Blutarmut (Anämie) durch Folsäuremangel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Blutarmut durch Folsäuremangel kann sich verschieden ausdrücken. Nach Ausgleich eines Folsäuremangels durch längerfristige Folsäurezufuhr bilden sich auftretende Symptome meist wieder zurück.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Blutarmut durch Folsäuremangel?

Zu Blutarmut durch Folsäuremangel kann es kommen, weil Folsäure benötigt wird zur Bildung roter Blutkörperchen.
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Liegt bei einem Betroffenen eine Blutarmut (Anämie) durch Folsäuremangel vor, bedeutet dies, dass sich im Blut dieser Person zu wenige rote Blutkörperchen (Erythrozyten) befinden oder dass das Blut zu wenig roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) aufweist.

Bei einer Blutarmut durch Folsäuremangel kann unter anderem nicht mehr genügend Sauerstoff aus der Atemluft in die Körperbereiche transportiert werden, in denen der Sauerstoff zum Zweck der Energiegewinnung benötigt wird. Eine Anämie durch Folsäuremangel ist in den meisten Fällen verbunden mit typischen Symptomen.

Zu diesen möglichen Symptomen einer Anämie durch Folsäuremangel zählen etwa Müdigkeit, Schwindel, Blässe, Herzklopfen, Konzentrationsstörungen oder Ohrensausen. Außerdem kann eine Anämie durch Folsäuremangel Beschwerden nach sich ziehen wie etwa Beeinträchtigungen des Magen-Darm-Traktes, Durchfall oder auch einen veränderten Geschmackssinn.

Ursachen

Zu Blutarmut durch Folsäuremangel kann es zunächst kommen, weil Folsäure benötigt wird zur Bildung roter Blutkörperchen. Ist nun keine ausreichende Folsäure im Körper vorhanden, so kann die Produktion der roten Blutkörperchen beeinträchtigt werden und es kommt zu einer Blutarmut durch Folsäuremangel.

Eine Unterversorgung mit Folsäure, die in ihrer Folge zu Blutarmut führen kann, hat verschiedene mögliche Ursachen: Zunächst kann ein Folsäuremangel beispielsweise hervorgerufen werden durch eine zu folsäurearme Ernährung. Eine solche Ernährung tritt gehäuft bei alkohol- oder drogenabhängigen Menschen oder auch bei älteren Personen auf.

Eine Anämie durch Folsäuremangel kann des Weiteren bedingt sein durch einen individuell erhöhten Bedarf an Folsäure; dies ist beispielsweise der Fall bei schwangeren Frauen oder Jugendlichen im Wachstum. Auch eine längerfristige Einnahme bestimmter Medikamente kann eine Blutarmut durch Folsäuremangel hervorrufen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Blutarmut durch Folsäuremangel kann sich durch eine Vielzahl von Symptomen äußern. Meist verspüren die Betroffenen eine zunehmende Müdigkeit sowie Schwindel und Atemnot. Im Bereich des Herz-Kreislauf-Systems äußert sich eine Blutarmut durch Herzklopfen] und gelegentlich auch durch stechende Schmerzen. Im weiteren Verlauf kann es zu Herzrhythmusstörungen und anderweitigen Symptomen kommen.

Typisch ist auch das Ohrensausen, das bisweilen mit einer eingeschränkten Hörfähigkeit verbunden ist. Äußerlich zeigt sich eine Folsäuremangelanämie durch Blässe, vor allem an den Augenlidern, dem Zahnfleisch und den Innenseiten der Lippen. Durch die Rückbildung der Mundschleimhaut kommt es zu Einrissen in den Mundwinkeln. Gelegentlich treten auch Blutungen und Ödeme auf. Die Zunge erscheint rötlich bis glatt und der Geschmackssinn ist abgeschwächt.

Einige Patienten leiden außerdem an Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, Magendruck und [[Verdauungsstörungen. In schweren Fällen kann es zu Kopfschmerzen, Gliederschmerzen – vor allem in den Beinen – und Herzenge kommen. Eine chronische Blutarmut kann sich auch durch psychische Beschwerden äußern, zum Beispiel Stimmungsschwankungen und Depressionen. Betroffene Neugeborene leiden oft an Fehlbildungen und geistigen Störungen. Typisch ist die auffallend helle Gesichtsfarbe, die oft noch lange Zeit nach der Behebung des Mangels bestehen bleibt.

Diagnose & Verlauf

Diagnostiziert werden kann eine Blutarmut durch Folsäuremangel zunächst mithilfe einer Blutuntersuchung: Die in der Blutprobe enthaltenen roten Blutkörperchen werden bei Verdacht auf eine Blutarmut durch Folsäuremangel mikroskopisch betrachtet; für einen Folsäuremangel bzw. eine Anämie spricht eine Vergrößerung der roten Blutkörperchen.

Um sicherzustellen, dass eine Blutarmut durch Folsäuremangel bedingt ist, kann ein behandelnder Arzt die entnommene Blutprobe außerdem gezielt auf Folsäuremangel prüfen.

In der Regel kann eine Anämie erfolgreich bekämpft werden, indem ein Betroffener die Aufnahme von Folsäuremengen seinem individuellen Bedarf anpasst. Ist der Folsäuremangel als Ursache für eine Anämie langfristig behoben, so bilden sich in der Regel auch mögliche Symptome wieder zurück, die mit einer Blutarmut einhergehen können.

Komplikationen

Die Diagnose einer Anämie durch Folsäuremangel muss gewissenhaft betrachtet werden. Ein akuter Mangel an Hämoglobin unterbindet den Sauerstofftransport der Lunge in das Gewebe. Als Folge ermattet der Körper und verschiedene negative Begleiterscheinungen beeinflussen erheblich die Lebensqualität.

Folsäure ist ein wichtiger Träger für die Produktion roter Blutkörperchen. Wer an Folsäuremangel leidet, sollte regelmäßig ein Zusatzpräparat einnehmen. Wird die Symptomatik nicht rechtzeitig oder gar nicht behandelt, treten im Alltag lästige Begleiterscheinungen auf. Einschränkungen wie Dauermüdigkeit und Schwindelgefühle können sich nachteilig im Berufsleben auswirken.

Emotional labile Patienten sind eher depressionsgefährdet. Stressbelastete Personen neigen zu Herzklopfen, Angina Pectoris und erheblichen Schmerzen in den Beinen. Ist der Blutzerfall chronisch eingetreten, kann sich der Zustand von Dialysepatienten lebensbedrohlich verschlimmern.

Die höchste Risikogruppe bilden Frauen, Kinder und Jugendliche. In den Wechseljahren drohen Haarausfall und extreme Stimmungsschwankungen. Bei einer Schwangerschaft führt eine nicht erkannte Anämie durch Folsäuremangel zu schweren Missbildungen am Fötus wie der Lippen-Kiefer-Gaumenspalte und des offenen Rückens.

Auch bei Jugendlichen, insbesondere Mädchen während der Menstruations-Phase, kann sich der Folsäuremangel nachteilig auf das gesunde Wachstum niederschlagen. Blutarmut bei älteren Patienten erhöht das Risiko von Arteriosklerose und wirkt sich ungünstig auf die Funktion der Organe, speziell der Nieren aus.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Blutarmut durch Mangelzustände bei der Versorgung mit Folsäure gehört unverzüglich in ärztliche Behandlung. Zwar treten die Symptome nicht wie bei raschem Blutverlust unmittelbar auf, sind aber dennoch nicht weniger gefährlich. Vor allem Schwangere leiden aufgrund ihres erhöhten Folsäurebedarfs vermehrt an dieser speziellen Form der Blutarmut.

Da Schwangere ohnehin regelmäßigen Kontrollen durch den Arzt beiwohnen, sollte bei kleinsten Anzeichen eine zusätzliche Untersuchung zur Prüfung des Vitamin-B9-Standes erfolgen. Konkrete Verdachtsmomente ergeben sich bei langfristig einseitiger Ernährung, die einen Folsäuremangel auslösen kann.

Bei gehäuften Anfällen von Tagesmüdigkeit, körperlichem sowie geistigem Leistungsabfall mit Kurzatmigkeit ist ein Arztbesuch zur Abklärung auf jeden Fall ratsam. Ungewöhnlich starke Schweißbildung während leichter Tätigkeiten sowie eine flacher Puls kann auf ein Defizit an roten Blutkörperchen für den Sauerstofftransport hindeuten.

Plötzlich auftretende Tachykardie bedarf einer sofortigen Abklärung durch den Facharzt. Schwere Formen der Blutarmut durch Folsäuremangel lösen Schwindelgefühle bis hin zu einem vollständigen Bewusstseinsverlust aus. Bei der deutlich häufiger vertretenden, schleichenden Form der Anämie durch eine Unterversorgung mit Folsäure treten erste Warnzeichen sporadisch auf und klingen spontan wieder ab. Der Körper ist in der Lage, einen langsamen Abfall der roten Blutkörperchen über einen längeren Zeitraum zu kompensieren und zu tolerieren.

Betroffenen ist meist nicht klar, welche Ursachen sich dahinter verbergen und leiden in der Regel primär unter wiederkehrender Abgeschlagenheit. Allgemein geben alle regelmäßig auftretenden Warnzeichen einer Anämie ohne eindeutige Ursache Anlass für die Konsultation des Hausarztes. Der Mangelzustand führt langfristig immer zu potenziell lebensbedrohlichen Zuständen.

Behandlung & Therapie

Ziel einer Therapie von Blutarmut durch Folsäuremangel ist zunächst die Bekämpfung der Ursachen, die zu einer Anämie geführt haben. Daher kann es wichtig sein, bei Anzeichen einer Blutarmut einen Arzt aufzusuchen, um die individuellen Ursachen einer Anämie feststellen zu können.

Liegen etwa Suchterkrankungen zugrunde, so kann ein wichtiger Baustein bei der Bekämpfung der Anämie zunächst eine therapeutische Behandlung der Suchtproblematik sein. Konnte eine Abhängigkeitserkrankung im Rahmen einer therapeutischen Behandlung positiv beeinflusst werden, so beeinflusst dies in der Folge oft auch den Folsäurehaushalt im Körper und damit die Erkrankung.

Liegt bei einem Betroffenen eine Blutarmut durch Folsäuremangel vor, weil der individuelle Bedarf gestiegen ist, so kann vermehrte Folsäure beispielsweise durch bewusste Ernährung erfolgen: Sehr folsäurehaltig und somit wirksam gegen eine Blutarmut, sind etwa grünes Gemüse, Haferflocken, Spargel, Leber oder Pilze. Bei Bedarf können nach Rücksprache mit einem Arzt ergänzend folsäurehaltige Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden, um eine Anämie zu bekämpfen.

Aussicht & Prognose

Eine eingetretene Anämie aufgrund von Folsäuremangel ist mit einer guten Prognose verbunden. Sollten Betroffene aufgrund der eintretenden Symptome zum Arzt gehen und dieser stellt eine entsprechend bedingte Blutarmut fest, genügt zur akuten Behandlung die Gabe von Folsäurepräparaten. Wird langfristig die Ernährung auf eine folsäurehaltige Ernährung hin ausgelegt, sind auch keine Rückfälle mehr zu erwarten. Der Betroffene wird völlig von seinen Symptomen geheilt und das Blutbild normalisiert sich.

Angewiesener auf Folsäurepräparate ist der Betroffene hingegen, insofern er eine Stoffwechselkrankheit oder eine sonstige Krankheit, die die Nährstoffaufnahme behindert, hat. Die entsprechenden Verluste bei der Verstoffwechselung müssen dann umso stärker künstlich aufgefangen werden. Ein Behandeln der Ursachen sollte zudem erfolgen, damit auch diese Maßnahmen langfristig reduziert werden können und eine ausgewogene Ernährung genügt.

Schwangere Frauen, die eine Anämie durch Folsäuremangel aufweisen, sollten besonders schnell reagieren, da ein Folsäuremangel sich auch auf die Entwicklung des Kindes auswirkt. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf dem erhöhten Risiko der Bildung einer Spina bifida.

Unbehandelt wird die Blutarmut durch Folsäuremangel zwar in den seltensten Fällen tödlich sein, aber die schwächenden Symptome können die Lebensqualität des Betroffenen stark einschränken.


Vorbeugung

Vorzubeugen ist einer Anämie durch Folsäuremangel vor allem durch abwechslungsreiche und folsäurehaltige Ernährung. Auch eine gesunde Lebensweise und der weitgehende Verzicht auf Suchtmittel tragen zu einem ausgeglichenen Folsäurehaushalt bei. Bei sehr starkem Folsäurebedarf können Nahrungsergänzungsmittel nach Einholen ärztlichen Rates dazu beitragen, eine Anämie durch Folsäuremangel zu verhindern.

Nachsorge

Je nachdem, was die Ursache der Blutarmut (Anämie) durch Folsäuremangel gewesen ist, muss die Nachsorge mehr oder weniger intensiv und andauernd ausfallen. Ist die Folsäuremangelanämie beispielsweise durch chronischen Alkoholkonsum verursacht oder altersbedingt entstanden, sind die Bedingungen möglicherweise komplexer als bei einem gesteigerten Folsäurebedarf oder einem Malabsorptions-Syndrom.

Oftmals sind die Gegebenheiten eines Folsäuremangels mit nachfolgender Blutarmut so, dass neben der Behebung des Folsäuremangels weitere Behandlungen und Nachsorgemaßnahmen erfolgen müssen. Die Nachsorge bei alten Menschen besteht in der oralen Substitution von Folsäure. Bei chronischem Alkoholismus muss eine Entziehungskur angeordnet werden. Der Ernährungsstatus sollte in beiden Fällen überprüft und verbessert werden.

Bei einem gesteigerten Folsäureverbrauch schwangerer Frauen oder einem Mehrbedarf an Folsäure durch eine chronische Hämolyse umfasst die Nachsorge eine regelmäßige Vorstellung beim behandelnden Arzt. Es erfolgt eine oral vorgenommene Substitution mit Folsäure. Malabsorptions-Syndrome wie Zöliakie verlangen nach einer glutenfreien Diät mit erhöhtem Folsäureanteil. Hier muss in der Nachsorge sichergestellt werden, dass die Glutenunverträglichkeit keine Schäden im Verdauungstrakt verursacht hat. Eine regelmäßige Überwachung ist sinnvoll.

Bei einer Folsäuremangelanämie durch Medikamente muss deren Austausch erwogen werden. Außerdem muss eine Substitution mit Folsäure erfolgen. So oder so muss eine Blutarmut (Anämie) durch Folsäuremangel ernst genommen werden. Insbesondere bei schwangeren Frauen ist die engmaschige Überwachung wichtig.

Das können Sie selbst tun

Eine Anämie durch Folsäuremangel ist mit einer Ernährungsumstellung auf frische Lebensmittel in den Griff zu bekommen. Die tägliche Menge an Folsäure sollte dabei mindestens 0,4 mg betragen.

Gemüsesorten wie Blattspinat, Fenchel, Chinakohl sowie Rettich und Rüben eignen sich hervorragend. Auch Pilze, Brokkoli, Bohnen und Spargel sind reich an Folsäure. Auf eine schonende Zubereitung sollte geachtet werden. Am besten dünsten oder mit der Niedriggarmethode zubereiten, damit die wertvollen Inhaltsstoffe nicht verloren gehen.

In puncto Obst gehören frische Orangen auf den täglichen Speiseplan. Zum Beispiel als frisch gepressten Saft oder in einem leckeren Obstsalat. Bei Fleisch sollte die Wahl auf gegarter Leber und Rindfleisch fallen. Weitere Lebensmittel mit einem hohen Folsäuregehalt sind Haferflocken, Hefe, Nüsse sowie Kuh- und Muttermilch.

Damit zu erwartender Nachwuchs nicht an einem Folsäuremangel erkrankt, sollte Folsäure kombiniert mit Vitamin B Präparaten mindestens vier Wochen vor einer Schwangerschaft eingenommen werden. Zum Schutz der Mutter ist die Einnahme auch noch acht Wochen nach der Entbindung zu empfehlen.

Alternativ oder unterstützend kann der Folsäurebedarf auch mit entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln gedeckt werden. Dies sollte jedoch in Absprache mit einem Arzt oder Ernährungsberater erfolgen.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016

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