Diastole

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Diastole wird die Entspannungsphase des Herzmuskels bezeichnet, in der Blut während der frühen Füllungsphase bei geöffneten Segelklappen aus den Vorhöfen in die Kammern strömt. In der sich anschließenden späten Füllungsphase wird weiteres Blut durch Kontraktion der Vorhöfe aktiv in die Kammern befördert. In der darauf folgenden Systole wird das Blut von den Kammern durch Kontraktion des Herzmuskels in den Körperkreislauf und in den Lungenkreislauf gepumpt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Diastole?

Als Diastole wird die Entspannungsphase des Herzmuskels bezeichnet, in der Blut während der frühen Füllungsphase bei geöffneten Segelklappen aus den Vorhöfen in die Kammern strömt.

Auf die Diastole, die Entspannungs- und Füllungsphase der beiden Herzkammern (Ventrikel), folgt die Systole, die Anspannungs-, Kontraktions- und Auswurfphase der Herzkammern. Diastole und Systole zusammen bilden eine vollständige Abfolge einer Herzschlagsequenz, die sich (fast) regelmäßig wiederholt.

In der zeitlichen Abfolge der Kontraktions- und Entspannungsphasen der Herzmuskulatur innerhalb einer vollständigen Herzschlagsequenz zeigt sich der Herzrhythmus. Er folgt beim gesunden Menschen einem bestimmten Muster, das mittels Elektrokardiogramm (EKG) gemessen werden kann. Die Wiederholrate pro Minute beträgt beim Menschen in Ruhe, abhängig von der sportlichen Fitness und dem Alter, etwa 60 bis 70 Schläge.

Die beiden Vorhöfe des Herzens durchlaufen einen vergleichbaren Rhythmus, der gegenüber dem Rhythmus der Kammern phasenverschoben ist. Während der Diastole der Kammern durchlaufen die Vorhöfe ihre systolische Phase und umgekehrt. Die Diastole der Ventrikel lässt sich in drei Hauptphasen aufteilen. Sie beginnt mit der Relaxationsphase unmittelbar im Anschluss an die Kontraktionsphase. In der Relaxations- oder Entspannungsphase sind alle 4 Herzklappen kurzzeitig geschlossen. Während der sich anschließenden frühen Füllungsphase öffnen sich die beiden Segelklappen, die die Verbindung zwischen linkem Vorhof und linker Kammer, bzw. rechtem Vorhof und rechter Kammer, schaffen. Das Blut strömt aus den Vorhöfen in die Kammern.

Währen der sich anschließenden Systole der Vorhöfe wird aktiv eine weitere Blutmenge aus den Vorhöfen in die Kammern gepumpt.

Funktion & Aufgabe

Durch die Schlagabfolge des Herzens mit Systole und Diastole wird der notwendige Blutkreislauf aufrechterhalten. Sauerstoffreiches Blut aus den Lungenvenen wird in die Aorta, die große Körperschlagader, gepumpt und sauerstoffarmes Blut aus den Körpervenen in die Lungenarterien.

Die Hauptphasen der Kammern laufen nahezu parallel ab und werden elektrisch vom Sinusknoten im rechten Vorhof initiiert. Die elektrischen Kontraktionsimpulse erreichen zeitversetzt über den AV-Knoten, das His-Bündel und die Purkinje Fasern die Kammermuskulatur, die entsprechend mit der Einleitung der Systole reagiert.

Diastole und Systole müssen praktisch als Einheit betrachtet werden, da sie nicht unabhängig voneinander ablaufen können. Die Entspannungsphase während der Diastole bildet die Voraussetzung für die anschließende Kontraktionsphase, weil die Herzmuskelzellen nach der Kontraktionsphase eine kurze Zeit von etwa 100 Millisekunden für ihre Repolarisation benötigen, die Voraussetzung für die Aufnahme eines erneuten Kontraktionsimpulses.

Die Diastole ist verantwortlich für die Füllung der Kammern mit Blut. Damit es sich jeweils um venöses Blut handelt und nicht um Blut, das die Kammern vorher in die große Körperschlagader, die Aorta, und in die Lungenarterie gepumpt haben, müssen sich die beiden Taschenklappen, die Pulmonalklappe und die Aortenklappe schließen und während der gesamten Diastole geschlossen bleiben.

Da die beiden Taschenklappen nach dem Prinzip eines Rückschlagventils funktionieren, schließen sie sich passiv, wenn der Restblutdruck in den Arterien, der diastolische Blutdruck, den Druck in den Kammern übersteigt. Während des Druckaufbaus in der systolischen Phase übersteigt der Blutdruck in den Kammern den diastolischen Druck in den Arterien, so dass sie sich wieder öffnen und Blut in die Arterien gepumpt werden kann.

Die Herzfrequenz ist entsprechend der Anforderung des Körpers, vor allem der Muskeln, innerhalb eines Spektrums von etwa 60 bis maximal 200 Schlägen pro Minute anpassungsfähig. Weil aber eine Störung der Aufeinanderfolge von Diastole und Systole sofort lebensbedrohlich werden kann, hat es sich evolutionär so entwickelt, dass die Abfolge des Herzrhythmus weitestgehend autonom erfolgt, mit einer eigenen elektrischen Reizerzeugung einschließlich zweier Ersatzsysteme und einer eigenen Reizweiterleitung durch modifizierte Herzmuskelzellen.


Krankheiten & Beschwerden

Der arterielle Blutdruck setzt sich aus den separaten systolischen und diastolischen Werten zusammen. Die Normwerte betragen etwa 80 mmHg (diastolischer arterieller Blutdruck) zu 120 – 140 mmHg (systolischer arterieller Blutdruck). Abweichungen können sich aufgrund eines variablen Anforderungsprofils bei erhöhter körperlicher Belastung ergeben, auf die das Herz-Kreislaufsystem reagiert.

Der während der Diastole herrschende „Restdruck“ in den Arterien ist hauptsächlich von den Faktoren körperliche Anforderung, hormoneller Status, Elastizität der arteriellen Gefäßwände, Dicke und Elastizität der Kammermuskulatur sowie von der Funktionstüchtigkeit der Pulmonal- und der Aortenklappe abhängig. Auch die Phasenabfolge des weitestgehend autonom gesteuerten Herzrhythmus kann Einfluss auf den diastolischen Blutdruck in den Arterien haben.

Die Vielzahl der beeinflussenden Faktoren lassen bereits erahnen, dass Fehlfunktionen an einem oder mehreren Organen, die Blutdruck und oder die Herzfrequenz beeinflussen, zu Symptomen und Beschwerden führen können. Eines der häufigsten auftretenden Probleme sind Herzrhythmusstörungen, die zu einer Art Dysfunktion der Schlagphasen führen. Die bekannteste Herzrhythmusstörung ist das sogenannte Vorhofflimmern, das meist durch chronischen Bluthochdruck ausgelöst wird.

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Vorhofflimmern äußert sich meist in einer permanent hohen Pulsfrequenz von etwa 150 Schlägen pro Minute, wobei die Vorhöfe das Blut völlig ungeordnet „im Kreis“ bewegen können, was mit erheblichem Leistungsverlust und der Gefahr der Blutgerinnselbildung verbunden ist, die einen Schlaganfall auslösen können. Vorhofflimmern ist im Gegensatz zu Kammerflimmern nicht unmittelbar lebensbedrohend und kann meist medikamentös (Betablocker) und mittels Elektrokardioversion (Elektroschock) behandelt werden.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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