Kurzwellentherapie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. Oktober 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Kurzwellentherapie, auch Diathermie genannt, bezeichnet eine physikalische Therapie innerhalb der Medizin, bei der im Körpergewebe Wärme durch hochfrequente elektromagnetische Felder oder hochfrequente Ströme erzeugt wird. Diese Methode findet Anwendung bei der Schmerztherapie, zur Anregung der Durchblutung und für elektrochirurgische Verfahren.
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Was ist die Kurzwellentherapie?
Bei der Diathermie werden entweder Elektroden an die Haut aufgesetzt, um hochfrequente Ströme zu erzeugen, oder die entsprechenden Hautareale werden mittels einer Antenne mit den hochfrequenten elektromagnetischen Feldern bestrahlt.
Grundsätzlich kommen drei Frequenzbereiche bei der Kurzwellentherapie zur Anwendung. Das umfasst die Frequenzbereiche 13,56 MHz, 27,12 MHz und 40,68 MHz. Die Diathermie als solche beinhaltet neben der Kurzwellentherapie noch die Dezimeter- und Mikrowellentherapie, die aber nur eine geringere Rolle spielen. Die hochfrequenten Ströme oder Felder haben bei der Kurzwellentherapie eine Gewebeeindringtiefe von mehr als 20 cm.
Geschichte & Entwicklung
Die Kurzwellentherapie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt, als Wissenschaftler begannen, die therapeutischen Effekte elektromagnetischer Wellen zu erforschen. Die ersten Versuche, elektromagnetische Wellen zur Behandlung von Krankheiten einzusetzen, gehen auf die Entdeckung der Radiowellen durch Heinrich Hertz im späten 19. Jahrhundert zurück.
In den 1920er Jahren entdeckte der deutsche Physiker Karl W. Braun, dass Kurzwellen im Bereich von 27 MHz tief in das Gewebe eindringen und dort Wärme erzeugen können, was positive Effekte auf Muskeln und Gelenke hat.
In den 1930er Jahren wurde die Kurzwellentherapie in der Medizin zunehmend populär. Ärzte nutzten sie zur Behandlung von chronischen Entzündungen, Gelenkproblemen und Muskelverspannungen. Die Kurzwellentherapie wurde als schmerzfrei und effektiv angesehen, da sie Wärme im tiefen Gewebe erzeugt, ohne die Haut zu verbrennen. Durch die wachsende Verbreitung von Hochfrequenzgeräten in den 1950er Jahren wurde die Therapie weltweit anerkannt und in physiotherapeutischen Praxen und Krankenhäusern eingeführt.
Mit der Zeit wurden die Geräte weiter verfeinert, um die Strahlungsintensität präziser zu steuern, und die Kurzwellentherapie wurde ein fester Bestandteil der physikalischen Medizin.
Einsatz & Indikation
Die Kurzwellentherapie wird hauptsächlich zur Behandlung von muskulären und gelenkbezogenen Beschwerden eingesetzt. Sie wird durchgeführt, wenn eine tiefenwirksame Wärmebehandlung erforderlich ist, um Schmerzen zu lindern, Verspannungen zu lösen und Entzündungen zu reduzieren. Typische Anwendungsgebiete sind chronische Erkrankungen wie Arthrose, rheumatische Beschwerden, Muskelverspannungen und Rückenschmerzen.
Auch bei Verstauchungen, Zerrungen und anderen Verletzungen des Bewegungsapparats kann die Kurzwellentherapie unterstützend wirken, da sie die Durchblutung fördert und den Heilungsprozess beschleunigt.
Die Notwendigkeit einer Kurzwellentherapie ergibt sich vor allem bei Erkrankungen, die eine tiefgehende Wärmeeinwirkung erfordern, um die Symptome zu lindern. Diese Therapie ist besonders hilfreich, wenn konservative Maßnahmen wie physikalische Therapien oder Schmerzmedikamente nicht ausreichend sind. Bei chronischen Entzündungen, wie etwa Sehnenentzündungen oder Schleimbeutelentzündungen, wird die Kurzwellentherapie ebenfalls eingesetzt, da sie die Entzündung eindämmen und die Beweglichkeit verbessern kann.
Auch postoperativ kann die Therapie zur Rehabilitation und Schmerzlinderung beitragen, da sie die Geweberegeneration fördert und Muskelsteifheit verringert. Patienten, die eine nicht-invasive, tiefenwirksame Methode zur Schmerzbehandlung benötigen, profitieren häufig von dieser Therapieform.
Vorteile & Nutzen
Die Kurzwellentherapie bietet gegenüber anderen Behandlungs- und Untersuchungsmethoden mehrere Vorteile, insbesondere im Bereich der Schmerzlinderung und der Rehabilitation. Einer der größten Vorteile ist die tiefenwirksame Wärme, die sie erzeugt, ohne die Haut oder das oberflächliche Gewebe zu belasten. Im Gegensatz zu oberflächlichen Wärmebehandlungen, wie beispielsweise heißen Kompressen, dringt die Kurzwellenstrahlung tief in die Muskeln und Gelenke ein, was eine effektivere Behandlung von tieferliegenden Beschwerden ermöglicht.
Ein weiterer Vorteil ist, dass die Kurzwellentherapie nicht-invasiv und schmerzfrei ist. Sie kann eingesetzt werden, ohne dass Medikamente oder operative Eingriffe notwendig sind, was sie besonders für Patienten geeignet macht, die nach einer sanften Behandlungsmethode suchen. Zudem fördert die Kurzwellentherapie die Durchblutung und den Stoffwechsel im behandelten Gewebe, was den Heilungsprozess beschleunigt und die Regeneration unterstützt.
Im Vergleich zu einigen anderen Methoden, wie beispielsweise der medikamentösen Schmerztherapie, hat die Kurzwellentherapie den Vorteil, dass sie keine systemischen Nebenwirkungen verursacht, da keine chemischen Substanzen in den Körper eingebracht werden. Dadurch eignet sie sich besonders für Patienten, die empfindlich auf Medikamente reagieren oder chronische Schmerzen ohne Medikamente behandeln möchten.
Funktion, Wirkung & Ziele
Die Diathermie umfasst zwei grundsätzliche Anwendungsmöglichkeiten. Eine wichtige Indikationsmöglichkeit ist ihr Einsatz zur blutarmen operativen Durchtrennung von Gewebe. Das kann sowohl Haut- als auch Muskelgewebe sein. Das zweite Einsatzgebiet bezieht sich auf die Hochfrequenzwärmebehandlung in der Elektrotherapie. Die Elektrotherapie wird häufig angewendet bei Durchblutungsstörungen, bei Rheuma, Ischialgie und Arthrose.
Des Weiteren dient sie auch zur Anregung des Stoffwechsels und zur Tonusherabsetzung bei Muskelverspannung. Seltener wird sie heute bei Kiefern- und Stirnhöhlenentzündungen angewendet, um eventuelle Augenschäden zu vermeiden.
Die Wärmeerzeugung im Gewebe erfolgt über verschiedene physikalische Prozesse. Bei Anlegen von Elektroden wird ein Strom erzeugt, der infolge des hohen Ohmschen Widerstandes in Wärme umgewandelt wird. Die gerichtet bewegten Elektronen werden durch diesen Widerstand in ihrer Bewegung gehemmt und geben ihre Energie an die körpereigenen polymeren Moleküle ab, die so in Schwingung versetzt werden. Bei der Übertragung dieser Schwingungsenergie auf andere Moleküle entsteht Wärme.
Wird das elektromagnetische Wechselfeld mittels einer Spule erzeugt, entstehen im Körper durch wechselnde Magnetfelder sogenannte Wirbelströme, die sich natürlich auch in Wärmeenergie verwandeln. Bei der Einstrahlung hochfrequenter elektromagnetischer Felder über eine Antenne werden wiederum polymere Moleküle in Schwingung versetzt, die ihre Energie dann in Wärme umsetzen.
Zur Durchführung blutarmer operativer Eingriffe werden sogenannte Elektrokauter verwendet. Diese arbeiten durch Anlegen großflächiger Elektroden auf unbehaarten Hautarealen. An den Stellen, wo Gewebe durchtrennt werden soll, findet dann gezielt eine hohe Wärmeentwicklung statt. Dabei wird das entsprechende Gewebe sozusagen lokal verbrannt und kann getrennt werden. Mit dieser Methode können übrigens auch nicht mehr erwünschte Tattoos entfernt werden. Das erfordert eine langwierige, manchmal auch schmerzhafte, Anwendung.
Die Hochfrequenzwärmetherapie, also die Bestrahlung der entsprechenden Areale mit hochfrequenter Kurzwellenstrahlung, findet Anwendung zur Behandlung von Erkrankungen im orthopädisch-traumatologischen Bereich. Das betrifft z. B. Arthrosen, chronische Polyarthritis, rheumatische Erkrankungen oder Muskelzerrungen. Die entstehende Wärme regt hier die Durchblutung an, sodass die natürlichen Heilungskräfte des Körpers besser zum Tragen kommen. Dabei soll jedoch gesagt werden, dass die Diathermie immer als ergänzende Behandlungsmethode neben anderen Therapien indiziert ist.
Durchführung & Ablauf
Eine Kurzwellentherapie beginnt in der Regel mit einer gründlichen Untersuchung und Diagnose durch den behandelnden Arzt oder Physiotherapeuten, um den genauen Bereich der Behandlung festzulegen. Während der Sitzung wird der Patient bequem auf einer Liege positioniert, sodass der betroffene Bereich gut zugänglich ist. Anschließend werden spezielle Elektroden oder Applikatoren auf der Haut in der Nähe des zu behandelnden Gewebes platziert. Diese Applikatoren leiten die Kurzwellen in das Körpergewebe.
Die Kurzwellen dringen tief in das Gewebe ein, ohne die Haut stark zu erwärmen, und erzeugen eine angenehme Wärme im Inneren des Körpers. Diese Wärme fördert die Durchblutung, löst Verspannungen und unterstützt den Heilungsprozess. Die Behandlung selbst dauert in der Regel zwischen 10 und 20 Minuten, je nach Art und Schwere der Beschwerden.
Während der Therapie verspüren die Patienten oft eine milde, tiefgehende Wärme, aber in der Regel keine Schmerzen oder Unbehagen. Der Therapeut überwacht während der gesamten Behandlung die Reaktion des Patienten und stellt sicher, dass die Intensität der Kurzwellen optimal eingestellt ist. Nach der Sitzung kann der Patient in den meisten Fällen sofort wieder seinen Alltag aufnehmen, da die Behandlung keine Erholungszeit erfordert.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Wie bei anderen Therapien birgt die Diathermie aber auch Gefahren und ist unter gewissen Umständen auch kontraindiziert. So kann es passieren, dass bei elektrothermischen Operationen lokale Verbrennungen durch schlecht sitzende Elektroden auftreten. Das bedarf während der Operation einer ständigen Kontrolle durch den Arzt.
Werden weiterhin die zu trennenden Gewebestellen nicht richtig getroffen, kann es zu Schmerzen und Narbenbildungen kommen. Bei der Tattoo-Entfernung muss sich der Patient auf eine langwierige Behandlung einstellen, da hier viele Hautpartien behandelt werden müssen. Mitunter kommt es zu monatelangen Schmerzen, die erst abklingen, wenn die zerstörte Haut wieder vollständig nachgebildet ist.
Absolut kontraindiziert ist die Diathermie für beide Anwendungsmöglichkeiten bei einem implantierten Herzschrittmacher, da dieser durch das Magnetfeld beschädigt werden kann. Das Gleiche gilt bei einem eingesetzten Neurostimulator, der zur Schmerzlinderung implantiert wird. Für die Anwendungsmöglichkeit Hochfrequenzwärmetherapie ist die Diathermie kontraindiziert bei akuten Entzündungen, Thrombosen, Gravität und gestörte Wärmeempfindung.
Außerdem sollte die Kurzwellentherapie nicht in Gegenwart von Metallgegenständen, wie Uhren, Schmuck, Piercings und anderen angewendet werden, weil hier Verbrennungsgefahr besteht.
Alternativen
Es gibt mehrere alternative Verfahren zur Kurzwellentherapie, die eingesetzt werden können, wenn diese Methode für einen Patienten nicht geeignet ist, beispielsweise aufgrund von Kontraindikationen wie Metallimplantaten oder Herzschrittmachern.
Eine häufige Alternative ist die Ultraschalltherapie, bei der hochfrequente Schallwellen verwendet werden, um tiefes Gewebe zu erwärmen und die Durchblutung zu verbessern. Diese Methode ist besonders effektiv bei der Behandlung von Muskel- und Sehnenverletzungen und kann eine ähnliche Tiefenwirkung wie die Kurzwellentherapie erzielen.
Eine weitere Möglichkeit ist die Elektrotherapie, bei der elektrische Impulse zur Schmerzlinderung und Muskelstimulation genutzt werden. Die bekannteste Form ist die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS), die Schmerzen lindert, indem sie die Nervenaktivität moduliert.
Auch die Infrarot-Wärmetherapie kann eine Alternative sein. Sie nutzt Infrarotstrahlen, um Wärme in das Gewebe zu leiten, jedoch dringt diese nicht so tief ein wie bei der Kurzwellentherapie. Sie ist jedoch wirksam bei oberflächlichen Muskelschmerzen und Verspannungen.
Für Patienten, die eine nicht-thermische Behandlung bevorzugen, bietet die Kälte- oder Kryotherapie eine Möglichkeit. Dabei wird Kälte verwendet, um Entzündungen zu reduzieren und Schmerzen zu lindern, besonders nach akuten Verletzungen.
Diese alternativen Therapien bieten verschiedene Ansätze zur Schmerzbehandlung und Heilungsförderung, abhängig von den individuellen Bedürfnissen des Patienten und der Art der Erkrankung.
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013