Akute Pankreatitis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die akute Pankreatitis ist eine Bauchspeicheldrüsenentzündung, die im Gegensatz zu der chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung vor allem durch starke Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Brechreiz, Verstopfung sowie Fieber gekennzeichnet ist. Zur ersten Behandlungsmaßnahme einer akuten Pankreatitis gehört die Ernährung über intravenöse Flüssigkeitsgabe sowie die Behandlung durch hochdosierte Schmerzmittel.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine akute Pankreatitis?

Das Auftreten einer akuten Pankreatitis kann viele Ursachen haben. Meistens ist die Bauchspeicheldrüsenentzündung jedoch auf Gallensteine zurückzuführen.

Bei der akuten Pankreatitis kommt es zu einer Selbstverdauung, während der Verdauungsenzyme einige Zeit zu früh freigesetzt wird. Die eigentliche Aufgabe der freisetzten Enzyme ist es, die Nährstoffe wie Proteine, Fett und Kohlenhydrate zu verdauen und zu verwerten. Da dieser Vorgang jedoch noch vor der Nahrungsaufnahme stattfinden kann, verdaut das Organ sich selbst.

An dieser lebensbedrohlichen Krankheit können die Patienten mehrmals leiden, sich aber in den meisten Fällen auch wieder vollständig erholen. Trotzdem führt eine akute Pankreatitis zu zahlreichen Komplikationen.

Ursachen

Das Auftreten einer akuten Pankreatitis kann viele Ursachen haben. Meistens ist die Bauchspeicheldrüsenentzündung jedoch auf Gallensteine zurückzuführen. Diese befinden für einige Zeit lang im Zwölffingerdarm (dieser ist ebenfalls auch die Mündung des Bauchspeicheldrüsengangs).

Aufgrund dieses Prozesses kommt es zu einem Rückfluss des Dünndarmsaftes und die Gallensäure zerstört gleichzeitig den Anfang des Pankreasgangs. Diese Vorgänge führen ihrerseits dazu, dass die Permeabilität für bestimmte Phosphate und Enzyme gesteigert wird.

Eine andere Ursache kann Alkoholmissbrauch sein, dieser muss jedoch mindestens übermäßig oder sogar chronisch sein, damit er zu einer Bauchspeicheldrüsenentzündung führen kann. Der Alkohol löst ebenfalls die oben beschriebenen Prozesse aus.

Bei einem Restanteil der Fälle kann keine genaue Ursache ausgemacht werden, weshalb man von diesen Patienten mit idiopathischer Genese spricht.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine akute Pankreatitis ist durch plötzlich einsetzende starke Schmerzen im Oberbauch gekennzeichnet. Die Schmerzen sind anhaltend und strahlen typischerweise in den Rücken aus. In selteneren Fällen wandern sie auch in die Brust. Vielfach umfassen sie den Körper gürtelförmig.

Des Weiteren ist die Bauchdecke gespannt, ohne dabei hart zu werden. Dieser sogenannte Gummibauch ist charakteristisch für eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung. Zu diesen typischen Beschwerden können sich zusätzlich Übelkeit, Erbrechen, Fieber und Blähungen gesellen. Die Darmgeräusche sind jedoch nur schwach, was auf eine Lähmung des Darms hindeutet und die Gefahr eines Darmverschlusses heraufbeschwört.

In schweren Fällen kann es sogar zu einem Kreislaufschock mit starkem Blutdruckabfall, Schweißausbrüchen, [[Zyanose9], Durst, Nierenversagen und stark steigender Atemfrequenz kommen. Wenn die Pankreatitis durch Gallensteine oder Gallenwegserkrankungen hervorgerufen wird, entwickelt sich häufig eine Gelbsucht, die sich durch die Gelbfärbung der Haut und grünlich gefärbte Lederhaut der Augen bemerkbar macht.

Gleichzeitig entfärbt sich dann der Stuhl und der Urin wird dunkel. In den meisten Fällen verläuft die akute Pankreatitis jedoch mild. Dann zeichnet sie sich lediglich durch Oberbauchschmerzen aus, die nach einigen Tagen wieder abklingen. Es kommt zur vollständigen Ausheilung. Wenn jedoch ein großer Teil der Bauchspeicheldrüse zerstört wird, sind die Symptome sehr heftig und die Letalität ist durch Kreislaufschock, Darmverschluss, Organversagen oder Sepsis sehr hoch.

Diagnose & Verlauf

Die ersten Anzeichen für eine akute Pankreatitis sind in den meisten Fällen starke Oberbauchschmerzen. Diese Schmerzen breiten sich im weiteren Verlauf strahlenförmig über den Rücken aus, sodass sich der Schmerz wie ein Gürtel schließt.

Bei der Untersuchung der Patienten sind deutliche Symptome für eine Bauchspeicheldrüsenentzündung ein druckschmerzhaftes Abdomen sowie ein Gummibauch. Der Gummibauch (auch Blähbauch) kommt durch eine große Ansammlung von Gas im Gastrointestinaltrakt zustande.

Ebenfalls charakteristisch sind erst leichte Schmerzen in der Brustwirbelsäule, die ganz dem Schmerzempfinden bei einem Hexenschuss ähneln. Allerdings nehmen diese Schmerzen bis zur Unerträglichkeit zu.

Weitere Symptome, die mit den oben genannten einhergehen, manchmal jedoch erst im späteren Verlauf einsetzen sind Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen und Fieber. Gelbsucht, Bauchwassersucht und Schockzeichen können unter anderem bei sehr schweren Fällen einer akuten Pankreatitis auftreten.

Die meisten Fälle verlaufen durch eine rechtzeitig einsetzende Behandlung noch glimpflich. Trotzdem sind 20 % der Erkrankungen sehr ernst zu nehmen und können im verheerendsten Fall zum Tode führen.

Die akute Pankreatitis kann einen milderen und einen schweren Verlauf haben. Als gravierendste Komplikationen sind Todesfälle zu nennen, für die bei der milden Verlaufsform bis zu 5 Prozent und beim schwersten Grad der schweren Verlaufsform nahezu 100 Prozent angegeben werden.

Komplikationen

Darüber hinaus sind Komplikationen in direktem Zusammenhang mit der akuten Pankreatitis und Spätfolgen dieser Erkrankung zu unterscheiden. Als schwerste Komplikationen in direktem Zusammenhang mit der Pankreatitis drohen Todesfälle aufgrund eines Versagens von Herz, Lungen und Nieren. Beobachtet werden Blutungen, verbunden mit Blutdruckabfall bis zum Schock, systemische Entzündungsreaktionen, gravierende Blutbildveränderungen und Dehydratation.

Blutungen und Flüssigkeitsansammlungen in der Bauchhöhle können zum multiplen Organversagen führen, aus der Pankreas stammendes Trypsin greift möglicherweise körpereigene Organe an. Die aufgrund der Schmerzen flache Atmung kann die Lunge kollabieren lassen. Druckanstieg im Bauchraum und das abdominale Kompartmentsyndrom machen eventuell eine chirurgische Öffnung des Bauches erforderlich.

Nach einer überstandenen akuten Entzündung können Pankreatitiden jederzeit erneut entstehen. Eine Bildung von Pseudozysten und Narbengewebe kann Schmerzen verursachen und mit Infektionen, Rupturen und Blutungen verbunden sein, es kann zu einer Blockade des Gallengangs mit resultierender Gelbsucht kommen. Möglich ist die Entwicklung einer nekrotisierenden Pankreatitis mit Eiterentwicklung, Verflüssigung und Absterben des Gewebes. Komplikation der akuten Pankreatitis kann also eine chronische Erkrankung sein

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei Verdacht auf eine akute Pankreatitis sollte zeitnah ein Arzt konsultiert werden. Medizinischer Rat ist gefragt, wenn plötzlich starke, gürtelförmig ausstrahlende Oberbauchschmerzen auftreten, die auf keine bestimmte Ursache zurückzuführen sind. Bleiben die Beschwerden begleitend dazu länger als üblich bestehen, ist ein Arztbesuch nötig. Bei starken Beschwerden sollte ein Notarzt gerufen werden. So deuten Fieber und Schweißausbrüche auf eine schwere Entzündung der Bauchspeicheldrüse hin, die unbehandelt tödlich verlaufen kann. Auch bei stechenden Schmerzen im Oberbauch besteht mitunter akute Lebensgefahr.

Treten die genannten Symptome ganz plötzlich auf und nehmen rasch zu, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine akute Pankreatitis, die ärztlich behandelt werden muss. Weitere Ansprechpartner sind der Gastroenterologe oder Internist. Wer regelmäßig bestimmte Medikamente – etwa Diuretika, Betablocker oder ACE-Hemmer – einnimmt, sollte die Symptome mit dem zuständigen Arzt besprechen.

Treten die Beschwerden nach einer Virusinfektion wie etwa Mumps, einem Wurmbefall oder einer Salmonellen-Infektion auf, muss dies ebenfalls abgeklärt werden. Tumorpatienten und Menschen mit Veränderungen in den Erbanlagen (hereditäre Pankreatitis, Mukoviszidose, u.a.) sollten bei ersten Anzeichen einer Bauchspeicheldrüsenentzündung einen Arzt konsultieren.

Behandlung & Therapie

Sobald die akute Pankreatitis diagnostiziert wurde, sollte unverzüglich mit einer Therapie begonnen werden. Die erste Maßnahme bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung ist meistens die intravenöse Flüssigkeitszufuhr.

Dies geschieht, um einem immer bedrohlicher werdenden Volumenmangelschock entgegenzuwirken, da dieser durch einen erheblichen Flüssigkeitsverlust entsteht. Mit der Flüssigkeitsgabe geht meistens auch eine Schmerzmitteltherapie einher, um den starken Krämpfen Einhalt zu gebieten. In der Medizin war man lange Zeit davon überzeugt, durch eine bestimmte Ernährung die Bauchspeicheldrüsenentzündung in den Griff zu bekommen.

Allerdings kann bei einer milden Pankreatitis die gewöhnliche Nahrung weiter zu sich genommen werden. Bei der schweren Pankreatitis, bei der es zu einer Darmlähmung kommen kann, wird meistens schon früh eine Nasen-Dünndarmsonde eingelegt, sodass die Ernährung nur noch über den Darm stattfindet. Beruht die akute Pankreatitis auf einem festgeklemmten Gallenstein, so muss dieser entfernt werden. Meistens erfolgt ebenfalls eine Antibiotikatherapie, um Infektionen zu verhindern.

Aussicht & Prognose

Bei der Pankreatitis kommt es zu verschiedenen unangenehmen Beschwerden. In erster Linie leidet der Patient dabei an einer Übelkeit mit Erbrechen. Es treten auch Schmerzen im Bauch auf sowie Fieber. Diese Beschwerden können den Alltag des Patienten extrem einschränken und damit die Lebensqualität erheblich verringern. Oft kommt es durch die Pankreatitis auch zu Verstopfung und zu Blähungen. In vielen Fällen breiten sich die Bauchschmerzen auch bis in den Rücken aus.

Weiterhin kann es zur Gelbsucht und damit zu einer Beschädigung der Leber kommen, wenn die Krankheit nicht umgehend behandelt wird. Ohne Behandlung kann es im schlimmsten Falle zum Tode des Patienten kommen. Auch wenn die Pankreatitis erst spät diagnostiziert und behandelt wird, können Organschäden entstehen, die in der Regel nicht reversibel sind. Dadurch kann der Betroffene ebenfalls an Organversagen versterben oder ist auf eine Transplantation angewiesen.

In vielen Fällen kann die Pankreatitis mit Hilfe von Schmerzmitteln und Antibiotika behandelt werden. Ob es zu einem positiven Krankheitsverlauf kommt, hängt in der Regel von der Ausprägung der Krankheit ab. Unter Umständen ist durch die Pankreatitis die Lebenserwartung verringert.

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Vorbeugung

Leider gibt es keine vorbeugenden Maßnahmen, die eine akute Pankreatitis verhindern könnten. Ist jedoch die Ursache der übermäßige Alkoholmissbrauch, kann man mit einem Entzug weitere Erkrankungen an einer Bauchspeicheldrüsenentzündung verhindern.

Bei festgeklemmten Gallensteinen gibt es jedoch keine wirksamen Vorbeugungsmaßnahmen. In jedem Fall aber sollten die Behandlungsmaßnahmen so früh wie möglich einsetzen, um schlimmere Entwicklungen der akuten Pankreatitis zu verhindern.

Nachsorge

Die akute Pankreatitis ist unbedingt vom Arzt zu behandeln, da sie lebensgefährliche Komplikationen mit sich bringen kann. Bei der Nachsorge ist der Patient ebenfalls gefragt. Denn viele Auslöser der Bauchspeicheldrüsenentzündung hängen mit ungesunden Gewohnheiten des Betroffenen zusammen.

Allen voran sind hier Alkohol und Nikotin als Genussgifte zu nennen, deren Verzicht in der Nachsorge ein entscheidender Faktor für die Genesung, aber auch das Vermeiden eines Wiederaufflammens der Erkrankung sind. Die nötigen Informationen hierzu gibt der Hausarzt, aber auch der behandelnde Internist.

Die Ernährung ist ein weiterer wichtiger Faktor im Rahmen der konsequenten Nachsorge. Hier steht die ausgewogene Ernährung im Vordergrund. Sie hilft, erhöhte Blutfette zu senken, die in Zusammenhang mit der Bauchspeicheldrüsenentzündung häufig auftreten und die auch andere ernstzunehmende Krankheiten im Herz-Kreislauf- und Gefäßsystem begünstigen können.

Der Verzicht auf blähende, fette, gebratene und kalte Speisen ist ebenfalls wichtig, da diese die Bauchspeicheldrüse in ihrer Funktion belasten können. Wer sich hier unsicher ist, welche Speisen und Getränke geeignet sind, findet Hilfe beim Hausarzt, beim Internist oder bei Diätassistenten. Regelmäßige Checks beim Arzt sind in der Zeit der Nachsorge und darüber hinaus ebenfalls wichtig. Nachsorgetermine beim Arzt sind daher konsequent einzuhalten, um Blutwerte und Funktionen der inneren Organe professionell überprüfen zu lassen.

Das können Sie selbst tun

Bei einer akuten Pankreatitis ist eine umgehende ärztliche Versorgung nötig. Der Eigenbehandlung daheim sind klar Grenzen gesetzt. Eigene Maßnahmen sind therapiebegleitend bzw. postoperativ jedoch sehr empfehlenswert.

Nach dem Aufenthalt in der Klinik müssen Betroffene weiterhin auf einen langsamen Kostaufbau achten. Die Verträglichkeit von Gemüsen, Fisch und Fleisch sollte langsam getestet werden. Zumeist bestehen Störungen des Verdauungstraktes. Um den Körper zu unterstützen sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden, die Nahrung sorgfältig gekaut und gut gegart sein.

Oft können Betroffene nur noch wenige Verdauungsenzyme bilden. Aus diesem Grund werden fettige Speisen schlecht vertragen und es entstehen in der Folge Blähungen sowie Durchfall. Die fehlenden Enzyme sind durch ein Präparat ersetzbar. Dieses sollte zu jeder Mahlzeit eingenommen werden. Weiterhin ist der Konsum von Nikotin und Alkohol streng zu meiden.

Es besteht auch die Gefahr, dass sich aufgrund der Schädigung der Bauchspeicheldrüse ein Diabetes mellitus entwickelt. In diesem Fall ist Zucker streng zu reduzieren und auf eine ausgewogene Ernährung mit hohem Anteil an Gemüse und Obst zu achten.

Auch regelmäßige Bewegung stabilisiert den Blutzuckerspiegel und kann ein wenig das ausgleichen, zu dem die Bauchspeicheldrüse nicht mehr in der Lage ist. Sollte die Einnahme von Insulin nötig sein, sind regelmäßige Kontrollen bei einem Diabetologen angeraten, um das Risiko weiter Komplikationen zu minimieren.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A.J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer München 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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