Chronische Niereninsuffizienz (chronisches Nierenversagen)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine chronische Niereninsuffizienz bzw. chronisches Nierenversagen ist durch eine verminderte Funktion der Niere über einen längeren Zeitraum hinweg gekennzeichnet. Im Endstadium der Erkrankung arbeitet das Organ gar nicht mehr. Wenn die chronische Niereninsuffizienz jedoch frühzeitig erkannt wird, kann ein schlimmerer Verlauf gestoppt werden und mitunter sogar rückgängig gemacht werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine chronische Niereninsuffizienz?

Die Dialyse ist ein Blutreinigungsverfahren im Rahmen der Nierenersatztherapie bei Nierenversagen.

Eine chronische Niereninsuffizienz lässt die Niere nicht mehr richtig arbeiten. Normalerweise entgiftet dieses Organ den Körper und ist für die Regulierung des Flüssigkeitshaushaltes verantwortlich.

Für das Nierenversagen gibt es viele potenzielle Auslöser. So kann ein langjähriger Diabetes mellitus oder ein stetiger Bluthochdruck die Ursache sein. Typische Symptome einer chronischen Niereninsuffizienz sind die Überwässerung, Bluthochdruck, Ödeme, Erbrechen, Blutarmut, Übelkeit sowie Potenzprobleme. Bestehen diese Symptome und eine Krankheit liegt gleichzeitig vor, die eine Nierenerkrankung begünstigt, kann eine chronische Niereninsuffizienz die richtige Diagnose sein.

Ein hoher Kreatininwert im Blut kann diesen Verdacht verdichten. Als Diagnoseverfahren kommen Urin- und Blutanalysen infrage, mit denen bedeutende Nierenwerte ermittelt werden können. Auch bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Computertomografie und Röntgenkontrastmitteluntersuchung kommen zum Einsatz bei Verdacht auf eine chronische Niereninsuffizienz.

Ursachen

Eine chronische Niereninsuffizienz kann vielfältige Auslöser besitzen. Häufig wird in der westlichen Bevölkerung diese Erkrankung durch ein falsches Verhalten oder eine ungesunde Lebensweise verursacht. In vielen Fällen liegt der Grund in einem Diabetes mellitus Typ II.

Das Nierengewebe kann aber auch durch häufig eingenommene Schmerzmittel geschädigt werden und somit eine Nierenschwäche verursachen. Liegt ein Bluthochdruck vor, wird die chronische Niereninsuffizienz negativ beeinflusst. Daraus entwickelt sich ein vollständiges Nierenversagen, welches einen vollständigen Ausfall der Harnproduktion mit sich zieht.

Weitere typische Krankheiten als Ursache dieser Erkrankung sind eine chronische Form der Nierenentzündung, chronische Nieren- und Nierenbeckenentzündung, Schädigungen der Niere durch Bluthochdruck, eine angeborene Fehlausprägung des Organs mit vielen Zysten, eine Nierenschädigung durch Schmerzmittel sowie Erkrankungen der Blutgefäße oder des Bindegewebes. Auch genetische Faktoren können den Verlauf einer chronischen Niereninsuffizienz mitbestimmen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine chronische Niereninsuffizienz wirkt sich auf den gesamten Organismus aus und kann eine Reihe von Symptomen hervorrufen. Im Frühstadium bestehen in der Regel noch keine körperlichen Beschwerden.

Erste Anzeichen können eine vermehrte Urinausscheidung und verstärkter nächtlicher Harndrang sein. Der Urin ist dabei sehr hell, zudem besteht starker Durst. Bei einer Harnkontrolle kann eine vermehrte Ausscheidung von Eiweiß (Proteinurie) auffallen. In vielen Fällen lagert sich Wasser im Gewebe ein, vor allem in den Beinen und Augenlidern.

Im weiteren Verlauf macht sich die Erkrankung durch eine schnelle Ermüdbarkeit und eine Verminderung der Leistungsfähigkeit bemerkbar. Der Blutdruck kann erhöht sein: An ein chronisches Nierenversagen ist vor allem zu denken, wenn er trotz der Einnahme blutdrucksenkender Mittel nicht auf den Normalwert absinkt. Schreitet das chronische Nierenversagen weiter fort, treten als typische Symptome Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit, ein Juckreiz am ganzen Körper, Knochenschmerzen, Muskelkrämpfe und Kopfschmerzen auf.

Die Urinmenge vermindert sich, Wassereinlagerungen in der Lunge können eine Atemnot verursachen. Oftmals leiden die Patienten unter Konzentrationsschwäche und Empfindungsstörungen, gelegentlich werden Bewusstseinstrübungen beobachtet. Herzrhythmusstörungen, eine Herzschwäche oder eine Herzbeutelentzündung kommen ebenfalls vor, die Schwächung des Immunsystems ruft eine erhöhte Infektanfälligkeit hervor. Harnartiger Mundgeruch und eine Gelbfärbung der Haut weisen auf ein spätes Stadium der Erkrankung hin.

Diagnose & Verlauf

Zur Diagnose einer chronischen Niereninsuffizienz werden verschiedene Diagnoseverfahren angewendet. Einen ersten Hinweis können erhöhte Kreatininwerte geben, welche aus einem ausführlichen Blutbild ersichtlich werden. Ist dies der Fall, folgen weitere Blut- und Urinanalysen. Sie geben Aufschluss über weitere Nierenwerte wie dem Harnstoff im Blut, die Kreatininkonzentration im Blut und das Urinvolumen.

Auch bildgebende Verfahren kommen zum Einsatz. Mithilfe von Ultraschall, Computertomografie und Röntgenkontrastmitteluntersuchung kann die Diagnostik einer Niereninsuffizienz erfolgen sowie ihr Verlauf kontrolliert werden. Ist der Verdacht auf die Erkrankung bestätigt worden, werden die bisherigen Auswirkungen der Nierenschwäche mit einer physischen Untersuchung erfasst.

Wird eine chronische Niereninsuffizienz nicht behandelt, verschlimmert sich die Erkrankung stetig. Irgendwann ist die Niere schließlich nicht mehr in der Lage zu arbeiten und gibt ihre Funktion vollständig auf. Eine Dialyse bzw. Nierentransplantation wird im Endstadium der chronischen Niereninsuffizienz erforderlich.

Komplikationen

Unbehandelt kann eine chronische Niereninsuffizienz einige Komplikationen hervorrufen. In Folge der fortschreitenden Schädigung der Niere kommt es zunächst zu Bluthochdruck, ausgelöst durch die nachlassende Urinproduktion und Urinausscheidung und den daraus resultierenden Überschuss von Salz und Wasser. Dadurch kann es später auch zu Flüssigkeitseinlagerungen in den Armen und Beinen oder der Lunge kommen.

Ein Ödem in bringt unter anderem Schmerzen, Atembeschwerden und Durchblutungsstörungen mit sich. In letzter Konsequenz entwickelt sich aus der chronischen Niereninsuffizienz eine terminale Niereninsuffizienz; es kommt zur Harnvergiftung, Magen-Darm-Beschwerden, Bewusstseinsveränderungen, Herzrhythmusstörungen, Herzbeutelentzündung und schließlich zum urämischen Koma. Knapp die Hälfte aller Patienten verstirbt innerhalb von zehn Jahren an den Folgen der Nierenkrankheit.

Das Terminal-Studium erhöht vor allem das Risiko für schwere Herzerkrankungen und Schlaganfall. Da die Nieren bei einer chronischen Insuffizienz kein Kalium mehr produzieren, kann es außerdem zu einer Hyperkaliämie und in der Folge zu Muskelschwäche, kurzen Bewusstseinsverlusten und Schwindel kommen. Stark erhöhte Kaliumwerte können außerdem zu einem Herzstillstand oder einem Hirnschlag führen. Oftmals treten außerdem neurologische Störungen, Störungen des Knochenstoffwechsels und Beschwerden durch die Mangelernährung auf.

Behandlung & Therapie

Welche Behandlungsform bei einer chronischen Niereninsuffizienz gewählt wird, steht in Abhängigkeit zum Stadium der Erkrankung sowie ihrer Ursache. Prinzipiell existieren zwei Therapiemethoden. Die konservative Therapie behandelt die Grunderkrankung sowie die Symptome, welche durch die Nierenschwäche verursacht worden sind.

Die eingesetzten Medikamente hängen von der Basiserkrankung ab. Zur Verhinderung eines weiteren Fortschreitens der Nierenschwäche trotz Therapie der Grunderkrankung müssen einige Dinge berücksichtigt werden. So sollte die Ernährung umgestellt werden. Eine eiweißarme und kaliumarme Lebensweise ist nun gefragt. Auf Salz sollte nur im Rahmen der konservativen Therapie verzichtet werden, wenn der Patient unter Bluthochdruck und Ödemen leidet. Die Symptome, welche sich durch die chronische Niereninsuffizienz entwickeln, können mit Medikamenten gelindert werden.

Ist die Nierenschwäche jedoch schon weit fortgeschritten, kann meist keine Therapieform die Schädigungen der Nierenfunktion rückgängig machen. Eine Dialyse bzw. eine Blutwäsche kommt nun zum Einsatz, welche den Betroffenen ein Leben lang begleitet. Die einzige Alternative zu einer stetigen Dialyse ist die Nierentransplantation. Der Patient erhält dann ein Spendeorgan, um seine chronische Niereninsuffizienz zu therapieren.

Aussicht & Prognose

Die Heilungsaussicht bei einer chronischen Niereninsuffizienz gilt als ungünstig. In den meisten Fällen erleben die Patienten mit dieser Krankheit keine Heilung, da aufgrund der Beschädigungen des Organgewebes die Erkrankung von Medizinern als unheilbar einzustufen ist. Die Behandlung der Patienten ist durch die schlechte Prognose und Heilungsaussicht auf die Linderung der vorhandenen Symptome ausgerichtet. Zudem soll ein Voranschreiten der Erkrankung möglichst lange verzögert werden und gleichzeitig die Lebensqualität des Patienten optimiert werden.

Das Nierengewebe erleidet bei dem chronischen Nierenversagen irreparable Schäden. Eine Heilung oder Besserung des Gesundheitszustandes des Patienten ist dann nur noch durch eine Nierentransplantation möglich. Erschwerend ist zudem, dass die Erkrankung bei Männern und älteren Menschen schneller voranschreitet als bei anderen Betroffenen.

Unbehandelt führt die chronische Niereninsuffizienz unmittelbar zum Tod des Patienten. Mit einer Behandlung verlängert sich die Lebenserwartung erheblich, ist jedoch im direkten Vergleich zu gesunden Menschen deutlich herabgesetzt. Ist die Ursache der chronischen Niereninsuffizienz eine Diabetes mellitus, verschlechtert sich die Prognose um ein weiteres.

Zudem kommt es bei vielen Patienten zu einem frühzeitigen Ableben aufgrund verschiedener Folgeerscheinungen der Niereninsuffizienz. Erkranken neben den Nieren auch das Gefäßsystem oder treten Herzerkrankungen ein, sinkt die Aussicht auf eine Heilung. Zusätzlich wird die Lebenserwartung des Patienten verkürzt.


Vorbeugung

Einer chronischen Niereninsuffizienz kann durch eine gesunde Lebensweise vorgebeugt werden. Es ist ratsam, die Niere stets zu schützen. Daher sollten Blasen- und Nierenentzündungen rechtzeitig und konsequent behandelt werden. Ferner ist es ratsam, auf nierenschädigende Medikamente zu verzichten bzw. ihre Einnahme bei einer begonnenen Nierenschwäche zu stoppen. Auch Bluthochdruck und Diabetes mellitus sollten vermieden werden beziehungsweise gründlich therapiert werden.

Nachsorge

Betroffenen stehen bei dieser Krankheit in den meisten Fällen nur sehr wenige oder gar keine Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Die Krankheit kann dabei auch nicht vollständig behandelt werden, sodass auch die Lebenserwartung des Patienten durch die Niereninsuffizienz deutlich verringert ist. In einigen Fällen kann eine Transplantation durchgeführt werden, die die Beschwerden dauerhaft lindert.

In den meisten Fällen können Medikamente verwendet werden, die die Niereninsuffizienz behandeln. Dabei sollten Betroffene stets auf eine richtige Dosierung und die regelmäßige Einnahme der Medikamente achten. Ebenfalls sind die meisten Betroffenen auf eine Dialyse angewiesen. Dabei ist auch die Unterstützung der eigenen Familie und der Freunde sehr wichtig.

Vor allem psychische Verstimmungen oder Depressionen können dadurch gelindert oder vermieden werden. Im Allgemeinen wirkt sich auch eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung positiv auf den Verlauf der Erkrankung aus und kann eine weitere Schädigung der Nieren verhindern. Betroffene sollten auf eine salzarme und kaliumarme Ernährung achten.

Ebenso sollte ein Bluthochdruck vermieden werden. Da die chronische Niereninsuffizienz in der Regel nicht vollständig behandelt werden kann, sind regelmäßige Untersuchungen der inneren Organe sehr wichtig, um weitere Komplikationen und Schäden früh zu erkennen und zu behandeln.

Das können Sie selbst tun

Die Möglichkeiten zur Selbsthilfe sind bei einer chronischen Niereninsuffizienz nur begrenzt gegeben. Das Hauptaugenmerk liegt im Alltag auf einer gesunden Lebensführung. Schadstoffe, die dem Körper beim Genuss von Alkohol oder Nikotin zugeführt werden, sollten grundsätzlich vermieden werden. Diese belasten den Organismus unnötig.

Hilfreich sind Maßnahmen, die zu einer Stärkung des Immunsystems beitragen. Dazu gehören ein geregelter Tagesablauf, ausreichende Ruhephasen, eine gute Schlafhygiene sowie eine ausgewogene Ernährung. Vitamine und eine ballaststoffreiche Nahrung unterstützen das Immunsystem, so dass der Organismus weniger anfällig für Krankheitserreger ist.

Bei der Erkrankung sind eine psychische Stabilität und optimistische Lebenseinstellung sehr hilfreich. Das soziale Umfeld sollte so strukturiert sein, dass es dem Betroffenen Halt und Sicherheit gibt. Die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist den aktuellen Möglichkeiten anzupassen und sollte nicht eingestellt werden. Ein sozialer Rückzug vermindert die Lebensqualität und fördert eine depressive Stimmung.

Die Freizeitgestaltung oder sportliche Aktivitäten können nach gezielten stressabbauenden Tätigkeiten oder Methoden ausgerichtet werden. Dies stärkt das Wohlbefinden und fördert eine positive Einstellung dem Leben gegenüber. Optimismus und Zuversicht helfen trotz aller Widrigkeiten. Obwohl die Erkrankung viele negative Facetten hat und der Krankheitsverlauf sehr schwierig ist, ist eine Lebensbejahung förderlich bei der Überwindung von herausfordernden Situationen und Zuständen.

Quellen

  • Classen, M., Diehl, V., Kochsiek, K. (Hrsg.): Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
  • Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010
  • Schmelz, H.U., Sparwasser, C., Weidner, W.: Facharztwissen Urologie. Springer, Berlin 2010

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