Enzian
Der Enzian gehört zur Familie der Enziangewächse (Gentianaceae). Der Gattungsname Gentiana leitet sich gemäß Plinius dem Älteren von dem illyrischen König Gentius (gr. Genthios) ab, auf den die Entdeckung des Enzians als Heilpflanze zurückzuführen sei.
Vorkommen & Anbau von Enzian
Die Gattung der Enziane umfasst ca. 300 – 400 Arten. Die meisten Pflanzen dieser Gattung lieben kalkhaltige Böden und wachsen bevorzugt in den mittel- und südeuropäischen Gebirgen.
In einigen Ländern wie z. B. Frankreich, Deutschland und Spanien werden die krautartigen Pflanzen zur medizinischen Nutzung kultiviert. Enziane, deren Stängel bis zu 1,50 m hoch werden können, blühen während der Sommermonate in gelber oder auch intensiv blauer, sehr selten in weißer Farbe (Weißlinge).
Sie können bis zu 25 Jahre alt werden, nach zehn Jahren tragen sie in der Regel zum ersten Mal Blüten.
Anwendung & Verwendung
Dabei wird nicht die gesamte, unter Naturschutz stehende Pflanze, sondern es werden nur die unterirdischen Pflanzenteile verwendet, die in ihrer Gesamtheit ein Gewicht von bis zu sieben Kilogramm erreichen können. Sie werden im Herbst geerntet, gründlich getrocknet und beinhalten die pharmazeutisch relevanten Wirkstoffe: Bitterstoffe und gelbe Farbstoffe.
Besonders interessant sind die Bitterstoffe mit Gentiopikrin als Hauptwirkstoff. Der eigentümlich bittere Geschmack des Gelben Enzians ist auf den Inhaltsstoff Amarogentin zurückzuführen. Amarogentin zählt zu den bittersten, natürlich vorkommenden Substanzen und ist selbst nach einer Verdünnung von 1: 58 Mio. noch deutlich geschmacklich wahrnehmbar. Bitterstoffe regen ganz allgemein die Verdauung an und erhöhen die Schleimhautdurchblutung.
In vielen Regionen wird Enzian als Tee getrunken oder auch als Spirituose konsumiert. Dieser als „Enzele“, „Jenzer“ oder auch euphemistisch als „Eau de vie“ (Lebenswasser) bezeichnete Branntwein wird zur Behandlung von Verdauungsproblemen jeder Art eingesetzt. Aus Enzian lässt sich auch ein vortrefflicher Likör zubereiten – schon Hildegard von Bingen lobte dieses Getränk und empfahl die mehrmals tägliche Anwendung.
Hierzu wird der – auch heute noch erhältliche – Likör in einem Stahlgefäß erwärmt und während oder nach der Mahlzeit getrunken. Alternativ riet sie dazu, einen Teelöffel Enzianwurzelpulver (im Internet bestellbar) über die Suppe zu streuen und dann abzulöffeln. Als homöopathisches Arzneimittel ist Enzian in Form von Globuli oder als Dilution erhältlich.
Bedeutung für Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung
Nicht nur Hildegard von Bingen, auch der Dichter und Naturforscher Johann Wolfgang von Goethe war voll des Lobes über diese einzigartige Pflanze. Enzian wirkt heilend und vorbeugend im menschlichen Verdauungssystem. Der bittere Geschmack führt zu einer verbesserten Sekretabsonderung im Magen. Enzianpräparate werden daher häufig z. B. bei zu geringer Magensaftproduktion oder bei Appetitlosigkeit eingesetzt. Auch als Mittel gegen Blähungen oder bei Völlegefühl findet Enzian Einsatz.
Enzianextrakte wirken in geringem Maß antimikrobiell, dies erklärt den volksmedizinischen Einsatz gegen bestimmte Formen von Darmparasiten. Im Mittelalter empfahl man den Einsatz von Gelbem Enzian bei Leberleiden und auch als Mittel gegen Gicht. Die dieser Heilpflanze lange Zeit zugesprochene, antipyretische (fiebersenkende) Wirkung ist zwischenzeitlich wissenschaftlich widerlegt.
Hildegard von Bingen schrieb der Heilpflanze herzstärkende Kräfte zu. In der Homöopathie wird Gentiana lutea außerdem auch bei bestimmten Gleichgewichtsstörungen, bei akutem Abdomen, akuter Gastritis oder Gastroenteritis und ebenso bei Geschwüren des Magen-Darm-Traktes eingesetzt.
Die anthroposophische Medizin hingegen sieht die Verwendung von Enzian bei Geschwüren kontraindiziert. Neben den bereits aufgeführten Beschwerden wird die Heilpflanze hier zusätzlich nach längeren Infektionskrankheiten oder auch bei Eisen- und Mineralstoffmangel verordnet. Auch bei Problemen der „seelischen“ Verdauung wird Enzian angewendet, d.h. wenn jemandem etwas „schwer im Magen liegt“, kann die nicht nur physisch, sondern auch psychisch tonisierende Pflanze ihre Wirkung entfalten.

Qualitätssicherung durch: Dipl.-Biol. Elke Löbel
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
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