Juvenilphase

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Juvenilphase bezeichnet die Phase eines Lebewesens nach der Geburt und vor der Geschlechtsreife. Danach gelten sie als adult (Adoleszenz), vorher befinden sie sich im Embryonalstadium. Beim Menschen geht die Juvenilphase von der Kindheit bis zur frühen Jugend (Pubeszenz).

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Juvenilphase?

Die Juvenilphase bezeichnet die Phase eines Lebewesens nach der Geburt und vor der Geschlechtsreife.

Die Bezeichnung der Juvenilphase kann auf jedes Lebewesen zutreffen und umreißt grob den Zeitraum nach der Geburt bis zur Geschlechtsreife. Beim Menschen ist die Juvenilphase noch feiner zu unterteilen, wie auch bei vielen Säugetieren. Letztere beenden vielfach die Juvenilphase mit der Geschlechtsreife, sind dann aber noch lange nicht adult und werden als immatur bezeichnet.

Beim Menschen beginnt die Juvenilphase streng genommen unmittelbar nach der Geburt und endet mit der Geschlechtsreife und dem Eintritt in die Pubertät. Allerdings beinhaltet die Juvenilphase in dieser Einteilung weitere Unterphasen, beim Menschen sind das insbesondere die Baby- und Kleinkindphase sowie die Kindheit bis zum Eintritt in die Pubertät. Meistens hat die Pubertät an sich schon in der endenden Juvenilphase begonnen. Dementsprechend durchläuft der Mensch in der Juvenilphase eine Reihe prägender körperlicher und seelischer Entwicklungen. Zudem ist er nach ihrem Abschluss noch lange nicht adult. Erst im Laufe der Pubertät entwickelt er sich körperlich und mental zum erwachsenen Menschen.

Funktion & Aufgabe

In der Juvenilphase geschehen Entwicklungen, die den Menschen durch die gesamte erwachsene Zeit hindurch prägen werden. Er erlernt in der Säuglingsphase sein grundlegendes Bindungsverhalten (siehe etwa Bonding), Störungen können sich ein Leben lang negativ auf seine Bindungsfähigkeit oder das Verhältnis zu den eigenen Kindern auswirken. Er lernt, seinen Körper gezielt und willentlich zu bewegen, Grob- und Feinmotorik entwickeln sich über die nächsten Jahre. Frühkindliche Reflexe signalisieren die rasante Entwicklung des zentralen Nervensystems.

Da der Mensch im Vergleich zu anderen Säugetieren als extreme Frühgeburt in die Juvenilphase hineingeboren wird, geschehen viele Entwicklungen sehr schnell und auch sprunghaft. In der Kleinkindphase vertieft sich das gelernte Bindungsverhalten, zudem läuft und spricht das Kind immer sicherer. Die kognitiven Fähigkeiten bilden sich heraus. Auch psychisch entwickeln sich Menschen während der Juvenilphase auf prägende Art und Weise.

Gehen Babys etwa noch davon aus, dass ihre Bedürfnisse die gleichen sind wie die aller anderen Menschen um sie herum, lernen Kleinkinder, dass andere Menschen nicht immer dasselbe wollen wie sie.

Die Juvenilphase prägt durch die Eltern und den Kontakt zu Freunden das Sozialverhalten des Kindes. Am Ende der Juvenilphase haben viele Kinder bereits ein sehr klares, in Teilen sehr erwachsenes Bild von der Welt, können sich gewählt artikulieren und sich seit Jahren vollkommen eigenständig bewegen. Geht die Juvenilphase in die Pubertät über, sind sie körperlich und psychisch so weit entwickelt, dass sie im Grunde nur noch zur endgültigen Körpergröße heranwachsen, einige abschließende körperliche und seelische Entwicklungen durchlaufen und anschließend als erwachsen gelten. Die Juvenilphase ist somit die Zeit, in der sich der Mensch körperlich und geistig so weit entwickelt, dass nur noch die Geschlechtsreife als wesentlicher Faktor fehlt.


Krankheiten & Beschwerden

Da die Juvenilphase so prägend in körperlicher und psychischer Hinsichten ist, kann es währenddessen zu gewichtigen körperlichen und seelischen Fehlentwicklungen und Erkrankungen kommen. Vielfach tritt während der Juvenilphase auch ein Ereignis ein, das erst in Jahren oder Jahrzehnten eine Erkrankung auslösen kann.

Manche Erbkrankheiten machen sich erst in der Säuglings- und Kleinkindphase bemerkbar, während der Schwangerschaft sind sie womöglich gar nicht aufgefallen. Dazu zählen beispielsweise die Pompe'sche Krankheit, Phenylketonurie oder die Bluterkrankheit. Etliche Intoleranzen gegenüber Lebensmitteln, Allergien und Unverträglichkeiten entwickeln sich ebenfalls oft während der Juvenilphase und sind meistens nicht lebensbedrohlich, aber behandlungsbedürftig.

Zu den während der Juvenilphase auftretenden Erkrankungen gehört auch Krebs im Kindesalter, der glücklicherweise jedoch selten ist. Weniger selten sind Fehlentwicklungen, die angeborene, erworbene oder externe Ursachen und Auslöser haben können. Störungen der Organfunktion bleiben oft so lange unerkannt, bis das Organ für eine Entwicklung verantwortlich ist und diese gestört abläuft.

Gegen Ende der Juvenilphase, wenn die Pubertät zu früh, zu spät oder gar nicht eintritt, machen sich etwa Probleme mit der Schilddrüse oder der Hypophyse bemerkbar, da sie für die Produktion der pubertätsauslösenden Hormone zuständig sind.

Körperliche Störungen und Anomalien in der Juvenilphase sind deswegen so riskant, da sie körperliche Reifungsprozesse derart beeinflussen können, das bleibende Schäden entstehen. Eine nicht eingetretene Pubertät wäre im Erwachsenenalter nicht mehr nachzuholen, auch nicht durch nachträgliche Gabe von Hormonen. Bleibende Schäden können Unterentwicklungen der Geschlechtsorgane bis hin zur Unfruchtbarkeit sein.

Neben dem Spektrum an körperlichen Erkrankungen können während der Juvenilphase auch seelische Schäden entstehen. Bindungsstörungen, Traumata oder ähnliche prägende Erfahrungen wirken für einen erwachsenen Menschen zwar oft nicht bedenklich, festigen sich jedoch im Unterbewusstsein eines Menschen. Sie müssen ihn gar nicht sofort beeinflussen, sie zeigen sich jedoch im späteren Leben durch wiederkehrende Probleme oder störende Verhaltensmuster. Da sie sich in der Juvenilphase ins Unterbewusstsein graben, ist eine tiefenpsychologische Behandlung erforderlich, um derartige Schäden überhaupt erkennbar zu machen. Gerade die Säuglings- und Kleinkindphase ist in diesem Zusammenhang problematisch, da sich der Patient später an diese Zeit seiner Juvenilphase am wenigsten bewusst erinnert.

Quellen

  • Eppinger, M., Müller, M., et al.: Pädiatrie. Für Studium und Praxis. 2013/14. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2013
  • Gortner, L., Meyer, S., Sitzmann, F.C.: Duale Reihe Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Koletzko, B.: Basiswissen Pädiatrie. Springer Medizin Verlag, Berlin 2009

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