KiDD-Syndrom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das KiDD-Syndrom stellt die Folgeerscheinung des nichtbehandelten Kiss-Syndroms dar. Beim KiDD-Syndrom kommt es zu Funktionsstörungen der Kopfgelenke, die in weiterer Folge Auswirkungen auf den Organismus haben. Da derartige Störungen nicht „auswachsen“, ist es daher wichtig, eine frühzeitige Behandlung in Anspruch zu nehmen. Das KiDD-Syndrom sorgt jedoch immer wieder für Diskussionen; zahlreiche Experten und Ärzte vertreten die Meinung, dass es wieder das Kiss-, noch das KiDD-Syndrom gibt.
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Was ist das KiDD-Syndrom?
Das KiDD-Syndrom (Kopfgelenk - induzierte - Dyspraxie/Dysgnosie) ist eine Folgeerscheinung des sogenannten Kiss-Syndroms. Dabei liegen eine Dysgnosie (Wahrnehmungsstörung) und eine Dyspraxie (erlernte Bewegungen können nicht ausgeführt werden) vor. Mediziner sprechen auch immer wieder von einer Kopfgelenk-induzierten-Dysfunktion (KiD).
Beim KiDD-Syndrom handelt es sich um ein weitreichendes Krankheitsbild, welches sich dadurch bemerkbar macht, dass die Betroffenen mit kognitiven Störungen und auch Anomalien in ihren Bewegungsabläufen zu kämpfen haben. Ob das KiDD-Syndrom jedoch tatsächlich als Erkrankung existiert, ist bislang nicht geklärt.
Viele Mediziner sind der Ansicht, das KiDD-Syndrom sei keine tatsächliche Krankheit. Eine offizielle Diagnose, basierend auf dem ICD-10, existiert nicht. Dies deshalb, da es bislang keine pathophysiologische Erklärung für das Krankheitsbild gibt.
Schlussendlich beschreibt die Dyspraxie nur eine umfassende Entwicklungsstörung, die für die Störung in den Bewegungsabläufen verantwortlich ist. Die Dysgnosie umschreibt lediglich die Unfähigkeit, bereits erlernte Informationen wiederzugeben.
Ursachen
Jene Gruppe ist überzeugt, dass es das Krankheitsbild KiDD-Syndrom gibt. Bislang gibt es aber keinen wissenschaftlichen Beweis, sodass das KiDD-Syndrom weder pathophysiologisch erfasst, geschweige molekularbiologische oder genetische Ursachen entdeckt wurden, die auf ein derartiges Syndrom schließen lassen. Die sogenannte Diagnose wird lediglich durch eine Vielzahl von Störungen untermauert.
Das KiDD-Syndrom wird auch als Folgeerscheinung eines nichtbehandelten Kiss-Syndroms gesehen; auch hier gibt es keine tatsächlichen Beweise, dass dies tatsächlich der Fall ist. Auch das sogenannte Kiss-Syndrom ist in Medizinerkreisen umstritten.
Jedoch sind Betroffene von Kindern, die an dem KiDD-Syndrom leiden, überzeugt, dass es sich definitiv um ein eigenständiges Krankheitsbild handelt. Unterstützung erhalten sie jedoch lediglich von Alternativmedizinern.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Leidet das Kind unter folgenden Symptomen, spricht der Mediziner vom KiDD-Syndrom: Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Knieschmerzen, Migräne oder auch "Wachstumsschmerzen", Haltungsschwäche, Fehlhaltungen.
Auch Einschränkungen der Bewegung, Koordinationsschwierigkeiten und motorische Defizite sind allesamt Faktoren, die die ersten Anzeichen des KiDD-Syndroms sein können. Mitunter kommt es zu Konzentrations- und Lernstörungen, die vorwiegend in der Schule auftreten. Auch Wahrnehmungsstörung, eine gestörte soziale Integration, Emotionsstörungen und Hyperaktivität sind möglich.
Des Weiteren sind die Kinder unsicher in ihrer Raumorientierung, leiden unter Höhenangst und haben Schlafstörungen, wobei auch nächtliches Wasserlassen keine Seltenheit darstellt. Auch kieferorthopädische Probleme, wie etwa Kreuz-, Fehl- oder Überbiss und Mundatmung sind möglich.
In weiterer Folge können die Symptome, die auf ein KiDD-Syndrom deuten, auch für das Erwachsenenalter enorme Spätfolgen haben: So leiden Erwachsene unter chronischen Rückenschmerzen, Halswirbelsäulenbeschwerden, Migräne, haben Gleichgewichts- und Bewegungsstörungen, leiden oft unter Ohrgeräuschen (Tinnitus) und Bandscheibenvorfällen.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Bislang gibt es keine offizielle Diagnose. Das bedeutet, dass es - zumindest von Seiten der Mediziner - kein KiDD-Syndrom gibt. Vorwiegend sprechen Therapeuten und Ärzte, die der „European workgroup for manual medicine“ (EWMM) angehören, vom KiDD-Syndrom.
Auch wenn es, so die EWMM, mehrere Beweise gibt, dass es sich um ein tatsächliches Krankheitsbild handle, sind viele Experten kritisch. Immer wieder werden Anträge, das KiDD-Syndrom als tatsächliche Erkrankung zu akzeptieren, abgelehnt. Die Gesellschaft für Neuropädiatrie hat den Themenkomplex als unhaltbar, spekulativ und pauschalisiert erklärt.
Auch in den Fachgebieten der manuellen Medizin gibt es immer wieder kritische Stimmen. So hat die „Ärztegesellschaft für Altlasttherapie und manuelle Kinderbehandlung“ (ÄGAMK) beschlossen, nicht vom Kiss- oder KiDD-Syndrom zu sprechen, sondern vom Tonusasymmetrie-Syndrom (TAS).
Komplikationen
Schmerzen aus dem Rücken können sich auch in andere Regionen ausbreiten und dort zu Beschwerden führen. Im Allgemeinen kommt es durch das KiDD-Syndrom zu Koordinationsschwierigkeiten und oft zu Bewegungseinschränkungen. Die meisten Betroffenen leiden an Höhenangst und an Angstzuständen oder einer Hyperaktivität. Ebenso kann eine Wahrnehmungsstörung auftreten, die vor allem bei Kindern zu einer verzögerten Entwicklung führt.
Die Lebensqualität des Betroffenen wird durch das KiDD-Syndrom erheblich eingeschränkt und verringert. Weiterhin kann es zu verschiedenen Fehlbildungen kommen. Durch diese Fehlbildungen kann es vor allem bei Kindern zu Mobbing oder zu Hänseleien kommen. Eine kausale Behandlung des KiDD-Syndroms ist nicht möglich.
Die einzelnen Beschwerden können eventuell mit Hilfe von Therapien behandelt werden. Nicht selten ist allerdings auch eine psychologische Therapie notwendig, bei welcher auch die Eltern oder Angehörigen teilnehmen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Eltern, die bei ihrem Kind Symptome wie Kopfschmerzen, Migräne, Rücken- und Knieschmerzen oder Fehlhaltungen bemerken, sollten umgehend den Kinderarzt einschalten. Selbiges gilt, wenn Wahrnehmungsstörungen, emotionale Probleme oder vegetative Störungen, zum Beispiel Schlafstörungen oder nächtliches Wasserlassen, auftreten. Sollte das Kind weitere Anzeichen des KiDD-Syndroms zeigen, wird am besten noch am selben Tag der Kinderarzt aufgesucht. Kieferorthopädische Probleme bedürfen der Behandlung durch einen Kieferorthopäden. Begleitend dazu sollte ein Therapeut hinzugezogen werden.
Die psychologische Unterstützung sollte schon früh in der Kindheit begonnen werden. Die Eltern von betroffenen Kindern sollten ebenfalls eine therapeutische Beratung in Anspruch nehmen und sich außerdem mit anderen betroffenen Eltern austauschen. Ein umfassendes Wissen über die Erkrankung erleichtert den Umgang mit dem Kind enorm. Zudem lernen die Eltern, mit dem Stress umzugehen, der mit der Erziehung eines Kindes verbunden ist, das am Kidd-Syndrom leidet. Das KiDD-Syndrom muss abhängig von den Symptomen von einem Allgemeinarzt oder einem Alternativmediziner und verschiedenen Fachärzten behandelt werden.
Behandlung & Therapie
Aufgrund der Tatsache, dass die Symptome - je nach Betroffenen - unterschiedlich sind, muss die Therapie individuell angepasst werden. Vorwiegend setzt sich die Therapie aus ergotherapeutischen und physiotherapeutischen Maßnahmen zusammen. So ist es möglich, dass Fehlhaltungen und Koordinationsstörungen gemindert werden können.
Den Patienten wird bei derartigen Übungen geholfen, ihr Gleichgewicht zu verbessern. Mitunter liegt der Schwerpunkt aber auf der Prävention, sodass es im Erwachsenenalter nicht zu diversen Beschwerden - wie etwa Probleme mit der Halswirbelsäule - kommt. Pharmakologische Behandlungen sind möglich, sollten jedoch nur bei Bedarf angewandt werden.
So können etwa Lern- und Aufmerksamkeitsstörungen und depressive Schübe, die im weiteren Krankheitsverlauf möglich sind, verhindert oder verbessert werden. Ob und inwiefern eine derartige Behandlung tatsächlich notwendig ist, entscheidet der behandelnde Arzt. Schmerzmittel werden nicht empfohlen.
Eine psychologische Therapie, vorwiegend durch einen Kinderpsychologen, ist ratsam. Eltern von Kindern, die unter dem KiDD-Syndrom leiden, sollten sich vorwiegend an Alternativmediziner wenden.
Aussicht & Prognose
Eine Prognosestellung ist bei dem KiDD-Syndrom sehr schwierig. Je nach Meinung des Experten findet eine Diagnosestellung statt, die nicht immer deckungsgleich mit den Ergebnissen und Ansichten der Wissenschaft und Mediziner ist. Aus diesem Grund gestaltet sich die Behandlung des Betroffenen sowie die Aussicht auf eine Linderung der Beschwerden als äußerst schwierig. Durch die Verwendung verschiedener Behandlungsmethoden, berichten viele Betroffene von einer Linderung der vorhandenen Beschwerden. Da sich das Syndrom durch eine Vielzahl von Störungen auszeichnet, wird dennoch nicht von einer Genesung oder Heilung gesprochen.
Die Verbesserung der Lebensqualität aufgrund der Beeinträchtigungen steht maßgeblich im Vordergrund. Die Betroffenen und deren Angehörige können letztlich nur individuell berichten, ob sich positive Veränderungen zeigen. Die genutzten Therapiemöglichkeiten sind umfangreich und werden je nach Ermessen des Alternativmediziners sowie der Angehörigen bestimmt. Häufig findet je nach aktuellen Erkenntnissen ein Wechsel von verschiedenen Methoden statt.
Fehlhaltungen und Störungen der Koordination werden durch physiotherapeutische Ansätze bei den meisten Patienten behandelt. Beginnen die Übungen frühzeitig im Leben des Erkrankten, werden oftmals langfristige positive Entwicklungen dokumentiert. In einigen Fällen kommt es zu operativen Eingriffen. Diese sind stets mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Treten keine weiteren Komplikationen auf, berichten Patienten häufig von einer Optimierung der Bewegungsmöglichkeiten.
Vorbeugung
Vorbeugende Maßnahmen sind, aufgrund der Tatsache, dass es bislang weder eine bekannte Ursache gibt, mitunter die Ärzte sogar unsicher sind, ob es sich beim KiDD-Syndrom überhaupt um eine Krankheit handelt, unbekannt. Wichtig ist, dass - auch wenn Schulmediziner das KiDD-Syndrom nicht als Krankheit ansehen - dennoch verschiedene Maßnahmen zur Symptomverbesserung gesetzt werden.
Nachsorge
In der Regel stehen dem Betroffenen beim KiDD-Syndrom keine besonderen Maßnahmen und Möglichkeiten der Nachsorge zur Verfügung, sodass bei dieser Krankheit in erster Linie schon sehr frühzeitig ein Arzt aufgesucht werden sollte. Eine frühe Diagnose wirkt sich dabei in der Regel immer sehr positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung aus und kann dabei auch weitere Komplikationen oder andere Beschwerden verhindern.
Je früher ein Arzt aufgesucht wird, desto besser ist auch der weitere Verlauf, sodass der Betroffene idealerweise schon bei den ersten Anzeichen und Symptomen der Krankheit einen Arzt kontaktieren sollte. Die Betroffenen sind beim KiDD-Syndrom meistens auf die Maßnahmen einer Physiotherapie und einer Krankengymnastik angewiesen. Viele der Übungen können mitunter im eigenen Zuhause durchgeführt werden, wodurch die Heilung eventuell etwas beschleunigt wird.
Ebenso ist die dauerhafte Unterstützung und Pflege der Betroffenen durch die eigenen Eltern und durch andere Angehörige sehr wichtig. Hierbei sind auch intensive und liebevolle Gespräche notwendig, da dadurch psychische Beschwerden und andere Depressionen verhindert werden können. Meistens verringert das KiDD-Syndrom nicht die Lebenserwartung des Betroffenen. Auch der Kontakt zu anderen Patienten des KiDD-Syndroms kann sehr sinnvoll sein, da es dabei häufig zu einem Austausch an Informationen kommt.
Das können Sie selbst tun
Als angeborene Krankheit ist das KiDD-Syndrom nicht heilbar. Allerdings geht es mit Symptomen einher, denen im Alltag in Form von Selbsthilfe entgegengewirkt werden kann. So sind Patienten häufig von Kopfschmerzen betroffen. Eine kühle Umgebung, gut durchlüftete Räume und Dunkelheit können dabei Abhilfe schaffen. Darüber hinaus wird das KiDD-Syndrom oft von Bewegungseinschränkungen begleitet. Dementsprechend wichtig sind routinierte Bewegungsübungen.
Neben dem Erhalt der motorischen Fähigkeiten, kann sich Bewegung auch positiv auf die Psyche und psychosomatische Symptome auswirken, die oftmals mit chronischen Erkrankungen einhergehen. Auch Konzentrationsübungen gehören zur Alltagshilfe der Betroffenen. Im Zuge der Erkrankung schwindet die Konzentrationsfähigkeit. Die Übungen helfen den Patienten, sich im Alltag zu konzentrieren und zu orientieren.
Das KiDD-Syndrom wirkt sich vor allem auf die Psyche der Patienten aus. Für Angehörige und Freunde sollte der Fokus in der Alltagshilfe daher auf der Motivation und der Stabilisierung der Persönlichkeit liegen. Vor allem der soziale Anschluss sollte gewahrt werden, da Betroffene zur Isolation neigen. Abschließend gehören Ernährungsumstellungen zur Therapie. Diese lassen sich in den Alltag integrieren. Je nach Symptomen, sollte beispielsweise auf Koffein verzichtet werden. Auch sonst ist eine ausgewogene Ernährung wichtig.
Quellen
- Gleixner, C., Müller, M., Wirth, S.: Neurologie und Psychiatrie. Für Studium und Praxis 2015/16. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2015
- Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016