Fasciitis nodularis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Fasciitis nodularis bilden sich an den Faszien knotige und fibroblastisch wirkende Wucherungen, die gutartigen Tumoren entsprechen. Spekulationen zufolge handelt es sich um reaktive Prozesse nach Traumata oder Entzündungen des Gewebes. Die Abgrenzung zu bösartigen Erkrankungen ist für den Pathologen besonders schwierig.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Fasciitis nodularis?

Patienten einer Fasciitis nodularis leiden an solitären, mehr als zwei und maximal drei Zentimeter großen Wucherungen des subkutanen Gewebes. Die Wucherungen wirken derb und sind gegen ihre Umgebung gut abgrenzbarer.
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Die Faszien sind Weichteilkomponenten des Bindegewebes. Von ihnen können verschiedene bösartige und gutartige Tumore ausgehen. Eine gutartige Tumorerkrankung der Faszien ist die Fibromatose, die trotz ihrer Gutartigkeit oft aggressiv die Umgebung infiltriert. Die Fasciitis nodularis ist eine Erkrankung der Faszien, die mit fibroblastisch wirkenden Wucherungen des Gewebes.

Synonym werden die Ausdrücke noduläre Fasziitis, pseudosarkomatöses Dermatofibrom und pseudosarkomatöse Fibromatose verwendet. Das pathologische Phänomen zählt zu den fibroproliferativen Erkrankungen und ist einer der häufigsten Befunde in diesem Bereich. Die genaue Prävalenz ist bislang unbekannt.

Die Erkrankung tritt ohne Geschlechterpräferenz auf und betrifft meist Menschen zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr. Die Diagnose der Erkrankung ist aufgrund der histologischen Ähnlichkeit zu Fibromatosen und Fibrosarkomen erschwert. In der Vergangenheit hatten die Abgrenzungsschwierigkeiten oft falsche Therapieentscheidungen zur Folge.

Ursachen

Die Ätiologie der Fasciitis nodularis ist bislang nicht abschließend geklärt. Auch für die offenbar verwandten Fibromatosen des Bindegewebes gilt die auslösende Ursache bislang als unklar. Vermutlich handelt es sich bei den Wucherungen der Fasciitis nodularis um reaktive Prozesse. In den meisten Fällen tritt spontane Remission ein. Zu Rezidiven kommt es in der Regel nicht.

Die Wissenschaft assoziiert die Wucherungen mittlerweile mit Traumata. So wird aktuell darüber spekuliert, inwiefern vorausgegangene Verletzungen der Faszien für die reaktiven Veränderungen eine Rolle spielen könnten. Oft stehen vorausgegangenen Gewalteinwirkungen oder unspezifische Entzündungen mit dem Prozess in Zusammenhang.

Unter Umständen sind auch genetische Faktoren für die Erkrankung an einer Fasciitis nodularis relevant. Da viele Fälle der Fasciitis nodularis nicht erkannt und als Fibromatosen oder verwandte Erscheinungen diagnostiziert werden, ist die Ursachenforschung erschwert.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Patienten einer Fasciitis nodularis leiden an solitären, mehr als zwei und maximal drei Zentimeter großen Wucherungen des subkutanen Gewebes. Die Wucherungen wirken derb und sind gegen ihre Umgebung gut abgrenzbarer. Die fibroblastischen Knötchen wachsen schnell und sind in den meisten Fällen symptomlos. Nur selten handelt es sich um druckempfindliche Läsionen.

Die Wucherungen gehen vom Fasziengewebe aus und infiltrieren meist das subkutane Fettgewebe. In einigen Fällen dringen sie bis in die Muskulatur vor. Die Wucherungen sind gefäßreich und bestehen meist aus großen, spindelartigen Fibroblasten oder Myofibroblasten. Sie können unzählige Mitosen beinhalten und weisen meist prominent hervorstehende Endothelien auf. Mehrkernige Riesenzellen können in unterschiedlicher Dichte enthalten sein.

Die Kernformationen wirken meist bizarr. Das Stroma ist locker myxoid unterlegt und durch faserige Strukturen gekennzeichnet. Die Wucherungen treten bevorzugt an den oberen Extremitäten auf, so vor allem im Bereich der Unterarme. Seltener ist der Rumpfbereich der Patienten von den Knötchenbildungen betroffen.

Diagnose & Verlauf

Zur Diagnose einer Fasciitis nodularis steht der Arzt vor einer Herausforderung. Basis der Diagnostik ist eine Biopsie der betroffenen Gewebe, die histologisch analysiert wird. Die histologische Differentialdiagnose stellt sich allerdings als schwierig heraus. Die sarkom-ähnlichen Befunde führen oft zu Fehldiagnosen und therapeutisch falschen Entscheidungen wie einer Strahlentherapie.

Studien zufolge wurden von 55 Fällen der Fasciitis nodularis fast die Hälfte als Sarkome diagnostiziert. Weniger als ein Fünftel der Fälle wurde als Fasciitis nodularis erkannt. Die Weichteilläsion ist für die großen Schwierigkeiten bekannt, die sie dem Pathologen bei der Histologie bereitet. Abhängig vom Einzelfall kann es für den zuständigen Arzt schwierig sein, eine Abgrenzung zu anderen Erkrankungen wie den Fibromatosen, den Fibrosarkomen und dem fibrös malignen Histiozytom zu erkennen. Patienten der Fasciitis nodularis haben eine gute Prognose, da die Tumore meist spontan zurückgehen und oft nicht wieder auftauchen.

Komplikationen

In der Regel kommt es bei der Fasciitis nodularis zur Ausbildung von gutartigen Tumoren. Allerdings kann es bei dieser Erkrankung zu Komplikationen kommen, da die gutartigen Tumore von den bösartigen Krebserkrankungen kaum zu unterscheiden sind. Der Betroffene leidet dabei vor allem an starken Wucherungen, die den Körper an unterschiedlichen Stellen bedecken können.

Durch die Knoten fühlen sich die meisten Patienten nicht attraktiv und leiden dadurch an einem verringerten Selbstwertgefühl. Hierbei können auch Läsionen entstehen, die schmerzempfindlich sind. Sollten die Wucherungen bis in das Muskelgewebe eindringen, kann es auch zu Bewegungseinschränkungen und starken Schmerzen kommen. Der Alltag des Patienten wird krankheitsbedingt relativ stark eingeschränkt.

Die Behandlung selbst erfolgt in erster Linie als Abgrenzung der bösartigen Tumore von den gutartigen Tumoren. Sollten bösartigen Krebserkrankungen gefunden werden, so werden diese operativ entfernt. In der Regel kommt es zu einem positiven Krankheitsverlauf, wenn der Tumor frühzeitig behandelt wird.

Komplikationen treten dabei nicht auf. Allerdings muss sich der Patient einigen Nachkontrollen unterziehen, da die Fasciitis nodularis noch ein Mal auftreten kann, falls das nicht komplette Tumorgewebe entfernt wurde.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einer Fasciitis nodularis muss immer eine Untersuchung und eine Behandlung bei einem Arzt erfolgen. In der Regel verschwinden die Beschwerden der Erkrankung nicht von alleine, sodass eine Behandlung in jedem Fall notwendig ist. Ein Arzt sollte dann aufgesucht werden, wenn der Patient an Wucherungen im Gewebe oder auf der Haut leidet.

Häufig werden diese Wucherungen allerdings erst bei Kontrolluntersuchungen erkannt. Auch wenn die Knoten nicht gefährlich sind, sollten sie trotzdem untersucht werden. Vor allem bei druckempfindlichen oder schmerzenden Knoten ist ein Besuch beim Arzt notwendig.

Die Schmerzen können sich dabei auch auf die Muskeln übertragen. In der Regel wird bei der Fasciitis nodularis zuerst der Allgemeinarzt oder der Hautarzt aufgesucht. Die weitere Behandlung erfolgt dann bei einem anderen Facharzt und hängt stark von der Ausprägung der Beschwerden ab. In vielen Fällen sind die Patienten dabei auf eine Strahlentherapie angewiesen, um die Beschwerden zu lindern.

Weiterhin sind die Betroffenen allerdings auch nach einer erfolgreichen Behandlung auf regelmäßige Untersuchungen angewiesen, um Komplikationen und andere Beschwerden zu vermeiden. In der Regel wird die Lebenserwartung des Patienten durch die Fasciitis nodularis nicht verringert.

Behandlung & Therapie

Da die Ursache für die noduläre Fasciitis bislang nicht definitiv geklärt wurde, ist eine kausale Therapie undenkbar. Lediglich symptomatische Therapien können erfolgen. Auf der anderen Seite neigen die Läsionen zur spontanen Remission und müssen aus diesem Grund nicht in jedem Fall sofortig behandelt werden. Die Abgrenzung von bösartigen Wucherungen des Gewebes ist der wichtigste Schritt für eine angemessene Therapieentscheidung.

Die Patienten der nodulären Fasciitis sollten auf keinen Fall eine Strahlentherapie oder ähnlich gesundheitsschädliche Therapiemaßnahmen über sich ergehen lassen müssen, die bei bösartigen Befunden zum Einsatz kommen. Auch eine chirurgische Exzision ist bei Patienten der Fasciitis nodularis meist nicht von Nöten. In den ersten paar Monaten bietet sich eine engmaschige Überwachung des Patienten an.

Operative Schritte sind erst einmal nicht indiziert. Die Überwachung entspricht vor allem einer Größenkontrolle der Wucherungen. Auch die Prüfung auf eventuelle begleitende Entzündungen ist in der Wartezeit relevant. Wenn sich die Wucherungen binnen einiger Monate nicht selbst zurückgebildet haben, kann eine chirurgische Exzision erfolgen. Die Wucherungen werden bei diesem Verfahren möglichst vollständig entfernt, damit keine Rezidive auftreten.

Nach der Entfernung nimmt der Patient an regelmäßigen Kontrolluntersuchungen teil, um das Wiederauftreten auszuschließen. Da ein solches Rezidiv bei dieser Erkrankung aber nur äußerst selten auftritt, ist die Therapie mit der Remission oder Exzision der Läsionen meist endgültig und vollständig abgeschlossen.

Aussicht & Prognose

Die Prognose der Fasciitis nodularis ist günstig. Die gutartigen Tumore lösen im Normalfall keine lebensbedrohlichen Konsequenzen aus. Da kein operativer Eingriff vorgenommen wird oder eine Mutation zu erwarten sind, treten keine schwerwiegende Komplikationen auf. Die Veränderungen des Hautbildes können jederzeit einer Spontanheilung unterliegen. In diesen Fällen ist die Prognose besonders günstig.

Häufiger ist jedoch ohne eine Behandlung eine Ausbreitung der Wucherungen und damit eine Zunahme der Beschwerden. Sobald eine ausreichende medizinische Versorgung in Anspruch genommen wird, kommt es innerhalb einiger Wochen oder Monate zu einer Linderung der Beschwerden.

Da es keine kausale Behandlungsmethode der Fasciitis nodularis gibt, können die Therapiemethoden unterschiedlich ausgerichtet sein. Es kann dadurch zu Verzögerungen des Heilungsweges kommen oder Unverträglichkeiten gegenüber genutzten Wirkstoffen sind denkbar. Diese sind von vorübergehender Natur.

Obgleich die Fasciitis nodularis eine günstige Prognose hat, kann sie im Verlauf es Lebens jederzeit erneut auftreten. Zudem sind die Veränderungen des Hautbildes stets von bösartigen Verläufen abzugrenzen. Kontrollbesuche und Abklärungen der Beschwerden sind demzufolge bei jedem Rezidiv notwendig. Die Erkrankung kann aufgrund der optischen Auffälligkeiten zu emotionalen und seelischen Problemen führen. Schuld, Scham und ein Rückzugsverhalten sind erwartbar. In Ausnahmefällen kann dies eine psychische Erkrankung bewirken und damit einen negativen Einfluss auf die Gesamtprognose auslösen.


Vorbeugung

Bislang ist noch unklar, welche Ursache der nodulären Fasciitis zugrunde liegt. Aus diesem Grund stehen auch keine vorbeugenden Schritte zur Verfügung.

Nachsorge

Bei Fasciitis nodularis sind die Möglichkeiten der Nachsorge sehr stark eingeschränkt. Dabei muss in erster Linie eine direkte und medizinische Behandlung der Beschwerden erfolgen, um weitere Komplikationen und Entzündungen am Gewebe zu verhindern. Es kann dabei nicht zu einer Selbstheilung kommen, wobei sich eine frühe Diagnose und Behandlung der Fasciitis nodularis immer positiv auf den weiteren Verlauf der Krankheit auswirken.

Ob es dabei zu einer verringerten Lebenserwartung kommt, kann nicht im Allgemeinen vorausgesagt werden. Die Fasciitis nodularis sollte dabei immer durch einen Arzt untersucht und überwacht werden, um eine Bösartigkeit der Wucherung auszuschließen. Dabei sind regelmäßige Untersuchungen durch einen Arzt notwendig.

Im Fall einer bösartigen Wucherung muss diese durch einen operativen Eingriff entfernt werden. In der Regel sollte sich der Betroffene nach einem solchen Eingriff immer ausruhen und sich schonen. Dabei sollte vor allem die betroffene Stelle geschont werden, damit es dort nicht erneut zu einer Fasciitis nodularis kommt.

Da die Fasciitis nodularis auch erneut auftreten kann, muss auch nach einer erfolgreichen Behandlung eine Untersuchung durchgeführt werden. Bei dieser Krankheit kann auch der Kontakt zu anderen Betroffenen sinnvoll sein, da es dabei häufig zu einem Austausch an Informationen kommt.

Das können Sie selbst tun

Patienten einer Fasciitis nodularis haben wenige Möglichkeiten zur Selbsthilfe. Da in den meisten Fällen die Erkrankung weitestgehend symptomfrei verläuft, kommt es zudem zu wenigen körperlichen Beeinträchtigungen.

Gibt es eine Diagnose wird häufig eine Stärkung der mentalen Kraft benötigt. Mit genügend Ruhezeiten und ausreichender Schonung kann diese erreicht werden. Die Teilnahme an Entspannungsverfahren ist zu empfehlen, da hierüber Stress abgebaut werden kann, der sich im Alltag aufbaut. Mit Techniken wie Yoga oder Meditation wird eine Verbesserung des Wohlbefindens erreicht, das grundsätzlich einen positiven Einfluss auf die Gesundheit hat.

Kommt es durch die Fasciitis nodularis zu Wucherungen sollte es vermieden werden, an den betroffenen Stellen zu kratzen oder zu scheuern. Entstehen offene Wunden, können Krankheitserreger in den Organismus gelangen und weitere Erkrankungen auslösen. In schweren Fällen droht eine Blutvergiftung, die mit etwas Disziplin im Vorfeld vermieden werden kann.

Treten Muskelbeschwerden auf, ist es hilfreich, wenn der Patient Überanstrengungen und starke körperliche Belastungen vermeidet. Eine ausreichende Wärmezufuhr ist hilfreich, um die Muskulatur zu unterstützen. Zudem sollte es einen gesunde Ernährungsplan geben und ausreichend Flüssigkeit ist am Tag aufzunehmen. Einseitige Bewegungen oder eine Fehlhaltung des Körpers sind trotz vorhandener Beschwerden des Muskelapparates nach Möglichkeit zu vermeiden.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Sauer, R.: Strahlentherapie und Onkologie. Urban & Fischer, München 2009

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