Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer handelt es sich um eine Erkrankung der Haut. Die Krankheit verläuft im überwiegenden Teil der Fälle chronisch und erfüllt aufgrund ihrer typischen Symptome das dermatologische Leitbild des Endstadiums der sogenannten Lyme-Borreliose. Die Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer wird zu den atrophischen Hautkrankheiten gezählt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer?

Die ersten Symptome von Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer entwickeln sich wenige Wochen bis mehrere Jahre nach der ersten Infektion mit Borrelia burgdorferi.

Die Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer erhielt ihren Namen in Anlehnung an einen deutschen Dermatologen, Doktor Karl Herxheimer. Die Erkrankung wird in einigen Fällen auch Dermatitis atrophicans chronica progressiva oder aber Acrodermatitis chronica atrophicans genannt. Mitunter wird sie auch kurz Herxheimer-Krankheit genannt.

Grundsätzlich handelt es sich bei der Acrodermatitis atrophicans Herxheimer um eine Erkrankung der Haut, die sich in einigen Fällen im Endstadium beziehungsweise dem dritten Stadium einer Borreliose zeigt. Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer tritt in erster Linie im europäischen Raum auf, kommt jedoch auch in den Vereinigten Staaten sowie Teilen von Asien vor.

Dabei sind im überwiegenden Teil der Fälle junge Erwachsene und ältere weibliche Personen von der Krankheit betroffen. Im asiatischen und europäischen Raum wird ein Zusammenhang zwischen Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer und Borrelia afzelii gesehen.

Ursachen

Die Ursache von Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer wird nach dem aktuellen Stand der medizinischen Forschung in erster Linie in einem speziellen Erreger gesehen. Dabei handelt es sich um Borrelia afzelii.

Dieser Erreger gehört zu den sogenannten Borrelien und kommt überwiegend im europäischen Raum vor. Aus diesem Grund betrifft Borrelia afzelii oftmals Personen, die an Borreliose leiden. Bei einer Infektion mit Borreliose-Erregern droht im Spätstadium der Erkrankung Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer zeichnet sich durch mehrere typische Symptome und Beschwerden aus, die auf die Erkrankung hinweisen. Dabei unterscheiden sich die Anzeichen jedoch von Patient zu Patient im Hinblick auf ihre individuelle Erscheinung und ihren Schweregrad. Grundsätzlich ist Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer im überwiegenden Teil der Fälle durch einen progredienten Verlauf gekennzeichnet.

Meist zeigt sich die Krankheit in der Gegend der Gliedmaßen und hier insbesondere an den Streckseiten an den Beinen. In einem zeitigen Stadium tritt Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer in Form einer Schwellung sowie einer lividen Verfärbung der Haut in Erscheinung. Weitere Symptome zeigen sich dabei in der Regel nicht. Im Rahmen von histopathologischen Untersuchungen sind in diesem Fall lymphozytäre Infiltrationen feststellbar.

Im späteren Verlauf der Erkrankung verliert das subkutane Gewebe der Haut an Substanz, was auch als Atrophie bezeichnet wird. Infolgedessen zeigen sich die Venen unter der Haut sehr deutlich, da sie stärker heraustreten. Insgesamt macht die Haut einen sehr dünnen Eindruck, weshalb in diesem Zusammenhang auch der Begriff Zigarettenpapierhaut verwendet wird.

Darüber hinaus treten Verfärbungen der betroffenen Bereiche der Haut auf. Grundsätzlich entwickeln sich die ersten Symptome von Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer wenige Wochen bis mehrere Jahre nach der ersten Infektion mit Borrelia burgdorferi. Die Zeitspanne ist also relativ groß und zahlreiche Patienten erinnern sich nicht an den ursächlichen Zeckenbiss.

Die Schwellung auf der Haut zeigt sich in der Regel lediglich an einem Bein und weist eine dunkelviolette Farbe auf. Weitere Beschwerden treten zu Beginn der Erkrankung jedoch meist nicht auf. Später schimmern die Blutgefäße unter Haut hindurch und die Haut im Bereich der Gelenke entwickelt fibromatöse Verdickungen.

Als begleitendes Symptom von Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer zeigt sich sehr häufig eine Oligoarthritis beziehungsweise eine sogenannte Monarthritis, die im Bereich großer Gelenke auftritt. Oftmals ist das Kniegelenk betroffen. Darüber hinaus sind mitunter die Nerven in Form einer Radikuloneuritis oder Axonalen Polyneuropathie beteiligt. Eine potenzielle Komplikation stellt die tertiäre Neuroborreliose dar. Sind Nerven im subkutanen Bereich betroffen, treten unter Umständen örtlich begrenzte Störungen der Sensibilität auf.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose von Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer ist in jedem Fall durch einen geeigneten Facharzt zu stellen. Im Rahmen der Stellung der Diagnose führt der behandelnde Arzt zunächst eine gründliche Anamnese durch. Dabei erörtert er zusammen mit dem betroffenen Patienten dessen Krankengeschichte, mögliche Vorerkrankungen sowie familiär gehäuft auftretende gesundheitliche Beschwerden.

Im Anschluss daran erfolgen diverse klinische Untersuchungen. Im Fall der Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer wird dabei getestet, ob der Patient an Borreliose erkrankt ist. Außerdem ist die Durchführung einer Hautbiopsie möglich. Besonders wichtig ist eine gründliche Differentialdiagnose. Krankheiten, die dabei abzuklären sind, sind zum Beispiel ein Erysipel oder Erysipelas carcinomatosum, eine Akrozyanose sowie eine Eosinophile Fasziitis.

Außerdem ist der Patient auf ein Lymphoplasmozytoides Immunozytom sowie eine Erythromelalgie zu untersuchen. Weitere potenzielle Erkrankungen sind eine Sklerodermie sowie eine lineäre Morphaea und Scleroedema adultorum Buschke. Schließlich ist Arthritis urica auszuschließen, die sich teilweise in ähnlichen Symptomen äußert.

Komplikationen

Die Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer ist eine chronische Hauterkrankung, welche eher in Europa als den USA oder Asien vorkommt. Sie betrifft junge Erwachsene sowie ältere Frauen. Als Pathogenese werden Erreger von Borrelien vorausgesetzt. Die ersten Symptome zeigen sich entweder schon in wenigen Wochen oder erst mehrere Jahre nach einer Infektion mit Borrelien-Erregern.

Deutlich erkennbar ist dabei eine Hautschwellung am Bein mit dunkelvioletter Farbgebung. Bereits nach kurzer Zeit wird die Haut sichtlich dünner und es scheinen die Blutgefäße sowie Venen hindurch. Einhergehend entwickelt sich eine Kniegelenkentzündung. Hinzu kommen Fibrosen an den Gelenken. Werden die Begleiterscheinungen nicht rechtzeitig ärztlich abgeklärt, verkompliziert sich der Krankheitsverlauf.

So bilden sich chronische Formen der Gelenk-Arthritis, eine entzündliche Erkrankung der Nervenwurzeln des Rückenmarks sowie des peripheren Nervensystems. Als Folge drohen schwere Sensibilitätsstörungen, Fieberschübe und reißende Kopfschmerzen. Bei bereits stark ausgeprägtem arthritischen Begleitsymptom erfolgt eine arthroskopische Abtragung der erkrankten Gelenkinnenhaut.

Der Eingriff kann weitere Komplikationen hervorrufen und benötigt einen langen Heilungsprozess sowie eine eigenständige medikamentöse Behandlung. Die Differentialdiagnose kann klären, ob eine Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer durch Borreliose vorliegt. Auch eine Hautbiopsie kann je nach Fallschwere durchgeführt werden. Ist das Symptom noch nicht atrophisch, erfolgen hochdosierte Antibiotikagaben. Ansonsten gilt die Krankheit als nicht mehr medikamentös behandelbar.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer muss von einem Arzt behandelt werden. In der Regel kommt es bei dieser Krankheit nicht von selbst zu einem positiven Krankheitsverlauf, sodass eine Behandlung durch einen Mediziner auf jeden Fall eingeleitet werden muss.

In der Regel sollte der Arzt dann aufgesucht werden, wenn es an der Haut zu verschiedenen Beschwerden kommt, die in den meisten Fällen ohne einen besonderen Grund auftreten. Dabei leiden die Betroffenen bei der Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer in den meisten Fällen an Schwellungen oder an einem Juckreiz, der sich in verschiedenen Regionen des Körpers ausbreiten kann.

Des Weiteren kommt es nicht selten auch zu Störungen der Sensibilität und zu Lähmungen bestimmter Bereiche. Sollten diese Beschwerden eintreten, so muss unverzüglich ein Mediziner aufgesucht werden. In der Regel sollte die Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer durch einen Hautarzt behandelt werden. Die Behandlung erfolgt dabei mit Hilfe von Medikamenten und führt in den meisten Fällen zu einem Erfolg.

Behandlung & Therapie

Zu Beginn von Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer wird Penicillin G in hohen Dosen verabreicht. Neben Penicillin ist auch die Gabe von Cefotaxim möglich, die sowohl auf oralem Weg als auch als Infusion möglich ist.

Aussicht & Prognose

Durch die Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer kommt es zu einer Reihe verschiedener Beschwerden. Die Betroffenen leiden dabei an starken Schwellungen und Verfärbungen der betroffenen Regionen. Weiterhin können auch Schmerzen auftreten, die die Lebensqualität erheblich verringern können. Die Haut wirkt dabei sehr dünn und kann schon durch einfache äußere Einwirkungen Blutungen aufweisen.

In vielen Fällen treten die Beschwerden der Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer erst zum Ende der Erkrankung auf, sodass die Krankheit nicht direkt mit einem Zeckenbiss in Verbindung gebracht wird. Ebenso kann es zu Lähmungen und zu starken Störungen der Sensibilität kommen, die nicht selten zu psychischen Beschwerden oder sogar zu Depressionen beim Patienten führen können.

Weiterhin kann es durch die Krankheit auch zu Entzündungen der Kniegelenke kommen, wobei es zu Gehbehinderungen kommen kann. Möglicherweise ist der Betroffene dann auf die Nutzung von Gehhilfen angewiesen. Ebenso leiden die Betroffenen an starkem Fieber und an Kopfschmerzen. Die Belastbarkeit des Patienten sinkt enorm ab.

In der Regel kann die Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer relativ einfach mit Hilfe von Antibiotika behandelt werden. Damit werden alle Beschwerden gelöst. Auch die Lebenserwartung wird durch diese Krankheit nicht verringert.


Vorbeugung

Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer lässt sich nicht in jedem Fall vorbeugen. Zeckenbisse sind zum Teil unvermeidbar. Eine Möglichkeit besteht in der Impfung gegen Borreliose.

Nachsorge

In der Regel sind die Möglichkeiten der Nachsorge bei Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer relativ stark eingeschränkt. Der Patient ist bei dieser Erkrankung immer auf eine medizinische Behandlung angewiesen, wobei es nicht zu einer Selbstheilung kommt. Da die Erkrankung auch ansteckend ist, sollte der Kontakt zu anderen Menschen unterbunden werden, bis die Beschwerden und Symptome von Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer abgeklungen sind.

Da die Krankheit meistens mit Hilfe von Medikamenten behandelt wird, muss der Betroffene diese regelmäßig einnehmen, wobei auch die möglichen Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln beachtet werden sollten. Bei der Einnahme von Antibiotika ist auch zu beachten, dass diese nicht zusammen mit Alkohol eingenommen werden sollten, da ihre Wirkung dadurch verringert wird. Ebenso sollten Eltern bei Kindern auf eine regelmäßige Einnahme achten.

Da Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer auch zu psychischen Beschwerden oder zu starken Depressionen führen kann, sollte der Betroffene mit seinen Freunden oder mit seiner Familie über die Beschwerden sprechen. In schwerwiegenden Fällen ist allerdings der Besuch bei einem Psychologen notwendig. Weiterhin kann sich auch der Kontakt zu anderen Betroffenen von Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer als sinnvoll erweisen, da es dabei zu einem Austausch an Informationen kommen kann.

Das können Sie selbst tun

Trotz aller Bemühungen ist die Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer eine Erkrankung mit einem chronischen Verlauf. Im Rahmen der Selbsthilfe bieten sich daher keine ausreichenden Möglichkeiten, die eine Heilung des Betroffenen bewirken. Unterstützend zur Förderung des allgemeinen Wohlbefindens können Maßnahmen ergriffen werden, deren Erfolg individuell zu bewerten ist.

Kommt es im weiteren Verlauf zu zunehmenden Veränderungen des Hautbildes, ist stets den Vorgaben des Arztes Folge zu leisten. Die Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer tritt im Endstadium der Borreliose auf. Daher findet im Normalfall bereits eine medizinische Versorgung statt, die nicht unterbrochen werden sollte. Zusätzlich kann der Patient durch seine Lebensführung eine Förderung der Gesundheit erwirken. Durch eine ausgewogene und gesunde Ernährung wird das körpereigene Immunsystem gestärkt. Dies hilft im Umgang mit Krankheitserregern und fördert die Genesung.

Die Nutzung kosmetischer Produkte sollte nach Möglichkeit vermieden werden. Sofern sie keine Förderung des Heilungsprozesses bewirken, können die Inhaltsstoffe der Kosmetika diesen im ungünstigen Fall verlangsamen. Die Kleidungsstücke sollten nicht aus synthetischen Materialien bestehen. Tägliches Wechseln der Kleidung ist notwendig und Schweiß sollte von den getragenen Stoffen gut aufgenommen werden können. Stellen sich aufgrund der optischen Veränderungen psychische Unregelmäßigkeiten ein, können durch die Wahl der Kleidung weite Bereiche des Körpers gut verdeckt werden.

Quellen

  • Dirschka, T., Hartwig, R., Oster-Schmidt, C. (Hrsg.): Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010

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