Gonade

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Anatomie Gonade

Die Gonaden sind die Keimdrüsen des Menschen, die sowohl exokrine, als auch endokrine Funktionen übernehmen und für die Fortpflanzung eine Hauptrolle spielen. Neben den Keimzellen werden in den Gonaden Sexualhormone hergestellt, die die Fortpflanzung regulieren. Erkrankungen der Gonaden äußern sich häufig in Über- oder Unterproduktionen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Gonade?

Die Gonaden sind Drüsen. Als solche produzieren und sekretieren sie Sekrete mit verschiedenen Aufgaben. Im menschlichen Körper finden exokrine und endokrine Sekretionen statt.
© macrovector – stock.adobe.com

Als Gonaden werden die männlichen und weiblichen Keimdrüsen bezeichnet. Sie werden auch Geschlechtsdrüsen genannt und entsprechen bei Männern den Hoden (Testis). Die Gonaden der Frau sind die Eierstöcke (Ovar). Neben den Sexualhormonen produzieren die Gonaden die Keimzellen (Gameten) für die Fortpflanzung.

Dabei handelt es sich um haploide Zellen, die bei Männern den Spermien und bei Frauen den Eizellen entsprechen. Die Gonaden des Mannes sind paarig angelegt und liegen zusammen mit den Nebenhoden im sogenannten Skrotum. Neben dem Sperma produzieren sie Testosteron. Der paarige Eierstock der Frau bildet Eizellen und stößt sie ab der Geschlechtsreife Monat für Monat aus, um sie zu erneuern. Die Gonaden zählen zu den Bauch- und Beckeneingeweiden und entwickeln sich während der Embryogenese.

Für beide Geschlechter sind die ersten Schritte dieser Entwicklung gleich. Auf dem Y-Chromosom liegt allerdings das sogenannte SRY, das über den Hoden-determinierenden Faktor (TDF) bestimmt und so die die Entwicklung von Hoden einleiten kann. Wenn diese Entwicklung nicht eingeleitet wird, werden die Gonadenanlagen zum Eierstock.

Anatomie & Aufbau

Der Eierstock der Frau liegt in einer Gewebevertiefung (Fossa ovarica) im kleinen Becken (Pelvis minor). Das sogenannte Ligamentum suspensorium ovarii verbindet den Eierstock mit der lateralen Beckenwand. Das Ligamentum ovarii proprium sorgt für eine Verbindung zum Uterus.

Das Ovar ist bis zu fünf Zentimeter lang und bis zu einem Zentimeter stark. Es ist von mandelähnlicher Form und verläuft auf beiden Seiten konvex. Mit der Geschlechtsreife wechselt die Oberfläche von glatt zu blasig, weil sich Ovarialfollikel bilden. Das Ovar wird vegetativ vom Plexus mesentericus superior und dem Plexus renalis innerviert. Anders als das Ovar ist der männliche Hoden rund fünf Zentimeter lang und bis zu drei Zentimeter stark und breit.

Er ist eiförmig und liegt im Hodensack (Skrotum). Aufgehängt ist er am Samenstrang (Funiculus spermaticus). Er wird außen von einer serösen Haut ummantelt, die einer Bauchfellduplikatur entspricht und anatomisch analog zu den Bauchwandschichten aufgebaut ist. Die vegetative Innervation der männlichen Gonaden erfolgt durch den Plexus testicularis und den Plexus deferentialis.

Funktion & Aufgaben

Die Gonaden sind Drüsen. Als solche produzieren und sekretieren sie Sekrete mit verschiedenen Aufgaben. Im menschlichen Körper finden exokrine und endokrine Sekretionen statt. Unter die endokrinen Sekretionen werden sämtliche Sekretionen mit hormonellen Funktionen gefasst. Die Funktion der Gonaden setzt sich aus exokrinen und endokrinen Komponenten zusammen. Exokrin stellen sie dem geschlechtsreifen Individuum Keimzellen bereit, die bei der Frau den Eizellen und beim Mann den Samenzellen entsprechen.

Mit ihren exokrinen Funktionen sichern die Gonaden also die Fortpflanzungsfähigkeit und damit den Fortbestand der menschlichen Art. Dank der sogenannten Spermatogenese produziert der Mann unter Umständen bis ins hohe Alter funktionstüchtige Samenzellen. Frauen schließen die Oogenese im fünften Entwicklungsmonat endgültig ab. Sie sind also nicht auf eine endlose Produktion von Eizellen ausgelegt. Das weibliche Maximum beträgt rund sieben Millionen Keimzellen, die bei der Embryogenese in das Diktyotänstadium übertreten und dort aufbewahrt werden.

In der Pubertät sind nur noch um die 400.000 davon erhalten. Nach der reproduktiven Phase bis hin zur Menopause vollziehen nur noch etwa 500 Keimzellen den Follikelsprung. Neben den exokrinen Funktionen der Keimzellproduktion erfüllen die männlichen und weiblichen Gonaden endokrine Funktionen, indem sie die Sexualhormone Östrogen und Gestagen sowie Androgen bereitstellen. Sowohl die exo-, als auch endokrinen Funktionen der Gonaden lassen sich ausschalten, indem im Rahmen einer Kastration die Keimdrüsen entfernt werden.

Hier finden Sie Ihre Medikamente

Krankheiten

Die Intersexualität ist eine Anomalie der Gonaden. Genetisch haben Intersexuelle aufgrund der Geschlechtschromosomen ein anderes Geschlecht, als anatomisch betrachtet. Das heißt, ihre Geschlechtsorgane passen nicht zu ihrem genetischen Geschlecht.

Hormonell lassen sie sich nicht eindeutig einem der beiden Geschlechter zuordnen. Diese Intersexualität wird auch als Sexualdifferenzierungsstörung bezeichnet und entspricht oft einer angeborenen Fehlbildung, Deformität und Chromosomenanomalie. In der Regel ergibt sich die Intersexualität aus einem anomalen Prozess während der Embryogenese. Die männlichen Gonaden können außerdem angeborene Lageanomalien aufweisen. Zu solchen Fehlstellungen der Hoden zählen zum Beispiel die Pendelhoden, die nicht permanent im Skrotum liegen, sondern in ihrer Lage flexibel sind.

Auch die Gonaden der Frau können von angeborenen Stellungs- oder Formanomalien betroffen sein, die genau wie die Lageanomalien der männlichen Hoden nicht zwingend die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Die Gonaden beider Geschlechter sind außerdem ein Angriffspunkt für tumoröse Erkrankungen. Am Ovar kommen oft Zysten und etwas seltener Ovarialtumore vor. An den Hoden sind die ebenso seltenen Hodentumore gefürchtet. Häufiger sind die Keimdrüsen beider Geschlechter von Über- oder Unterfunktionen betroffen.

Auch Entzündungen der Gonaden sind keine Seltenheit, so insbesondere an den weiblichen Eierstöcken. Ovariale Entzündungen entstehen meist aus entzündlichen Vorgängen in anderen Beckenorganen der Frau und können abhängig von ihrer Schwere Fruchtbarkeitseinbußen verursachen.

Quellen

  • Benninghoff/Drenckhahn: Anatomie. Urban & Fischer, München 2008
  • Kleine, B., Rossmanith, W.: Hormone und Hormonsystem. Lehrbuch der Endokrinologie. Springer Verlag, Berlin 2013
  • Nawroth, P., Ziegler, R.: Klinische Endokrinologie und Stoffwechsel. Springer, Berlin 2014

Das könnte Sie auch interessieren