Erröten

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Erröten ist eine körperliche Reaktion auf Umwelteinflüsse oder Stresssituationen. Es lässt sich nicht bewusst kontrollieren und der medizinische Fachausdruck ist Flush. Im Gegensatz zu vielen anderen Körperprozessen sind die erröteten Hautpartien im Gesicht für jeden wahrnehmbar und spielen in der sozialen Kommunikation eine Rolle.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Erröten?

Erröten ist eine körperliche Reaktion auf Umwelteinflüsse oder Stresssituationen. Es lässt sich nicht bewusst kontrollieren und der medizinische Fachausdruck ist Flush.

Das Erröten ist von Mensch zu Mensch in seiner Intensität und Fläche unterschiedlich. Es kann nur die Wangen betreffen, einzelne Gesichtszonen, das ganze Gesicht oder bis hin zu Flecken im Hals- und Brustbereich reichen. Männer und Frauen sind von dieser Reaktion gleichermaßen betroffen. Bei diesem Vorgang sind die betroffenen Bereiche stärker durchblutet: Die dünnere Gesichtshaut und die näher an der Oberfläche liegenden Blutgefäße führen dazu, dass die stärkere Durchblutung sichtbar ist.

Dabei handelt es sich um eine Abkühlreaktion des Körpers, deren Ziel es ist, eine konstante Körpertemperatur zu sichern. Für die Betroffenen ist an den errötenden Flächen eine Temperaturzunahme festzustellen. Aus der normalen körperlichen Reaktion heraus können sich Störungen entwickeln: Die Erythrophobie ist eine Angsterkrankung, die dazu führt, dass Menschen aufgrund ihrer Furcht vor dem Erröten umso stärker oder länger erröten. Flushs treten spontan auf und haben verschiedene Ursachen.

Biologisch betrachtet, ist der Flush die plötzliche Ausdehnung der Blutgefäße der Gesichtshaut. Damit einher geht die Zunahme des Blutvolumens. Verantwortlich für die Steuerung dieses Vorgangs ist das vegetative Nervensystem mit seinen Nervenfasern, die die Durchmesser der Kapillaren regulieren. Ein häufiger Auslöser für das Erröten ist eine unangenehme Situation verbunden mit den Emotionen Verlegenheit, Scham oder Zorn.

Der Körper reagiert auf diese, in dem er sich zur Flucht oder zu einem Angriff bereit macht. Der Blutdruck steigt, um die Muskulatur mit Blut zu versorgen. Neuere Untersuchungen von australischen Forschern haben gezeigt, dass bei Menschen, die zu häufigen Erröten neigen, eine weitere Komponente hinzukommt: Bei ihnen ist der Abfluss des Blutes im Gesicht reduzierter und langsamer als bei anderen. Die Ursache ist bisher noch nicht geklärt.

Neben psychischen Ursachen, zählen Umwelteinflüsse zu den weiteren Auslösern. Eine natürliche Reaktion auf körperliche Anstrengung, Sport, den Saunabesuch oder auf die warme Sonne, ist das Rotwerden des Gesichts. Auch scharfe Speisen mit Chili oder Pfeffer erhöhen die Blutzufuhr im Gesicht. Neben diesen natürlichen Ursachen können Flushs die Folge einer Krankheit sein, ein Hinweis darauf oder eine Nebenwirkung von Medikamenten. Bei der Hautkrankheit Rosacea neigen Menschen häufig zu Rötungen. Ein weiterer Auslöser ist die Hormonumstellung während der Menopause.

Funktion & Aufgabe

Da sich das vegetative Nervensystem nicht durch Willenskraft beeinflussen lässt, ist das Erröten nicht bewusst zu lenken. Eine Behandlung setzt bei der jeweiligen Ursache an. Patienten, die an Erythrophobie leiden, lernen in Verhaltens- oder Psychotherapien mit der Angst umzugehen. Die Therapien leiten dazu an, sich bei schwierigen Situationen nicht unter Druck zu setzen oder das Rotwerden zu ignorieren.

Das Erlernen von Entspannungstechniken wie autogenem Training oder Atemübungen hilft, die Reaktion abzumildern und die Phase des Errötens zu verkürzen. Neben psychologischen Ursachen kann eine Regulationsstörung vorliegen. Medikamente wie Betablocker mildern eine übermäßige Neigung zum Röten, indem sie die Wirkung von Stresshormonen hemmen. Umstritten ist der Einsatz eines operativen Eingriffs.

Bei der Sympathektomie klemmen Ärzte den Nerv ab, der für die gesteigerte Blutzufuhr im Gesicht sorgt. Allerdings ist eine endgültige Heilung nach dieser Operation nicht garantiert, da es vorkommen kann, dass andere Nerven die Aufgabe des abgeklemmten übernehmen. Bei Auslösern wie Alkohol oder scharfes Essen hilft der Verzicht darauf.

Auch bei Allergien lässt sich das Rotwerden mit dem Meiden der allergenen Stoffe verhindern. Durch die Menopause ausgelöstes Erröten lässt sich durch eine Hormontherapie oder pflanzliche Mittel reduzieren. Als Hausmittel gegen rote Haut gelten vorbeugend Kamillenbäder und das Einnehmen von Magnesium.

Erröten lässt sich nicht vorbeugen. Wer aus Verlegenheit errötet oder schüchtern ist, für den ist es ratsam, diese Reaktion nicht zu bekämpfen. Denn durch den Versuch das Rotwerden zu unterdrücken, klingt die rote Farbe nicht schneller ab. Im unangenehmsten Fall verbreitet oder verstärkt sich die Errötung noch. Entspannungstechniken helfen mit unangenehmen Situationen leichter umzugehen oder Stress vorzubeugen.

Grundsätzlich hilft, daran zu denken, dass viele Menschen Erröten als sympathisch wahrnehmen. Eine Maßnahme, die für ein sicheres Gefühl sorgt und die rote Haut im Gesicht weniger auffällig macht, ist das richtige Makeup. Ein grünstichiges Camouflage-Makeup verdeckt rote Hautpartien.


Krankheiten & Beschwerden

In den meisten Fällen ist das Erröten eine natürliche Reaktion auf emotionalen Stress oder Umwelteinflüsse. Nach dem Bewältigen von unangenehmen Situationen oder kurze Zeit nach der körperlichen Anstrengung, verschwinden die Rötungen im Gesicht von selbst. Kommt es vermehrt zu Flushs, halten diese lange an, sind sehr warm oder beeinflussen die Lebensqualität, empfiehlt sich der Gang zum Arzt.

Vor allem bei Kindern kann errötende Gesichtshaut auf Krankheiten wie Scharlach hindeuten. Allgemeinmediziner oder Hautärzte versuchen als erstes die Ursache zu bestimmen. Liegen psychische Auslöser vor, helfen Psychotherapeuten. Ein wichtiges Mittel der Diagnose ist das Abklären der Lebensumstände, der Arbeitsbedingungen und der Ernährungsweise. Darauf folgen eine körperliche Untersuchung, eine Hautprobe und Blutuntersuchung. So klären Ärzte ab, ob eine Erkrankung vorliegt. Auch Allergietests geben Auskunft über mögliche Ursachen.

Quellen

  • Faller, A. et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2008
  • Lüttjen-Drecoll, Rohen, J.W.: Innenansichten des menschlichen Körpers. Schattauer, Stuttgart 2010
  • Rassner, G.: Dermatologie. Lehrbuch und Atlas. Urban & Fischer, München 2009

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