Kawasaki-Syndrom bei Baby und Kind

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Kawasaki-Syndrom bei Baby und Kind

Das Kawasaki-Syndrom ist eine akute fieberhafte Erkrankung, die in erster Linie durch Entzündungsreaktionen der arteriellen Blutgefäße mit multipler Organbeteiligung gekennzeichnet ist und im Kleinkindalter (bis zum 5. Lebensjahr) auftritt. Das Kawasaki-Syndrom ist vor allem in Japan und mit zunehmender Häufigkeit auch in Deutschland (etwa 9 von 100.000 Kindern) anzutreffen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Kawasaki-Syndrom?

Säuglinge und Kleinkinder, die am Kawasaki-Syndrom erkrankt sind, leiden an einer schweren Entzündung der Gefäße im ganzen Körper. Die Entzündung ruft Symptome wie Fieber und Ausschlag hervor.
© Tomsickova – stock.adobe.com

Als Kawasaki-Syndrom (auch mukokutanes Lymphknotensyndrom) wird eine akute Fiebererkrankung bezeichnet, die in erster Linie im Kleinkindalter, insbesondere zwischen dem 2. und 5. Lebensjahr, auftritt und mit einer Vaskulitis, einer Entzündung der kleineren und mittleren Blutgefäße, einhergeht.

In den meisten Fällen manifestiert sich das anfänglich anderen Infektionskrankheiten, wie Scharlach oder Masern, sehr ähnliche Kawasaki-Syndrom zusätzlich anhand einer systemisch auftretenden Entzündung der inneren Organe.

Neben dem plötzlich auftretenden Fieber sind Lymphknotenschwellungen im Bereich des Nackens und des Halses (zervikale Lymphadenopathie), eine nichteitrige Konjunktivitis (Augenbindehautentzündung), Stomatitis (Entzündung der Mundschleimhaut) mit Erdbeerzunge bzw. Lackzunge, ein polymorphes Exanthem (nicht juckender, vielförmiger Ausschlag am Rumpf) sowie schuppende Erytheme (Rötungen) an Händen und Füßen charakteristisch für ein Kawasaki-Syndrom.

Ursachen

Die zugrundeliegenden Ursachen für das Kawasaki-Syndrom konnten bislang nicht geklärt werden.

Vermutet wird, dass das Kawasaki-Syndrom ätiologisch auf eine Infektion mit bisher nicht identifizierten Bakterien oder Viren zurückzuführen ist, auf deren Superantigene (toxisch wirkende Proteine der Erreger) die Immunabwehr der betroffenen Kinder infolge eines genetisch bedingten Defekts mit ausgeprägten Entzündungsreaktionen reagiert.

Für eine genetische Prädisposition (Veranlagung) spricht auch die bedeutend höhere Inzidenz (Anzahl der Neuerkrankungen) des Kawasaki-Syndroms in Japan im Vergleich zu Europa oder Nordamerika.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Säuglinge und Kleinkinder, die am Kawasaki-Syndrom erkrankt sind, leiden an einer schweren Entzündung der Gefäße im ganzen Körper. Die Entzündung ruft Symptome wie Fieber und Ausschlag hervor. Typisch für die Erkrankung ist ein schleichender Anstieg der Körpertemperatur, der üblicherweise mit Schüttelfrost, Mattigkeit und einem allgemeinen Unwohlsein verbunden ist.

Der Ausschlag zeigt sich in Form schmerzhafter Rötungen, die in jeder Körperregion auftreten können und gelegentlich Geschwüre oder Zysten ausbilden. Begleitend dazu kann es zu einer Bindehautentzündung und zu einer Schleimhautschwellung in Mund und Rachen kommen. Charakteristisch sind auch die roten Lippen und die rötliche Zunge, auch Erdbeerzunge. Bei frühzeitiger Behandlung werden die betroffenen Kinder normalerweise relativ schnell wieder gesund.

In schweren Fällen kann der Hautausschlag jedoch Narben hinterlassen oder zu bleibenden Sensibilitätsstörungen führen. Erfolgt keine Behandlung, besteht Lebensgefahr. Dann verschlimmern sich die Hautveränderungen, und das Fieber nimmt zu. Schließlich kann es zu Komplikationen des Herzens und dadurch zum Tod des Kindes kommen. Die Symptome treten meist zwischen dem ersten und dem achten Lebensjahr auf. Es können allerdings auch Jugendliche und junge Erwachsene betroffen sein. Besonders häufig tritt das Kawasaki-Syndrom bei Jungen auf.

Diagnose & Verlauf

Ein Kawasaki-Syndrom kann anhand der charakteristischen Symptome diagnostiziert werden. Neben dem akut auftretenden hohen Fieber müssen mindestens vier der Hauptsymptome der Erkrankung feststellbar sein, um von einem Kawasaki-Syndrom ausgehen zu können.

Daneben sollten ähnliche Infektionserkrankungen wie Masern oder Scharlach differentialdiagnostisch ausgeschlossen werden. Abgesichert wird die Diagnose durch eine Blutanalyse. So können sogenannte Autoantikörper (cANCA), gegen körpereigene Antigene gerichtete Antikörper, bei einem Kawasaki-Syndrom serologisch nachgewiesen werden. Auch eine erhöhte Leukozytenzahl (weiße Blutkörperchen) sowie ein erhöhter CRP-Wert (C-reaktives Protein) weisen als Entzündungsmarker auf ein mögliches Kawasaki-Syndrom.

Um eine Beteiligung der koronaren Gefäße (arterielle Herzkranzgefäße) bzw. ein Herzaneurysma (Ausstülpung der arteriellen Herzkranzgefäße) auszuschließen, sollte eine Echokardiographie (Herz-Ultraschall) durchgeführt werden.

Untherapiert kann ein Kawasaki-Syndrom zu einem Aneurysma des Herzens führen, das zu lebensbedrohenden Sekundärerkrankungen wie Myokarditis (Herzmuskelentzündung), Infarkten, Perikarditis (Herzbeutelentzündung) sowie Herzrhythmusstörungen führen kann, die sich maßgeblich auf die Langzeitletalität (Sterblichkeitsrate) auswirken. Bei rechtzeitiger Diagnose und Therapiebeginn ist die Prognose gut und die Erkrankung heilt in der Regel ohne Komplikationen aus.

Komplikationen

Durch das Kawasaki-Syndrom bei Baby und Kind kommt es in den meisten Fällen zu einem sehr starken Fieber. Die Betroffenen leiden dabei auch an einer Rotfärbung der Haut, der Lippen und der Zunge. Ebenso schwellen die Schleimhäute im Rachen und im Mund an, sodass es zu Beschwerden bei der Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeit kommt.

Nicht selten ist das Kawasaki-Syndrom bei Baby und Kind auch mit einem Ausschlag auf dem gesamten Körper und mit einer Entzündung der Bindehaut verbunden. Die Lebensqualität des Patienten wird durch dieses Syndrom erheblich eingeschränkt und verringert. Ohne Behandlung kann das Syndrom auch zu Beschwerden und Entzündungen am Herzen führen, die schließlich zum Tode des Betroffenen führen können.

Bei der Behandlung selbst kommt es in der Regel nicht zu besonderen Komplikationen und es stellt sich stets ein positiver Krankheitsverlauf ein. Diese erfolgt mit Hilfe von Medikamenten, die die Beschwerden und Symptome erheblich einschränken. Bei einer erfolgreichen Behandlung kommt es nicht zu weiteren Komplikationen oder zu einer verringerten Lebenserwartung. Auch Folgeschäden treten bei einer erfolgreichen Behandlung des Kawasaki-Syndrom bei Baby und Kind nicht auf.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Arztbesuch ist notwendig bei einem anhaltenden oder steigendem Fieber. Rötungen der Haut, eine Zunahme der Herztätigkeit sowie Veränderungen des Hautbildes, sind von einem Arzt begutachten und untersuchen zu lassen. Kinder, die bis zu einem Alter von 5 Jahren unter plötzlichen akuten Symptome leiden, die zu einer starken gesundheitlichen Beeinträchtigung führen, sind schnellstmöglich von einem Arzt behandeln zu lassen. Da das Kawasaki-Syndrom bei Babys und Kindern in schweren Fällen ohne eine medizinische Versorgung zu einem frühzeitigen Ableben führen kann, ist ein Arztbesuch bei den ersten Unregelmäßigkeiten zu empfehlen.

Rote Verfärbungen der Lippen und der Zunge, die einer Erdbeerfarbe gleichen, müssen untersucht werden. Schwellungen der Lymphe, Schmerzen der Lymphknoten oder eine Veränderung der Schleimhäute in Mund und Rachen, sollten einem Arzt vorgestellt werden. Kommt es zu einer Bindehautentzündung, muss ein Arztbesuch erfolgen. Bei Störungen des Herz-Rhythmus ist unverzüglich ein Arzt zu konsultieren. Es kann zu Beschädigungen des Herzmuskels kommen, die schwerwiegende Folgen haben. Verweigert das Kind die Nahrungsaufnahme sowie die Zufuhr von ausreichender Flüssigkeit, droht eine Unterversorgung des Organismus. Ein Arztbesuch ist unverzüglich erforderlich, damit sich kein lebensbedrohlicher Zustand entwickelt. Zeigt das Kind Verhaltensauffälligkeiten oder einen erhöhten Schlafbedarf, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Behandlung & Therapie

Die therapeutischen Maßnahmen zielen bei einem Kawasaki-Syndrom in erster Linie auf die Reduzierung der Entzündungsreaktionen sowie die Vermeidung von Aneurysmen in den Herzkranzgefäßen, für deren Manifestierung in der zweiten und dritten Woche ein erhöhtes Risiko besteht. Hierzu werden Immunglobuline, die bei der Körperabwehr eine bedeutende Rolle spielen und von den vom Kawasaki-Syndrom betroffenen Kindern nicht selbstständig im ausreichenden Maße synthetisiert werden können, infundiert (2 g/kg Körpergewicht über 12 Stunden).

Die Therapiemaßnahme muss gegebenenfalls bei unzureichendem Ansprechen seitens des betroffenen Kindes wiederholt werden. Daneben kommt hochdosierte Acetylsalicylsäure (30 bis 100 mg/kg Körpergewicht pro Tag) zur Reduktion der akuten Entzündungen und zur Fiebersenkung zum Einsatz. Solange das Risiko eines koronaren Aneurysmas besteht bzw. ein solches vorliegt, sollte Acetylsalicylsäure weiterhin in geringerer Dosierung (2 bis 4 mg/kg Körpergewicht pro Tag) eingenommen werden, da die Substanz gerinnungshemmend wirkt.

Bei Vorliegen eines ausgeprägten Aneurysmas werden Medikamente wie Cumarine zur stärkeren Hemmung der Blutgerinnung empfohlen. Gegebenenfalls sind herzchirurgische Maßnahmen bei einem Kawasaki-Syndrom angezeigt. Darüber hinaus werden kortisonähnliche Medikamente im Rahmen klinischer Tests erforscht, wobei zumindest ein ergänzender positiver Effekt für die Behandlung eines Kawasaki-Syndroms nachgewiesen werden konnte. Nach erfolgreichem Therapieende sollten bei einem Kawasaki-Syndrom regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Kardiologen stattfinden, um langfristige Beeinträchtigungen des Herzens (z.B. Stenosen) auszuschließen.


Aussicht & Prognose

Das Kawasaki-Syndrom ist eine sehr ernstzunehmende Infektion die unbedingt einer ärztlichen Behandlung bedarf, um Komplikationen und mögliche Spätfolgen zu vermeiden. Eltern der betroffenen Kinder können jedoch mit einfachen Mitteln zur Linderung der Symptome beitragen.

Zur Fiebersenkung genügen in den meisten Fällen kalte Wadenwickel, helfen diese nicht und das Fieber ist gefährlich hoch, kann eine Dusche für Erleichterung sorgen. Direkt eine kalte Dusche oder ein kaltes Vollbad sind zu vermeiden. Die Blutgefäße in den Extremitäten würden sich schnell verengen und das Herz müsste schneller schlagen. Für den bereits belasteten Kreislauf ist dies eine zu starke Belastung. Reguliert man stattdessen die Temperatur langsam und nicht zu weit herunter, führt dies zu einer moderaten Absenkung der Körpertemperatur und nur zu einer minimalen Kreislaufbelastung.

Da Kinder sehr schnell dehydrieren, ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr seitens der Eltern unbedingt erforderlich. Die Patienten müssen in ihrer körperlichen Aktivität gebremst werden, um eine mögliche Herzschädigung und spätere Komplikationen zu vermeiden. Die Einfache Beimengung von frischem oder getrocknetem Kurkuma ins Essen hilft, dank dessen entzündungshemmender Wirkung, sowohl beim Fieber als auch bei den auftretenden Hautausschlägen, welche zusätzlich mit Cremes gelindert werden können.

Eine regelmäßige kardiologische Kontrolle nach Abklingen der Symptome ist angeraten, damit mögliche Spätfolgen frühzeitig behandelt werden können.

Vorbeugung

Aufgrund der unbekannten Ätiologie (zugrundeliegende Ursache) des Kawasaki-Syndroms existieren keine vorbeugenden Maßnahmen.

Nachsorge

In den meisten Fällen stehen dem Betroffenen beim Kawasaki-Syndrom bei Baby und Kind keine besonderen oder direkten Möglichkeiten einer Nachsorge zur Verfügung. Bei dieser Krankheit sollte allerdings schon sehr früh ein Arzt aufgesucht werden, damit es zu keinen weiteren Komplikationen und auch nicht zu einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden kommt.

Eine frühe Diagnose wirkt sich in der Regel immer sehr positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung aus, sodass die betroffenen Eltern schon bei den ersten Symptomen und Anzeichen des Kawasaki-Syndroms bei Baby und Kind einen Arzt kontaktieren sollten. Die Behandlung selbst erfolgt in der Regel durch die Einnahme von bestimmten Medikamenten.

Hierbei sollten die Eltern auf eine richtige Dosierung und auch auf eine regelmäßige Einnahme der Medikamente achten. Bei Unklarheiten oder bei Fragen ist dabei immer zuerst ein Arzt zu konsultieren, damit keine weiteren Beschwerden eintreten. Ebenso sind beim Kawasaki-Syndrom bei Baby und Kind regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen durch einen Arzt sehr wichtig, um den Zustand des Betroffenen dauerhaft zu überwachen. Dabei sollte sich das Kind nicht unnötig anstrengen, da das Herz im Allgemeinen geschwächt ist. In vielen Fällen verringert diese Krankheit die Lebenserwartung des Betroffenen.

Das können Sie selbst tun

Beim Kawasaki-Syndrom handelt es sich um eine ernstzunehmende Infektionskrankheit bei Kleinkindern. Eine ärztliche Behandlung ist notwendig um Komplikationen und Spätfolgen zu vermeiden. Dennoch können Eltern die Symptome durch einige Mittel mildern.

Die Erkrankung geht mit hohem Fieber einher. Wadenwickel oder moderate Ganzkörperkühlungen senken zumeist die Körpertemperatur um ein bis zwei Grad. Aufgrund des Fiebers sollten Eltern zudem auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr bei ihrem erkrankten Kind achten. Ideal sind stille Mineralwässer oder ungesüßte Kräutertees. Zur Vermeidung von Komplikationen am Herzen ist streng auf körperliche Schonung zu achten. Zur Behandlung der Hautausschläge empfehlen sich kühlende Umschläge sowie das Auftragen antientzündlich wirkender Salben. Als natürliche Substanzen empfehlen sich Kokosöl – welches zugleich antiseptisch wirkt – oder Olivenöl. Ebenso sind in Apotheken speziell angerührte Präparate zu erwerben.

Die Naturheilkunde empfiehlt das homöopathische Mittel Belladonna bei hohem Fieber. Weiterhin wird zur Gabe von Vitamin-C-Präparaten angeraten, da bei einem entzündlichen Prozess dieses lebenswichtige Vitamin erhöht verbraucht wird. Eine ebenfalls stark antientzündliche Wirkung hat die Kurkuma-Wurzel. Diese können Eltern frisch im Einkaufsmarkt oder in Pulver- bzw. Kapselform (Nahrungsergänzungsmittel) in der Apotheke erwerben.

Nach einer überstandenen Erkrankung sollten Eltern mit ihrem Kind regelmäßig zur Kontrolle bei einem Kardiologen gehen, um das Auftreten von Spätfolgen zeitnah zu erkennen und behandeln zu können.

Quellen

  • Gortner, L., Meyer, S., Sitzmann, F.C.: Duale Reihe Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Kerbl, R. et al.: Checkliste Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2011
  • Muntau, A.C.: Intensivkurs Pädiatrie. Urban & Fischer, München 2011

Das könnte Sie auch interessieren