Blasenspiegelung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Blasenspiegelung, medizinisch Zystoskopie oder Urethrozystoskopie, ist eine endoskopische Untersuchung der Harnblase durch den Harnleiter mittels eines starren oder flexiblen Zystoskops. Die Blasenspiegelung gehört zu den modernen urologischen Untersuchungsverfahren und ein spezielles Endoskop für die Untersuchung wurde zuerst im Jahr 1879 in Wien vorgestellt.

Inhaltsverzeichnis

Funktionsweise

Schematische Darstellung zur Anatomie und Aufbau der Harnblase. Klicken, um zu vergrößern.

Das Zystoskop bei einer Blasenspiegelung verfügt über Linsen, durch die die detaillierte Betrachtung des Inneren des Harntrakts vorgenommen werden kann. Das maximal neun Millimeter dicke Endoskop für die Blasenspiegelung ist mit einem Licht an der Spitze ausgestattet und kann optische Fasern besitzen, die das Bild weiterleiten. Für medizinische Eingriffe kann das Zystoskop Röhren besitzen, durch die während der Blasenspiegelung medizinische Instrumente geführt werden können.

Für die Blasenspiegelung, vor allem mit starrem Endoskop, wird in der Regel eine Lokalanästhesie vorgenommen. Wird bei der Blasenspiegelung gleichzeitig ein operativer Eingriff an der Harnblase gemacht, kann eine Vollnarkose nötig sein. Bei Verwendung eines flexiblen Endoskops kann auf Betäubung während der Blasenspiegelung verzichtet werden.

Die folgenden medizinischen Indikationen können den Arzt zur Durchführung einer Blasenspiegelung veranlassen:

  • Auffallend häufige Harnwegsinfekte
  • Verdacht auf einen Tumor oder bei Tumornachsorge
  • Inkontinenz, Blasenüberaktivität oder Blasenentleerungsstörungen
  • Einsetzen eines Blasenkatheters
  • Verdacht auf Harnröhrenverengung, Fistelbildung oder Fremdkörper im Harngang

Anwendung

Durchgeführt wird die Blasenspiegelung im Liegen des Patienten mit einem starren oder flexiblen Endoskop. Bei Erwachsenen kann eine lokale oder volle Anästhesie statt finden, um Schmerzen zu lindern, während Kinder bei der Blasenspiegelung meist unter Vollnarkose gesetzt werden. Eine spezielle Diät vor der Blasenspiegelung ist nicht notwendig und der Patient kann im Anschluss an die Untersuchung wieder normal seinen Aktivitäten nachgehen. Vor der Blasenspiegelung kann eine Urinanalyse erfolgen, bei der nach Keimen gesucht wird.

Damit die Blasenspiegelung weitgehend steril erfolgt, wird der Harntrakt während des Untersuchungsvorgangs mit steriler Flüssigkeit durchspült, die durch das Zystoskop geleitet wird. Sie füllt bei der Blasenspiegelung nach und nach die Harnblase, die so bei der Blasenspiegelung besser untersucht werden kann, während der Patient das Gefühl, sich erleichtern zu müssen, verspüren kann.

In der Regel werden die Bilder der Blasenspiegelung auf einem Monitor dargestellt und Patienten, die keine Vollnarkose bekommen, können die Untersuchung auf dem Bildschirm mitverfolgen. Bei Männern erfolgt bei der Blasenspiegelung routinemäßig die Untersuchung der gesamten Harnröhre sowie der Harnblase. Bei Frauen dagegen wird meist nur die Harnblase untersucht. Eine Blasenspiegelung ohne zusätzliche Eingriffe ist in der Regel in rund fünfzehn Minuten erfolgt.


Einsatz & Indikation

Eine Blasenspiegelung, medizinisch als Zystoskopie bezeichnet, ist ein diagnostisches Verfahren, bei dem ein Arzt die Innenfläche der Blase und der Harnröhre untersucht. Dieses Verfahren wird mit einem Zystoskop durchgeführt, einem dünnen Instrument mit einer Kamera und Lichtquelle, das durch die Harnröhre in die Blase eingeführt wird.

Eine Blasenspiegelung wird aus verschiedenen Gründen durchgeführt, meist jedoch zur Diagnose und Überwachung von Erkrankungen der unteren Harnwege. Zu den häufigsten Gründen für eine Blasenspiegelung zählen:

  • Unerklärliche Symptome: Dazu gehören häufiges Wasserlassen, schmerzhaftes Wasserlassen, anhaltende Beckenschmerzen, und Blut im Urin (Hämaturie).
  • Überwachung oder Diagnose von Blasenerkrankungen: Bei Patienten mit bekannter oder vermuteter interstitieller Zystitis, Blasenentzündungen oder Blasenkrebs kann eine Blasenspiegelung erforderlich sein, um den Zustand zu beurteilen oder den Fortschritt einer Behandlung zu überwachen.
  • Abklärung von Problemen im Harntrakt: Zum Beispiel kann eine Blasenspiegelung durchgeführt werden, um Ursachen für wiederholte Harnwegsinfekte zu finden oder Strukturen wie Verengungen der Harnröhre zu identifizieren.

Die Notwendigkeit einer Blasenspiegelung ergibt sich oft aus der Kombination von Symptomen, die nicht mit anderen, weniger invasiven Tests geklärt werden können, und der Notwendigkeit, eine genaue Diagnose zu stellen, um eine angemessene Behandlung zu planen. Sie ist ein wichtiges Werkzeug, um strukturelle Veränderungen und Anomalien innerhalb der Blase und der Harnröhre direkt zu visualisieren.

Vorteile & Nutzen

Eine Blasenspiegelung bietet mehrere spezifische Vorteile gegenüber anderen Untersuchungsmethoden, insbesondere in Bezug auf Diagnosegenauigkeit und therapeutische Möglichkeiten. Hier sind einige der Hauptvorteile:

  • Direkte Visualisierung: Im Gegensatz zu bildgebenden Verfahren wie Ultraschall oder CT, die indirekte Bilder liefern, ermöglicht eine Blasenspiegelung die direkte Sicht auf die innere Oberfläche der Blase und der Harnröhre. Dadurch können Ärzte unmittelbar strukturelle Anomalien, Entzündungen, Tumore und andere pathologische Zustände erkennen.
  • Biopsie und Gewebeprobenentnahme: Während einer Blasenspiegelung können Ärzte gezielt Gewebeproben oder Biopsien entnehmen. Dies ist besonders wichtig bei der Diagnose von Blasenkrebs, da die visuelle Untersuchung durch die Analyse von Gewebeproben ergänzt wird, was die Diagnosegenauigkeit deutlich erhöht.
  • Minimalinvasive Therapieoptionen: Eine Blasenspiegelung ermöglicht nicht nur die Diagnose, sondern auch die Behandlung bestimmter Erkrankungen. Beispielsweise können kleine Tumore oder Blasensteine direkt während der Untersuchung entfernt werden, ohne dass eine offene Operation notwendig ist.
  • Kosten- und Zeitersparnis: Da eine Blasenspiegelung diagnostische und therapeutische Eingriffe in einer Sitzung ermöglicht, können Zeit und Kosten für separate Verfahren gespart werden. Zudem erfordert sie meist nur eine lokale Betäubung, was die Erholungszeit und die mit der Behandlung verbundenen Risiken verringert.
  • Wiederholbarkeit: Die Blasenspiegelung kann bei Bedarf problemlos wiederholt werden, um den Fortschritt einer Erkrankung oder den Erfolg einer Therapie zu überwachen, was bei anderen bildgebenden Verfahren oft schwieriger ist.

Diese Vorteile machen die Blasenspiegelung zu einem wertvollen Instrument in der urologischen Diagnostik und Therapie, insbesondere wenn es um die genaue Beurteilung und Behandlung von Blasenerkrankungen geht.

Durchführung & Ablauf

Eine Blasenspiegelung ist ein Verfahren, bei dem ein Zystoskop – ein dünnes Instrument mit einer Kamera und Lichtquelle – zur Untersuchung der Blase verwendet wird. Hier ist der typische Ablauf einer solchen Untersuchung:

  • Vorbereitung: Vor der Untersuchung werden Patienten oft gebeten, ihre Blase zu entleeren. Der Patient wird dann auf einen Untersuchungstisch gelegt, üblicherweise in Rückenlage mit angehobenen und gespreizten Beinen.
  • Betäubung: Um Beschwerden zu minimieren, wird das Zystoskop häufig mit einem lokalen Betäubungsmittel geschmiert. Bei einigen Fällen kann auch eine zusätzliche Sedierung oder Narkose angeboten werden, insbesondere bei schmerzempfindlichen Patienten oder bei einer ausführlicheren Untersuchung.
  • Einführung des Zystoskops: Das Zystoskop wird vorsichtig durch die Harnröhre in die Blase eingeführt. Durch die Kamera kann der Arzt die Innenfläche der Harnröhre und der Blase auf einem Bildschirm betrachten.
  • Untersuchung: Während der Untersuchung füllt der Arzt die Blase mit sterilem Wasser oder einer Salzlösung. Dies erweitert die Blase und verbessert die Sicht. Der Arzt untersucht die Wände der Blase und der Harnröhre auf Anzeichen von Problemen, wie Entzündungen, Steine, Tumore oder andere Anomalien.
  • Biopsie oder Behandlung: Falls notwendig, können während der Blasenspiegelung auch kleine chirurgische Eingriffe durchgeführt werden, wie das Entnehmen von Gewebeproben (Biopsie) oder die Entfernung von Blasensteinen.
  • Abschluss: Nach der Untersuchung wird das Zystoskop entfernt. Der Patient kann dann die Blase entleeren und sich von der Betäubung erholen. Bei Bedarf werden weitere Anweisungen zur Nachsorge gegeben.

Die gesamte Prozedur dauert in der Regel etwa 15 bis 30 Minuten, abhängig vom spezifischen Grund für die Untersuchung und ob zusätzliche Eingriffe erforderlich sind. Die Patienten können meist am selben Tag nach Hause gehen.

Nebenwirkungen & Gefahren

Im Anschluss an die Blasenspiegelung verspüren viele Patienten unangenehmes Brennen oder leichte Schmerzen im Unterleib. Kontinuierliches Trinken von einem Liter Wasser in den ersten zwei Stunden nach der Blasenspiegelung sowie ein warmes Bad können Erleichterung verschaffen.

Bei der Blasenspiegelung besteht bei Harnwegsinfektionen das Risiko, Krankheitserreger zu verschleppen. Um das zu vermeiden, wurde in der Vergangenheit vor und während der Blasenspiegelung Antibiotika verabreicht. Doch da durch den häufigen Einsatz von Antibiotika ohne Indikation Krankheitskeime Resistenzen bilden können, sieht man heute von dieser Anwendung ab.

Ein weiteres Risiko ist die mechanische Verletzung der Schleimhaut bis hin zur Perforation des Gewebes während der Blasenspiegelung. Schleimhautverletzungen können zur Harnröhrenverengung führen. Bei Männern kann die Blasenspiegelung zu einer chronischen Entzündung der Prostata, der Prostatitis, führen.

Alternativen

Wenn eine Blasenspiegelung nicht möglich oder nicht empfehlenswert ist, können Ärzte auf alternative diagnostische Verfahren zurückgreifen, um Erkrankungen des unteren Harntrakts zu untersuchen und zu diagnostizieren. Hier sind einige der gängigen Alternativen:

  • Ultraschalluntersuchung: Ein Ultraschall der Blase kann verwendet werden, um die Blase und die umliegenden Strukturen zu visualisieren. Diese Methode ist nicht-invasiv und eignet sich gut zur Beurteilung von Blasensteinen, Blasenvergrößerungen und anderen anatomischen Anomalien. Sie liefert jedoch keine detaillierten Bilder der Blaseninnenwand.
  • Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT): Diese bildgebenden Verfahren bieten detailliertere Bilder als der Ultraschall und können genutzt werden, um komplexe Fälle zu beurteilen, bei denen Tumore oder andere Strukturen innerhalb oder außerhalb der Blase vermutet werden. Sie sind besonders nützlich zur Bewertung der Blase und benachbarter Gewebe, bieten jedoch keine Möglichkeit zur direkten visuellen oder Biopsie-Bewertung der Schleimhäute.
  • Urinzytologie: Bei diesem Verfahren werden Urinproben mikroskopisch auf das Vorhandensein von abnormalen Zellen untersucht. Dies kann insbesondere bei der Diagnose von Blasenkrebs hilfreich sein, auch wenn es weniger direkt ist als eine Zystoskopie.
  • Exkretorische Urographie (IVP): Hierbei handelt es sich um eine spezielle Form des Röntgens, bei der ein Kontrastmittel injiziert wird, das sich durch die Harnwege bewegt. Diese Methode liefert Bilder von Nieren, Harnleitern und Blase und kann helfen, Blockaden oder anatomische Abnormalitäten zu identifizieren.
  • Retrograde Pyelographie: Bei diesem Verfahren wird ein Kontrastmittel direkt in die Harnleiter eingeführt, um die Harnwege und Blase zu untersuchen. Es wird oft verwendet, wenn eine IVP nicht aussagekräftig ist oder wenn spezifische Bereiche genauer betrachtet werden müssen.

Diese Alternativen bieten jeweils eigene Vorteile und Einschränkungen und können je nach spezifischer medizinischer Situation und den Bedürfnissen des Patienten ausgewählt werden. Bei der Entscheidung für ein alternatives Verfahren werden die Symptome des Patienten, die medizinische Vorgeschichte und individuelle Risikofaktoren berücksichtigt.

Quellen

  • Eichenauer, R.: Klinikleitfaden Urologie. Urban & Fischer, München 2003
  • Kramme, R.: Medizintechnik. Springer, Berlin 2011
  • Sökeland, J., Schulze, H., Rübben, H.: Urologie. Thieme, Stuttgart 2004

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