Dysmelie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Dysmelie

Dysmelie bezeichnet eine seltene angeborene Fehlbildung der Gliedmaßen, die zu einer teilweisen oder vollständigen Abwesenheit von Armen, Beinen oder Knochen führt. Die Ursachen sind vielfältig und können genetische Faktoren, Umwelteinflüsse oder die Einnahme bestimmter Medikamente während der Schwangerschaft umfassen. Die Auswirkungen von Dysmelie variieren je nach Schweregrad der Fehlbildungen, und Betroffene können mit Hilfe von Prothesen, chirurgischen Eingriffen und ergotherapeutischen Maßnahmen oft ein hohes Maß an Selbstständigkeit erreichen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Dysmelie?

Häufig können die genauen Ursachen einer Dysmelie allerdings nicht festgestellt werden. Vermutlich sind in vielen Fällen äußere Einflüsse während der Schwangerschaft für die Ausbildung einer Dysmelie mitverantwortlich.
© Zffoto – stock.adobe.com

Dysmelie bezeichnet eine Gruppe von angeborenen Fehlbildungen der Extremitäten, bei denen Arme oder Beine teilweise oder vollständig fehlen oder in ihrer Form und Funktion stark eingeschränkt sind.

Diese Entwicklungsstörungen können einzelne oder mehrere Gliedmaßen betreffen und variieren in Art und Schweregrad der Ausprägung. Dysmelie umfasst ein Spektrum von Anomalien, darunter das Fehlen von Knochen, verkürzte oder deformierte Knochen sowie das vollständige Fehlen von Gliedmaßen.

Ursachen

Die Ursachen einer Dysmelie sind vielfältig und können genetische Faktoren, Umwelteinflüsse sowie die Exposition gegenüber bestimmten Medikamenten oder Chemikalien während der Schwangerschaft umfassen. Genetische Mutationen oder Veränderungen können die normale Entwicklung der Extremitäten beeinträchtigen, was zu angeborenen Fehlbildungen führt.

Umwelteinflüsse wie Strahlung oder Infektionen während der Schwangerschaft können ebenfalls das Risiko für Dysmelie erhöhen. Ein bekanntes Beispiel für medikamenteninduzierte Dysmelie ist die Einnahme von Thalidomid durch schwangere Frauen in den 1950er und 1960er Jahren, was zu schweren Gliedmaßenfehlbildungen bei Neugeborenen führte.

Darüber hinaus können bestimmte Chemikalien und Toxine, denen die Mutter während der Schwangerschaft ausgesetzt ist, das Risiko für die Entwicklung von Dysmelie beim Kind erhöhen. Trotz umfangreicher Forschung sind die spezifischen Ursachen vieler Fälle von Dysmelie oft unklar, was auf die Komplexität der limbischen Entwicklung und die mögliche Beteiligung mehrerer Faktoren hinweist.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Dysmelie manifestiert sich durch eine Vielzahl von Symptomen und Beschwerden, die sich aus den angeborenen Fehlbildungen der Extremitäten ergeben. Zu den häufigsten Merkmalen gehören das vollständige oder teilweise Fehlen von Gliedmaßen (Amelie), verkürzte oder deformierte Knochenstrukturen (Phokomelie) und das Fehlen von Mittelhand- oder Mittelfußknochen (Ektromelie). Patienten können auch mit syndaktylieähnlichen Symptomen konfrontiert sein, bei denen zwei oder mehr Finger oder Zehen miteinander verwachsen sind.

Diese körperlichen Einschränkungen können zu einer Reihe von Beschwerden führen, einschließlich Schwierigkeiten bei der Ausführung alltäglicher Aufgaben, Mobilitätsproblemen und Herausforderungen bei der Nutzung von Prothesen oder anderen Hilfsmitteln zur Verbesserung der Lebensqualität. Darüber hinaus erleben viele Betroffene soziale und psychologische Auswirkungen, wie ein geringes Selbstwertgefühl, Herausforderungen im sozialen Umfeld und die Bewältigung von Stigmatisierung.

Die spezifischen Symptome und Beschwerden variieren stark je nach Art und Schweregrad der Dysmelie und erfordern oft individuell angepasste Behandlungs- und Unterstützungsstrategien, um den Betroffenen eine bestmögliche Lebensqualität zu ermöglichen.

Diagnose & Behandlung

Die Diagnose einer Dysmelie erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus pränataler Bildgebung, klinischer Untersuchung nach der Geburt und genetischer Beratung. Pränatale Ultraschalluntersuchungen können oft schon früh in der Schwangerschaft Anomalien in der Entwicklung der Extremitäten des Fötus erkennen. Fortgeschrittene bildgebende Verfahren wie die fetale Magnetresonanztomographie (MRT) können verwendet werden, um die Diagnose zu bestätigen und detailliertere Informationen über das Ausmaß der Fehlbildungen zu liefern.

Nach der Geburt ermöglicht eine gründliche körperliche Untersuchung des Neugeborenen durch einen Pädiater oder einen auf Fehlbildungen spezialisierten Arzt eine genauere Beurteilung der Dysmelie. In einigen Fällen kann eine genetische Beratung und Analyse angezeigt sein, um genetische Ursachen zu identifizieren und das Risiko für zukünftige Schwangerschaften zu bewerten.

Die Diagnose und Bewertung einer Dysmelie umfasst oft ein interdisziplinäres Team aus Ärzten, Genetikern und Spezialisten für bildgebende Verfahren. Dieser Ansatz gewährleistet eine umfassende Beurteilung und Planung der Behandlung, um den betroffenen Kindern und ihren Familien die bestmögliche Unterstützung und Lebensqualität zu bieten.

Die Behandlung einer Dysmelie ist individuell und zielt darauf ab, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und ihnen eine möglichst normale Funktion ihrer Gliedmaßen zu ermöglichen. Sie erfordert oft einen multidisziplinären Ansatz, der Orthopäden, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und bei Bedarf Psychologen einschließt.

Zu den Hauptbehandlungsstrategien gehören der Einsatz von Prothesen und Orthesen, die speziell an die Bedürfnisse und die Körpergröße des Patienten angepasst werden. Diese Hilfsmittel können wesentlich dazu beitragen, Mobilität und Selbstständigkeit zu erhöhen. Physiotherapie und Ergotherapie spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung der motorischen Fähigkeiten und der Anpassung an Alltagsaktivitäten. Sie unterstützen Patienten dabei, den bestmöglichen Gebrauch von ihren verbliebenen Gliedmaßen oder Prothesen zu machen.

In einigen Fällen können chirurgische Eingriffe notwendig sein, um die Funktionalität zu verbessern oder kosmetische Aspekte zu adressieren. Solche Operationen können die Rekonstruktion oder Korrektur von Fehlbildungen umfassen.

Darüber hinaus ist psychologische Unterstützung wichtig, um den emotionalen und sozialen Herausforderungen, die mit Dysmelie einhergehen können, zu begegnen. Betroffene und ihre Familien können von Beratung und Austausch mit anderen Betroffenen profitieren, um Bewältigungsstrategien zu entwickeln und ein unterstützendes Umfeld zu schaffen.

Aussicht & Prognose

Die Prognose und Lebensaussicht für Personen mit Dysmelie variiert stark und hängt von der Schwere der Fehlbildungen, der Verfügbarkeit und dem Zugang zu geeigneter Behandlung sowie der Unterstützung durch Familie und Gemeinschaft ab. Viele Betroffene können dank moderner Prothesentechnologie, angepasster Therapien und chirurgischer Eingriffe ein hohes Maß an Selbstständigkeit und Lebensqualität erreichen.

Prothesen und Orthesen, insbesondere wenn sie frühzeitig angepasst und regelmäßig aktualisiert werden, ermöglichen vielen Kindern und Erwachsenen mit Dysmelie, aktiv am Alltagsleben teilzunehmen, zur Schule zu gehen und einer Arbeit nachzugehen. Fortschritte in der Medizintechnik bieten zunehmend verbesserte Lösungen für Mobilität und Funktionalität.

Ergänzend dazu unterstützen Physiotherapie und Ergotherapie die Entwicklung motorischer Fähigkeiten und die Anpassung an alltägliche Herausforderungen. Psychologische Betreuung kann zudem helfen, mit den emotionalen und sozialen Aspekten der Behinderung umzugehen, das Selbstwertgefühl zu stärken und Resilienz aufzubauen.

Langfristig hängt die Aussicht für Menschen mit Dysmelie stark von einer frühzeitigen Diagnose, einer umfassenden Behandlung und der Eingliederung in ein unterstützendes soziales Umfeld ab. Mit diesen Ressourcen sind viele Betroffene in der Lage, ein erfülltes und produktives Leben zu führen, das nicht durch ihre körperlichen Einschränkungen definiert wird.

Quellen

  • "Smith's Recognizable Patterns of Human Malformation" von Kenneth Lyons Jones, Marilyn Crandall Jones, Miguel del Campo
  • "Principles of Deformity Correction" von Dror Paley
  • "Pediatric Rehabilitation: Principles and Practice" herausgegeben von Michael A. Alexander, Dennis J. Matthew

Das könnte Sie auch interessieren