Regelschmerzen (Dysmenorrhö)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Regelschmerzen oder Dysmenorrhö gehören zu den häufigsten Anliegen, mit denen Gynäkologen oder Gynäkologinnen konfrontiert werden. Viele Frauen und Mädchen sind davon betroffen und nehmen ihre Leiden in Kauf. Um zu verstehen warum es zu Regelschmerzen kommt und wie man sie behandeln und vorbeugen kann, lesen Sie diesen Beitrag.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Regelschmerzen?

Viele Frauen greifen zur Schmerzlinderung lieber auf naturkundliche Mittel wie Frauenmantel, Schafgarbe oder Melisse in Form von Tees zurück. Entspannungstechniken wie Yoga können manchmal auch helfen.
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Unter primären Regelschmerzen (Fachbegriff: Dysmenorrhö) werden die Art von Schmerzen verstanden, die während der Regelblutung einsetzen.

Meist ist das bei betroffenen Mädchen und Frauen ab der ersten Regelblutung schon der Fall. Die Regelschmerzen können sich oft bis zur Menopause hinziehen, wenn sie nicht behandelt werden.

Die Begleiterscheinungen können individuell verschieden sein und auch in ihrer Stärke sehr variieren.

Überdurchschnittlich häufig sind sehr junge oder sehr schlanke Frauen von Regelschmerzen betroffen. Stress oder seelische Probleme sind dabei Faktoren, die die Leiden verschlimmern können.

Ursachen

Abgesehen von den sogenannten sekundären Regelschmerzen, die durch gynäkologische Erkrankungen wie Zysten oder Myome hervorgerufen werden können, wird die "übliche" Art von Regelbeschwerden dadurch begünstigt, dass Schmerzbotenstoffe eine Kontraktion der Muskulatur des Uterus hervorrufen, wenn die Gebärmutterschleimhaut monatlich abgestoßen wird.

Das Zusammenziehen der Muskeln sorgt für eine Minderdurchblutung des Uterus und dies verursacht die mitunter unerträglichen Schmerzen. Es handelt sich dabei also um einen rein biologischen Vorgang, der nichts mit irgendwelchen abstrusen Theorien zu tun hat.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Schmerzen, die viele Frauen während der monatlichen Blutung empfinden, können von unterschiedlicher Intensität sein. So sind manche betroffene Frauen nur von leichten Symptomen geplagt. Andere wiederum klagen über so starke Beschwerden, dass ein normaler Alltag kaum möglich ist.

Typische Symptome für Regelschmerzen sind Schmerzgefühle im Unterleib. Diese können als ziehend empfunden werden, aber auch starke Krämpfe sind möglich. Weitere Beschwerden im Zusammenhang mit Regelschmerzen sind diffuse Bauchschmerzen, Rückenschmerzen, Übelkeit, Völlegefühl und Kopfschmerzen. Auch bei diesen Symptomen kann die Intensität der Beschwerden sehr unterschiedlich ausgeprägt sein.

Anzeichen für Regelschmerzen äußern sich bei manchen Frauen schon in den Tagen vor den Tagen. Bei den meisten Betroffenen sind die Beschwerden mit dem Einsetzen der Regelblutung am stärksten ausgeprägt und halten auch in den ersten Tagen der Periode an, um dann langsam abzuklingen. Gerade, wenn die Beschwerden mit starken Blutungen über einige Tage verbunden sind, werden sie von den betroffenen Frauen als äußerst belastend erlebt.

Deswegen greifen viele bei den ersten Anzeichen für Regelschmerzen zu entsprechenden Medikamenten, die die Symptome lindern können. Starke Regelschmerzen können auch Anzeichen einer organischen Erkrankung im Unterleib sein und sollten entsprechend bei anhaltender Symptomatik ärztlich abgeklärt werden.

Krankheitsverlauf

Frauen, die von primären Regelschmerzen betroffen sind, sind dies oft ab der ersten Regelblutung bis zur Menopause. Häufig schwächen sich Regelbeschwerden jedoch auch nach einigen Jahren der Menstruation ab. Dies liegt daran, dass sich bei jungen Frauen der komplexe hormonelle Zyklus erst einpendeln muss. Ist dies geschehen, bessern sich auch die Beschwerden. Auch muss heute keine Frau oder kein Mädchen mehr mit diesen Begleiterscheinungen leben. Denn es wurde eine Reihe von Therapien entwickelt, von naturheilkundlichen über chemische bis hin zu ernährungsphysiologischen Medikamenten, die Abhilfe schaffen.

Viele Frauen erleben ihre Menstruation problemlos, bei anderen Betroffenen hingegen sorgen Unterleibsschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit, Stimmungsschwankungen oder Völlegefühl sogar für Arbeitsunfähigkeit. Im Extremfall kann es zur Ohnmacht kommen. Starkes allgemeines Unwohlsein und unangenehmer Durchfall können weitere Symptome sein.

Komplikationen

Ernsthafte Komplikationen sind bei Regelschmerzen selten und je nach Ursache und Form der Dysmenorrhö unterschiedlich. In Folge der primären Dysmenorrhö kommt es hauptsächlich zu einer starken Abnahme der Lebensqualität. Betroffene Frauen fühlen sich meist unwohl und leiden unter den starken Beschwerden. Sekundäre Regelschmerzen können ernste Erkrankungen wie eine Gebärmutterentzündung oder Myome zugrunde liegen.

Werden diese Ursachen nicht behandelt, stellen sich meist weitere Komplikationen ein. Grundsätzlich kann es in Folge der Blutungen zu Blutarmut und daraus resultierend zu Mangelerscheinungen und einem körperlichen Unwohlsein kommen. Auch Scheidenentzündungen und ähnliche Beschwerden sind im Zusammenhang mit Regelschmerzen nicht auszuschließen.

Selten liegt starken Schmerzen eine Fehlbildung oder Lageanomalie der Gebärmutter zugrunde. Häufiger deutet wiederkehrende Dysmenorrhö auf Stress und andere psychische Belastungen sowie eine ungesunde Lebensweise hin. Auch hormonelle Störungen können zugrunde liegen und bei fehlender Behandlung weitere Komplikationen hervorrufen.

Bei der Behandlung von Regelschmerzen kommt es allenfalls durch die Einnahme von Schmerzmitteln zu Beschwerden. Zwar werden im Normalfall leichte Präparate verschrieben, doch auch diese können Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden und allergische Reaktionen hervorrufen. Bei regelmäßiger Einnahme können Leber und Nieren geschädigt werden.


Wann sollte man zum Arzt gehen?

Geschlechtsreife Mädchen oder Frauen haben bei ihrer Regelblutung ein ganz unterschiedliches Schmerzerleben. Hinzu kommt, dass Regelschmerzen von Zyklus zu Zyklus in ihrer Intensität und ihrem Ausmaß variieren können. Bei vielen Betroffenen stellen sich bereits in der Mitte des Monatszyklus Schmerzen ein, wenn der Eisprung stattfindet. Dieser Vorgang ist ein natürlicher Prozess, der nicht ärztlich abgeklärt werden muss.

Mit dem Eintritt der Menstruation kommt es zu einer Zunahme der Schmerzen. In den meisten Fällen muss auch hier kein Arzt konsultiert werden. Es genügen oftmals Maßnahmen der Selbsthilfe und die Vermeidung anstrengender körperlicher Tätigkeiten. Die Vielzahl der Betroffenen lernt im Verlauf der Zeit, mit den Beschwerden gut umzugehen und individuelle Lösungen für die Verbesserung der Unannehmlichkeiten zu finden. Neben sportlichen Aktivitäten helfen Wärmflaschen und Entspannungstechniken.

Halten die Regelschmerzen über mehr als zwei oder drei Tage intensiv an, sollte ein Arzt konsultiert werden. Eine Zunahme der Schmerzen oder eine starke Beeinträchtigung durch die Beschwerden über einen längeren Zeitraum sollten abgeklärt werden. Ein blasses Erscheinungsbild, eine innere Schwäche oder ein starkes Krankheitsgefühl sind untersuchen zu lassen. Schwindel, Übelkeit, Erbrechen oder eine Störung des Bewusstseins sollten einem Arzt vorgestellt werden. Führen die Schmerzen zu einem Bewusstseinsverlust, muss ein Notarzt gerufen werden.

Behandlung & Therapie

Es hat sich erwiesen, dass bestimmte Verhütungspräparate wie verschiedene Formen der Pille Regelbeschwerden und somit auch Regelschmerzen wesentlich mildern oder sogar ganz beseitigen können. Welche Antibabypille sich dabei anbietet, muss mit dem Gynäkologen abgeklärt werden. Außerdem hemmt offensichtlich das Schmerzmittel Ibuprofen die körpereigenen Schmerzbotenstoffe, die die Beschwerden verursachen.

Eine verstärkte Aufnahme von Eisen und Magnesium vor und während der Menstruation kann ebenfalls die Schmerzen lindern. Erwiesen ist auch, dass regelmäßiger Sport hilfreich wirken kann, weil dadurch das Becken insgesamt besser durchblutet wird und so unangenehmen Begleiterscheinungen vorgebeugt wird. Ebenso kann Wärme ein hilfreicher Faktor sein. Wärmflaschen, Saunagänge und ein warmes Bad können die Verkrampfungen in der Gebärmutter mitunter lösen und den Betroffenen so Erleichterung verschaffen.

Viele Frauen greifen lieber auf naturkundliche Mittel wie Frauenmantel, Schafgarbe oder Melisse in Form von Tees zurück. Entspannungstechniken wie Yoga können manchmal auch helfen. Empfehlenswert ist ebenfalls Akupunktur oder Akupressur bei einem diesbezüglich ausgebildeten Arzt. Welche Methoden angewandt werden, muss letztlich auf den individuellen Fall abgestimmt werden. Hilfe gibt es aber auf jeden Fall.

Nachsorge

Die Nachsorge bei Regelschmerzen hängt im Wesentlichen von den Ursachen der Dysmenorrhö ab. Da diese oft harmloser Natur sind und auch keiner gesonderten Therapie bedürfen, erübrigt sich eine spezielle Nachsorge. Nehmen Betroffene jedoch beispielsweise wegen ihrer Regelschmerzen Medikamente ein, sollte dies bei regelmäßigen Kontrolluntersuchungen mit dem behandelnden Arzt besprochen werden, um Nebenwirkungen und langfristige Belastungen der inneren Organe wie Leber oder Niere abwenden zu können.

Regelschmerzen machen jedoch auch manchmal eine Operation am Bauchraum nötig, beispielsweise bei Endometriose. Nach einer Operation sind Termine zur Nachsorge sehr wichtig, um beispielsweise die Wunde zu kontrollieren oder auch den Aufbau der Gebärmutter im Ultraschall. Treten im Zusammenhang mit Regelschmerzen und einer erfolgten Operation unerwartete Schmerzen oder Blutungen ein, sollte auch außerhalb der Termine zur Nachsorge schnellstmöglich ein Facharzt kontaktiert werden.

Dieser kann dann feststellen, ob die Beschwerden im Rahmen der Nachsorge noch im zu erwartenden Bereich liegen oder ob eine spezielle Behandlung notwendig wird. Regelschmerzen können in seltenen Fällen auch mit einer Krebserkrankung im Verbindung stehen. Auch hier ist es wichtig, dass nach abgeschlossener Therapie die Termine zur Nachsorge seitens der Patientin eingehalten werden. Hier geht es bei der Nachsorge vor allem darum, frühzeitig neue tumoröse Veränderungen erkennen und entsprechend handeln zu können.

Das können Sie selbst tun

Bei Regelschmerzen helfen verschiedene Hausmittel und Maßnahmen. Bewährte Mittel wie Wärme in Form von Wärmflaschen und Auflagen, Bettruhe und ein Spaziergang an der frischen Luft bringen bei Krämpfen und Schmerzen Linderung. Bei starken Beschwerden helfen krampflösende Mittel aus der Apotheke, beispielsweise Schafgarbe oder Aloe Vera. Tees aus Kamille, Gänsefingerkraut und Frauenmantel haben einen ähnlichen Effekt und können in Verbindung mit einem entspannenden Bad eingenommen werden.

Als Ablenkungsmethode bieten sich Entspannungs- und Atemübungen an. Übungen aus dem Bereich des Autogenen Trainings helfen dem Körper dabei, sich während der intensiven Beschwerden zu beruhigen. Das lindert die Schmerzen und beugt außerdem den typischen Begleiterscheinungen wie Müdigkeit und Schlappheit vor. In Rücksprache mit dem Arzt können alternative Heilmethoden wie Homöopathie oder Akupunktur getestet werden.

Sollte die Dysmenorrhö trotz aller Maßnahmen nicht abnehmen, wird am besten der Frauenarzt konsultiert. Der Fachmann kann die Ursachen für die intensiven Schmerzen ermitteln und geeignete Gegenmaßnahmen verordnen. Manchmal liegt starken Regelschmerzen eine schlechte Ernährung oder mangelnde Bewegung zugrunde, die in Zusammenarbeit mit einem Ernährungsberater oder Physiotherapeut behandelt werden muss.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013
  • Stauber, M., Weyerstrahl, T.: Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013

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