Evaporation

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Körperprozesse Evaporation
Hilfreiche Videos: MedLexi.de auf YouTube

Die Evaporation ist ein Teil der Thermoregulation, die die Körpertemperatur von Warmblütlern konstant hält. Der Evaporationsprozess wird auch als Verdunstungsprozess bezeichnet und wird bei Hitze durch einen erniedrigten Tonus des Sympathikus ausgelöst. Vermehrte Evaporation ist eine Veranlagung, die auch als Hyperhidrose bekannt ist.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Evaporation?

Durch die Evaporation wird die menschliche Körpertemperatur trotz hoher Umgebungstemperaturen aufrechterhalten.

Die Evaporation findet im Rahmen der Thermoregulierung statt. Als Thermoregulation werden alle Prozesse bezeichnet, mit denen der Körper eines Warmblütlers die Körpertemperatur trotz schwankender Umgebungstemperaturen konstant auf dem Niveau hält, das für Körpervorgänge wie den Blutkreislauf die ideale Arbeitstemperatur bereitstellt. Dazu ist eine permanenter Wärmeaustausch mit der Umgebung erforderlich.

Dieser Wärmeaustausch finden durch verschiedene Körpermechanismen statt. Neben der Evaporation zählen die Konvektion, die Konduktion und die Radiation zu den körpereigenen Mechanismen des Wärmeaustauschs. Die Konduktion ist der Wärmeaustausch durch direkten Kontakt. Die Konvektion ist der Wärmeaustausch über ein Austauschmedium wie die Luft. Unter der Radiation versteht die Medizin die Wärmestrahlung in Form von elektromagnetischen Wellen und die Evaporation ist der Wärmeverlust durch Verdunstungsprozesse. Flüssigkeiten werden dabei eingedickt, indem ihnen durch ein Vakuum Wasser entzogen wird.

Funktion & Aufgabe

Durch die Evaporation wird die menschliche Körpertemperatur trotz hoher Umgebungstemperaturen aufrechterhalten. Der Wärmeverlust durch Evaporation kühlt den Körper also. Bei einer Überwärmung in Folge hoher Umgebungstemperaturen senkt das Thermoregulierungszentrum im Hypothalamus den Tonus des Sympathikus. Diese Absenkung ist der erste Schritt der Thermoregulierung und erfordert die permanente Temperaturkontrolle durch periphere und viszerale Thermorezeptoren.

Dabei handelt es sich um die freien Nervenendigungen der sensiblen Neuronen, die in der Haut und den Schleimhäuten liegen. Sie messen die äußeren und inneren Temperaturen und übertragen ihre Signale zentral durch neuronale Konvergenzen, die im ersten Neuron aufsummiert werden und den Tractus spinothalamicus entlang wandern. Auf diesem Weg erreichen sie den Thalamus und werden auf das zweite Neuron umgeschaltet.

Das zweite Neuron terminiert mit seinen Projektionsfasern im Gebiet des Hypothalamus. So erhält der Hypothalamus als zentrales Regelzentrum der Körpertemperatur permanent Informationseingänge. Anhand die Temperaturdaten gleicht er ab und beantwortet sie gegebenenfalls mit regulatorischen Prozessen zur Konstanthaltung der Körpertemperatur.

Hitze lässt den Hypothalamus also den Tonus des Sympathikus absenken. Durch diese Absenkung des Tonus werden regulierende Reaktionen ausgelöst. Eine Reaktion auf die tonal sinkende Veränderung ist die periphere Vasodilatation. Der zweite Reaktionsmechanismus ist die gesteigerte Schweißsekretion.

Die periphere Vasodilatation entspricht einer Gefäßweitstellung in peripheren Blutbahnen. So stellt sich eine verbesserte Durchblutung in den Extremitäten ein. Die Wärmeaustauschfläche vergrößert sich damit und größere Wärmeverluste können damit durch Konvektion stattfinden. Die Schweißsekretion findet durch die sympathisch cholinerg innervierten Schweißdrüsen statt, die auch als Glandulae sudoriferae bekannt sind. Sie steigern durch die Erhöhung des sympathischen Tonus ihre Sekretion. Durch Verdunstung von Schweiß entsteht die sogenannte Verdunstungskälte und die Haut wird gekühlt. Dieser Vorgang entspricht der Evaporation.


Krankheiten & Beschwerden

Gesteigerte Evaporation begleitet eine Vielzahl von Krankheitsbildern. In der Regel sind diese Krankheitsbilder an Fieber gebunden, das vom Körper durch die Evaporation abgesenkt wird. Die Evaporation kann aber auch selbst pathologische Ausmaße annehmen. Sie tritt dann nicht als Symptom einer primären Krankheit ein, sondern liegt selbst als Primärerkrankung vor.

Eine der bekanntesten Krankheiten ist in diesem Zusammenhang die Hyperhidrose. Dieses Phänomen entspricht einer genetischen Veranlagung zu ausgeprägtem Schwitzen, das lokal meist auf einen bestimmten Körperbereich begrenzt ist. Vor allem die Arme, Achseln, Füße oder Hände sind häufig von Hyperhidrosen betroffen. Im Prinzip können Hyperhidrosen aber auch den gesamten Körper betreffen. Meist ist die zugrundeliegende Ursache einer solchen Erscheinung eine Überfunktion der lokalen Schweißdrüsen.

Was die Schweißdrüsen zu einer Überfunktion anregt, bleibt oftmals unklar. Stress und psychische Probleme können eine ebenso große Rolle für das Krankheitsbild spielen, wie Schilddrüsenüberfunktionen. Vor allem stress- und psychisch bedingte Überfunktionen sind ein Teufelskreis, da die Schweißausbrüche den Betroffenen in der Regel noch mehr Stress empfinden lassen und sich so negativ auf die Psyche auswirken.

Auch die Dyshidrose ist eine bekannte Erkrankung, die im weitesten Sinne mit der Evaporation zusammenhängt. Bei dieser Erkrankung bilden sich kleine und flüssigkeitsgefüllte Bläschen, die einen erheblichen Juckreiz verursachen. Oft begleitet eine Dyshidrose eine Hyperhidrose, wobei sich die Medizin über den Zusammenhang bislang unsicher ist.

Da auch verschiedene Medikamente die Thermoregulation und die Evaporation beeinflussen, sind manche Hyperhidrosen und die damit auftretenden Dyshidrosen medikamentös bedingt und können somit nicht direkt eine Krankheit genannt werden, sondern sind eher eine Nebenwirkung.

Auch eine Veränderung im Hypothalamus oder Sympathikus kann Probleme mit der Evaporation verursachen. Solche Veränderungen können beispielsweise Tumore in diesen Gehirnregionen sein. Ebenso kommen Erkrankungen des zentralen Nervensystems als Ursachen für Veränderungen in diesen Gehirnregionen in Frage. Wenn der Tonus des Sympathikus durch eine Fehlregulation zum Beispiel permanent auf einem niedrigen Level bleibt, kann sich übermäßiges Schwitzen trotz kalter Temperaturen einstellen. Die Folgen einer solchen Erscheinung sind vielfältig und erschweren dem Körper die Aufrechterhaltung der Körpertemperatur. Damit kann sich das Phänomen negativ auf alle temperaturabhängigen Körperprozesse auswirken.

Quellen

  • Lang, F., et al.: Basiswissen Physiologie. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2007
  • Mader, F., Weißgerber, H.: Allgemeinmedizin und Praxis. Springer, Heidelberg 2014
  • Reuter, P.: Springer Lexikon Medizin. Springer, Berlin 2004

Das könnte Sie auch interessieren