Antitranspirant (Schweißhemmer)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Anwendung eines Antitranspirants oder Schweißhemmers dient der Reduzierung von „Schweißausbrüchen“ an bestimmten Körperstellen – meist in der Achselhöhle. Es sollen damit sichtbare Schweißflecken im Hemd und evtl. damit verbundene unangenehme Gerüche vermieden werden. Der Hauptwirkstoffe in Antitranspiranten sind meist Aluminiumverbindungen mit adstringierender Wirkung auf Schweißdrüsen, so dass sich deren Öffnung verengt und entsprechend „weniger Schweiß“ passieren kann.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Schweißhemmer & Antitranspirante?

Die Wirkstoffe in einem Antitranspirant zielen auf die Reduzierung der Schweißabsonderung ab und zusätzlich auf eine antibakterielle Wirkung.

Antitranspirante müssen von Deodoranten (Deos) unterschieden werden. Die Wirkstoffe im Antitranspirant zielen auf die lokale Verminderung der Schweißabsonderung ab, während die Wirkstoffe im Deodorant auf eine Verminderung der Geruchsbildung und Überlagerung mit eigenen Duftstoffen ausgerichtet sind.

Schweißabsonderung durch ekkrine Schweißdrüsen, die über die gesamte Körperoberfläche verteilt sind, dient in erster Linie der Regelung der Körpertemperatur. Dieser Schweiß ist farb- und geruchlos, falls er nicht von Hautbakterien zersetzt wird, was unangenehme Gerüche verursachen kann. Besonders in emotional auffälligen Situationen oder besonderen Stresssituationen kommt es zur Absonderung von „Emotionalschweiß“ über die apokrinen Duftdrüsen.

Die apokrinen Drüsen befinden sich nur in bestimmten Körperregionen wie Achselhöhlen und Genitalbereich und können den Schweiß mit Duftstoffen anreichern, so dass sich eine gewisse nonverbale Signalwirkung ergibt. Angst- oder Wutschweiß riecht anders als Schweiß bei sexueller Erregung. Die Wirkstoffe in einem Antitranspirant zielen auf die Reduzierung der Schweißabsonderung ab und zusätzlich auf eine antibakterielle Wirkung, um die Gerüche freisetzende Zersetzung des (normalen Schweißes) durch Bakterien zu verhindern.

Medizinische Anwendung, Wirkung & Gebrauch

Die adstringierende Wirkung eines Antitranspirants auf die Öffnung ekkriner und apokriner Schweißdrüsen ist auf den lokalen Anwendungsbereich beschränkt, wirkt also nicht systemisch. Die Verengung oder gar Verstopfung der Schweißdrüsenöffnungen beruht meist auf bestimmten Aluminiumchloriden als Hauptwirkstoff.

Die Schweißabsonderung kann durch die Anwendung eines Antitranspirants um ca. 50% reduziert werden, so dass die gefürchteten Schweißflecken im Hemd meist ausbleiben. Die adstringierende Wirkung auf die Duftdrüsen in der Achselhöhle kann das mit Gerüchen und Signalwirkung verbundene „Schwitzen“ zwar reduzieren, in der Regel aber nicht völlig vermeiden. Die mit „Duftstoffen“ gekoppelte Schweißabsonderung stellt für viele junge Menschen während der Pubertät ein Problem dar, weil sich die apokrinen Schweißdrüsen erst während der Pubertät entwickeln.

Emotinonale Ausnahmesituationen, die während der pubertären Entwicklungsphase vermehrt und intensiv auftreten, können dann zu einer mit einem Cocktail an Signalstoffen und Pheromonen beladenen Schweißabsonderung in den Achselhöhlen führen. In Fällen, in denen es zu einer krankhaft vermehrten Schweißabsonderung (Hyperhidrose) kommt, ist die Anwendung eines Antitranspirants meist nicht ausreichend.

Zur Therapierung einer Hyperhidrose stehen neben einer Vielzahl alternativer Behandlungsmethoden auch Therapieformen wie Iontophorese (pulsierender Gleichstrom), Injektionen mit Botulinum-Toxin (Botox) bis hin zu einer operativen Entfernung oder Zerstörung der apokrinen Duftdrüsen in der Achselhöhle durch Absaugen des Fettgewebes zur Verfügung.

Pflanzliche, natürliche, homöopathische & pharmazeutische Schweißhemmer

Neben der Vielzahl handelsüblicher – teils apothekenpflichtiger - Antitranspiranten mit Aluminiumchloriden als Hauptwirkstoff zur äußeren Anwendung werden auch Mittel ohne Aluminiumverbindungen angeboten. Deren Wirkstoffe sind meist pflanzlicher Herkunft.

Eine effektive antitranspirante Wirkung kommt dem Gartensalbei (Salvia officinalis) zu. Salbeiextrakte wirken systemisch über die Einnahme und lokal durch direkte äußerliche Anwendung. Wahrscheinlich ist die antitranspirante Wirkung des Salbeis auf seine ätherischen Öle zurückzuführen. Das homöopathische Mittel Jaborandi gegen Nachtschweiß und Hitzewallungen beruht auf Wirkstoffen des südamerikanischen Jaborandi (Rutakraut).

Auch hier beruht die Wirkung auf den ätherischen Ölen in den Blättern der Pflanze. Das Mittel kann als Globuli, Tropfen oder Trinkampulle verabreicht werden. Weitere Pflanzen mit antitranspiranter Wirkung sind Mäuseklee, Walnussblätter und Eichenrinde. Als alternative Behandlungsmethode kommt auch Akupunktur oder Akupressur in Betracht. Über die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Akupunktur- oder Akupressurbehandlung zur Therapierung einer Hyperhidrose liegen allerdings (noch) keine gesicherten Erkenntnisse vor.

Da eine übermäßige Schweißproduktion häufig auf psychischen Faktoren beruht, liegt es nahe, dass auch anticholinergisch wirkende Mittel und bestimmte Psychopharmaka zur Anwendung kommen. Als Alternative zu Psychopharmaka bietet sich eine psychologische oder psychotherapeutische Behandlung an, um die psychisch-seelischen Ursachenfaktoren für die Hyperhidrose zu erkennen und mit dem Patienten aufzuarbeiten. Die Psychotherapie wirkt im Erfolgsfall quasi als Antitranspirant.


Risiken & Nebenwirkungen

Nebenwirkungen bei der Anwendung herkömmlicher Antitranspiranten, die Aluminiumverbindungen enthalten, bestehen hauptsächlich in möglichen Hautreaktionen wie Rötungen, Juckreiz oder reversiblen Bläschen und anderen Hautveränderungen.

Es ist daher empfehlenswert, von vornherein auf Mittel zurückzugreifen, die keinen Alkohol enthalten. Bei stärkerer Unverträglichkeit kann es auch zu Entzündungen an den entsprechenden Hautpartien kommen. Seit 2012 wird ein möglicher Zusammenhang zwischen der Anwendung von Aluminiumchloriden (Antitranspirante) und erhöhtes Brustkrebsrisiko diskutiert, weil Aluminiumchloride über die Haut aufgenommen werden und Veränderungen an den Östrogenrezeptoren bewirken.

Zeitweise wurde auch ein erhöhtes Alzheimer Risiko mit Aluminiumchloriden in Verbindung gebracht. Der Fakt, dass über der Körper über die tägliche Nahrung weitaus mehr Aluminium aufnimmt, als durch die Anwendung von Antitranspiranten möglich wäre, spricht klar dagegen.

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