Kardioversion
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Kardioversion wird die Wiederherstellung eines normalen Sinusrhythmus und normaler Frequenz bei Vorliegen einer gravierenden Herzrhythmusstörung bezeichnet. In der weit überwiegenden Zahl der Fälle soll durch die Kardioversion ein Vorhofflimmern mit einer Frequenz von über 100 Hz und einer spürbaren Leistungseinbuße behoben werden. Grundsätzlich kann die Kardioversion medikamentös oder über die Abgabe eines Stromstoßes – ähnlich dem eines Defibrillators – erfolgen.
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Was ist die Kardioversion?
Unter Kardioversion versteht man die qualitative und quantitative Konversion des Herzrhythmus bei einer anhaltenden (persistierenden) Rhythmusstörung in einen normalen Sinusrhythmus mit einer Frequenz innerhalb des Normbereichs von etwa 60 bis 80 Hz ohne körperliche Belastung. Prinzipiell kann die Kardioversion medikamentös oder per Stromstoß erfolgen, weil sie in den meisten Fällen die höhere Erfolgsquote bietet und es weniger häufig zu einem Rückfall in die Arrhythmie kommt.
Im Erfolgsfall stellt sich bei der Elektrokardioversion (ECV) unmittelbar nach dem Stromstoß ein (normaler) Sinusrhythmus ein. Persistierende Rhythmusstörungen in Form eines Vorhofflimmerns kommen relativ häufig bei Männern über 60 Jahren vor. Das Vorhofflimmern mit Frequenzen über 100 Hz ist in der Regel nicht unmittelbar lebensbedrohlich, darf aber nicht mit dem sogenannten Kammerflimmern verwechselt werden, das unmittelbar lebensbedrohend ist. Falls für die Arrhythmie oder das Vorhofflimmern keine organischen Ursachen wie Herzklappenfehler oder Herzinsuffizienz (Herzmuskelschwäche) erkennbar ist, sind die Erfolgsaussichten einer Kardioversion besonders hoch.
Funktion, Wirkung & Ziele
Als Vorhofflimmern wird ein arrhythmisches und ungeordnetes Schlagen der Vorhöfe mit relativ hoher Frequenz von über 100 bis teilweise 150 Hz bezeichnet. Falls das Auswurfvolumen der Vorhöfe durch die ungeordneten Kontraktionen beeinträchtigt wird, kommt es zu spürbaren Leistungseinbußen, so dass die Wiederherstellung des Sinusrhythmus für den Patienten eine spürbare Verbesserung seines Befindens bewirkt. Die Elektrokardioversion, die unter Kurznarkose durchgeführt wird, hat gegenüber dem Versuch einer medikamentösen Herzrhythmusumwandlung je nach Art der Rhythmusstörung den Vorteil der höheren und anhaltenderen Erfolgsquote.
Die ECV ist vergleichbar mit der Wirkung eines Defibrillators, weil auch bei der Elektrokardioversion mit Gleichstrom gearbeitet wird. Der Hauptunterschied besteht darin, dass man bei der ECV mit geringeren Stromstärken (50 – 100 Joule) auskommt und dass der Zeitpunkt des Elektroschocks durch das EKG gesteuert wird. Der Schock wird zu einem Zeitpunkt gesetzt, zu dem die Herzmuskelzellen noch synchron arbeiten. Das Verfahren erhöht die Erfolgsaussichten, das Herz in einen anhaltenden Sinusrhythmus zu konvertieren und minimiert die Gefahr eines Kammerflimmerns. Falls die Rhythmusstörung bereits länger als 48 Stunden vor der Konversion bestanden hat, muss vorher abgeklärt werden ob sich evtl. Blutgerinnsel (Thromben) in den Vorhöfen gebildet haben, die durch Verschleppung in die Blutbahn eine Embolie oder einen Schlaganfall verursachen können.
Ein evtl. vorhandener Vorhofthrombus kann über eine transösophageale Echokardiographie (TEE) festgestellt werden. Hierzu wird der Kopf des Ultraschallgerätes in einer Sonde in die Speiseröhre eingelassen. Die Echos werden an einen Monitor gesendet. Das TEE liefert auch Hinweise über die Funktionstüchtigkeit der Herzklappen und die Beschaffenheit der Herzmuskulatur (Myokard). Insbesondere interessiert ob evtl. eine Verdickung (Hypertrophierung) vorliegt, die längerfristig zu einer Insuffizienz führen kann. Es wird empfohlen, vor und nach der Kardioversion – auch bei der medikamentösen Kardioversion – Gerinnungshemmer einzunehmen. In beiden Fällen sollte der wiederhergestellte Sinusrhythmus über längere Zeit medikamentös unterstützt werden.
Meist werden auch blutdrucksenkende Medikamente benötigt, weil z. B. das Vorhofflimmern häufig durch eine über einen langen Zeitraum bestehende Hypertonie ausgelöst wird. Bei Vorliegen definierter Arrhythmien kann die sogenannte Katheterablation als Alternative für die elektrische oder medikamentöse Konversion in Betracht kommen, bei der ein oder mehrere Katheter durch Venen in der Leiste bis in den linken Vorhof geschoben werden und gezielt Zellen im linken Vorhof, die für die Arrhytmie verantwortlich sind, zerstört bzw. ihrer Leitfähigkeit behoben werden.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Falls die Thromben ein Gehirngefäß verschließen, kommt es zum Schlaganfall mit entsprechenden Symptomen und Ausfallerscheinungen. Dieses Risiko wird extrem gering gehalten durch die vorher durchgeführte TEE. Bei der medikamentösen Konversion besteht zusätzlich das Risiko schädlicher Nebenwirkungen der Medikamente, die für bestimmte Patientengruppen mit Vorschädigungen wie Insuffizienz des Myokards oder der Herzklappen durchaus gravierend sein können und ernsthaft beachtet werden müssen. Bei einer elektrischen Kardioversion besteht zusätzlich ein geringes Narkoserisiko aufgrund der notwendigen Kurzzeitnarkose. Auch kann sich eine vorübergehende Hautrötung an den Kontaktstellen der Elektroden mit der Haut einstellen.
Verbrennungserscheinungen an den Kontaktstellen treten extrem selten auf. Häufiger sind harmlose muskelkaterartige Symptome im Bereich der Brustmuskulatur, die nach wenigen Tagen wieder verschwinden. Wegen der prophylaktischen Einnahme von Gerinnungshemmern zur Vorbeugung vor Schlaganfall und Embolien kann es in seltenen Fällen bei inneren oder äußeren Verletzungen zu schweren Blutungen kommen.
Quellen
- Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
- Kindermann, W., et al.: Sportkardiologie. Steinkopff, Darmstadt 2007
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Heidelberg 2007