Densfraktur

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Dens ist ein Teil des Axis, des zweiten Halswirbels. Dieser besteht aus einem Körper mit Wirbelbögen und Querfortsätzen und einem Knochenfortsatz, dem Dorn oder Zahn (Dens). Bei einer Fraktur (einem Knochenbruch) des Axis ist am häufigsten der Dens betroffen, weshalb diese Art von Knochenbruch als Densfraktur bezeichnet wird.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Densfraktur?

Verletzungen im Gesicht können auf eine Verletzung im Halswirbelbereich hinweisen.
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Eine Densfraktur ist ein Bruch des Knochenfortsatzes des zweiten Halswirbels. Es werden nach der Klassifizierung von Anderson-D'Alonso drei verschiedene Frakturtypen unterschieden. Am Dens axis setzen verschiedene Bänder an, durch die die Bewegung der Halswirbel an die Muskulatur weitergegeben wird. Eines dieser Bänder ist das Ligamentum transversum.

  • Bei der Typ I Fraktur ist die Spitze des Dens axis oberhalb dieses Ligaments schräg gebrochen.
  • Typ II ist die häufigste der Densfrakturen. Hier verläuft die Bruchstelle nahe der Densbasis, dicht am Übergang zum Axis-Körper.
  • Typ III reicht bereits in den Körper des Axis hinein.

Ursachen

Die Fraktur Typ I entsteht durch eine Überdehnung der Ligamenta alaria. Dies kann durch eine schwere Verletzung mit Verschiebung der Kopfgelenke zwischen dem Hinterhauptsbein und dem ersten Halswirbel passieren. Hierbei kommt es zu einem Knochenabriss der dazugehörigen Bänder (Ligamenta alaria), die dadurch den Bruch verursachen.

Die Typ II Fraktur entsteht oft durch Stürze. Bei Stürzen auf das Gesicht entstehen Hyperextensionsverletzungen, die den Atlaswirbel nach hinten verschieben, bei Stürzen auf den Hinterkopf Hyperflexionstraumata, die für eine Verschiebung des Atlas nach vorne verantworlich sind. In beiden Fällen kann es zu einer Typ II Fraktur kommen.

Beim Typ III entsteht durch einen heftigen Aufprall eine Wirbelverschiebung. Dabei wird das Band, das den Dens axis umgibt (Ligamentum transversum) massiv gedehnt. Wenn es bei dieser Dehnung nicht reißt, gibt es die einwirkende Kraft an den Wirbel weiter, wodurch es zum Bruch kommt.

Von Brüchen des Dens sind häufig ältere Menschen betroffen, da die Knochen bei älteren Menschen zunehmend brüchiger werden. Bei jüngeren Menschen ist die Knochenstruktur noch fester, weshalb es bei ihnen eher zu Verletzungen der Bänder kommt.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Anamnese ist hier besonders wichtig, da sich aufgrund des Ablaufs der Unfälle die Verletzungstypen ergeben. Verletzungen wie Kinnwunden, Verletzungen im Gesicht und Kopfplatzwunden können schon auf eine Verletzung im Halswirbelbereich hinweisen.

Kommt noch eine Schiefhaltung des Kopfes und Halses dazu, mit Schmerzen und Bewegungseinschränkung der oberen Halswirbelsäule deutet noch mehr auf eine solche Verletzung hin. Palpatorisch lässt eine lokale Druckschmerzhaftigkeit als ein Hauptsymptom auf eine obere Halswirbelsäulenverletzung schließen. Weitere Symptome sind Nackenschmerzen, Schluckbeschwerden und neurologische Ausfälle.

Diagnose

Die Diagnose erfolgt mit bildgebenden Verfahren. Dies kann eine konventionelle Röntgenuntersuchung der oberen Halswirbelsäule in drei Ebenen sein, genauer ist jedoch eine Computertomografie. Sie macht Verletzungen sichtbar oder deutlicher, die im Röntgenbild häufig entweder nicht erkannt oder unterschätzt werden.

Komplikationen

Durch die Densfraktur können Komplikationen und Schmerzen an unterschiedlichen Stellen auftreten, die um den Bereich des Nackens liegen. In den meisten Fällen kommt es allerdings zu Verletzungen im Halswirbelbereich. Der Patient leidet dabei an Bewegungseinschränkungen, da die Bewegungen des Kopfes und des Nackens häufig zu Schmerzen führen.

Dadurch wird auch die Lebensqualität stark herabgesetzt. Es treten Schmerzen am Nacken und am Hals auf. Diese können entweder als Ruheschmerzen oder als Druckschmerzen auftreten. Häufig kommt es ebenso zu Schluckbeschwerden. Für den Patienten ist es dabei nicht mehr möglich, sportliche Betätigungen oder körperliche Aktivitäten auszuführen, wodurch der Alltag eingeschränkt wird.

Im schlimmsten Falle kann durch die Densfraktur auch das Atemzentrum gelähmt werden, sodass es dadurch zum Tode kommen kann. Die Behandlung erfolgt in der Regel durch einen operativen Eingriff und den Einsatz einer Fixierung. Dabei kann es abhängig vom Alter zu unterschiedlichen weiteren Komplikationen kommen, sodass es gegebenenfalls zu einer weiteren Operation kommt. Die Lebenserwartung wird durch die Densfraktur nicht verringert, falls diese rechtzeitig behandelt wird und der Patient sich keinen besonderen Belastungen aussetzt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da es sich bei dieser Beschwerde um einen Knochenbruch handelt, muss dabei auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. Sollte der Patient keinen Arzt aufsuchen, so kann es im weiteren Verlauf zu Komplikationen kommen, wenn die Knochen nicht richtig verwachsen. In der Regel sollte der Arzt dann aufgesucht werden, wenn der Patient am Hals sehr starke Schmerzen nach einem Unfall oder nach einem Schlag verspürt.

Auch ein kurzzeitiger Bewusstseinsverlust kann auf die Densfraktur hindeuten. Ebenso führt die Densfraktur zu deutlichen Einschränkungen in der Bewegung und zu starken Schluckbeschwerden, sodass die Einnahme von Nahrung nur noch erschwert möglich ist. Auch bei diesen Beschwerden ist der Besuch bei einem Arzt auf jeden Fall notwendig. Ebenso können starken Nackenschmerzen auf die Densfraktur hindeuten und sollten daher untersucht werden. In akuten Notfällen oder bei sehr starken Schmerzen sollte der Betroffene ein Krankenhaus aufsuchen oder einen Notarzt rufen. Die weitere Behandlung erfolgt dann durch die Ruhigstellen der betroffenen Region.

Behandlung & Therapie

Die Typ I Fraktur gilt als stabil und kann mit Zervikalstütze für ein bis zwei Wochen ausreichend versorgt werden. Kritisch ist die Typ II Fraktur. Sie ist instabil und schwierig zu behandeln. Es stehen zwei Behandlungswege zur Verfügung. Als konservative Therapie wird eine Halo-Weste für zwölf Wochen getragen.

Durch die Halo-Weste wird der Kopf fixiert und der Bruch kann ausheilen. Statt der Halo-Weste wird zunehmend eine zervikale Orthese eingesetzt. Gerade ältere Patienten haben damit weniger Schwierigkeiten. Gegen die konservative Therapie spricht, dass sich hier in 35 Prozent bis 85 Prozent aller Fälle Pseudarthrosen entwickeln.

Bei einer konservativen Behandlung besteht die Gefahr einer Pseudarthrose. Die Häufigkeit einer Pseudarthrose wird ebenfalls mit 35 bis 85 Prozent angegeben. Die Denspseudarthrose birgt zwei große Gefahren. Es kann zu einer akuten Lähmung des Atemzentrums mit Tetraparese (das ist eine Lähmung aller vier Gliedmaßen) kommen oder zu einer langsam zunehmenden Myelopathie.

Bei der Myelopathie wird das Rückenmark zunehmend geschädigt, durch wachsenden Druck der Denspseudarthrosen. Was ebenfalls zu Lähmungen bis hin zum Tod führen kann. Wobei es auch Patienten mit Pseudarthrose gibt, die stabil sind und keine Beschwerden haben. Bei einer unbehandelten Densfraktur Typ II kommt es in 100 Prozent der Fälle zu einer Pseudarthrose.

Da die konservative Therapie mit vielen Risiken behaftet ist, wird vermehrt auch bei alten Patienten einer Operation der Vorzug gegeben. Eine ideale Operationstechnik der zur Stabilisierung der Densfraktur Typ II ist noch nicht gefunden. Eine dorsale Verschraubung von den Halswirbeln C1 und C2 (Atlas und Axis) bringt zwar die größte Stabilität, aber dafür ist nur noch eine eingeschränkte Bewegung des Kopfes möglich.

Der Rotationsverlust beträgt 50 Prozent. Außerdem besteht während der Operation die Gefahr, die Arteria vertebralis zu verletzen und während des Eingriffs kann es zu einem größeren Blutverlust kommen. Eine andere Möglichkeit ist die ventrale Densschraubenfixierung.

Hier gibt es keinen Rotationsverlust und eine raschere Mobilisierung des Patienten ist möglich, was gerade bei älteren Patienten wichtig ist. Hier kommt es aber zu höheren Denspseudarthrosen und es muss in bis zu 20 Prozent der Fällen nochmals operiert werden. Mit einer zusätzlichen ventralen Verschraubung von C1 und C2 kann eine Stabilitätsverbesserung erreicht werden.

Bei dieser Fraktur ist die Art der Behandlung eine Abwägungssache. Entscheidendes Therapieziel ist eine rasche Mobilisierung und Wiedereingliederung eines alten Patienten. Die Densfraktur vom Typ III ist gut konservativ behandelbar. Hier bilden sich selten Pseudarthrosen und der Patient muss über zehn bis zwölf Wochen einen Halofixateur oder eine zervikale Orthese tragen. Eine Operation ist nur selten nötig.

Aussicht & Prognose

Bei einer Densfraktur sind die Betroffenen in jedem Fall auf eine Behandlung angewiesen. Es kommt bei dieser Erkrankung nicht zu einer Selbstheilung und in vielen Fällen zu unaushaltbaren Schmerzen, sodass eine Behandlung auf jeden Fall notwendig ist.

Die Betroffenen leiden dabei an starken Bewegungseinschränkungen und ebenso an Schmerzen am Hals oder am Kopf. Dadurch kann es zu Schluckbeschwerden kommen, wobei sich die Schmerzen häufig auch in die benachbarten Regionen des Körpers ausbreiten. Die Lebensqualität des Patienten wird durch die Densfraktur erheblich verringert und eingeschränkt. Im weiteren Verlauf kann es dabei auch zu neurologischen Ausfällen und weiterhin zu Gefühlsstörungen führen.

Die Behandlung der Densfraktur richtet sich immer nach den genauen Beschwerden und Symptomen und kann diese relativ gut einschränken. Durch einen operativen Eingriff wird der Bruch dabei gerichtet. Der operative Eingriff wird bei älteren Menschen häufig nicht mehr durchgeführt, sodass diese auf eine konservative Therapie angewiesen sind. Dabei kann es nicht zu einer vollständigen Heilung kommen und die Bewegung des Kopfes bleibt weiterhin eingeschränkt. Die Lebenserwartung wird durch die Densfraktur in der Regel nur dann verringert, wenn diese die Atemfunktion des Patienten negativ betrifft.


Vorbeugung

Densverletzungen sind meist Folgen von Unfällen mit Beteiligung des Kopfes. Typisch dafür sind Verkehrsunfälle oder auch Sportunfälle, Stürze beim Reiten und Skilaufen, oder auch Kopfsprünge in unbekannte, zu flache Gewässer. Bei alten Menschen kann auch schon ein einfacher Sturz ausreichen.

Einen Schutz bieten nur adäquate Sicherheitsmaßnahmen. Vernünftiges Verhalten im Straßenverkehr. Ein verkehrssicheres Auto mit Airbags, richtig eingestellten Nackenstützen und guten Sicherheitsgurten. Beim Sport und bei der Arbeit Sicherheitsvorschriften beachten und Helme und Schutzkleidung tragen. Bei alten Menschen ist eine Behandlung von Kreislaufproblemen wichtig, um Ohnmachtsanfälle und Schwindel zu vermeiden, die zu Stürzen führen können.

Nachsorge

Eine Densfraktur ist ein Bruch des Halswirbels, der oftmals bei älteren Personen bei einem Sturz nach vorne auftritt. Um einen optimalen und komplikationsfreien Krankheitsverlauf gewährleisten zu können, sollten regelmäßige Untersuchungen beim zu behandelnden Arzt erfolgen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass diese Art von Fraktur nicht richtig zusammenwächst.

Entscheidet sich die betroffene Person für regelmäßige Besuche beim Arzt, dann steht einer vollständigen Genesung absolut nichts im Wege. Mittels ventraler Verschraubungen kann der Bruch fixiert werden, sodass dieser fest und stabil zusammenwachsen kann. Allerdings sind entsprechende Nachsorgeuntersuchungen von großer Bedeutung, da solche Fremdkörper stets Komplikationen auf den Plan rufen können.

Wer sämtliche Komplikationen vermeiden möchte, der sollte zwingend auf die oben genannten Nachsorgeuntersuchungen zurückgreifen. Durch regelmäßige Besuche beim Arzt kann eine vollständige und zeitnahe Genesung sichergestellt werden. Wenn die betroffene Person jedoch auf eine solche Nachsorge gänzlich verzichtet, dann können unter Umständen sogar schwerwiegende Folgeschäden entstehen.

Eine Densfraktur ist ein Krankheitsbild, das definitiv ärztlich und medikamentös versorgt werden sollte. Nachfolgeuntersuchungen sollten ebenfalls erfolgen, damit eine vollständige Genesung erfolgen kann. Finden diese nicht statt, so muss die betroffene Person mit erheblichen Komplikationen beziehungsweise mit bleibenden Folgeschäden rechnen.

Das können Sie selbst tun

Beim Verdacht auf eine Densfraktur muss ein Arzt die Diagnose stellen und umgehend eine chirurgische Behandlung einleiten. Nach der Operation erleichtern einige Selbsthilfe-Maßnahmen den Alltag mit einer Densfraktur.

Dazu zählen in erster Linie Schonung und Bettruhe. Rücken und Halswirbel dürfen in den ersten Tagen und Wochen nach der Operation nicht belastet werden. Um neurologische Schäden auszuschließen, sind weitere ärztliche Untersuchungen erforderlich. Sollten ungewöhnliche Symptome bemerkt werden, muss dies mit dem zuständigen Arzt besprochen werden.

Begleitend dazu bieten sich Krankengymnastik und leichter Sport, aber auch Yoga oder Pilates an. Massagen helfen gegen Verspannungen in Folge der Schienung. Langfristige Folgen sind bei einer Densfraktur nicht zu erwarten. Betroffene müssen sich also vor allem in den ersten Wochen und Monaten nach dem Unfall oder Sturz auf Schmerzen und Bewegungseinschränkungen einstellen.

Damit der Wiedereinstieg in den Alltag reibungslos verläuft, sollte mit anderen Betroffenen gesprochen werden. In Foren und Selbsthilfegruppen erhalten Patienten mit einer Densfraktur Tipps für geeignete Sportarten, etwaige diätetische Maßnahmen (vor allem bei Densfrakturen Typ II) und mögliche Begleitsymptome. Dadurch und durch die schulmedizinische Behandlung kann eine Densfraktur in der Regel schnell und relativ schmerzfrei auskuriert werden.

Quellen

  • Grifka, J., Krämer, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer, Heidelberg 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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