem Alter entsprechend gesund entwickelt ist.

Funktion & Aufgabe

Die Kindheitsphasen hatten den Zweck, Grundfunktionen des Körpers zu entwickeln und wichtige psychische Prozesse in Gang zu setzen. Vieles hat der junge Mensch jetzt schon hinter sich, so etwa das Erlernen des grundlegenden Bindungsverhaltens oder den Durchbruch des Gebisses.

Die Adoleszenz beginnt zusammen mit der Pubertät und allen großen körperlichen Veränderungen, die der Körper in der Jugend durchläuft. Der junge Mensch erreicht die Geschlechtsreife, wodurch der Körper nun laufend durch männliche oder weibliche Hormone beeinflusst wird und entsprechende Geschlechtsmerkmale ausbildet oder verstärkt. In der Adoleszenz tun sich viele Teenager schwer damit, diese Veränderungen und ihr Erscheinungsbild als Ganzes anzunehmen, im jungen Erwachsenenalter erreichen die meisten jedoch eine gewisse Akzeptanz ihres Äußeren. Meist haben sich unangenehme Erscheinungen der Adoleszenz wie Hautunreinheiten oder starke Regelschmerzen bis dahin auch normalisiert.

Prägend für die Adoleszenz ist auch eine grundlegende Reorganisation und Neuausrichtung des Gehirns. Emotionale Unabhängigkeit von den Eltern wird dadurch über die Jahre erreicht. Auch sucht der junge Mensch in der Adoleszenz seinen Platz im gesellschaftlichen Gefüge und findet Wege, sich diesen zu schaffen. Freundschaften nehmen einen wesentlicheren Stellenwert ein, sie prägen das erlernte Sozialverhalten mit. Deutlich spürbar ist die Entwicklung des Intellektes in dieser Zeit, was durch den Schulbesuch entwicklungsgerecht gefördert wird.

Der Nutzen der Adoleszenz für einen jungen Menschen ist es, nach und nach eigenständiger zu werden und ein unabhängiges Leben zu führen, um selbst Nachkommen zu zeugen und diese großzuziehen. Doch obwohl Eigenständigkeit das Ziel ist, braucht der adoleszente Mensch Unterstützung durch Eltern, Familie und auch durch Gleichaltrige und die Gesellschaft im Allgemeinen, um sich zum gesunden Erwachsenen zu entwickeln.


Krankheiten & Beschwerden

Genauso wie die Kindheit ist die Adoleszenz eine prägende Phase der körperlichen, mentalen und sozialen Entwicklung. Anomalien in der Entwicklung können deswegen zu bleibenden Folgeschäden führen. Besonders entscheidend ist dabei die körperliche Entwicklung hin zum geschlechtsreifen Erwachsenen. Tritt die Geschlechtsreife zu früh ein, kann das genauso normal sein, wie es ein Symptom einer zugrunde liegenden Erkrankung sein könnte. Bislang nicht entdeckte Tumore an Schilddrüse und Hypophyse, die symptomfrei bleiben können, würden in der Adoleszenz dazu führen, dass die Pubertät verspätet, verlangsamt oder gar nicht eintritt. Dadurch entfallen männliche und weibliche Hormone, die den Körper zum erwachsenen Bild heranreifen lassen. Folgen können verringerte Fruchtbarkeit, ein Mikropenis oder nicht entwickelte, androgyne Brüste bei Frauen sein.

Häufiger als echte Krankheiten sind Beschwerden, die zwar grundsätzlich harmlos, aber doch sehr belastend sein können. Beim Jungen gehört dazu beispielsweise die gesteigerte Aggressivität durch den höhen Testosteronspiegel. Nicht bei jedem Jungen in der Adoleszenz ist der Spiegel gleich hoch, doch wenn, dann führen sie teils zu aggressiverem und kampflustigerem Verhalten und bringen den Heranwachsenden gerne in Schwierigkeiten.

Mädchen dagegen leiden eher unter ihrer Regelblutung, die gerade in der Adoleszenz noch schmerzhaft sein kann. Das bleibt einige Jahre der Fall und bessert sich im frühen Erwachsenenalter oder schon in der späten Adoleszenz. Viele junge Frauen haben in der Adoleszenz zudem mit Hautunreinheiten zu kämpfen und akzeptieren die Veränderungen ihrer Figur nur schwer.

Die körperlichen Entwicklungen der Adoleszenz lösen dadurch jedoch auch einen Reifungsprozess der Psyche aus, denn der junge Erwachsene muss lernen, sich selbst zu akzeptieren. Trotzdem sind seelische Beschwerden während der Adoleszenz vollkommen normal, selbst wenn der Teenager phasenweise sehr unter ihnen zu leiden scheint. Regelmäßige Gesprächsangebote der Eltern, Austausch unter Gleichaltrigen, die Verfügbarkeit von Vertrauenspersonen wie Lehrern, Schulpsychologen oder auch dem Kinder- und Jugendarzt tragen dazu bei, dass seelische Probleme in der Adoleszenz rechtzeitig erkannt und beseitigt werden können.

Quellen

  • Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Heidelberg 2007
  • Lohaus, A., Vierhaus, M., Maass, A.: Entwicklungspsychologie des Kindes- und Jugendalters. Springer, Berlin 2010
  • Sitzmann, F.C.: Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2012

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