Chagas-Krankheit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 3. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Chagas-Krankheit, Morbus Chagas oder südamerikanische Thrypanosomiasis handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die nicht durch Bakterien, Viren oder Pilze ausgelöst wird, sondern durch einen Parasiten. Die Chagas-Krankheit wurde im Jahr 1909 erstmals von Carlos Chagas beschrieben.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Chagas-Krankheit?

In erster Linie kommt es durch die Chagas-Krankheit zu einem sehr hohen Fieber und damit zu einer Müdigkeit und zu einer Abgeschlagenheit des Betroffenen.
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Die Chagas-Krankheit ist auch unter der Bezeichnung Morbus Chagas oder südamerikanische Thrypanosomiasis geläufig. Zu diesem Namen kommt sie deshalb, weil die Erkrankung hauptsächlich in Süd- und Mittelamerika verbreitet ist.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass in Lateinamerika etwa zehn Millionen Menschen von der Chagas-Krankheit betroffen sind. Der brasilianische Infektiologe Carlos Chagas stieß 1909 erstmals auf die seltsame Tropenkrankheit. Er entdeckte, dass Raubwanzen für die Übertragung der Infektionskrankheit verantwortlich waren, und gab dem Parasiten den Namen Trypanosoma cruzi - in Anlehnung an einen bekannten Arzt aus Brasilien, der Namensgeber für das Institut war, an dem Chagas damals arbeitete.

Die heimtückische Chagas-Krankheit tritt überwiegend in ländlichen Gegenden auf und ist inzwischen nicht mehr nur auf Südamerika begrenzt. Durch die zunehmende Mobilität der Bevölkerung wurde die Chagas-Krankheit auch in Ländern wie Kanada, den USA und in einigen europäischen und westpazifischen Ländern diagnostiziert.

Ursachen

Die Chagas-Krankheit ist eine parasitäre Infektionskrankheit. Der einzellige Parasit Trypanosoma cruzi ist Auslöser der Erkrankung. Als Zwischenwirt (Vektor) fungieren hierbei Raubwanzen, die den Erreger über Blutmahlzeiten aufnehmen und durch ihren Kot ausscheiden.

Über kleinste Hautverletzungen oder Schleimhautkontakte können die Erreger der Chagas-Krankheit in ihre Wirte gelangen. Bei den Säugetieren sind vor allem Hunde, Katzen, vereinzelte Nagetiere, Gürteltiere und Opossums als Wirte betroffen. Durch die Tiere wird die Infektion an den Menschen weitergegeben.

Hierbei ist es wiederum möglich, dass auch eine Ansteckung von Mensch zu Mensch erfolgen kann (beispielsweise über eine Organtransplantation, eine Bluttransfusion oder im Mutterleib ans Ungeborene). Bei der Chagas-Krankheit gelangen die Erreger in den Blutkreislauf und befallen die Zellen der Muskeln und des Herzens.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Chagas-Krankheit wird von verschiedenen allgemeinen Beschwerden einer Infektion begleitet, wobei allerdings auch einige charakteristische Beschwerden auftreten, die direkt auf die Erkrankung hindeuten können. In erster Linie kommt es durch die Chagas-Krankheit zu einem sehr hohen Fieber und damit zu einer Müdigkeit und zu einer Abgeschlagenheit des Betroffenen. Die meisten Patienten leiden weiterhin auch an einer Atemnot und sind daher in ihrem Alltag stark eingeschränkt.

Es kommt dabei auch zu Durchfall und zu starken Bauchschmerzen. Auch die Lymphknoten können durch die Chagas-Krankheit angeschwollen sein, was sich häufig auch am Hals bemerkbar macht. Sollte die Erkrankung nicht behandelt werden, so führt sie in der Regel zu Einlagerungen von Wasser. Diese treten vor allem im Gesicht oder an den Füßen auf und können sich auch negativ auf die Ästhetik des Betroffenen auswirken.

Auch Herzbeschwerden treten dabei auf, wobei die meisten Patienten an Herzrasen oder an Herzschmerzen leiden. Im weiteren Verlauf kommt es dann zu einem Herztode, sodass die Lebenserwartung des Betroffenen verringert wird, wenn die Chagas-Krankheit nicht behandelt wird. Auch ein Durchbruch der Darmorgane kann durch die Erkrankung auftreten und dabei im schlimmsten Fall zum Tod des Betroffenen führen.

Diagnose & Verlauf

Diagnostizieren lässt sich die Chagas-Krankheit besonders gut in den ersten Wochen nach der Infektion. Unter dem Mikroskop kann der Parasit in einem Blutausstrich nachgewiesen werden. Ein chronisches Chagas-Leiden kann durch die deutliche Vergrößerung der betroffenen Organteile gekennzeichnet sein (zum Beispiel die Vergrößerung des Herzens, die Erweiterung der Speiseröhre und des Dickdarms).

Neben dem mikroskopischen Nachweis der Chagas-Krankheit kann auch die Xenodiagnose erfolgen. Dies bedeutet, dass die blutsaugenden Raubwanzen im Labor gezüchtet werden und dann dem Patienten auf die Haut gesetzt werden. Nach wenigen Wochen kann bei den Raubwanzen der Trypanosoma cruzi-Erreger im Kot nachgewiesen werden.

Die Inkubationszeit der Chagas-Krankheit beträgt rund drei Wochen. An der Infektionsstelle tritt nach dieser Zeit eine Hautreizung auf, das sogenannte Chagom. Weitere Symptome der Chagas-Krankheit sind Ödeme, Fieber, Atembeschwerden, Durchfallerscheinungen, Krämpfe, Unterleibsschmerzen und die Schwellung der Lymphknoten.

Komplikationen

Die Chagas-Krankheit kann unbehandelt zu einer Veränderung am Herzen führen. Dies kann in lebensgefährliche Komplikationen enden. So ist das Risiko erhöht, dass sich Herzrhythmusstörungen ausbilden wie einem Vorhof- oder auch Kammerflimmern. Beim Vorhofflimmern kann das Blut nicht mehr richtig weiter gepumpt werden, es bleibt im Vorhof stehen (Stase des Blutes).

Infolgedessen kann das Blut an der Wand des Vorhofs gerinnen, es bildet sich ein Thrombus der sich lösen kann und mit dem Blutstrom weiter transportiert wird. Daraus können sich weitere Folgen ergeben wie eine Lungenembolie, die beim Betroffenen Brustschmerzen und eine Atemnot auslöst, oder auch ein Schlaganfall, der je nach Lage durch unterschiedlichste Lähmungen und Ausfallserscheinungen charakterisiert ist.

Des Weiteren kann sich bei der Chagas-Erkrankung ein Lungenödem ausbilden. Daraus kann sich eine Entzündung im Lungengewebe entwickeln (Pneumonie), die im schlimmsten Falle in eine Sepsis entwickeln kann. In der akuten Phase der Chagas-Erkrankung sind außerdem eine Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) oder eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) möglich.

Es ergeben sich daraus eventuell Lähmungen oder es kann sich eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) entwickeln. Auch einige Nervenzellen, die für die Muskulatur und damit Bewegung der Magen-Darm-Organe benötigt werden, werden geschädigt. Dadurch kann sich der Nahrungsinhalt aufstauen, was einen Ileus verursachen kann oder auch die Organe vergrößern lässt. Dabei kann es zum Durchbruch der Darmorgane kommen, was auch zum Tod führen kann.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn typische Symptome wie Fieber und Atemnot auftreten, ist ärztlicher Rat gefragt. Der Mediziner kann die Chagas-Krankheit mit Hilfe eines Blutausstriches diagnostizieren und gegebenenfalls direkt eine Behandlung einleiten. Ein Arztbesuch ist spätestens dann notwendig, wenn sich weitere Komplikationen einstellen. So sollte bei Brustschmerzen und Atemnot umgehend der Notarzt gerufen werden. Falls ein Lungenödem oder ein Schlaganfall auftritt, ist umgehend Erste Hilfe zu leisten.

Der Erkrankte muss anschließend einige Zeit im Krankenhaus verbringen und bedarf auch danach einer umfassenden ärztlichen und therapeutischen Betreuung. Auch den Angehörigen wird bei einem schweren Verlauf psychologische Hilfe empfohlen. Nach dem Kontakt mit Hunden, Katzen und Nagetieren ist das Risiko, sich mit Morbus Chagas zu infizieren, besonders hoch. Ebenso nach einer Organtransplantation oder einer Bluttransfusion. Auf wen diese Faktoren zutreffen, der sollte sich rasch an einen Arzt wenden. Neben dem Allgemeinmediziner kann auch ein Facharzt für Infektionskrankheiten helfen. Im Zweifelsfall sollte der ärztliche Notdienst oder der Rettungsdienst kontaktiert werden.

Behandlung & Therapie

Eine unbehandelte Chagas-Krankheit führt bei ungefähr zehn Prozent der betroffenen Patienten zum Tod. Hauptsächlich gefährdet sind Säuglinge, Kleinkinder, alte Menschen und Personen mit einem schwachen Immunsystem. Die Chagas-Krankheit kann nur medikamentös behandelt werden. Diese Behandlung gestaltet sich allerdings schwierig.

Die Therapie erfolgt mit den Arzneimitteln Nifortimox oder Benznidazol. Diese haben allerdings schwerwiegende Nebenwirkungen und können sogar das Erbgut des Patienten verändern (sogenannte Mutagene). Zudem gibt es sogar Erreger, die gegen die Medikamente resistent sind. In der akuten Phase, also der Anfangsphase der Chagas-Krankheit, wird versucht, Trypanosoma cruzi direkt zu bekämpfen.

Durch die antibiotischen Mittel Nifortimox und Benznidazol kann der Parasit zu Beginn der Chagas-Krankheit in den meisten Fällen vernichtet werden. Die Behandlungsdauer liegt zwischen sieben Wochen und drei Monaten. Je länger die Chagas-Krankheit jedoch andauert, desto schwieriger wird es, ein probates Mittel gegen die Infektion zu finden. In der chronischen Phase der Chagas-Krankheit reicht es nicht mehr aus, ausschließlich den Erreger bekämpfen zu wollen.

Hierbei kann nur eine gezielte Therapie der einzelnen Krankheitszeichen zum Erfolg im Kampf gegen die Chagas-Krankheit führen. Je später die Behandlung durchgeführt wird, desto eher kann es zu Herzrhythmusstörungen, zu arteriellen Embolien oder zu Lungenödemen kommen.

Aussicht & Prognose

Die Chagas-Krankheit kann im schlimmsten Falle zum Tode des Patienten führen und muss aus diesem Grund auf jeden Fall behandelt werden. Der Todesfall tritt in der Regel allerdings nur dann auf, wenn die Krankheit vollständig unbehandelt bleibt. Dabei sind vor allem Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder Patienten in einem hohen Alter gefährdet.

Die Krankheit selbst wird mit Hilfe von Medikamenten behandelt, wobei die Beschwerden dadurch vollständig eingeschränkt werden können. In einigen Fällen müssen verschiedene Medikamente auf ihre Wirksamkeit überprüft werden, bevor das passende Medikament gefunden wurde.

Die Chagas-Krankheit kann auch in einen chronischen Zustand übergehen und dauerhaft zu Beschwerden. Hierbei sind die Betroffenen dann auf eine Behandlung des Herzens und der Lunge angewiesen, da diese Organe von der Krankheit befallen werden.

Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der Chagas-Krankheit wirkt sich dabei immer positiv auf ihren Verlauf aus und kann weitere Komplikationen oder im schlimmsten Falle den Tod des Betroffenen vermeiden. Durch einige Hausmittel lassen sich die Symptome der Krankheit lindern. Der weitere Verlauf der Erkrankung richtet sich weiterhin nach dem Ausmaß der Organschäden.


Vorbeugung

Zur Prophylaxe der Chagas-Krankheit wird hauptsächlich der Kampf gegen die Raubwanzen eingesetzt. Beispielsweise werden insektizide Wandfarben verwendet. Man kann sich gegen die Wanzenstiche auch durch geeignete Kleidung und Moskitonetze schützen. Die Raubwanzen leben gerne an den Schlafplätzen der Haustiere. Diese Plätze sollten abgesondert werden. Eine Impfung gegen die Chagas-Krankheit existiert bislang noch nicht.

Nachsorge

Bei der Chagas-Krankheit stehen dem Betroffenen in den meisten Fällen nur sehr wenige Maßnahmen einer direkten Nachsorge zur Verfügung. Bei dieser Krankheit ist eine schnelle und vor allem eine frühzeitige Diagnose sehr wichtig, damit es nicht zu weiteren Komplikationen oder Beschwerden kommt. Im schlimmsten Fall kann es durch die Chagas-Krankheit zum Tod des Betroffenen kommen.

Der Patient sollte sich in den betroffenen Gebieten nicht aufhalten und sich möglichst gut vor Mücken schützen. Dabei können verschiedene Sprays verwendet werden, wobei auch vor allem lange Kleidung getragen werden sollte, welche alle Stellen des Körpers richtig bedeckt. Eine Selbstheilung kann bei dieser Erkrankung nicht eintreten.

In den meisten Fällen wird die Chagas-Krankheit durch die Einnahme von Medikamenten behandelt. Der Betroffene sollte dabei auf die richtige Dosierung und auch auf eine regelmäßige Einnahme der Medikamente achten. Da in den meisten Fällen Antibiotika verabreicht werden, dürfen diese nicht zusammen mit Alkohol eingenommen werden.

Ebenso ist absolute Bettruhe bei dieser Krankheit einzuhalten. Der Patient sollte keine anstrengenden oder körperlichen Tätigkeiten durchführen. Die Krankheit selbst ist nicht anstecken und kann nur durch den Stich der Mücke übertragen werden, sodass auch die Unterstützung anderer Menschen erlaubt ist.

Das können Sie selbst tun

Beim Verdacht auf die Chagas-Krankheit muss unverzüglich ein Arzt konsultiert werden. Eine medizinische Behandlung ist aufgrund der Schwere der Infektion in jedem Fall erforderlich. Dennoch gibt es einige Hausmittel und Maßnahmen, mit denen sich die Symptome selbstständig lindern lassen.

In leichten Fällen der Erkrankung ist eine Behandlung mit homöopathischen Präparaten sinnvoll. Der Einsatz von Globuli und Co. sollte immer in Rücksprache mit einem Arzt erfolgen und kann die Antibiotika-Behandlung nicht vollständig ersetzen. Auch etwaige Heilpflanzen sollten rein symptomatisch eingesetzt werden. Gegen Fieber helfen etwa Thymian, Holunder oder Ehrenpreis, während sich Durchfall mit Blutwurz, Eiche und Heidelbeere behandeln lässt. Bei Beschwerden des Lymphsystems kann eine Diät oder Entschlackung helfen.

Sollte die medizinische Behandlung jedoch zu spät erfolgen, kann es zu Herzrhythmusstörungen, Lungenödemen und anderen Komplikationen kommen. Je nachdem, wie schwer diese Komplikationen ausfallen, wird der Arzt den Patienten dann an einen Therapeuten verweisen. Dies ist vor allem dann notwendig, wenn es durch die Chagas-Krankheit zu bleibenden Schäden an den inneren Organen gekommen ist. Der Verlust der Lebensqualität muss in jedem Fall aufgearbeitet und langfristig akzeptiert werden.

Quellen

  • Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
  • Steffen, H.-M. et al.: Internistische Differenzialdiagnostik. Schattauer, Stuttgart 2008
  • Wenk, P., Renz, A.: Parasitologie. Thieme, Stuttgart 2003

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