Dumping-Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Beim Dumping-Syndrom handelt es sich um eine beschleunigte Entleerung des Magens. Dabei leiden die Betroffenen unter verschiedenen Beschwerden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Dumping-Syndrom?

Hervorgerufen wird das Dumping-Syndrom in der Regel durch eine vorherige Operation am Magen. So kann das Frühdumping-Syndrom durch eine teilweise Entfernung des Magens entstehen, bei der der Pylorus (Magenpförtner), der sich am Ausgang des Magens befindet, herausoperiert wird.
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Unter dem Dumping-Syndrom wird die Sturzentleerung der Nahrung vom Magen in den Dünndarm verstanden. Die Bezeichnung „to dump“ stammt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt so viel wie „plumpsen“. Die Beschwerden sind häufig die Folge von Magenoperationen. So mussten sich fünf bis zehn Prozent aller Betroffenen zuvor einem Eingriff am Magen unterziehen. Besonders betroffen sind Menschen, die zudem unter Adipositas (Fettsucht) leiden. Die Beschwerden zeigen sich 30 Minuten bis drei Stunden nach einer Mahlzeit.

Von den Symptomen können unterschiedliche Stellen des Körpers in Mitleidenschaft gezogen werden. Mediziner unterscheiden beim Dumping-Syndrom zwischen zwei Formen: das Frühdumping und das Spätdumping. Beim Frühdumping leiden die Betroffenen bereits 30 Minuten nach dem Einnehmen einer Mahlzeit unter Beschwerden. Beim Spätdumping, welches die seltenere Form darstellt, kommt es dagegen ein bis drei Stunden später zu Symptomen.

Ursachen

Hervorgerufen wird das Dumping-Syndrom in der Regel durch eine vorherige Operation am Magen. So kann das Frühdumping-Syndrom durch eine teilweise Entfernung des Magens entstehen, bei der der Pylorus (Magenpförtner), der sich am Ausgang des Magens befindet, herausoperiert wird. Dadurch kommt es sozusagen zu einem unkontrollierten Absturz von unverdünntem Nahrungsbrei in den Dünndarm beziehungsweise in den Leerdarm (Jejunum), was eine Dehnung des Dünndarms zur Folge hat.

Besonders Süßspeisen wie Zucker oder Milch lösen durch ihren starken osmotischen Druck Probleme aus. So sorgen sie für ein erhebliches Konzentrationsgefälle zwischen den Darmwandblutgefäßen und dem Inhalt des Darms. Als Ausgleich erfolgt die Abgabe von reichlich Flüssigkeit aus den Gefäßen in das Darminnere. Dadurch besteht jedoch die Gefahr eines deutlichen Blutdruckabfalls. Darüber hinaus werden aus der Darmwand unterschiedliche Stoffe freigesetzt. Dazu gehört unter anderem das Hormon Neurotensin, das für die Kontraktion des Darms verantwortlich ist.

Beim Spätdumping-Syndrom kommt es durch das Fehlen der Pylorusfunktion zu einer raschen Resorption von Glukose. Dieser Vorgang hat einen erhöhten Blutzuckerspiegel (Hyperglykämie) zur Folge. Durch den hohen Blutzucker erfolgt wiederum eine verstärkte Insulinausschüttung, was eine Gegenreaktion zu einer Hypoglykämie (Unterzuckerung) auslöst. Bei beiden Formen bleibt die Vorverdauung der Nahrung aus, wodurch der Nahrungsbrei fast unverändert in den Dünndarm abgegeben wird.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Typisch für das Frühdumping ist das rasche Auftreten von Symptomen nach etwa einer halben Stunde. Dabei leiden die betroffenen Personen in der Regel unter Bauchschmerzen, Blähungen, Völlegefühl, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und einem knurrenden Magen. Weiterhin können Müdigkeit, Kopfschmerzen, Blässe, Schweißausbrüche, Herzrasen und Ohnmachtsanfälle auftreten.

Die Symptome des Spätdumpings zeigen sich erst ein bis drei Stunden nach einer Mahlzeit. Dabei handelt es sich um Heißhunger, Schwächegefühle, Zittern, Schwitzen und Konzentrationsstörungen. Sogar Eintrübungen des Bewusstseins sind möglich.

Diagnose & Verlauf

Bei Verdacht auf ein Dumping-Syndrom muss ein Arzt aufgesucht werden. Dieser befasst sich zunächst mit der Krankengeschichte des Patienten und erkundigt sich bei ihm nach vorherigen Magenoperationen und Vorerkrankungen. Meist reichen schon die typischen Symptome des Dumping-Syndroms aus, um die Erkrankung festzustellen.

Um die Diagnose abzusichern, lässt sich ein sogenannter Provokationstest durchführen. Dabei nimmt der Patient 50 Gramm Glukose ein. Anschließend misst der Arzt die Auswirkungen auf die Körperfunktionen. Als Hinweise auf ein Dumping-Syndrom gelten ein Absinken des Hämokrit-Wertes um über drei Prozent, die Zunahme der Herzfrequenz um mehr als zehn Schläge in der Minute sowie eine verstärkte Ausscheidung von Wasserstoff in der Atemluft. Außerdem fällt der Blutzuckerspiegel nach einer Überzuckerung stark ab.

Typische Hyperglykämie-Symptome gelten als Hinweis auf ein Spätdumping-Syndrom. Eine weitere Diagnosemöglichkeit bietet die Magenspiegelung (Gastroskopie) mit einem Endoskop. Dabei werden andere mögliche Ursachen für die Beschwerden ausgeschlossen. In seltenen Fällen erfolgt auch eine nuklearmedizinische Untersuchung.

Das Dumping-Syndrom stellt die Betroffenen vor große Probleme. Allerdings verschwindet es in der Regel nach 6 bis 12 Monaten von selbst wieder. Als wichtig für einen günstigen Verlauf gilt eine konsequente Diät.

Komplikationen

Aufgrund des Dumping-Syndroms treten vor allem Komplikationen im Bereich des Bauches und des Magens auf. In den meisten Fällen leiden die Betroffenen als Blähungen und an starken Bauchschmerzen. Neben den Schmerzen kommt es oft zu Durchfall und Übelkeit. Die Übelkeit wird dabei nicht selten von Erbrechen begleitet.

Der Alltag des Patienten wird durch das Dumping-Syndrom stark eingeschränkt. Aufgrund der beschleunigten Verdauung kommt es oft zu Kopfschmerzen und Müdigkeit. In einigen Fällen können die Symptome so stark ausgeprägt sein, dass der Betroffene das Bewusstsein verliert. Nach der schlagartigen Entleerung kommt es oft zu einem knurrenden Magen und zu Heißhunger.

In der Regel kann das Dumping-Syndrom durch eine Umstellung der Ernährung recht gut behandelt werden. Dabei wird allerdings die Nahrungszufuhr des Patienten auf bestimmte Lebensmittel eingeschränkt. Die Behandlung kann auch mit Hilfe von Medikamenten unterstützt werden.

Nur in schwerwiegenden Fällen ist ein operativer Eingriff notwendig, damit es zu einem positiven Krankheitsverlauf kommt. Das Dumping-Syndrom führt dabei nicht zu einer verringerten Lebenserwartung und bei der Behandlung auch zu keinen weiteren Komplikationen. Für gewöhnlich tritt das Dumping-Syndrom nach der Behandlung nicht wieder auf.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Unabhängig davon, ob es sich um ein frühes oder um ein spätes Dumping-Syndrom handelt, sind die Beschwerden nach Mahlzeiten in der Regel so gravierend, dass ein Gang zum Arzt dringend angeraten ist.

Da diese Beschwerden (Übelkeit, Bauchkrämpfe, Herzrasen etc.) nach dem Essen allerdings nicht nur Anzeichen für ein Dumping-Syndrom sein können, ist ein Abklären durch einen Arzt notwendig. So muss überprüft werden, bei welcher Form der Nahrungsaufnahme - bezogen auf die Menge und die Zusammensetzung - die Probleme auftreten, damit der Betroffene im Alltag entsprechend handeln kann.

Dadurch, dass die Folgen eines Dumping-Syndroms bis zum Kreislaufversagen führen können, sollten Betroffene einen Arzt bei regelmäßigem Unwohlsein nach dem Essen früh aufsuchen. Andernfalls drohen Stürze und andere ernsthafte Gesundheitsrisiken.

Beim Arzt - im ersten Anlauf kann der Hausarzt als Ansprechpartner gewählt werden - muss eine Ursachenforschung stattfinden. Die Krankengeschichte des Betroffenen gibt hier Aufschluss: So sollten gerade Menschen, die sich einer Operation am Magen unterzogen haben, bei anschließenden Beschwerden schnell einen Arzt aufsuchen. Außerdem muss der Magen untersucht werden, um das eventuelle Vorhandensein von Gewebeschädigungen, Wucherungen usw. abzuklären,

Die genaue Ursache für das Dumping-Syndrom sollte deshalb ausfindig gemacht werden, weil das Leiden in vielen Fällen behandelbar ist.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung des Dumping-Syndroms ist nicht immer einfach. So müssen sich die Patienten an spezielle Ernährungsregeln halten, um eine Besserung der Beschwerden zu erzielen. Dazu gehört das Einschränken der täglichen Kohlenhydratzufuhr. Anstelle von einfachen Kohlenhydraten wie weißes Mehl, Honig und Zucker empfiehlt sich der Verzehr von komplexen Kohlenhydraten wie Kartoffeln, Gemüse oder Vollkornprodukten.

Außerdem gilt es, den Milchkonsum zu verringern. Anstelle von wenigen großen Mahlzeiten sollten mehrere kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt gegessen werden. Während des Essens und kurz danach darf der Patient nichts trinken. Zeigt die Umstellung der Ernährung nicht den gewünschten Erfolg, ist eine medikamentöse Therapie möglich. Dabei erhält der Betroffene Octreotid oder Acarbose. Für den Fall, dass auch die Arzneimittel keine Besserung erzielen, kann ein operativer Eingriff sinnvoll sein.

So erfolgt mitunter nach einer Billroth-II-Resektion des Magens, die ein Dumping-Syndrom hervorruft, eine chirurgische Korrektur. Im Rahmen einer Billroth-II-Resektion wird der untere Magenabschnitt zusammen mit dem Magenpförtner herausoperiert. Den restlichen Magenstumpf verbindet der Chirurg unmittelbar mit dem Leerdarm. Außerdem verschließt er den Zwölffingerdarm (Duodenum) blind. Bei einer Korrektur der Billroth-II-Resektion erfolgt das direkte Verbinden von Magenstumpf und Zwölffingerdarm.

Aussicht & Prognose

Da das Dumping-Syndrom mit schwerwiegenden und sehr unangenehmen Beschwerden verbunden ist, muss dabei immer eine ärztliche Behandlung erfolgen. Es kommt nicht zu einer Selbstheilung, wobei es ohne Behandlung auch zu einer verringerten Lebenserwartung beim Patienten kommen kann. Die meisten Betroffenen leiden dabei ohne Behandlung an Schmerzen im Bauch, Blähungen oder an Durchfall. Es kann auch zu Erbrechen und Übelkeit kommen, wobei viele Patienten an einer Blässe oder an Herzrasen leiden. Die Beschwerden treten dabei meist erst einige Stunden nach der Einnahme von Nahrung auf und verringern die Lebensqualität erheblich.

Das Syndrom kann bei einer Nichtbehandlung den Körper nachhaltig schädigen und dabei den Darm oder den Magen zerstören. Diese Schäden sind in der Regel irreversibel und können nicht mehr behandelt werden. Die Behandlung des Dumping-Syndroms erfolgt durch die Umstellung der Ernährung und durch die Einnahme von Medikamenten. In schwerwiegenden Fällen kann die Erkrankung allerdings durch einen operativen Eingriff gelöst werden. Dabei kommt es zu keinen besonderen Komplikationen und das Syndrom wird vollständig geheilt. Nach einer erfolgreichen Behandlung bleibt die Lebenserwartung meist unverändert.


Vorbeugung

Um nach einer Magenoperation einem Dumping-Syndrom vorzubeugen, wird das Umstellen der Ernährungsweise von einfachen Kohlenhydraten auf komplexe Kohlenhydrate empfohlen. Hilfreich kann zudem eine Ernährungsberatung sein.

Nachsorge

Beim Dumping-Syndrom stehen dem Betroffenen in den meisten Fällen keine besonderen Möglichkeiten einer Nachsorge zur Verfügung. Der Betroffene ist dabei zuerst auf eine frühzeitige Diagnose angewiesen, um weitere Beschwerden und Komplikationen zu verhindern, da es beim Dumping-Syndrom auch nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen kann. Je früher das Dumping-Syndrom dabei erkannt wird, desto besser ist meistens auch der weitere Krankheitsverlauf.

In der Regel wird diese Krankheit durch die Anpassung der Ernährung behandelt. Dabei kann den Patienten auch ein Arzt beraten, damit es zu keinen Komplikationen kommt. Dabei können sich vor allem Gemüse und Kartoffeln positiv auf den weiteren Verlauf des Syndroms auswirken. Allerdings ist in vielen Fällen auch die Einnahme von Medikamenten notwendig, um die Beschwerden zu lindern.

Betroffene sollten sich an die Anweisungen des Arztes halten und die richtige Dosierung der Medikamente beachten. Weiterhin sind nicht selten operative Eingriffe notwendig, um die Fehlbildungen zu korrigieren. Nach einem solchen Eingriff sollte sich der Betroffene auf jeden Fall ausruhen und seinen Körper nicht unnötig anstrengen. Ob das Dumping-Syndrom zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen führt, kann dabei nicht im Allgemeinen vorausgesagt werden.

Das können Sie selbst tun

Betroffene eines Dumping-Syndroms haben ein paar Möglichkeiten, die Risiken für einen schlagartigen Austritt von Nahrungsbrei aus dem Magen zu senken. Zudem kann den Folgen vorgebeugt werden.

Ausschlaggebend ist eine klein portionierte Ernährung, die langsam aufgenommen wird. Dadurch sinkt die Belastung auf die Schließmuskulatur des Magens und es besteht eine bessere Chance, dass die Nahrung anverdaut wird. Zudem sollte auf ein Trinken beim Essen weitestgehend verzichtet werden, um den Druck im Magen gering zu halten. Auch in der halben Stunde nach dem Essen sollte nicht getrunken werden.

Außerdem fördern Flüssigkeiten im Speisebrei die übermäßige Resorbtion von Zucker im Dünndarm. So lässt sich beim Spätdumping auch die Intensität einer Hypoglykämie eindämmen. Eine auftretende Unterzuckerung kann mit einer geringen Menge Zucker, die direkt aufgenommen wird, ausgeglichen werden.

Speisen, die einen hohen osmotischen Druck aufweisen (also wasserziehend sind), sind zu meiden oder nur in kleinen Mengen aufzunehmen. Denn gerade sie zehren im Dünndarm Wasser aus dem Körper und sind für einen Blutdruckabfall mitverantwortlich.

Allgemein empfiehlt sich das Essen von Kartoffeln, Gemüse und Vollkornprodukten. Milch und Zucker sollten nur in geringen Mengen aufgenommen werden.

Verspürt der Betroffene das Abfallen des Blutdruckes, ist es ratsam, dass er sich auf den Boden setzt, um einem Sturz aufgrund von Ohnmacht vorzubeugen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012

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