Inversio uteri

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Inversio uteri ist eine Form des Uterusprolaps, die bei der Geburt auftreten kann und in Rahmen der Geburtshilfe als gefährlich Komplikation gilt. Der Uterus stülpt sich dabei komplett oder inkomplett in die Vagina ein oder aus der Scheide heraus. Die Behandlung erfolgt unter Vollnarkose und entspricht einer Repositionierung des Uterus.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Inversio uteri?

Die Inversio uteri ist wie jeder andere Gebärmuttervorfall extrem schmerzvoll für die Patientin. Die komplette Uterusinversion ist auf den ersten Blick ersichtlich.
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Als Uterusprolaps sind verschiedene Vorfälle der Gebärmutter bekannt, die das Organ durch den Geburtskanal zum Teil bis hin zum Austritt nach außen drücken. Die Vagina stülpt sich bei einem Gebärmuttervorfall oft aus, sodass eine kombinierter Scheidenvorfall vorliegt. Gebärmuttervorfällen liegt das Versagen des haltenden Bänderapparats zugrunde. Ein Gebärmuttervorfall während der Geburt ist das Inversio-uteri-Phänomen.

Bei diesem Vorfall stülpt sich wie für Gebärmuttervorfälle charakteristisch die Gebärmutter in die Vagina ein. Inversio uteri zählt zu den mitunter gefährlichsten Notfällen der Geburtshilfe und wird als eine Komplikation während der Geburt verstanden. Die Inversion de Uterus wird mit einer Häufigkeit zwischen einem Fall zu 20.000 angegeben. Damit kommt das Phänomen relativ häufig vor.

Der Vorfall wird nach seiner Ausprägung in eine Gruppe zwischen Grad eins und Grad vier eingeteilt. Grad vier entspricht der vollständigen Inversion. Bei der Ausprägung dritten Grades liegt der Fundus bereits in der Scheide. Bei Grad zwei liegt er dagegen auf derselben Höhe wie das Ostium internum und Grad eins liegt vor, wenn der Fundus ins Cavum uteri drängt.

Ursachen

Die Ursache für eine Inversio uteri ist meist in Fehlern auf Seiten der Geburtshelfer zu suchen. So kann zum Beispiel ein unangemessen starker Zug an der Nabelschnur das Phänomen verursachen, solange der Uterus nicht kontrahiert. Eine ebenso denkbare Ursache ist ein erhöhter Druck des Fundus. Ein hoher Fundusdruck kann vor allem in Kombination mit der Bauchpresse eine Inversio uteri begünstigen.

Viele Faktoren spielen eine zusätzlich begünstigende Rolle. Dazu zählen vor allem konstitutionelle Faktoren wie eine unterentwickelte Anlage der Gebärmutter. Auch lediglich schwache Ligamente oder Strukturen des Uterusbindegewebes können das Phänomen begünstigen. Die betroffenen Frauen sind außerdem oft leptosom. Die Ursache spielt für die Behandlung des Phänomens nur eine äußerst geringe Rolle. Allerdings sollten Frauen mit hypoplastischen Uteri, leptosome Frauen und solche mit schwachem Bindegewebe über ihre allgemeine Disposition für Gebärmuttervorfälle aufgeklärt werden.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Inversio uteri ist wie jeder andere Gebärmuttervorfall extrem schmerzvoll für die Patientin. Die komplette Uterusinversion ist auf den ersten Blick ersichtlich. Die inkompletten Formen sind schwerer zu erkennen, da sich der Uterus dabei als diffus blutige Masse in den Bereich der Scheide schiebt. Da der Gebärmuttervorfall meist mit hohem Blutverlust assoziiert ist, entsteht aus einer Inversio uteri oft schnell ein hypovolämischer Schock.

Dabei handelt es sich um einen sogenannten Volumenmangelschock, der bei einer starken Verminderung des zirkulierenden Bluts entsteht. Das erste Stadium dieses Schockzustands zeichnet sich durch kühle und blasse Haut aus. Im zweiten Stadium ist dieses Symptom mit einer Tachykardie und systolischem Blutdruck unter 100 mmHg vergesellschaftet, wobei die Halsvenen im Liegen kollabieren und die Patienten über Durst klagen. Im dritten Stadium fällt der Blutdruck unter 60 mmHg, der Puls ist kaum mehr tastbar und die Atmung ist flach und schnell. Zusätzlich treten Bewusstseinsstörungen ein.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Diagnostik einer Inversio uteri ist umso schwerer, wenn eine inkomplette Form des Phänomens vorliegt. Geburtshelfer und Ärzte erkennen inkomplette Uterusvorfälle meist nur aufgrund von Erfahrung und diagnostizieren den Gebärmuttervorfall blickdiagnostisch. Die Prognose hängt stark von der Zeitspanne ab, die zwischen dem Vorfall und der Diagnose liegt. Je später eine Inversio uteri erkannt wird, desto eher verursacht sie ernstzunehmende Komplikationen.

Komplikationen

Die Inversio uteri stellt einen sehr gefährlichen Zustand dar, der bei der Geburt auftreten kann. In der Regel kommt es dabei für das Kind und für die Mutter zu erheblichen Komplikationen, die das Leben der beiden einschränken können. In der Regel kommt es bei der Mutter zu extrem starken Schmerzen. Diese können mit Hilfe von Schmerzmitteln eingeschränkt werden.

Ebenso ist die Inversio uteri mit einem sehr starken Blutverlust verbunden, sodass die Patientin auch das Bewusstsein verlieren kann. Dabei kann es zur Ausbildung eines Schockzustandes kommen. Ebenso kann der Blutdruck soweit abfallen, dass der Puls der Mutter nicht mehr ertastet werden kann. In der Regel treten dabei auch Bewusstseinsstörungen auf.

Sollte die Inversio uteri nicht rechtzeitig behandelt werden, kann es im schlimmsten Falle zum Tode der Mutter kommen. Die Behandlung der Inversio uteri erfolgt dabei durch einen operativen Eingriff und wird direkt nach der Diagnose durchgeführt. Dabei können die meisten Beschwerden eingeschränkt werden, sodass es zu keiner Gefahr mehr für das Kind oder für die Mutter kommt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Schwangere Frauen, die plötzlich starke Schmerzen im Unterleib verspüren, sollten sofort den Rettungsdienst rufen oder das nächste Krankenhaus aufsuchen. Weitere Warnzeichen wie ein hoher Blutverlust, Krämpfe oder Anzeichen eines Schocks sind sofort abzuklären. Die Inversio uteri ist ein medizinischer Notfall, der unbehandelt für Mutter und Kind tödlich verlaufen kann. Darum sollten die Betroffenen umgehend einen Arzt aufsuchen. Sollten sich Bewusstseinsstörungen oder sogar ein hypovolämischer Schock einstellen, müssen Erste-Hilfe-Maßnahmen geleistet werden.

Die betroffene Frau muss anschließend in einem Krankenhaus behandelt werden. Nach der initialen Behandlung sind weitere Untersuchungen notwendig, um die Gesundheit von Mutter und Kind zu gewährleisten. Frauen mit schwachem Bindegewebe, hypoplastischem Uteri oder einer allgemeinen Disposition für Gebärmuttervorfälle sind besonders anfällig für eine Inversio uteri. Sie sollten gerade in den letzten Schwangerschaftsmonaten sorgfältig auf ungewöhnliche Symptome achten und außerdem enge Rücksprache mit dem Gynäkologen halten. Bereits bei ersten Anzeichen eines Vorfalls muss der Frauenarzt oder ein Allgemeinmediziner aufgesucht werden.

Behandlung & Therapie

Zur Behandlung eines vorgefallenen Uterus muss die Patienten möglichst schnell in Narkose gelegt werden, um die Schmerzen zu minimieren und mit der Repositionierung der Gebärmutter beginnen zu können. Im Rahmen dieser Repositionierung lösen die Ärzte zunächst die Plazenta ab. Nach diesem Schritt muss der umgestülpte Uterus per Hand komprimiert werden.

Erst nach der Komprimierung wird die Gebärmutter in ihre ursprüngliche Position zurückgeschoben. Dabei muss das Organ vor allem den zervikalen Schnürring überwinden. Die Überwindung dieser Barriere kann sich mehr oder weniger schwierig gestalten. Falls die vaginale Repositionierung am Schürring scheitert, wird eine Laparotomie durchgeführt. Bei diesem Eingriff wird der Uterus in seine anatomisch normale Lage geschoben. Die glatte Muskulatur der Gebärmutter darf bei der Repositionierung nicht kontrahieren.

Kontraktionen des Uterus werden durch die Gabe von Medikamenten wie Nitroglycerin, Metasympathomimetika, Magnesium oder Inhalationsanästhetika aufgelöst. Sobald die Reposition abgeschlossen ist, kann durch die Gabe von Sulproston eine Tonisierung der Muskeln erfolgen. Bei den ersten Anzeichen eines hypovolämischen Schocks muss die Patientin außerdem mit einer Volumensubstitution versorgt werden.

Diese Volumensubstitution findet mit isoton kristalliner Salzlösung statt. Wenn bereits ein großer Blutverlust stattgefunden hat, müssen zusätzlich Erythrozytenkonzentrate oder Frischplasma gegeben werden. Um weitere Komplikationen des Schocks zu verhindern, finden außerdem Korrekturen der metabolischen Azidose, Prophylaxen gegen Schocknieren und Therapien des ARDS oder der DIC statt.


Aussicht & Prognose

Die Prognose der Inversio uteri ist bei den meisten Patientinnen günstig. Die Erkrankung tritt ausschließlich bei Frauen während der Niederkunft auf. Es handelt sich um eine Komplikation, die in schweren Fällen zu Beeinträchtigungen bei dem Neugeborenen sowie der Mutter führt. Findet die Geburt ohne eine ausreichende medizinische Betreuung durch Ärzte, Hebammen oder eines Pflegeteams statt, verschlechtert sich die Prognose deutlich. Zahlreiche Beschwerden wie Schmerzen, ein hoher Blutverlust sowie Krämpfe treten auf. Es kann darüber hinaus zu der Ausbildung eines schweren Traumata bei Mutter und Kind kommen. Die Wahrscheinlichkeit eines vorzeitigen Ablebens der Mutter ist gegeben.

Die Prognose ist verbessert, sobald die Geburt unter der Aufsicht eines ausgebildeten und erfahrenen Geburtshelfers stattfindet. Bei einer frühzeitigen Diagnosestellung stehen verschiedene Möglichkeiten der Behandlung zur Verfügung. Es wird eine intensivmedizinische Betreuung notwendig. Ziel ist es, einen Schockzustand rechtzeitig zu vermeiden. In den meisten Fällen ist ein operativer Eingriff notwendig, der zu einer Linderung der Beschwerden führt und das Überleben von Mutter sowie Kind sichert. Darüber hinaus ist die Gabe von Medikamenten üblich.

Kann der hohe Blutverlust rechtzeitig gestillt werden und verläuft der operative Eingriff ohne weitere Komplikationen, stellt sich allmählich eine Genesung ein. Viele Frauen klagen dennoch langfristig über Beeinträchtigungen im Unterleib.

Vorbeugung

Einer Inversio uteri lässt sich mit denselben Maßnahmen vorbeugen, die als generelle Vorbeugemaßnahmen gegen Gebärmuttervorfälle gelten. Zu diesen Maßnahmen zählt vor allem die regelmäßige Beckenbodengymnastik, die allgemeine Gewebeschwächen im Bereich des Beckenbodens reduziert.

Nachsorge

In der Regel stehen Betroffenen bei Inversio uteri keine besonderen Möglichkeiten der Nachsorge zur Verfügung. Dabei muss in erster Linie rechtzeitig ein Arzt kontaktiert werden, damit keine weitere Verschlechterung der Beschwerden eintritt und es auch nicht zu weiteren Komplikationen bei dieser Krankheit kommt. Eine frühe Diagnose mit der anschließenden Behandlung wirkt sich stets sehr positiv auf den weiteren Verlauf der Krankheit aus und kann dabei auch weitere Komplikationen verhindern.

In den meisten Fällen ist bei Inversio uteri ein operativer Eingriff notwendig, um diese Beschwerden zu lindern. Nach einem solchen Eingriff sollte sich der Betroffene auf jeden Fall ausruhen und seinen Körper auch schonen. Hierbei sollte von Anstrengungen oder anderen körperlichen und stressigen Tätigkeiten abgesehen werden, um den Körper nicht unnötig zu belasten.

Ebenfalls ist die Einnahme von verschiedenen Medikamenten notwendig. Hierbei ist immer auf die richtige Dosierung und auch auf die regelmäßige Einnahme der Arzneimittel zu achten, um die Beschwerden von Inversio uteri zu lindern. Bei Unklarheiten oder Fragen sollte ein Arzt konsultiert werden. In der Regel verringert die Krankheit nicht die Lebenserwartung des Betroffenen.

Das können Sie selbst tun

Eine Inversio uteri muss in jedem Fall intensivmedizinisch behandelt werden. Frauen, die Anzeichen eines vorgefallenen Uterus bemerken, sollten umgehend den Notarzt alarmieren und sich anschließend in eine liegende Position begeben. Ruhiges Atmen und sanfte Massagen können die mitunter sehr starken Schmerzen lindern, bis ärztliche Hilfe eintrifft.

Sollte es bereits zu einem großen Blutverlust gekommen sein, ist anschließend ein längerer Krankenhausaufenthalt angezeigt. Die Patientin sollte sich währenddessen schonen und die Anweisungen des zuständigen Arztes befolgen. Nach dem Krankenhausaufenthalt muss sich die betroffene Person weiterhin schonen, bis die Schmerzen vollständig abgeklungen sind. Bei typischen Folgeerscheinungen wie Krämpfen oder Blutungen wird am besten mit dem Frauenarzt gesprochen, der ein geeignetes Arzneimittel verschreiben kann.

Die Beschwerden lassen sich zum Beispiel durch Atemübungen, Massagen und natürliche Schmerzmittel lindern. Bewährte Mittel aus der Naturheilkunde sind Arnika und Teufelskralle. Auch leichte Beruhigungsmittel wie Johanniskraut können nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden, um die Schmerzen zu lindern und etwaige Krämpfe zu reduzieren. Um einer erneuten Inversio uteri vorzubeugen, sollte begleitend dazu regelmäßig Beckenbodengymnastik durchgeführt werden. Zudem ist nach der Behandlung eine engmaschige Überwachung durch den Gynäkologen angezeigt.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005
  • Stauber, M., Weyerstrahl, T.: Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013

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