Fingerarthrose
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Von einer Fingerarthrose oder Fingergelenksarthrose sind besonders häufig Frauen betroffen. Verschiedene Behandlungsmethoden können dazu beitragen, Symptome zu lindern.
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Was ist eine Fingerarthrose?
Bei der Fingerarthrose handelt es sich um einen Verschleiß von Gelenkknorpel, der stärker ist als der alterstypische Verschleiß. Im Schnitt sind von der Fingerarthrose zehnmal mehr Frauen als Männer betroffen; Frauen erkranken vor allem während oder nach den Wechseljahren.
Fingerarthrose äußert sich beispielsweise in Schmerzen der Fingergelenke und/oder durch eine fühlbare Knötchenbildung. Obwohl die Fingerarthrose verschiedene Ausprägungsgrade annehmen kann, hängt der Ausprägungsgrad nicht immer mit dem Beschwerdegrad zusammen:
Während bei einigen Menschen etwa bereits eine vergleichsweise gering ausgeprägte Fingerarthrose zu starken Beschwerden führt, treten bei anderen Menschen auch bei einer stärkeren Fingerarthrose kaum Beschwerden auf.
Unterschieden werden kann zwischen der primären und der sekundären Fingerarthrose; während bei einer primären Arthrose die Ursachen häufig unklar sind, ist die sekundäre Arthrose eine Folge bestimmter Erkrankungen oder Fehlstellungen.
Ursachen
Die Fingerarthrose liegt meist begründet in einer Knorpelschädigung der Fingermittel- und/oder der Fingerendgelenke. Da Fingerarthrose vor allem bei Frauen vor bzw. während den Wechseljahren auftritt, wird in der Medizin ein Zusammenhang zwischen der primären Arthrose und Veränderungen im Hormonhaushalt (wie beispielsweise der Abnahme weiblicher Geschlechtshormone) von Betroffenen vermutet.
Außerdem wird bei einer primären Fingerarthrose von einem genetischen Einfluss ausgegangen; Gelenkverschleiß naher Verwandter erhöht vermutlich das Risiko, selbst an Arthrose zu erkranken.
Eine sekundäre Fingerarthrose kann beispielsweise verursacht sein durch Gicht (hier lagern sich Kristalle an den Fingergelenken ab) oder verschiedene Stoffwechselstörungen. Auch Erkrankungen, die zu Knochenveränderungen führen (wie etwa Osteoporose bzw. Knochenschwund), können eine Fingerarthrose zur Folge haben.
Des Weiteren können Gelenkfehlstellungen (etwa aufgrund von Unfällen oder bereits angeboren) Fingerarthrose hervorrufen. Begünstigt wird Arthrose außerdem durch Faktoren wie ständige Gelenküberlastungen oder Bewegungsmangel.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Arthrose in den Fingergelenken ist sehr schmerzhaft und entwickelt sich meist über viele Jahre hinweg. In der Regel beginnt die Erkrankung zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr, wird aber in den ersten Jahren kaum wahrgenommen. Ein erstes Anzeichen für eine mögliche Arthrose kann das langsame Dickerwerden der Fingergelenke sein.
Arthrose ist eine fortschreitende Erkrankung, die nur durch ständige Therapie und Anwendungen verlangsamt werden kann. Die meisten Menschen behandeln ihre Arthrose jedoch nicht. Meist beginnen die durch die Arthrose hervorgerufenen Schmerzen in den kalten Wintermonaten. Die Betroffenen stellen fest, dass ihre Finger plötzlich weniger beweglich sind und die Gelenke häufig schmerzen. Ein Anschwellen der Gelenke ist sichtbar. Ringe sollten jetzt abgenommen werden, solange es noch möglich ist, um spätere Durchblutungsprobleme zu verhindern.
Mit zunehmender Ausprägung der Arthrose lässt nicht nur die Beweglichkeit der Fingergelenke nach, sondern auch die Kraft der Finger selbst. Große Belastungen sind oft nicht mehr möglich, und die Finger schmerzen schon bei normaler Hausarbeit oder bei Küchentätigkeiten. Besonders das Schneiden mit dem Messer fällt schwerer.
Charakteristisch für die Fingeregelenksarthrose ist eine Versteifung der Gelenke nach der Nachtruhe. Zwar ist Schonung sinnvoll, leichte Bewegung und Fingergymnasik können jedoch dazu beitragen, dass die Gelenke länger elastisch und beweglich bleiben.
Diagnose
Um eine Fingerarthrose zu diagnostizieren, findet in der Regel zunächst ein Patientengespräch statt; hier erfragt der behandelnde Arzt beispielsweise vorliegende Symptome (wie etwa gelegentliches Anschwellen oder Überwärmen der Fingergelenke) und etwaige Arthroseerkrankungen in der Familie.
Während einer anschließenden körperlichen Untersuchung wird häufig die Fingerbeweglichkeit geprüft. Schließlich können Röntgenuntersuchungen typische Gelenkveränderungen bei Fingerarthrose sichtbar machen.
Komplikationen
Der Verlauf von Fingerarthrose verläuft in der Regel schleichend. In vielen Fällen führt eine beginnende Fingerarthrose noch nicht zu Symptomen (in der Medizin wird dies auch als stumme Arthrose bezeichnet) und bleibt daher häufig zunächst unentdeckt. Mit weiterem Fortschreiten der Erkrankung können dann auch erste Symptome auftreten; wann und ob dies eintritt, ist individuell sehr verschieden.
Unbehandelte Fingerarthrose führt zu Deformierungen und kann zur dauerhaften Lähmung der Finger führen. Zunächst sind es kleine Knoten an den vorderen Gelenken, die nicht zwingend schmerzhaft sein müssen. Später sind sie permanent gerötet und es bilden sich schmerzhafte Entzündungen in allen Gelenken. Die Feinmotorik lässt zunächst nach und wird mit der Zeit nicht mehr vorhanden sein.
Jede Bewegung ist mit großen Schmerzen verbunden. Es entwickelt sich eine Schonhaltung die Folge davon ist eine dauerhafte Krümmung. Betroffene sind nicht mehr in der Lage, ihre Hände plan auf eine Unterlage zu legen. Durch die Behandlung einer Fingerarthrose wird die Krankheit nicht völlig ausheilen. Sie ist aber wichtig, um den Verlauf zu verlangsamen. Mit der Einnahme entzündungshemmender Medikamente werden die Schmerzen erträglich.
Die dauerhafte Einnahme kann aber zu Problemen im Magen- Darmtrakt führen. Schmerzen oder gar Geschwüre sind häufig die Begleiterscheinung einer behandelten Fingerarthrose. Wer sich die Knoten an den Gelenken operativ entfernen lässt, hat zwar wieder schlanke Finger. Es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass die Knoten erneut wachsen. Da die Hände sehr sensible Körperteile mit vielen Sehnen sind, ist die Operation nicht unumstritten. Nicht jeder Eingriff ist erfolgreich und es kann zur Lähmung einzelner Fingerabschnitte kommen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Eine Fingerarthrose muss immer von einem Arzt behandelt werden. Ohne Behandlung kann es zu dauerhaften Schmerzen oder Lähmungen kommen, die nicht mehr ohne Weiteres eingeschränkt werden können. In der Regel sollte der Arzt dann aufgesucht werden, wenn es nach einem Unfall oder nach einem Schlag auf die Finger zu starken Schmerzen kommt. Die Finger selbst sind häufig angeschwollen und die Schmerzen können sich bis in das Handgelenk ausbreiten. Auch ein Verschleiß der Gelenke an den Fingern kann auf die Fingerarthrose hindeuten und sollte immer untersucht werden.
Die Finger können nur noch eingeschränkt bewegt werden, sodass es zu erheblichen Einschränkungen im Alltag des Patienten kommt. Sollten die Beschwerden nach einem Unfall auftreten, kann direkt ein Notarzt gerufen oder das Krankenhaus aufgesucht werden. Bei leichten Beschwerden ist der Allgemeinarzt oder ein Orthopäde aufzusuchen. In den meisten Fällen kann eine Fingerarthrose gut behandelt werden, wenn die Behandlung schon frühzeitig begonnen wird. Es kommt meist zu einem positiven Krankheitsverlauf. Ein Arzt sollte auch dann frühzeitig aufgesucht werden, wenn andere Arthroseerkrankungen in der Familie schon bekannt sind.
Behandlung & Therapie
In der Behandlung einer sekundären Fingerarthrose ist ein wichtiger Aspekt die Therapie der entsprechenden Grunderkrankung bzw. der Fingerfehlstellung. Eine solche Therapie kann sich auch auf die Fingerarthrose positiv auswirken.
In den meisten Fällen ist eine Fingerarthrose allerdings primär, sodass eine Ursachenbehandlung hier nicht möglich ist. Ein wichtiges Therapieziel ist daher die Bekämpfung von akuten Schmerzen bzw. Beeinträchtigungen, die mit der Fingerarthrose einhergehen: Bei ersten auftretenden Symptomen raten Mediziner häufig dazu, Überanstrengungen der Gelenke zu vermeiden und Techniken zu beherzigen (wie beispielsweise die Verwendung von Griffverstärkungen), die die Gelenke im Alltag schonen.
Gegen akute Schmerzen bei Fingerarthrose können schmerz- bzw. entzündungshemmende Salben/Cremes hilfreich sein; werden die Wirkstoffe beispielsweise mithilfe des Ultraschalls verabreicht, können sie tiefer in die Haut vordringen. Gegen schwerere Symptome bei Fingerarthrose können durchblutungsfördernde Reizstrombehandlungen eine Alternative sein.
Bei schweren Krankheitsverläufen sind nach ausführlichen ärztlichen Beratungen operative Eingriffe möglich. So können zur Schmerzreduktion etwa schmerzleitende Nervenfasern durchtrennt werden. Ist ein solches Verfahren im individuellen Fall nicht sinnvoll, kann Beschwerden bei Fingerarthrose außerdem mit Gelenkprothesen begegnet werden.
Aussicht & Prognose
Eine Arthrose in den Fingergelenken entsteht in den meisten Fällen ab dem 40. Lebensjahr. Dabei handelt es sich um einen altersbedingten Verschleiß, der nur sehr bedingt behandelt werden kann. Somit sieht die Prognose und Aussicht auf eine vollständige Heilung nicht sehr gut aus. Der Krankheitsverlauf ist sehr stark davon abhängig, ob die betroffene Person eine ärztliche und medikamentöse Behandlung in Anspruch genommen wird.
Wenn auf eine solche Behandlung zurückgegriffen wird, dann können die auftretenden Beschwerden deutlich gelindert werden. Allerdings ist eine vollständige Heilung in der Regel nicht mehr möglich. Personen die unter einer Fingerarthrose leiden, müssen in der Regel mit Schmerzen an den Gelenken leben. Wer sich allerdings für eine Behandlung durch einen Arzt entscheidet, der kann mögliche Beschwerden deutlich lindern und den gesamten Krankheitsverlauf angenehmer gestalten.
Wer auf eine solche Behandlung gänzlich verzichtet, der muss mit erheblichen Komplikationen rechnen. Die Aussicht auf eine Besserung des allgemeinen Zustands verschlechtert sich deutlich. In besonders schweren Fällen kommt es zu einer erheblichen Bewegungseinschränkung der gesamten Hand. Nur durch eine frühzeitige Behandlung durch einen entsprechenden Arzt, kann die Prognose positiv beeinflusst werden.
Vorbeugung
Einer primären Fingerarthrose kann eingeschränkt vorgebeugt werden durch Faktoren wie dem Vermeiden von häufigen Gelenküberlastungen. Der sekundären Fingerarthrose ist in einigen Fällen vorzubeugen, indem mögliche Grunderkrankungen einer Arthrose frühzeitig und konsequent behandelt werden. Liegt bereits eine Fingerarthrose vor, so kann einer Symptomverschlimmerung etwa durch gelenkschonende Handgriffe entgegengewirkt werden.
Nachsorge
Bei einer Fingerarthrose stehen dem Patienten kaum Maßnahmen der Nachsorge zur Verfügung. Dabei muss die Krankheit zuerst vollständig behandelt werden, damit es nicht zu weiteren Komplikationen oder zu anderen Beschwerden kommt. Aus diesem Grund steht im Vordergrund die frühzeitige Diagnose und Behandlung dieser Krankheit, um weitere Komplikationen zu vermeiden. Je früher die Fingerarthrose dabei erkannt wird, desto besser ist meisten auch der weitere Verlauf der Erkrankung.
In den meisten Fällen sollte der Betroffene seine Fingergelenke bei der Fingerarthrose ausruhen und schonen. Daher sollten keine anstrengenden Tätigkeiten mit den Fingern durchgeführt werden, wobei die Finger nicht unnötig belastet werden sollten. In einigen Fällen kann auch die Einnahme von Schmerzmitteln notwendig sein, wobei der Betroffene darauf zu achten hat, diese nicht über einen längeren Zeitraum einzunehmen.
In Zweifelsfällen ist es empfehlenswert, einen Arzt zu konsultiern. Treten die Beschwerden der Fingerarthrose dauerhaft auf und verschwinden nicht wieder von allein, so muss auf jeden Fall eine erneute Untersuchung durch einen Arzt durchgeführt werden. Auch die Benutzung von Salben und Cremes kann dabei die Beschwerden lindern. In den meisten Fällen verringert die Fingerarthrose nicht die Lebenserwartung des Betroffenen.
Das können Sie selbst tun
Fingerarthrose ist eine chronische Krankheit. Dennoch lassen sich deren Beschwerden abmildern. Insbesondere im Anfangsstadium lässt sich das Fortschreiten der Krankheit mit Hilfe einer gezielten Handtheraphie hinauszögern.
Im Fokus dabei sollte eine richtige Fingerbelastung stehen. Demnach gilt es nicht die Finger zu entlasten, sondern stattdessen durch gezielte Belastung zu fördern. Entsprechend empfehlen sich spezielle Übungen für Hände und Finger. Betroffene sollten deshalb explizite Mobilisierungsübungen trainieren. Entsprechend wird der Daumen in mehreren Intervallen bis zum kleinen Finger hinunter und anschließend wieder hochgebeugt. Auf diese Weise wird das Sattelgelenk gestärkt.
Zudem sollte erst aus Daumen und dem Zeigefinger ein O gebildet werden. Nachfolgend werden aus jedem Finger und dem Daumen ein 0 geformt. Zusätzlich müssen die Finger ähnlich eines Fächers gestreckt und dann gespreizt werden. Neben diesen Mobilisierungs - können Betroffene auch sanfte Kräftigungsübungen ausführen. Entsprechend kann die Hand beispielsweise auf einem Becher ausgerollt werden.
Die Finger müssen im Zuge dessen gerade gehalten werden. Ergänzend sollten Patienten beispielsweise Knetbewegungen mit einem Haushaltsschwamm oder einen kleinen Ball durchführen. Fünf Minuten täglich sollten entsprechenden Trainigseinheiten durchgeführt werden.
Sollten in Folge eines Arthroseschubs akute Schmerzen auftreten, können diese mit Hilfe von Kälteanwendungen gelindert werden. In diesem Fall können kalte Quarkumschläge oder Kühlpacks zur Besserung der Schmerzen beitragen.
Zudem sollte auf eine vitamin – und ballststoffreiche Ernährung geachtet werden. Es empfiehlt sich den Konsum von Wurst- und Fleischwaren stark einzuschränken,da dieser Entzündungsprozesse des Körpers fördert. Außerdem sollten Omega-3-haltige Pflanzenöle wie etwa natives Hanf-, oder Leinöl verzehrt werden. Diese besitzen einen hohen Anteil dieser stark entzündungshemmenden Fettsäure.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
- Wessinghage, D., Leeb, I.: Ärztlicher Ratgeber: Arthrose. Wort & Bild, Baierbrunn 2004