Herzdruckmassage

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) wird bei akutem Herzversagen durchgeführt. Bei richtiger Anwendung hat der Patient eine gute Chance wieder reanimiert zu werden. Bei zu spätem Beginn oder nicht fachgerechtem Einsatz der Herzdruckmassage, kann durch Sauerstoffmangel das Gehirn innerhalb von drei Minuten irreparable Schäden nehmen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Herzdruckmassage?

Die Herzdruckmassage ist eine lebensrettende Sofortmaßnahme. Sie kommt zum Einsatz, wenn bei einer Person ein Kreislaufstillstand festgestellt wird.

Die Herzdruckmassage ist eine lebensrettende Sofortmaßnahme. Sie kommt zum Einsatz, wenn bei einer Person ein Kreislaufstillstand festgestellt wird. Die Durchführung sollte umgehend begonnen werden. Die Chancen auf eine erfolgreiche Wiederbelebung sinkt minütlich um 10 Prozent. Nach zehn Minuten liegt die Chance für eine erfolgreiche Reanimation bei 0 Prozent, das Gehirn ist klinisch tot.

Die HLW muss solange ausgeführt werden, bis ein Teil des Rettungspersonals eintrifft und übernimmt oder die Person wieder zu atmen anfängt.

Funktion, Wirkung & Ziele

Bevor die Herzdruckmassage ausgeführt werden kann, muss überprüft werden, ob die bewusstlose Person wirklich nicht mehr atmet. Um das herauszufinden, kniet man sich neben den Verletzten. Nun wird der Kopf vorsichtig nach hinten überstreckt, um die Atemwege freizumachen.

Dafür wird eine Hand auf die Stirn und die andere auf das Kinn des Bewusstlosen gelegt. Nun wird der Kopf nach hinten geneigt und das Kinn leicht angehoben. Jetzt hält man sein eigenes Ohr dicht an den Mund und die Nase, um die eventuell ausgestoßene Luft zu hören und an der Wange zu spüren. Dabei wird gleichzeitig beobachtet, ob sich der Brustkorb hebt und senkt. Dieser Vorgang sollte nicht mehr als zehn Sekunden in Anspruch nehmen.

Ist keine Atmung festzustellen, wird sofort die Rettung unter der Nummer 112 verständigt. Danach ist unverzüglich mit der Herzdruckmassage anzufangen. Dazu wird mögliche, störende Kleidung und Schmuck ausgezogen oder hochgeschoben, um so den Oberkörper freizulegen. Bei Frauen muss gegebenenfalls der Büstenhalter entfernt werden.

Dann legt man den Handballen einer Hand auf die Mitte des Brustkorbs des Verletzten und den anderen Handballen zur Unterstützung auf die eigene Hand und verschränkt die Finger ineinander. Nun wird ein gleichmäßiger Druck mit den Händen auf das Brustbein ausgeführt. Mit ausgestreckten Armen, von oben nach unten, muss das Brustbein etwa fünf bis sechs Zentimeter nach unten gedrückt werden. Anschließend entlastet man den Oberkörper wieder, aber ohne die Hände vom Brustkorb zu nehmen. Die beiden Phasen (Druck und Entlastung) sollten dabei eine gleichlange Zeitspanne umfassen.

Dies muss nun 30 mal mit etwas weniger als zwei Kompressionen pro Sekunde (Frequenz: 100 bis 120-mal pro Minute) wiederholt werden. Danach muss die betroffene Person beatmet werden. Mit Daumen und Zeigefinger einer Hand werden die Nasenflügel gut verschlossen, damit keine Luft nach außen dringen kann. Den Mund der bewusstlosen Person leicht öffnen und eventuelle Fremdkörper wie Erbrochenes oder Gebisse entfernen. Dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass der Kopf ordnungsgemäß nach hinten übersteckt wird, damit auch wirklich die Atemwege frei sind.

Jetzt selbst normal einatmen. Dann mit den eigenen Lippen den Mund des Verletzten dicht verschließen und gleichmäßig eine Sekunde Luft hineinblasen. Gleichzeitig sollte beobachtet werden, ob sich der Brustkorb der Person leicht hebt, um zu sehen, ob die Beatmung erfolgreich ist. Den Vorgang ein zweites mal wiederholen. Alternativ kann auch der Mund der Person zugehalten und durch die Nase Luft in den Körper geblasen werden.

Sollte die Person nicht auf die Maßnahmen reagieren, wird mit der Herzdruckmassage fortgesetzt, immer im Rhythmus von 30 Kompressionen und 2 Beatmungen. Die Herz-Lungen-Wiederbelebung kann beendet werden, wenn der Rettungsdienst eintrifft oder die betroffene Person wieder Lebenszeichen von sich gibt (Atmung, Bewegungen, Husten). Bei Atmung, aber anhaltender Bewusstlosigkeit, muss der Verletzte in die stabile Seitenlage gedreht werden.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Bei Säuglingen und Kindern weichen die Methoden leicht ab. Aber auch hier gilt die 30:2 Regel. Säuglinge (bis zum 1. Lebensjahr) dürfen keinem so großen Druck ausgesetzt werden wie Erwachsenen. Bei ihnen soll nur eine Drucktiefe von etwa 2 Zentimeter erreicht werden. Außerdem wird hier zuerst mit 5 Beatmungen angefangen, anschließend für eine Minute Herzdruckmassage im Rhythmus von 30 Kompressionen und 2 Beatmungen. Dann wird der Notruf abgesetzt und sofort die Herz-Lungen-Wiederbelebung fortgeführt.

Bei Kindern (bis zur Pubertät, danach werden sie wie Erwachsene behandelt) sollte der Druck nicht mehr als 2 bis 4 Zentimeter betragen. Aber auch hier beginnt man zuerst mit 5 Beatmungen und fängt erst danach mit der Herzdruckmassage (30:2) an. Sollten Fremdkörper oder andere Ursachen eine Beatmung nicht möglich machen, wird nur die Kompressionen auf den Brustkorb ausgeführt.

Befindet sich in der Nähe ein AED (Automatischer Externer Defibrillator), sollte dieser eingesetzt werden, da dadurch die Chancen des Verletzten stark ansteigen. Er ist sehr einfach zu bedienen, da nach dem Einschalten alle wichtigen Schritte von dem Gerät laut ausgesprochen werden und sie nur befolgt werden müssen. Das Gerät entscheidet selber, ob es sinnvoll ist einen elektrischen Schock auszulösen. Trotz des AED muss eine Herzdruckmassage ausgeführt werden, denn das Gerät ist für eine Reanimation alleine nicht ausreichend. Der AED kann auch bei Kindern eingesetzt werden, es sei denn, es befinden sich keine speziellen Elektroden bei dem Gerät. Oder es ist ein Warnhinweis aufgedruckt, ihn nicht bei Kindern zu benutzen.

Quellen

  • Müller, S.: Notfallmedizin. Thieme, Stuttgart 2011
  • Scholz, J., Sefrin, P., Böttiger, B.W., Dörges, V., Wenzel, V. (Hrsg.): Notfallmedizin. Thieme, Stuttgart 2012
  • Ziegenfuß, T.: Notfallmedizin. Springer, Heidelberg 2011

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