Hautatmung (Perspiration)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter der Perspiration versteht die Medizin die Hautatmung. Neben dem Gasaustausch durch die Haut ist damit vor allem die Ausdünstung von Wasserdampf über die Hautschichten gemeint. Im Hinblick auf den Gasaustausch macht die Perspiration für den Menschen nicht einmal einen Prozent der gesamten Atmung aus.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Hautatmung?

Unter der Perspiration versteht die Medizin die Hautatmung. Neben dem Gasaustausch durch die Haut ist damit vor allem die Ausdünstung von Wasserdampf über die Hautschichten gemeint.

Die Perspiration oder auch Hautatmung ist eine Art äußere Atmung und damit der Diffusion von den Atemgasen Sauerstoff und Kohlendioxid. Manchmal ist bei diesem Phänomen auch von der Perspiratio insensibilis die Rede.

Die Atemgase werden bei diesem Vorgang über die Hautoberfläche mit der Umgebung ausgetauscht. Es gibt Organismen, deren gesamte Atmung einer äußeren Atmung entspricht. Sämtliche anatomischen Strukturen von den meisten Mikroorganismen liegen zum Beispiel so weit an der Oberfläche, dass sie über Perspiration ausreichend versorgt werden können.

Evolutionsgeschichtlich hat sich für komplexere Lebewesen als Mikroorganismen die Hautatmung als unzureichendes Atemkonzept herausgestellt, um sämtliche anatomischen Strukturen zu versorgen. Aus diesem Grund haben sich für größere Lebewesen während der Evolution Lungen und Kiemen entwickelt, die auch tiefer liegende Organe und Strukturen ausreichend versorgen können.

Beim Menschen macht die Hautatmung nicht einmal einen Prozent der gesamten Atmung aus. Ohne die Möglichkeit zur Hautatmung würde der Mensch also nicht ersticken. Lediglich der erste Millimeter seines Gewebes würde so nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Wegen dieser geringen physiologischen Wirkung vom tatsächlichen Gasaustausch über die menschliche Haut meint die Perspiration im Hinblick auf den Menschen statt dem tatsächlichen Gasaustausch oft lediglich die Ausdünstung von Wasser über die Hautschichten.

Funktion & Aufgabe

Wird die Ausdünstung von Wasser über die Haut unter den Begriff der Perspiration gefasst, so lässt sich bei der Perspiration im Hinblick auf den Menschen von einem permanenten Normprozess sprechen. Die Haut jedes Mensch dünstet also ununterbrochen Wasserdampf aus. Bei diesen Ausdünstungsprozessen ist auch von Diffusionsprozessen die Rede. Die Schweißdrüsen sind an diesem Prozess nicht beteiligt und der ständige Wasserverlust wird nicht bewusst wahrgenommen.

Hinsichtlich der Ausdünstungsmenge geht die Medizin bei der Perspiration von durchschnittlich einem halben Liter bis hin zu einem Liter pro Tag aus. Wenn tatsächlich geschwitzt wird, dann ist statt von der Perspiration von der Transpiration die Rede. Die Menge der Ausdünstungen übersteigt die angegebenen 0,5 bis ein Liter in diesem Fall deutlich und der Wasserverlust wird bewusst wahrgenommen.

Perspiration findet nicht nur auf der äußerlich sichtbaren Haut, sondern ebenso in den Schleimhäuten des Menschen statt. Die genaue Menge der Ausdünstungen ist vor allem von den Umgebungsbedingungen und der Körpermasse abhängig. Auch die Atemfrequenz, die Stoffwechsellage und die Körpertemperatur beeinflussen die Perspiration.

Wenn die Luft der Umgebung voll mit Wasserdampf gesättigt ist, so findet keine Perspiration statt.

Zur Ausdünstung von Wasserdampf kommt die Diffusion von Atemgasen hinzu. Dieser Gasaustausch findet vorwiegend über die Poren der Haut statt. Kohlendioxid wird dabei ausgegeben. Sauerstoff wird aufgenommen. Auch dieser Prozess wird von Faktoren wie der Temperatur beeinflusst, da die Temperatur die Geschwindigkeit der auszutauschenden Moleküle bestimmt. Der Gasaustausch findet in diesem Fall ohne ein Transportmedium statt. Das unterscheidet die Hautatmung von der Lungenatmung, bei der das Blut die Rolle eines Transportmediums übernimmt.

Die Hautatmung versorgt durchschnittlich die obersten 0,5 Millimeter des menschlichen Körpers mit Sauerstoff. Für alle tiefer liegenden Gewebe leistet die Lungenatmung und der Sauerstofftransport über das Blut die Sauerstoffversorgung.


Krankheiten & Beschwerden

Es sind Fälle bekannt, bei denen Tänzerinnen nach einer Bronzierung der Haut zu Tode gekommen sind. Über einige Zeit wurde die Unmöglichkeit der Perspiration nach einer Bronzierung als vermeintliche Todesursache angenommen. Diese Annahme ist allerdings falsch. Auch nach einer Bronzierung würde ein Mensch nicht ersticken, solange seine Lungenatmung noch immer funktionieren würde.

Dass großflächig Versiegelungen der Haut nichtsdestotrotz tödlich enden können, liegt eher an der so verhinderten Wärmeregulierung. So nehmen die Thermozellen der Haut ununterbrochen äußere Temperaturen auf. Das Gehirn vergleicht diese Temperaturen mit den Körpertemperaturen und initiiert daraufhin gegebenenfalls Ausgleichsprozesse wie das kühlende Schwitzen bei Hitze oder das wärmegenerierende Kältezittern bei Kälte. Großflächige Verletzungen oder Versiegelungen der Haut können daher durchaus tödlich sein, aber der daraufhin eintretende Tod hätte wenig mit der Perspiration zu tun.

Hinsichtlich der Perspiration können nichtsdestotrotz gesundheitliche Beschwerden auftreten. Stoffwechselstörungen und Stoffwechselkrankheiten sowie falsche Ernährungsgewohnheiten oder psychische Problematiken können sich zum Beispiel in einer übermäßigen Perspiration im Sinne einer überdurchschnittlichen Normausdunstung über die Haut bemerkbar machen. Überdurchschnittliche Perspiration kann bis zu einem gewissen Grad allerdings auch genetisch bedingt sein, so speziell im Bereich der Hände und Füße.

Ein Sonderfall liegt bei der sogenannten Hyperhidrose vor. Dieser Ausdruck bezieht sich auf eine Überfunktion der Schweißdrüsen, die an der normalen Perspiration eigentlich nicht beteiligt sind. Der Hyperhidrose können verschiedene Ursache zu Grunde liegen. Krankheiten wie die Tuberkulose, Malaria oder Diabetes und Schilddrüsenüberfunktionen kommen genauso als Ursache infrage, wie Tumore, Medikamenteneinnahme oder die Wechseljahre. Wegen der Überfunktion der Schweißdrüsen findet bei Menschen mit Hyperhidrose im Grunde überhaupt keine Perspiration, sondern fast ausschließlich Transpiration statt.

Quellen

  • Dirschka, T., Hartwig, R.: Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2011
  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Sterry, W., Paus, R.: Checkliste Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010

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