Herztransplantation
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Herztransplantation bezeichnet man eine Organverpflanzung von einem Spender zu einem Empfänger.
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Was ist die Herztransplantation?
Im Rahmen einer Herztransplantation wird das noch aktive Herz eines Spenders bei einem Empfänger eingepflanzt. Eine Herztransplantation ist vor allem bei Herzinsuffizienz notwendig, wenn die Überlebensrate weniger als ein Jahr beträgt. Diese wird mit Hilfe eines Score berechnet, wobei folgende Parameter herangezogen werden:
- der mittlere Blutdruck
- die Herzfrequenz
- die maximale Sauerstoffaufnahme
- die Auswurffraktion
- eine Koronare Herzerkrankung als Ursache der Herzschwäche
- wenn ein Blockbild im EKG vorliegt
- der pulmonalkapilläre Verschlussdruck
Funktion, Wirkung & Ziele
Eine Transplantation ist vor allem dann von Nöten, wenn der Herzmuskel irreversibel geschädigt ist, alle Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft wurden und dadurch die Lebenserwartung des Betroffenen deutlich reduziert ist. In diesem Fall kommen Patienten nach Absprache mit dem Kardiologen auf eine Warteliste zur Transplantation. Die Wartezeit hängt dabei von der Größe, dem Gewicht bzw. der Blutgruppe des Organempfängers ab. Bis zur Transplantation kann die Zeit eventuell mit einem Kunstherz überbrückt werden, dieses unterstützt allerdings nur den schwachen Kreislauf der Patienten. Längerfristig kann ein Kunstherz jedoch nicht eingesetzt werden, die maximale Laufzeit liegt bei etwa drei Jahren.
Transplantationen werden abgelehnt, wenn der Empfänger sich nicht bereit erklärt bzw. nicht in der Lage ist, bei den erforderlichen Untersuchungen bzw. Behandlungen mitzuwirken. Ein weiteres wichtiges Kriterium für die Organzuteilung ist die Erfolgsaussicht auf Grundlage des Transplantationsgesetzes. Sind alle Voraussetzungen für eine Operation gegeben, so wird der Patient auch bei Eurotransplant gemeldet, wo man alle potentiellen Empfänger von Spenderorganen erfasst. Im Durchschnitt warten die Patienten auf eine Transplantation mehrere Monate, wobei sehr kritische Fälle Vorrang haben.
Aufgrund der unvorhersehbaren Verfügbarkeit eines passenden Spenderorgans ist eine Operation nicht planbar und erfolgt daher immer akut. Daher können Eingriffe auch am Wochenende oder in der Nacht stattfinden. Der Organempfänger wird sofort ins Krankenhaus bestellt und die Klinik organisiert die Organentnahme bzw. den Transport des Spenderorgans, das oft hunderte Kilometer weit entfernt ist. Da ein explantiertes Herz außerhalb des Körpers nur einige Stunden überleben kann, muss die Kommunikation perfekt abgestimmt sein. Nachdem das Spenderherz entnommen wurde, wird es in einer vier Grad kalten Lösung konserviert und zum Empfänger transportiert.
Die explantierenden Ärzte kontrollieren außerdem die Qualität des Organs. Bestehen bezüglich der Funktion des Spenderherzens Bedenken, so kann die Operation noch abgebrochen werden, ohne dass der Empfänger zu Schaden kommt. Damit lange Wege vermieden werden können, sucht man zunächst in der Umgebung des Spenders nach einem passenden Empfänger. Das Herz wird erst dann entnommen, wenn die Transplantation innerhalb der nächsten vier Stunden erfolgen kann. Trifft das Spenderherz in der Klinik ein, so beginnt man mit der Entnahme des erkrankten Herzens. Die Blutversorgung der Organe wird in dieser Zeit von der Herz-Lungen-Maschine übernommen. Die Adern, die in den Körperkreislauf bzw. zur Lunge führen, durchtrennt der Chirurg so, dass ein Teil vom rechten bzw. linken Vorhof stehen bleibt.
Anschließend wird das Spenderherz an die Gewebereste angenäht. Das neue Herz wird an den Blutkreislauf angeschlossen und kann dann die Pumpleistung wieder aufnehmen. Nach der Herztransplantation wird eine Intensivtherapie angeschlossen, die ungefähr sieben Tage dauert. Die Organempfänger werden maximal immunsupprimiert, damit eine Abstoßung des Organs verhindert werden kann. Das Risiko für eine Infektion ist in dieser Zeit am höchsten, daher müssen die Patienten isoliert werden. Die Abstoßungskrisen erfolgen zumeist in Etappen.
Wenn sie in den ersten drei Monaten etwa alle zwei Wochen auftreten, so erfolgt nach einiger Zeit eine Stabilisierung. Anschließend erfolgt eine Rehabilitation auf der Normalstation, die etwa drei bis vier Wochen dauert. Im ersten Jahr sind darüber hinaus auch regelmäßige Kontrollen notwendig. Der Arzt entnimmt dabei Gewebe aus dem Herzen, um so die Immunsuppression aufzeichnen zu können. Durch die Gewebeproben kann er feststellen, ob das Organ eventuell abgestoßen wird. Bei einer mittleren oder schweren Abstoßungsreaktion werden die Patienten mit Cortison behandelt.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
- Erkrankungen der Leber, Lunge oder Nieren
- Diabetes
- Gefäßerkrankungen der Bein- bzw. Halsarterien
- Drogen- oder Alkoholmissbrauch
- Alter von mehr als 60 Jahren
- akute Lungenembolie
- bestimmte Systemerkrankungen wie beispielsweise Gewebsentartungen
Wichtig ist, dass die Patienten selbst ihren Körper sehr genau beobachten, um eine eventuelle Veränderung zu bemerken. Mögliche Symptome, die auf eine Abstoßung hinweisen, sind:
- Gewichtszunahme durch Wasseransammlungen im Körper
- Luftnot
- Temperaturanstieg
- Herzrhythmusstörungen
- geringere Belastbarkeit
Quellen
- Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
- Nürnberger, H.: Klinikleitfaden Chirurgie. Urban & Fischer, München 2010
- Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004