Kombinieren
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Kombinieren ist Teil der menschlichen Wahrnehmung. Durch den Wahrnehmungsprozess nehmen Menschen Reize aus ihrer Umwelt auf. Zusammen mit den weiteren kognitiven Fähigkeiten Beobachten, Interpretieren, Beurteilen und Summieren gehört das Kombinieren zur kristallinen und fluiden Intelligenz.
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Was ist das Kombinieren?
Kombinieren bedeutet die Fähigkeit, unterschiedliche Sachverhalte miteinander in Zusammenhang zu bringen. Der Wahrnehmungsprozess befähigt Menschen, bewusst oder unbewusst Reize aus ihrem Wahrnehmungsumfeld aufzunehmen und diese zu verarbeiten. Sie beobachten, interpretieren, beurteilen, summieren und kombinieren Sinneseindrücke, Situationen und Sachverhalte. Dieser Prozess befähigt Menschen, sich in ihrer Umwelt zu orientieren und mit ihrem sozialen Umfeld zu kommunizieren und entsprechend zu reagieren.
Die Gabe, zu kombinieren gehört zusammen mit den zuvor genannten Sinnesfähigkeiten zur kristallinen und fluiden Intelligenz, die auf Übung, Fachwissen und kultureller Beeinflussung basiert. Sie ist die Voraussetzung für das verbale Ausdrucksvermögen, Lernfähigkeit, Wissenserweiterung und soziale Kompetenz.
Funktion & Aufgabe
Menschen greifen zu 99 Prozent auf Sinneseindrücke und Wissen zurück, die bereits im Gehirn gespeichert sind. Lediglich ein Prozent verarbeitetes Wissen kommt von außen hinzu. 80 Prozent der Wahrnehmungsprozesse laufen unbewusst ab, 20 Prozent werden über das Emotionssystem verarbeitet. Die linke Gehirnhälfte befähigt Menschen, logisch zu denken und Sinneseindrücke zu analysieren. Auf diese Weise können sie verschiedene Sachverhalte miteinander in Beziehung setzen und logische Schlussfolgerungen ziehen. Dieser Verarbeitungsprozess ist Voraussetzung für die Lösung von Problemen.
Die Kombinationsgabe ist auch Teil der fluiden Intelligenz. Im Unterschied zur kristallinen Intelligenz ist sie unabhängig von Umgebungs- und Erfahrungswerten. Es handelt sich um eine geistige Leistung, die bestimmt, wie schnell ein Mensch Situationen und Sachverhalte verarbeiten kann und zu Problemlösungen gelangt. Die fluide Intelligenz wird maßgeblich durch die Gene beeinflusst. Je kreativer und intelligenter eine Person ist, desto umfangreicher ist ihr geistiges Vorstellungsvermögen. Diese Personen nehmen Sachverhalte anders und stärker wahr als weniger intelligente Menschen.
Die Fähigkeit, zu kombinieren erfordert sowohl Kreativität als auch analytisches und logisches Denken, um zu einer Problemlösung zu gelangen. Menschen, die problemlos kombinieren, also Sachverhalte miteinander in Zusammenhang bringen können, unterliegen seltener Fehleinschätzungen und Missverständnissen. Das gehirneigene Emotions- und Motivsystem nimmt Reize je nach Interesse, Aufmerksamkeit, Gemütszustand und Einstellung mehr oder weniger unbewusst oder bewusst wahr, kombiniert und interpretiert sie.
Kriminalisten zB müssen täglich Sachverhalte miteinander in Zusammenhang bringen. Sie kombinieren Indizien und Beweise, um diese zu einem Gesamtbild zusammenzufügen. Durch diese Kombination sind die Kriminalisten in der Lage, ein Verbrechen wie einen Mord aufzuklären. Erst das Kombinieren von unterschiedlichen Anhaltspunkten führt sie letztendlich auf die Spur des Mörders. Die Spurensucher der kriminaltechnischen Untersuchungsabteilung der Polizei untersuchen Spuren am Tatort und kombinieren diese einzelnen Indizien solange miteinander, bis sie in der Lage sind, den Tathergang zu rekonstruieren. Durch das Kombinieren und die Ausstattung im kriminaltechnischen Labor fügen die Spurensucher einzelne Sachverhalte zu einem Gesamtbild zusammen, das Polizei und Staatsanwaltschaft
Die Kombinationsfähigkeit beruht also nicht nur auf Erfahrungswerten und Fachwissen, sondern auch auf Beobachtungen und bereits vorherrschenden Fakten.
Krankheiten & Beschwerden
Krankheiten, die sich auf die Wahrnehmungsfähigkeit auswirken, können sowohl psychisch als auch physiologisch bedingt sein. Dazu gehören Erkrankungen, die sich direkt auf die Wahrnehmungsfähigkeit auswirken wie Demenz, Alzheimer, Schlaganfälle, Psychosen, Neurosen und Depressionen. Sekundäre, physiologisch bedingte Erkrankungen und Einschränkungen wie Herzbeschwerden, verschiedene Organerkrankungen, Kopfschmerzen oder Müdigkeit können sich auf die Wahrnehmungsfähigkeit auswirken.
Ein Patient mit Demenz leidet unter einer gestörten Wahrnehmung, er kann Sinneseindrücke nicht richtig einordnen, verarbeiten, beurteilen und interpretieren. Er ist nicht fähig, die einzelnen Fragmente in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen.
Schwere Erkrankungen der Wahrnehmungsstörungen müssen mit umfangreichen Therapiemaßnahmen behandelt werden. Patienten mit Schlaganfall haben dank moderner medizinischer Maßnahmen eine gute Heilungsprognose, während Demenz oder Alzheimer unheilbar sind und der Krankheitsverlauf durch adäquate Behandlungsmaßnahmen lediglich verzögert werden kann.
Jeder kann seine kristalline und fluide Intelligenz durch regelmäßiges Training wie Gehirnjogging, Lesen sowie Intelligenz- und Kombinationstests trainieren und steigern. Die Fähigkeit, zu kombinieren, ist eine Teildisziplin der gehirnphysiologischen Effizienz, die ausdrückt, wie schnell eine Person in der Lage ist, Sinneseindrücke zu verarbeiten und zur einer Problemlösung zu gelangen. Diese Effizienz kann bis ins hohe Alter bestehen, wenn Menschen sich im Verlauf ihres Lebens weiter entwickeln, regelmäßig neue Dinge hinzulernen und geistig rege bleiben. Wer sich geistige Anregungen verschafft, investiert daher erfolgreich in seine kristalline und fluide Intelligenz.
Quellen
- Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
- Gleixner, C., Müller, M., Wirth, S.: Neurologie und Psychiatrie. Für Studium und Praxis 2015/16. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2015
- Zimbardo, P., Gerrig, R.: Psychologie. Pearson Verlag, Hallbergmoos 2008