Hyperämie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 3. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Wenn in irgendeiner Stelle des Körpers auffallend viel Blut versammelt ist und eine Rötung mit Schwellung entsteht, spricht man von einer Hyperämie. Oft hat sich aufgrund einer Reizung, einem Insektenstich oder einer Entzündung ein Blutgefäß erweitert. Eine Hyperämie kann auch künstlich erzeugt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Hyperämie?

Die künstlich hervorgerufene Hyperämie kann therapeutischen Nutzen haben und wird beispielsweise im Rahmen der Hydro-, Reizstrom- oder Elektrotherapie, aber auch in der Orthopädie zur Behandlung von Muskelzerrungen angewendet.
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Die Definition einer Hyperämie ist folglich:

Als Gegensatz zur Ischämie, die durch ein Unterangebot von Blut entsteht wie beim Morbus Raynaud, ist die Hyperämie durch ein Überangebot von Blut gekennzeichnet.

Betroffen von der verstärkten Durchblutung sind bestimmte Organe oder eine Gewebepartie. Diese verstärkte Durchblutung wird durch bläuliche oder rötliche Verfärbungen der Haut sichtbar. Zudem ist die betroffene Hautpartie besonders warm.

Ursachen

Die Ursachen einer Hyperämie liegen oft in einer Entzündung oder Reizung. Bei einer Infektion kommt es an entsprechender Stelle zu einem Blutandrang. Man spricht dann von einer endogenen Hyperämie, weil die Ursache im Körper selbst liegt. Außerdem kommen Anomalien oder Probleme im Blutkreislauf als Verursacher einer Hyperämie in Frage.

Exogene bzw. äußere Ursachen können aber ebenfalls eine Hyperämie auslösen. Man kann zum Beispiel durch Auftragen einer gefäßerweiternden oder durchblutungsfördernden Salbe oder durch Einnahme eines PDE-5-Hemmers wie Viagra eine Hyperämie erzeugen. Einen ähnlichen Effekt kann durch die Applikation von Salben mit Insektengift oder Chilischoten erreicht werden, um einen Hexenschuss zu behandeln.

Eingesetzt wird eine exogene Hyperämie beispielsweise bei der kapillären Blutgasanalyse, aber auch wenn eine Mehrdurchblutung eines Körperteils erwünscht ist. Von einer reaktiven Hyperämie wird gesprochen, wenn der Blutfluss im Arm zum Messen des Blutdrucks mit einer Manschette gestaut wird.

Auch nach Kälteeinwirkungen kann eine reaktive Hyperämie eintreten. Bei der Gefäßerkrankung Morbus Raynaud kommt es anfallsweise zu einer Entleerung der Finger und Zehen von Blut. Dieses Phänomen macht sich durch weiße, blutleer wirkende Finger und Zehen bemerkbar. Dann können plötzlich schmerzhafte Blutschübe oder Hyperämien in den Gliedmaßen auftreten.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bei einer Hyperämie kommt es zu einer Mehrdurchblutung bestimmter Organe und Regionen im Körper, sodass sich betroffene Stellen oftmals rötlich bis bläulich verfärben können. Betroffene Personen klagen zudem über ein unangenehmes Wärmegefühle, das bei einer anhaltenden Hyperämie entsteht. Bleibt eine solche Hyperämie ohne jegliche Behandlung, so kann es zu dauerhaften Schäden im Hautgewebe kommen.

Das bereits erwähnte Wärmegefühl dauert so lange an, wie die Hyperämie besteht. Unter gewissen Umständen können einzelne Blutgefäße sogar platzen, wenn durch eine solche Mehrblutung der Druck zu groß wird. Die Blutung kann im Extremfall sogar nach Außen dringen, sodass eine ärztliche Versorung unerlässlich wird. Ein weiteres Symptom einer Hyperämie ist ein stets anhaltendes Druckgefühl, das unmittelbar in der betroffenen Region auftritt.

Durch den großen Blutfluss entsteht zumeist auch ein allgemeines Unwohlsein, sodass betroffene Personen oftmals sehr geschwächt und krank daherkommen. Kleinere oder auch größere Schwellungen sind ein weiteres Symptom für eine Hyperämie. Durch die Stauung von Blut entstehen Schwellungen, da das Blut nicht richtig im Krper zirkulieren kann. Häufig ist eine medikamentöse und ärztliche Behandlung notwendig, um diese Beschwerden beseitigen zu können. Andernfalls ist mit einer erheblichen Zunahme und Verstärkung der einzelnen Symptome zu rechnen.

Diagnose & Verlauf

Diagnose und Verlauf der Hyperämie müssen unterschiedlich bewertet werden. Die künstlich hervorgerufene Hyperämie kann therapeutischen Nutzen haben und wird beispielsweise im Rahmen der Hydro-, Reizstrom- oder Elektrotherapie, aber auch in der Orthopädie zur Behandlung von Muskelzerrungen angewendet.

Hier bedarf es keiner, auf die Hyperämie bezogenen, Diagnose. Auch nach körperlichen Belastungen oder als Folge von Insektenstichen kann eine Hyperämie entstehen. Sie hat aber keinen Krankheitswert. Die Rötung bildet sich so spontan zurück wie sie gekommen ist. Als Hyperämie bezeichnet man auch die Reaktion des männlichen Körpers auf die Einnahme von Viagra und ähnlichen Potenzmitteln, die den Blutandrang im Penis steigern.

Taucht ein Blutandrang bzw. eine Hyperämie jedoch ohne sichtbaren Grund und ohne Auslösung durch einen Therapeuten, ein Insekt oder ein durchblutungssteigerndes Medikament auf, sollte man an eine Entzündung denken. Hier ist ärztliche Diagnostik sinnvoll. Der Verlauf der Hyperämie richtet sich nach der Diagnose und der Behandlung.

Komplikationen

Durch die Hyperämie kommt es zu einer übermäßigen Ansammlung an Blut in einem bestimmten Bereich des Körpers. Diese Ansammlung muss nicht zwingend mit besonderen Beschwerden oder Komplikationen verbunden sein, kann allerdings in einigen Fällen auch lebensgefährlich werden. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn es aufgrund von Bluthochdruck zur Hyperämie kommt und diese nicht behandelt wird.

Dabei kann es im schlimmsten Falle zu einem Herzinfarkt und damit zum Tode des Patienten kommen. Weiterhin können auch Insektenstiche für die Hyperämie verantwortlich sein, wobei die Beschwerden in der Regel ohne Komplikationen wieder von alleine verschwinden. Sollte sich das Blut stauen, so kann es zu ernsthaften Erkrankungen am Herzen oder an der Leber kommen, die für den Patienten lebensgefährlich sein können.

Oft treten die Symptome nicht sofort ein, wodurch eine frühzeitige Behandlung erschwert wird. Die Behandlung der Hyperämie muss nicht in jedem Fall erfolgen. Oft tritt das Symptom nach einer ausdauernden sportlichen Aktivität auf und führt dabei zu keinen Komplikationen. Sollte es zu Bluthochdruck kommen, so müssen entsprechende Medikamente eingenommen werden, um diesen zu lösen. In der Regel wird die Lebenserwartung durch die Krankheit nicht eingeschränkt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Der Betroffene sollte einen Arzt konsultieren, sobald er Stauungen des Blutes im Organismus bemerkt. Nimmt die Stauung zu oder breitet sie sich weiter aus, ist schnellstmöglich ein Arzt aufzusuchen. Kommt es ohne einen Sturz oder eine Prellung immer wieder zu starken Verfärbungen der Haut, ist eine Kontrolluntersuchung bei einem Arzt notwendig. Bei Schwellungen oder einem Druckgefühl im Körperinneren, sind die Anzeichen untersuchen und behandeln zu lassen.

Da es ohne eine medizinische Versorgung zu einem frühzeitigen Ableben des Patienten kommen kann, sollte bei einem Krankheitsgefühl, Störungen des Herz-Rhythmus, Schlafunterbrechungen oder einem allgemeinen Unwohlsein ein Arzt aufgesucht werden. Treten Funktionsstörungen auf, kommt es zu Problemen der Verdauung oder Unregelmäßigkeiten bei der Atmung, ist ein Arztbesuch anzuraten. Bei kalten Füßen oder kalten Fingern sind oftmals Durchblutungsstörungen die Ursache, die eine Untersuchung nötig machen.

Ein Abfall des üblichen Leistungsniveaus, ein Völlegefühl oder ein Gefühl der Schwere, sind von einem Arzt begutachten zu lassen. Kommt es zu Kopfschmerzen, innerer Hitze oder Schweißausbrüchen, ist ein Arztbesuch zu empfehlen. Bei emotionalen Schwierigkeiten, Stimmungsschwankungen oder einer erhöhten Reizbarkeit wird ein Arzt benötigt. Kommt es zu Bewusstseinsstörungen oder einem plötzlichen Zusammenbruch, muss der Rettungsdienst alarmiert werden. Es liegt ein Notfall vor, der lebensrettende Maßnahmen erfordert.

Behandlung & Therapie

Eine Behandlung ist bei manchen Formen der Hyperämie nicht nötig. Hat man zum Beispiel nach einem Krafttraining, einer inneren Erregung oder nach einem Saunagang einen auffallenden Blutandrang, hat dieser in der Regel keinen Krankheitswert.

Einen Insektenstich wird gekühlt. Entzündet er sich, müssen Salben zur Anwendung kommen. Bei allergischer Neigung kann eine Desensibilisierungstherapie angedacht werden. Viagra-bedingter Blutandrang ist bei Bluthochdruckerkrankungen kontraindiziert. Er kann unterschiedlich lange dauern und ist bei sachgerechtem Einsatz des Potenzmittels an sich nicht therapiebedürftig.

Eine entzündungsbedingte Hyperämie muss behandelt werden. Je nachdem, ob die Entzündung oberflächlich oder in der Tiefe des Körpers stattfindet, fällt die Therapie aus. Bei einer Entzündung an der Oberfläche kann man abschwellende, kühlende oder entzündungshemmende Salben auftragen. Liegt die Ursache aber tiefer, muss die Therapie anders ausfallen.

Bei passiver Hyperämie - beispielsweise bei venösen Blutstauungen oder Thrombosen, bei einer Herzinsuffizienz oder einer Leberzirrhose - muss die Ursache ermittelt und entsprechend behandelt werden. In solchen Fällen ist eine Hyperämie eine Begleiterscheinung, die als Anzeiger einer tiefer liegenden Erkrankung anzusehen ist.


Vorbeugung

Eine Vorbeugung gegen das Auftreten einer Hyperämie gibt es so gesehen nicht. Ein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung und einer guten Ernährung, hilft aber bei fast allen Erkrankungen zur Vorbeugung.

Nachsorge

Ebenso wie die Behandlung hängt auch die Nachsorge der Hyperämie davon ab, wo sich die Entzündung befindet. Zur Therapie und Nachbehandlung von oberflächlichen Entzündungen reichen meistens kühlende und abschwellende Salben aus, welche die Infektion hemmen. Bei tiefer liegenden Ursachen erfolgt hingegen eine andere Nachsorge, die sich an der vorigen ärztlichen Therapie orientiert.

Für die Kühlung von oberflächlich betroffenen Stellen eignen sich auch Kältepackungen. Auch weitere Hausmittel wie Teebaumöl und Basilikum können helfen, die Hautreizung und den Schmerz zu lindern. Des Weiteren stehen homöopathische Mittel zur Verfügung, beispielsweise Produkte auf der Basis von Arnika oder Zaunrübe.

Wenn der typische Blutandrang aufgrund einer Viaga-Überdosierung entstanden ist, verschwindet er auch ohne Behandlung nach einer Weile. Trotzdem sollten sich die Betroffenen überlegen, ob ein anderes Mittel für sie besser ist. Wenn häufiger Beschwerden auftauchen, ist ein Termin in der Arztpraxis ratsam.

Hier klärt der Mediziner die gesundheitlichen Umstände der Patienten und gibt entsprechende Empfehlungen ab. Gerade im Zusammenhang mit Herzinsuffizienz, Thrombosen oder Leberzirrhose kann das Risiko für die Betroffenen andernfalls steigen. Eine gesundheitsbewusste Lebensweise mit ausreichend sportlicher Betätigung und einem nährstoffreichen Speiseplan ist in jedem Fall förderlich.

Das können Sie selbst tun

Eine Hyperämie muss nicht unbedingt ärztlich behandelt werden. Tritt die Blutansammlung nach einem Insektenstich auf, genügt es meist, die betroffene Stelle zu kühlen. Wenn sich der Stich entzündet, kann eine Salbe aufgetragen werden. Ähnliches gilt für eine entzündungsbedingte Hyperämie. Neben der Anwendung von Kältepackungen bieten sich außerdem verschiedene Hausmittel an.

Zum Beispiel kann die betroffene Hautstelle mit Teebaumöl oder frischem Basilikum behandelt werden. Bewährte Alternativen aus der Homöopathie sind Globuli mit Arnika, Zaunrübe oder Giftsumach. Blutandrang in Folge einer Viagra-Überdosierung verschwindet nach einigen Minuten bis Stunden von selbst wieder. Dennoch sollte über einen Wechsel auf ein anderes Medikament nachgedacht werden.

Bei regelmäßigen Beschwerden ist ein Besuch beim Arzt angezeigt. Liegt eine passive Hyperämie vor – etwa durch Herzinsuffizienz, Leberzirrhose oder Thrombosen –, sollte ein Mediziner konsultiert werden. Betroffene sollten selbst mögliche Ursachen ermitteln und den Arzt darüber informieren. Ist die Grunderkrankung schon bekannt, muss unter Umständen die Behandlung angepasst werden. Wenn eine Hyperämie ohne erkennbare Ursache auftritt, sollte der Betroffene zeitnah einen Arzt aufsuchen und den Blutandrang untersuchen lassen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Lehnert, H., Werdan, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2006
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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